Schlaganfall
Synonym: Apoplex, Hirninfarkt, Hirnschlag, zerebraler Insult
Schlaganfälle sind gefürchtete Ereignisse, die überraschend auftreten und schwere Behinderungen nach sich ziehen können. Sie gehören zu den häufigsten Todesursachen in der Schweiz.
Bei einem Schlaganfall sterben Gehirnzellen ab, deshalb können Funktionen des Gehirns teilweise oder komplett verloren gehen; möglich sind beispielsweise Lähmungen, Bewusstseinsstörungen oder Taubheitsgefühle. Bei Hirnschlägen ist Zeit ein extrem wichtiger Faktor: Je länger Betroffene nicht behandelt werden, desto grössere Schäden erleidet das Gehirn; damit steigt die Gefahr für schwere Behinderungen und Todesfälle. Selbst wenn nur der Verdacht auf Schlaganfall besteht, sollte sofort ein Notarzt gerufen werden.
Die meisten Schlaganfälle passieren, weil in Hirnbereichen die Durchblutung plötzlich stark nachlässt oder ganz ausfällt. Fast immer kommen die bedeutendsten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, bauchbetontes Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel durch den Lebensstil in den Industrienationen zustande.
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Symptome
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Schlaganfälle können leicht oder schwer verlaufen, keine oder starke Behinderungen hinterlassen und nur einzelne oder viele Fähigkeiten beeinträchtigen. Wie der Wortteil «Schlag» schon andeutet, ereignen sich die meisten Gehirnschläge plötzlich und überraschend. Nur knapp einer von fünf Schlaganfällen kündigt sich vorher an. Warnzeichen können vorübergehende Seh-, Sprach-, Empfindungs- und Gleichgewichtsstörungen, Schwäche oder Lähmungen und Schwindel sein. Bei Frauen sind zudem oder ausschliesslich andere Symptome möglich wie beispielsweise Kopfschmerzen, Übelkeit und Atemnot. Die grosse Mehrheit aller Schlaganfälle passiert aber ohne jede Vorwarnung – «wie aus heiterem Himmel».
Jeder Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, bei dem jede Minute zählt!
Egal, ob die Symptome nur ganz leicht sind und ob sie nach Minuten oder Stunden verschwinden: Jeder noch so kleine Schlaganfall kann das Leben direkt oder wenig später gefährden! Kleine Anfälle kündigen oft grössere an. Selbst wenn nur der Verdacht besteht, sollte man unbedingt immer sofort einen Notarzt rufen! Es geht um jede Minute: Direkt nach Schlaganfällen ist meist noch Sauerstoff im betroffenen Hirnbereich vorhanden. Damit können die Zellen dort kurze Zeit überleben. Dann sterben Minute für Minute mehr und mehr von ihnen ab. Tote Hirnzellen sind unrettbar verloren! «Zeit ist Hirn», sagen Ärzte darum nach Schlaganfällen: Je schneller die Behandlung beginnt, desto mehr Schäden kann sie verhindern. Schlaganfallpatienten sollten möglichst direkt in ein Spital mit Spezialabteilung kommen , einer sogenannten Stroke Unit. Auch dadurch sinkt das Risiko schwerer und bleibender Schäden. Schlaganfälle sind in der Schweiz eine der häufigsten Todesursachen und der häufigste Grund für Behinderungen.
Sauerstoffmangel oder Blutung
Nach ihrer Entstehung unterscheiden Mediziner zwei Formen von Schlaganfällen. Wenn Gehirnzellen sterben, weil sie zu wenig oder gar kein Blut und keinen Sauerstoff mehr erhalten, sprechen sie von ischämischen Hirnschlägen, Infarkten oder Insulten. Das Wort Ischämie stammt aus dem Griechischen und bedeutet ungefähr «zurückgehaltenes Blut». Meistens hat dann ein Blutgerinnsel (Thrombus) ein Gefäss verstopft, seltener Material, das sich von der Wand einer Arterie gelöst hat, die durch Arteriosklerose verändert ist. Sauerstoffmangel ist der Grund für vier von fünf Hirnschlägen, deren Ursache geklärt wird. Beim Grossteil des Rests kommt es zu Hirnblutungen, dann spricht man von hämorrhagischen Schlaganfällen. Hämorrhagie, ebenfalls aus dem Griechischen, bedeutet «Blutung, Blutfluss». Wenn Blut aus einem Hirngefäss austritt, herrscht hinter dem «Leck» zwar ebenfalls Mangeldurchblutung; hinzu kommt aber, dass das austretende Blut Platz braucht. Den gibt es innerhalb des knöchernen Schädels aber nicht: Mit jedem Milliliter Blut, das frei ins Gehirn strömt, steigt dort örtlich der Druck auf das Hirngewebe, sodass Zellen schnell absterben. In der Regel gleichen sich die Symptome ischämischer und hämorrhagischer Schlaganfälle weitgehend. Welche Einschränkungen sie zurücklassen, hängt von ein paar Umständen ab.
