Krampfaderleiden
Synonym: Varikose, Varikosis
Krampfadern sind Abschnitte von Venen, die sich dauerhaft erweitert haben. Sie treten vorwiegend an den Beinen auf. Dort sind sie meist als gewundene und verästelte, blau verfärbte, knotige Erhebungen zu sehen. Krampfadern heissen in der Fachsprache Varizen und das Krampfaderleiden Varikose oder Varikosis. Es gehört zu den Venenleiden.
Anfangs stören die sichtbaren Krampfadern nur kosmetisch. Sie zeigen aber eine Störung im Venensystem an, die ernste Folgen haben kann. Als frühe Symptome erscheinen häufig schwere, müde Beine und nächtliche Wadenkrämpfe. Später können sich Schwellungen, Hautveränderungen und schlecht heilende Unterschenkelgeschwüre entwickeln, auch bekannt als «offene Beine» (Fachbegriff: Ulcus cruris).
Krampfadern sind weit verbreitet, Frauen leiden darunter erheblich häufiger als Männer. Ursache ist meistens eine angeborene oder durch das Alter bedingte Schwäche der Venenwände und Venenklappen. Frühe Therapien können verhindern, dass sich weitere Symptome und Komplikationen ausbilden. Je nach Stadium der Erkrankung kommen Verödungen, Medikamente gegen die Symptome und Operationen zur Entfernung der Krampfadern infrage. Patienten können die Behandlung durch geeignete allgemeine Massnahmen unterstützen.
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Symptome
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An Ihren Beinen treten Adern als sichtbare Knoten oder Schläuche aus der Haut hervor?Die auffälligen Adern, die Sie sehen, schlängeln oder verzweigen sich und haben oft eine blaue oder rote Färbung?Fühlen sich Ihre Beine abends manchmal müde und schwer an?
Krampfadern sind erweiterte Venenabschnitte. Oberflächliche Krampfadern werden als Erhebungen sichtbar. Sie treten in grosser Mehrheit an den Beinen auf, sind grundsätzlich aber auch woanders möglich. Krampfadern, die tiefer liegen, können etwa als Folge einer unbehandelten Leberzirrhose in der Speiseröhre und im Magen auftreten.
An den Beinen zeigen oberflächliche Krampfadern an, dass Beinvenen nicht einwandfrei arbeiten. Die Venenwände, Venenklappen und Muskeln im Bein helfen dem Herz dabei, Blut aus den Beinen hinauf in den Körper zu transportieren. Wenn dieser Vorgang gestört ist, bleibt Blut in den Beinvenen zurück, dadurch steigt der Druck auf die Venenwände. Die Venen können sich weiten, und die erweiterten Abschnitte treten als Erhebung hervor, wenn sie dick genug sind. Sie bekommen oft eine rote oder blaue Farbe durch das Blut, das hier versackt. Wenn Venen erweitert sind, können die Venenklappen sie nicht mehr dicht verschliessen. So versackt noch mehr Blut, und der Druck auf die Venenwände steigt weiter an.
Anfangs sind Krampfadern meistens nicht mit weiteren Beschwerden verbunden. Schreitet die Störung fort, treten jedoch erste spürbare Symptome auf. Gerade nach langem Stehen oder Sitzen bleibt dann besonders viel Blut in den Beinen zurück. Abends fühlen sich die Beine oft schwer und müde an, manchmal sind auch die Füsse dick. Hitze verstärkt die Beschwerden üblicherweise, weil sich die Venenwände bei Wärme ausdehnen. Viele betroffene Frauen berichten, dass ihre Beschwerden vor Beginn der Menstruation zunehmen.
Stadien von Krampfaderleiden
Es gibt verschiedene Systeme, um Krampfaderleiden in Stadien einzuteilen. Manche Fachleute bewerten Besenreiser und retikuläre Varizen als eine frühe Stufe, beide sind aber häufig harmlos. Sie müssen nicht automatisch zu Krampfadern führen. Das folgende System fängt erst an, wenn Krampfadern bereits vorhanden sind.
- Stadium 1: Die Patienten haben Krampfadern, aber spüren keine der weiteren Beschwerden, die bei späteren Stadien erscheinen können.
