Tetanus
Synonym: Starrkrampf, Wundstarrkrampf
Tetanus beruht auf einer Infektion mit dem Bakterium Clostridium tetani. Der Erreger dringt über eine Hautverletzung in den Körper ein und befällt das Nervensystem. Die Erkrankung ist durch schwere Muskelkrämpfe gekennzeichnet und kann tödlich verlaufen. Die Tetanuserkrankung tritt in Industrieländern heute nur noch sehr selten auf, ist aber weltweit noch von Bedeutung.
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Symptome
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Tetanus beginnt typischerweise mit heftigen Muskelkrämpfen im Gesicht. Durch die unwillkürliche Anspannung der Muskulatur verzieht sich der Mund zu einem krampfhaften Grinsen – dem Risus sardonicus. Oft ist auch die Kaumuskulatur betroffen, und die Zähne bleiben krampfhaft aufeinandergepresst. Nach und nach breiten sich die heftigen Krämpfe weiter aus, Schluckstörungen können dazukommen und heftige Verkrampfungen der gesamten Rumpfmuskulatur. Dabei werden so starke gegenläufige Kräfte freigesetzt, dass es zu Knochenbrüchen in der Wirbelsäule kommen kann. Der Kranke bleibt dabei bei vollem Bewusstsein.
Die zunehmende krampfhafte Lähmung der Atemmuskulatur führt zu Atemnot sowie Sekretstau in der Lunge und begünstigt Lungenentzündungen. Bei Befall des vegetativen Nervensystems kommt es zu starken Blutdruckschwankungen, Durchblutungsstörungen und Schweissausbrüchen. Tetanus kann mit leichtem Fieber einhergehen. Unbehandelt führt er häufig zum Tod durch Atemversagen oder Herz-Kreislauf-Komplikationen.
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Behandlung
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Tetanuskranke bedürfen der Behandlung auf einer Intensivstation. Dabei wird hoch dosiertes Immunglobulin in einen Muskel (intramuskulär) gespritzt, das sind Antikörper, die die Giftstoffe (Toxine), die von den Tetanusbazillen freigesetzt werden, neutralisieren. Die Wunde, durch die der Erreger in den Körper gelangt ist, muss so früh wie möglich gründlich vom Chirurgen ausgeschält werden. Zusätzlich werden Antibiotika gegeben, um die Erreger abzutöten. Weitere intensivmedizinische Massnahmen sind die Gabe stark muskelentspannender und beruhigender Medikamente, maschinelle Beatmung und gegebenenfalls ein lebensrettender Luftröhrenschnitt (Tracheotomie).
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Die Inkubationszeit, also die Zeit vom Eintritt des Erregers in den Körper bis zum Ausbruch der Krankheit, liegt in der Regel zwischen drei Tagen und drei Wochen. Gelegentlich kann sie kürzer dauern, mindestens einen Tag, oder länger, bis zu mehreren Monaten. Je kürzer die Inkubationszeit, desto schwerer verläuft die Erkrankung. Von zehn Tetanuskranken, die eine angemessene Behandlung erhalten, überleben acht bis neun. In Ländern mit unzureichender medizinischer Versorgung ist die Sterblichkeit aber bedeutend höher. Wer einmal an Tetanus erkrankt und die Erkrankung übersteht, wird dadurch nicht immun gegen Tetanusbazillen, sondern braucht weiterhin einen Impfschutz.
Neugeborenentetanus
Neugeborene können sich, wenn die Mutter nicht ausreichend durch Impfung geschützt ist, mit Clostridium tetani infizieren und an Tetanus erkranken. Die Erreger können bei der Durchtrennung der Nabelschnur mit unsterilen Instrumenten in den kindlichen Organismus geraten oder nachträglich über eine unzureichend hygienische Versorgung der Nabelwunde.