- Wie gross ist der betroffene Teil des Gehirns? Je mehr Zellen abgestorben sind, also je grösser das Ausmass des Hirnschadens ist, desto eher drohen ernste Einschränkungen.
- Welche Bereiche sind betroffen? Die Gehirnareale erfüllen verschiedene Aufgaben. Wenn eines davon Schäden erleidet, wird die entsprechende Hirnfunktion gestört oder fällt komplett aus. Welche Fähigkeit betroffen ist, hängt davon ab, welches Areal geschädigt wurde. Schlaganfälle können sehr unterschiedliche Hirnfunktionen beeinträchtigen, ebenso können sie mehrere Areale gleichzeitig beschädigen oder sogar ganze Gehirnhälften. Dann sind mehrere Behinderungen und dramatische Folgen möglich.
- Wie schnell haben sich bei ischämischen Schlaganfällen die Gefässe verschlossen? Wenn Gefässe, die das Gehirn versorgen, durch Ablagerungen über Jahre langsam zuwachsen, hat der Körper genug Zeit zu reagieren. Er legt als Ersatz neue Blutgefässe an (Kollaterale). Ereignet sich ein Verschluss aber plötzlich – etwa durch ein eingeschwemmtes Blutgerinnsel – lassen sich so schnell keine neuen Blutgefässe aufbauen: Die Zellen im betroffenen Gebiet gehen zugrunde.
Einschränkungen, die Schlaganfälle häufig nach sich ziehen
- Taubheitsgefühle und Lähmung im Gesicht, besonders einseitig: Die Lippen oder Teile davon fühlen sich halbseitig taub an. Wenn eine Gesichtshälfte erstarrt, hängt dort häufig der Mundwinkel tiefer.
- Lähmungen, besonders einseitig, an Hand, Arm, Bein oder einer ganzen Körperhälfte: Die Körperteile lassen sich nicht mehr bewegen wie gewünscht, sie wirken schlaff und kraftlos. Gläser, Tassen, Schlüssel lassen sich nicht mehr richtig festhalten. Viele Patienten können nicht mehr gehen, gehen unsicher oder stolpern häufig. In der Folge können sich Muskeln an gelähmten Körperteilen über Wochen unwillkürlich stark anspannen (Spastik).
- Störungen von Sprache und/oder Verständnis: Einige Patienten können nicht mehr sprechen, andere lallen, stammeln, nuscheln, verdrehen Silben und Worte oder haben andere Sprachschwierigkeiten, obwohl ihre Gedanken teilweise klar sind. Manche Betroffene verstehen nichts mehr oder nicht mehr richtig, was andere Personen sagen. Sie reagieren falsch oder gar nicht.
- Nachlassen der Sehkraft und andere Sehstörungen: Mitunter sieht man auf einem Auge gar nichts mehr, oder Teile des Gesichtsfelds fallen komplett aus. Ebenso ist es möglich, dass Gegenstände nur noch verschwommen wahrgenommen werden oder als Doppelbilder. Häufig lässt die räumliche Orientierung nach.
- Gleichgewichtsstörungen, Benommenheit und Schwindel, teilweise mit starken Kopfschmerzen: Der Gang wird unsicher, was sich durch schwache oder gelähmte Beine und Sehstörungen massiv verstärken kann. Viele Betroffene neigen deshalb zu Stürzen, meist fallen sie mehrheitlich auf dieselbe Seite.
- Bewusstseinsstörungen: Verwirrung, Erregung, Schläfrigkeit und Bewusstseinstrübung sind möglich. Bewusstlosigkeit kann auftreten, aber eher selten.