- Stadium 2: Erste Beschwerden machen sich bemerkbar. Typisch sind schwere, müde Beine und ein Spannungsgefühl in den Beinen. Zum Teil haben Betroffene nachts Wadenkrämpfe. Einige klagen auch über Juckreiz oder Wärmegefühl. Häufig verstärkt Hitze die Symptome, auch Schmerzen sind möglich. Viele Beschwerden lassen nach, wenn Betroffene liegen, ihre Beine hochlegen oder sich bewegen.
- Stadium 3: Durch den Druck des Bluts sind die Wände der Venen durchlässig geworden. Flüssigkeit, Proteine und andere Blutbestandteile treten ins Gewebe über. Die Flüssigkeitsansammlung (Fachausdruck: Ödem) verdickt die Knöchel und Beine, anfangs hauptsächlich abends. Weil sich Blut in den Beinen staut, leidet der Stoffwechsel. Die Haut kann sich bräunlich verfärben, verhärten, entzünden und verändern. Manchmal ist von einem chronischen venösen Stauungssyndrom mit Stauungsdermatitis (auch Stauungsekzem) die Rede. Die Haut kann sehr dünn und trocken werden, sodass Fachleute von «Pergamenthaut» sprechen. Noch ist sie aber so gut mit Blut versorgt, dass sich Wunden zeitig schliessen und abheilen.
- Stadium 4: Wunden heilen nur noch sehr langsam oder nicht mehr. Die Patienten haben offene Geschwüre an den Beinen, auch «offene Beine» genannt. Die Stauung von venösem Blut, das wenig Sauerstoff enthält, stört den Heilungsvorgang stark. Die Haut erhält dadurch auch zu wenig sauerstoffreiches arterielles Blut. Bei älteren Patienten können kleine Wunden lebensbedrohliche Blutungen verursachen. Auf den offenen Wunden siedeln sich leicht Bakterien an und verschlimmern die Situation. Darüber hinaus können sich Komplikationen entwickeln wie Entzündungen oberflächlicher Venen. Damit steigt die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden und Venen im Bein blockieren (oberflächliche Venenthrombose). Die Gerinnsel können auch mit dem Blut in die Lunge gelangen und in Einzelfällen zur lebensbedrohlichen Lungenembolie führen.
Unterteilung der Krampfadern
Je nach Grösse und Art der betroffenen Venen unterscheiden Fachleute verschiedene Typen von Krampfadern. Bei den Patienten können mehrere Typen gleichzeitig vorhanden sein.
- Besenreiser und retikuläre Varizen betreffen sehr kleine Gefässe in der Haut. Sie sind meistens bläulich-rötlich gefärbt und verästelt. Retikuläre Krampfadern haben ein netzförmiges Aussehen. Beide finden sich hauptsächlich an Aussen- und Vorderseiten der Oberschenkel, den Aussenseiten der Unterschenkel und an den Knie-Innenseiten.
- Seitenastvarizen (auch Seitenstrangvarizen) betreffen die Seitenäste der beiden Stammvenen, die in jedem Bein verlaufen. Diese Krampfadern liegen überwiegend an den Innenseiten von Ober- und Unterschenkeln. Seitenstrangvarizen können unabhängig von Stammvarizen auftreten, aber auch mit ihnen zusammenhängen.
- Stammvarizen betreffen die beiden Stamm- oder Hauptvenen der Beine, die auch Rosenvenen heissen und zu den oberflächlichen Venen gehören. Doch sie verlaufen nicht unmittelbar unter der Haut, sondern ein kleines bisschen tiefer im Bindegewebe. Stammvarizen erscheinen an den Innenseiten der Ober- und Unterschenkel, aber können auch vorn an den Schienbeinen oder hinten an den Waden auftreten.
Perforansvarizen betreffen Verbindungsvenen zwischen oberflächlichen Venen und den tiefen Venen.
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Behandlung
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Krampfadern sind sichtbar, die Ärzte müssen keine Nachweise durchführen. Doch sie versuchen, herauszufinden, wie viele Bereiche welcher Venen betroffen sind. Eine Ultraschalluntersuchung kann das klären, sie zeigt auch, ob und wo Blut nicht richtig fliesst. In vielen Fällen reichen die Befunde des Ultraschalls aus, manchmal müssen weitere, ergänzende Untersuchungen stattfinden wie beispielsweise eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel (Fachbegriff: Phlebografie).