Lokale Tetanuserkrankung
Eine seltene Variante ist die lokale Tetanuserkrankung. Dabei sind nur die Muskeln in der Umgebung der Verletzung betroffen, durch die der Erreger in den Körper gelangt ist. In der Regel tritt diese Variante bei Menschen auf, die eine Teilimmunität gegen Tetanus haben, etwa aufgrund einer unvollständigen oder lange zurückliegenden Impfung. Diese Menschen haben gute Chancen, die Erkrankung unbeschadet zu überstehen.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Clostridium tetani ist ein anaerobes Bakterium, das heisst, es benötigt als Lebensraum eine Umgebung ohne Sauerstoff. Man findet es im Erdreich, und es kann auch im Mist von Pferden und anderen Tieren vorkommen. Die Tetanusbazillen können Sporen bilden, das sind Zwischenstadien, die sehr widerstandsfähig gegen Hitze und Desinfektionsmittel sind. Auch über scheinbar unbedeutende Verletzungen, etwa durch Holzsplitter, Dornen oder Nägel, können Tetanussporen in den Körper gelangen. Dort wandeln sie sich wieder in vermehrungsfähige Bakterien um. Die Tetanusbazillen breiten sich von der infizierten Hautstelle entlang der Nervenfasern bis ins Rückenmark und den Hirnstamm aus. Ein von den Bakterien gebildeter Giftstoff (Toxin) legt dort bestimmte Schaltstellen lahm, die für die Regulation der Muskelspannung zuständig sind. Daraufhin kommt es zu einer Übererregbarkeit der motorischen Nerven, also der Nerven, die die Muskeln aktivieren. So entstehen die heftigen Muskelkrämpfe.
In Industrieländern ist Tetanus aufgrund des weitreichenden Impfschutzes der Bevölkerung heute eine sehr seltene Erkrankung, in der Schweiz werden jährlich etwa ein bis zwei Tetanusfälle gemeldet. Durch Impfkampagnen wurde auch weltweit ein deutlicher Rückgang der Erkrankungszahlen erreicht. Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben im Jahr 2013 insgesamt etwa 49’000 Neugeborene an Tetanus, überwiegend in Entwicklungsländern. Eine Übertragung der Erkrankung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich, deswegen gibt es bei dieser Infektionskrankheit auch keine Ausbrüche, die sich über ein bestimmtes geografisches Gebiet verbreiten (Epidemien).
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Vorbeugung
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Die einzige zuverlässige Vorbeugung gegen eine Tetanuserkrankung ist die Schutzimpfung. Dabei wird der Impfstoff, der aus entgiftetem Toxin (Toxoid) besteht, in einen Muskel gespritzt, in der Regel ins Gesäss oder in den Oberarm. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Aktivimpfung, das heisst, die Impfung regt den Körper zum Aufbau eines Schutzes (Immunität) gegen genau diesen Erreger an. Nebenwirkungen der Impfung sind in der Regel mild und klingen meist innert weniger Tage ab. Dazu zählen Schmerzen, Schwellungen und Hautrötungen an der Einstichstelle, vorübergehende Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, seltener auch grippeähnliche Symptome wie Schweissausbrüche, Fieber und Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Schwerwiegende Nebenwirkungen wie allergischer Schock und Nervenschäden sind sehr selten und fallen im Vergleich zum Risiko einer Tetanuserkrankung bei Nichtgeimpften kaum ins Gewicht.
Lückenloser Impfschutz ist alternativlos
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt die Impfung je einmal im Alter von zwei, vier und sechs Monaten, zwischen eineinhalb und zwei Jahren, zwischen vier und sieben Jahren und zwischen elf und fünfzehn Jahren. Die Auffrischimpfungen sollen bis zum 65. Lebensjahr alle zwanzig und anschliessend alle zehn Jahre erfolgen. Besonders wichtig ist ein lückenloser Impfschutz bei älteren Menschen mit Durchblutungsstörungen sowie Menschen mit Diabetes oder offenen Hauterkrankungen. Wenn sich jemand verletzt, der keinen ausreichenden Impfschutz hat, oder wenn dieser nicht bekannt ist, dann ist gleichzeitig mit der aktiven auch eine passive Impfung angezeigt, das heisst, es werden Antikörper (Immunglobulin) gespritzt, die das Immunsystem bei der Abwehr des Erregers unterstützen. Das ist aber immer nur die zweitbeste Lösung. Besser ist es, einen lückenlosen Impfschutz zu gewährleisten, weil man sich immer mal verletzen kann und auch so geringfügige Verletzungen wie durch einen Dorn oder eine verschmutzte Nadel für eine Infektion ausreichen.
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TopPharm hilft!
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Bringen Sie bei Ihrem nächsten Besuch bei Ihrem Gesundheits-Coach ihr Impfbüchlein mit. Er überprüft, ob Sie mit Ihren Impfungen auf dem Laufenden sind, und kann gegebenenfalls veranlassen, Impfungen nachzuholen oder aufzufrischen. Das gilt für Tetanus wie für andere wichtige Impfungen. Mit einer Kombinationsimpfung in einer Spritze, etwa gegen Tetanus und Diphterie, schlagen Sie mehrere Fliegen mit einer Klappe.
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