Verbreitet sind ausserdem Störungen beim Schlucken und Hören, Gedächtnisstörungen, Übelkeit, Brechreiz, Fieber und andere Beschwerden.
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Behandlung
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Patienten mit Schlaganfall oder Verdacht auf Schlaganfall sollten sofort in ein Spital mit Spezialstation (Stroke Unit) kommen. Jede Minute, die ungenutzt bleibt, erhöht die Gefahr von Todesfällen, Behinderungen und Pflegebedürftigkeit. Nach bestimmten Fristen sind manche Therapieverfahren nicht mehr möglich oder wirken schwächer.
Direkt nach der Einlieferung nehmen Ärzte den Betroffenen Blut ab, messen den Blutdruck und machen ein Elektrokardiogramm. Teilweise untersuchen sie auch das Gehirn und die Blutgefässe, die es versorgen, z.B. mit Computertomografie, Sonografie und Angiografie. Welche Untersuchungen stattfinden, hängt vom Zustand der Patienten ab und davon, wie sehr die Zeit drängt.
Akute Behandlung von Schlaganfallpatienten
Die Therapie direkt nach einem Schlaganfall verfolgt drei Ziele:
- Wiederherstellen und Sichern der Durchblutung des Gehirns: Mit bestimmten Substanzen, bevorzugt mit dem rekombinanten Gewebsplasminogenaktivator rtPA, lösen Ärzte Blutgerinnsel auf (Lysetherapie). In den ersten drei Stunden nach dem Infarkt wirkt die Behandlung am stärksten. Danach lässt ihre Wirkung nach.
- Wiederherstellen und Stützen von Körperfunktionen: Durch Hirnschäden fallen oft wichtige Körperfunktionen aus. Dadurch steigt die Gefahr von Komplikationen, schweren Behinderungen und Todesfällen. Deshalb versuchen Ärzte, ausgefallene Körperfunktionen wiederherzustellen und gestörte zu normalisieren, wie z.B. Atmung, Herzrhythmus, Blutdruck, Körpertemperatur sowie Sauerstoffsättigung und Zuckergehalt des Bluts.
- Vermeiden von Komplikationen: Die Behinderungen durch Schlaganfälle können zu einigen Komplikationen (siehe «Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten») führen. Um sie zu verhindern, können künstliche Ernährung, Blasenkatheter, Medikamente und weitere Massnahmen erforderlich sein.
Bei hämorrhagischen Schlaganfällen durch Hirnblutungen erfolgen weitgehend die gleichen Massnahmen. Oft müssen Ärzte auch den Überdruck und/oder Flüssigkeitsüberschuss im Schädel und Verkrampfungen von Hirnarterien behandeln (z.B. durch Medikamente, Drainagen, Hochlagern). Teilweise finden auch Operationen statt, um ausgebeulte Schwachstellen in den Wänden von Arterien (Aneurysmen) zu beheben.
Langfristige Therapie: Vorbeugung gegen Rückfälle und Rehabilitation
Bei Personen, die Schlaganfälle erlitten haben, besteht ein hohes Rückfallrisiko, also die Gefahr erneuter Gehirnschläge. Besonders gross ist dieses Risiko bei leichten Schlaganfällen, deren Symptome rasch wieder verschwinden. Der zweite Hirninfarkt folgt oft recht schnell auf den ersten, teilweise innert einer Woche! Deshalb leiten Ärzte schnell Therapien ein, um das Rückfallrisiko zu verringern. Die Patienten erhalten Mittel, die das Blut verdünnen (Thrombozytenaggregationshemmer). Meistens kommen die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel zum Einsatz, gelegentlich in Kombination mit der Substanz Dipyridamol. Einige Patienten bekommen Gerinnungshemmer (Antikoagulanzien, Antithrombotika) wie Phenprocoumon. Wenn die Halsschlagadern des Patienten deutlich verengt sind, versuchen Mediziner, die Engstellen mit Operationen zu entfernen oder aufzudehnen (Endarteriektomie bzw. Angioplastie). Zuletzt geht es in der Rückfallvorbeugung auch darum, weitere Risikofaktoren auszuschalten oder abzuschwächen. Häufig werden Patienten Mittel verschrieben, die den Blutdruck senken. Die Substanzen senken die Rückfallgefahr, selbst wenn vorher kein erhöhter Blutdruck vorlag. Niedere Blutfettwerte (LDL-Cholesterin unter 100 mg/dl) haben sich als positiv erwiesen. Sie lassen sich, falls nötig, mit bestimmten Medikamenten erreichen, den Statinen.
Die Rehabilitation sollte früh beginnen, möglichst innert der ersten 24 Stunden. Hier trainieren Patienten nicht nur Körperfunktionen, die eingeschränkt oder ausgefallen sind (z.B. Sprechen, Bewegung und Feinsteuerung von Händen und Beinen), sie werden auch psychisch betreut. Schlaganfälle können das davor gewohnte Leben drastisch verändern. Die Rehabilitation versucht, die Patienten auf den veränderten Alltag und eine mögliche Fortsetzung des Berufslebens vorzubereiten. An die Rehabilitation sollte sich die Nachsorge anschliessen. Sie dauert länger, vertieft das Erlernte und kann Einschränkungen weiter abbauen. Sehr hilfreich sind zudem Schulungen und Gruppen, in denen Patienten und Angehörige lernen, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollen. Sie bekommen hier üblicherweise umfassend Rat, Hilfe und Unterstützung. Es kann allerdings viel Kraft, Disziplin und Durchhaltevermögen kosten, bis Patienten die Kontrolle über ihre Körperfunktionen teilweise oder ganz zurückgewinnen. Vielfach bleiben Einschränkungen zurück oder Betroffene sterben infolge von Schlaganfällen.
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Früher haben Fachleute zwischen vollendeten Schlaganfällen und vorübergehenden unterschieden. Bei vollendeten halten die Symptome länger als 24 Stunden an und häufig bleiben schwere Schäden zurück. Im Fall eines vorübergehenden Schlaganfalls, der auch transitorische ischämische Attacke (TIA) heisst, verschwinden die Beschwerden innert eines Tages wieder (lat.: transitorius = vorübergehend). Allerdings zeigen die Gehirne vieler TIA-Patienten in Untersuchungen ebenfalls bleibende Schäden, ausserdem erleiden einige von ihnen oft wenige Tage später einen vollendeten Schlaganfall. Daher gilt eine TIA heute medizinisch ebenfalls als richtiger Schlaganfall. Fachleute raten TIA-Patienten dringend, sich sofort in einem Schlaganfallzentrum (Stroke Unit) untersuchen zu lassen.
Schlaganfälle bedeuten oft einen tiefen, dramatischen Einschnitt. Sie können alle Bereiche des Lebens verändern, sämtliche Fähigkeiten auslöschen, egal, ob angeboren oder erlernt. Häufig sind Lähmungen, Störungen bei Schlucken, Sprechen, Wahrnehmung, Reizverarbeitung, Gedächtnis und Aufmerksamkeit sowie psychische Veränderungen. Auf diese Einschränkungen reagiert jedes Gehirn anders. Manche Patienten erholen sich rasch und legen alle Behinderungen ab, andere kämpfen viele Monate oder Jahre, bis sie ihren Alltag wieder ohne fremde Hilfe meistern können. Als gutes Zeichen gilt, wenn Behinderungen gleich anfangs schnell zurückgehen. Die Heilungschancen hängen weiter davon ab, wie gross der Schaden im Gehirn war. Wenn nur kleine Gebiete betroffen waren, stehen die Chancen besser. Zudem genesen ältere Patienten, besonders die über 70, meist langsamer und nur unvollständig. Zuletzt verringern auch Komplikationen die Heilungsaussichten.
Nach Schlaganfällen stirbt rund einer von fünf Betroffenen im ersten Monat. Unter denen, die das Gröbste hinter sich haben, wird nur knapp einer von drei Patienten wieder völlig gesund. Ein weiteres Drittel kann ein weitgehend selbstständiges Leben führen, behält aber Behinderungen zurück. Das letzte Drittel der Betroffenen braucht wegen seiner Einschränkungen dauerhaft Pflege.
Häufige Komplikationen nach Schlaganfällen
Bei Personen, deren Körper nicht mehr richtig arbeitet, und die noch bettlägerig sind, wie häufig nach Schlaganfällen, entwickeln sich leicht Komplikationen. Pflegeteams in Stroke Units sollten Schlaganfallpatienten deshalb innert der 24 Stunden dazu veranlassen, sich zu bewegen – falls das möglich ist. Dadurch verringert sich das Risiko von einigen Komplikationen wie Lungenentzündungen, tiefen Beinvenenthrombosen, Druckgeschwüren. Zu den Erschwernissen, die nach Schlaganfällen häufig auftreten, gehören zum Beispiel:
- Lungenentzündung durch Schluckstörung: Bei Betroffenen, die Probleme beim Schlucken haben, geraten oft Fremdkörper (Essenskrümel, Flüssigkeit) in Atemwege und Lunge. Dadurch können sich Lungenentzündungen entwickeln.
- Infektion der Harnwege: Pflegekräfte müssen häufig den Urin von Betroffenen mit Kathetern ablassen, weil die Patienten nicht mehr in der Lage sind, ihre Blase zu kontrollieren. Auf Kathetern können sich Bakterien ansiedeln und Infektionen wie Blasenentzündungen verursachen. Das passiert häufiger an Kathetern, die in der Harnröhre liegen, als an solchen, die durch die Bauchdecke zur Blase gehen.
- Tiefe Beinvenenthrombose (TVT) und Lungenembolie: Wegen Bettlägerigkeit bilden sich leichter Blutgerinnsel, die Blutgefässe verstopfen können. Das Risiko sinkt durch frühzeitige Bewegung, Physiotherapie, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, bestimmte Mittel zur Hemmung der Blutgerinnung und wahrscheinlich auch durch individuell angepasste Kompressionsstrümpfe.
- Druckgeschwüre (Dekubitalgeschwüre): Bewegungsunfähige Patienten, die zu selten umgebettet werden, liegen sich oft wund.
- Epileptische Anfälle und Unruhezustände: Etwa 4 von 100 Betroffenen erleiden epileptische Anfälle, die bis zu sechs Monate lang medikamentös behandelt werden. Unruhezustände gehen häufig auf Flüssigkeitsmangel, Fieber oder Infektionen zurück.
- Erhöhter Druck im Schädel, Hirnödeme: Innerhalb der ersten drei Tage nach dem Ereignis kann das Gehirn anschwellen und vermehrt Flüssigkeit einlagern (Hirnödem). Dadurch steigt der Druck im Schädel an. Diese Komplikation ist gefürchtet, weil sie das Leben bedrohen kann und aufwendige intensivmedizinische Behandlungen erfordert.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Schlaganfälle ereignen sich, wenn Gefässe verstopfen, die das Gehirn mit sauerstoffreichem Blut versorgen, oder durch Hirnblutungen. Das geschieht nicht einfach so. Für beides gibt es Ursachen oder Risikofaktoren.
Risikofaktoren für ischämische Schlaganfälle
Kanadische Forscher haben Daten von mehreren Tausend Schlaganfallpatienten aus 22 Ländern ausgewertet. Das Ergebnis war eine «Hitparade» der Risikofaktoren. Hier die fünf ersten Plätze, die für acht von zehn Schlaganfällen verantwortlich gemacht werden:
- Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) allein erhöht das Risiko 2,5-fach. Er ist der bedeutendste Einzelfaktor und an einem von drei Schlaganfällen beteiligt.
- Rauchen verdoppelt das Risiko und trägt zu jedem fünften Schlaganfall bei.
- Übergewicht mit Bauchbetonung («Apfeltyp»)
- Ungesunde Ernährung
- Bewegungsmangel
Dahinter folgen Diabetes, hoher Alkoholkonsum, psychosoziale Belastungen (z.B. Stress, Ängste, Sorgen) und Herzerkrankungen (z.B. koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Vorhofflimmern). Bei Frauen kommen Risiken durch hormonelle Verhütungsmittel zum Einnehmen (Antibabypille) dazu. Die Mittel allein erhöhen das Thrombose- und Schlaganfallrisiko nur leicht, gemeinsam mit Rauchen aber stark. Auch eine Hormonersatztherapie gegen Beschwerden in den Wechseljahren steigert das Risiko.
Risikofaktoren für Schlaganfälle durch Hirnblutungen
Hirnblutungen kommen am häufigsten durch Unfälle zustande. An Platz zwei der Ursachen stehen Aneurysmata, sackförmige Ausbuchtungen von Arterienwänden. Sie entwickeln sich in grosser Mehrheit durch Arteriosklerose. Die wiederum geht meistens auf einen ungesunden Lebensstil zurück – genauer auf einzelne oder mehrere von dessen häufigen Folgen wie erhöhten Blutdruck, erhöhte Blutzuckerwerte, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen.
Häufigkeit
Mehr als 15’000 Personen erleiden jährlich in der Schweiz einen Schlaganfall. Zusammen mit den anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Herzinfarkt, Lungenembolie) stehen Gehirnschläge auf Rang eins der Todesursachenstatistik. Für sich allein genommen, belegen Schlaganfälle Rang drei in den Industrienationen. Schlaganfälle sind die häufigste Ursache für Behinderungen und die zweithäufigste für Demenz.
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Vorbeugung
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Wer gesund lebt, sich regelmässig bewegt, ausgewogen ernährt, Übergewicht vermeidet und auf Rauchen verzichtet, beugt automatisch Schlaganfällen vor. Erhöhte Blutwerte (Blutdruck, Blutzucker, Blutfette) sollten behandelt werden. Menschen mit Vorhofflimmern werden oft Tabletten verschrieben (Antikoagulanzien, Acetylsalicylsäure). Wenn die Halsschlagadern stark verengt sind, kommt eine vorsorgliche Operation in Betracht. Sie kann die Schlaganfallgefahr verringern.
- Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Diabetes behandeln: Die Erkrankungen sollten so konsequent behandelt werden, dass sich die Werte möglichst normalisieren. Ein gesunder Lebensstil sollte die Therapie unterstützen.
- Gesunde Ernährung: Ausgewogene, abwechslungsreiche Speisen sollten in Mengen auf den Tisch kommen, die nicht zu Übergewicht führen. Problematisch sind viele industriell verarbeitete Lebensmittel (z.B. Fertiggerichte), hier stecken in kleinen Bissen oft viele Kalorien. Zudem enthalten solche Speisen meist viele ungünstige gesättigte Fettsäuren und viel versteckten Zucker oder Salz. Auch Süssgetränke und Energydrinks erhöhen die Gefahr von Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besser ist es, reichlich frische Lebensmittel zu verwenden und zu essen (z.B. Früchte, Gemüse, Vollkornprodukte, [Fett-]Fisch, mageres Fleisch, magere Milchprodukte). Gesättigte Fettsäuren in der Nahrung sollte man durch ungesättigte zu ersetzen versuchen. Fett sollte weniger als 30% der Kalorien in der Nahrung ausmachen. Für Menschen mit erhöhtem Blutdruck empfiehlt es sich, die Salzaufnahme zu drosseln.
- Ausreichende und regelmässige Bewegung: Regelmässigkeit bringt mehr als hohe Intensitäten. Für Herz und Kreislauf ist es besser, viermal pro Woche 30 Minuten bei mittlerer, gleichmässiger Belastung zu trainieren als einmal zwei Stunden mit voller Kraft. Die Anstrengung sollte zur individuellen Belastbarkeit passen, im Zweifel sind Gesundheits-Checks ratsam. Je jünger man zu trainieren beginnt, desto besser ist der Effekt. In Vereinen, Sport-, Freizeit- oder Herzgruppen fällt regelmässiges Training meist leichter. Jede Bewegung ist besser als gar keine! Statt den Lift zu nehmen, kann man die Treppe wählen. Statt direkt beim Theater zu parkieren, kann man das Auto weiter entfernt abstellen und ein paar Schritte gehen. Es gibt viele Möglichkeiten, Bewegung in den Alltag einzubauen.
- Übergewicht reduzieren: Das Körpergewicht sollte sich im Normalbereich bewegen; es ist mehr als ratsam, Übergewicht abzubauen. Auf dem richtigen Weg dahin ist, wer sich gesund ernährt und sich regelmässig bewegt.
- Verzicht auf Zigaretten: Nikotin erhöht die Gefahr von Bluthochdruck, Arteriosklerose, Schlaganfällen, Herzinfarkten, Herzrhythmusstörungen und anderen Erkrankungen. Im Rauch von Zigaretten, Zigarren und Pfeifen befinden sich etwa 4000 weitere Substanzen, die viele Gesundheitsrisiken steigern, etwa die Gefahr von Lungenerkrankungen (z.B. COPD) sowie von Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Lungen-, Magen-, Nieren-, Blasen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ein Rauchstopp lohnt sich immer: Selbst nach vielen Jahren kann sich der Körper oft noch davon erholen. Wer aufhören will, sollte alle sinnvollen Hilfsmittel nutzen (z.B. Schulungen, Nikotinpräparate, Entwöhnungstabletten), um die Erfolgschancen zu maximieren.
- Weitere Krankheiten und Infektionen: Einige Erkrankungen oder Infektionen erhöhen den Blutdruck und das Risiko von anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dazu gehören Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose), chronische Nierenschwäche (chronische Niereninsuffizienz), Gicht, Schlafstörungen, besonders Schnarchen mit Atemstillständen (Apnoe) und Zahnfleischentzündungen (Parodontitis).
- Stress vermeiden oder abbauen: Hoher Arbeitsdruck, Mobbing, Ängste, Sorgen ums Geld oder um nahestehende Menschen, Schlafmangel, Lärm und viele andere Umstände können stressen. Langfristig schadet das oft dem Herz und den Gefässen. Stress kann den Schlaf stören, das Immunsystem schwächen, die Menge von Entzündungssubstanzen im Blut erhöhen und zu vermehrten Ablagerungen an Gefässwänden führen. Wenn sich Stress nicht vermeiden lässt, sollte man versuchen, alltägliche Stresssituationen zusammen mit anderen Beteiligten (z.B. Arbeitskollegen, Familie, Partner) abzumildern. Zum Stressabbau eignen sich etwa Entspannungstechniken.
- Lebensrhythmus einhalten: Schichtarbeiter bekommen öfter Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfälle und Herzinfarkte als andere Menschen. Sie leiden zudem häufiger unter Schlafstörungen und Depressionen. Ein regelmässiger Tagesablauf schont den Organismus.
- Soziale Kontakte pflegen: Menschen, die allein leben und viel allein sind, haben ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko. Soziale Kontakte sind wichtig für die körperliche und geistige Gesundheit.
- Erholsam schlafen: Durch Ein- und Durchschlafstörungen sowie nicht erholsamen Schlaf steigt das Risiko von Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall. Besonders gefährlich sind Schlafstörungen mit nächtlichen Atemaussetzern (Apnoe).
- Depressionen vermeiden oder behandeln lassen: Laut Studien haben depressive Menschen gegenüber gesunden ein um 30 bis 50% höheres Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko.
- Vorsicht bei Alkohol, Kaffee und Drogen: Bei Alkohol ist Zurückhaltung angebracht, neuere Studien haben schon bei geringen Mengen Nachteile für Herz und Gefässe festgestellt. Darum haben einige medizinische Fachgesellschaften die «sichere» Obergrenze für Männer auf täglich 25 Gramm gesenkt und für Frauen auf 20 Gramm. Zwei Tassen Kaffee pro Tag gelten allgemein als ungefährlich. Ob grössere Mengen schädlich sind, darüber streiten Wissenschaftler noch. Zu Cannabisprodukten (z.B. Haschisch, Marihuana) gibt es keine wirklich aussagekräftigen Studien. Doch der Rauch gilt als reicher an Kondensaten als Tabakrauch und ist somit sehr wahrscheinlich schädlicher für Lunge und Gefässe. In den USA ist einer von vier tödlichen Herzinfarkten unter 18- bis 45-Jährigen die Folge von Kokainkonsum. Während der ersten Stunde danach ist das Infarktrisiko 24-fach erhöht. Kokain verdoppelt zudem das Schlaganfallrisiko. Amphetamine (Aufputschmittel) und chemisch verwandte Substanzen (z.B. Ecstasy, Crystal Meth) können Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes verstärken, aber möglicherweise auch ihre Entstehung unterstützen.
- Achtung bei einigen Medikamenten: Gewisse Mittel gegen Depressionen (Antidepressiva) und Rheumamittel können das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Wenn Blutwerte den normalen Bereich übersteigen, sollten Betroffene ihren Arzt über alle Medikamente informieren, die sie aktuell verwenden. Häufig finden sich Alternativen, die keinen oder einen geringeren Einfluss auf die Risikofaktoren haben.
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Wirkstoffe
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Mittel, die das Blut verdünnen (Thrombozytenaggregationshemmer):
Acetylsalicylsäure, Clopidogrel
Mittel gegen Blutgerinnsel und Thrombosen:
Mittel gegen Bluthochdruck (Antihypertonika)