Das Ausmass des Krampfaderleidens entscheidet über das weitere Vorgehen. Ist es möglich, die Venen zu erhalten, aber den venösen Blutfluss trotzdem zu normalisieren? Oder müssen manche Krampfadern entfernt werden? Ist der wichtige Blutfluss in den tiefen Beinvenen in Ordnung? Danach ist die Wahl zu treffen, mit welcher Behandlungsmethode voraussichtlich das beste Ergebnis bei möglichst geringen Risiken zu erreichen ist.
Zur Voruntersuchung gehören auch Fragen zu den individuellen Lebensumständen. Dadurch soll ans Licht kommen, warum überhaupt Krampfadern entstanden sind – welche Veranlagung und Risikofaktoren vorliegen. Diese Punkte sind wichtig für die Prävention neuer Krampfadern und um dem Fortschreiten des Venenleidens vorzubeugen.
Allgemeine Massnahmen
- Bewegung, Sport, Venengymnastik: Bewegungen, die die Beinmuskulatur belasten, stärken die sogenannte Waden- oder Muskelpumpe. Die Muskulatur der Waden unterstützt die Beinvenen bei ihrer Arbeit, bei schwacher Wadenmuskulatur müssen die Venen höhere Lasten tragen; entsprechend entlasten Sportarten wie Joggen, Walking, Tanzen und Velofahren die Venen. Es gibt auch Kurse mit spezieller Venengymnastik. Sie bieten sich besonders für ältere Patienten an und für solche, die sich nur eingeschränkt bewegen können.
- Kaltwasseranwendungen, Wassertreten, Kneipptherapie, Wechselduschen: Bei Kälte ziehen sich die Venen zusammen, darum trainieren kaltes Wasser und kaltes Duschen die Venen. Dadurch verschwinden Krampfadern zwar nicht, aber mögliche Beschwerden können nachlassen.
- Kompressionsstrümpfe: Diese Strümpfe drücken die Beinvenen zusammen, stärken die Muskelpumpe, erreichen, dass die Venenklappen besser schliessen, und beugen Ödemen vor. Bei leichten Krampfadern können Kompressionsstrümpfe als Therapie ausreichen, bei schwereren unterstützen sie viele Behandlungen. Die Strümpfe sind in verschiedenen Stärken und Längen erhältlich; sie müssen genau angepasst sein, manchmal werden sie sogar speziell angefertigt. Patienten sollten sich genau erkundigen, wie sie am besten mit ihren Kompressionsstrümpfen umgehen. Nach etwa sechs Monaten sind die Strümpfe ausgeleiert und üben nicht mehr genug Druck aus. Sie müssen dann ersetzt werden, falls die Kompressionstherapie weitergeht. Etwa bei Patienten mit bestimmten Hauterkrankungen, rheumatoider Arthritis, peripherer arterieller Verschlusskrankheit in den Beinen oder schwerem Bluthochdruck ist oft keine Kompressionsbehandlung möglich.
- Beine hochlagern: Wenn der Körper niedriger ist als die Beine, fliesst das Blut besser aus ihnen ab, weil die Schwerkraft nachhilft. Durch die Entlastung der Beinvenen lassen häufig auch Symptome nach.
Medikamente
Medikamente können Krampfadern nicht beseitigen, doch einige sollen dazu in der Lage sein, die Beschwerden zu lindern, die oft damit verbunden sind. Zur Wirkung der meisten Mittel gibt es wenige Studien. Allerdings berichten viele Betroffene, dass schon das Massieren beim Eincremen ihren Beinen guttut. Allein deshalb ist es sinnvoll, regelmässig geeignete Cremes, Salben oder Gels zu verwenden.
- Extrakte aus Pflanzen: Einige Pflanzenextrakte, etwa solche aus Rosskastanie und Weinblättern, sollen die Venen aktivieren und ihre Spannkraft erhöhen. Teilweise sollen sie auch Ödemen vorbeugen, indem sie die Durchlässigkeit der Venenwände verringern. Die Extrakte sind als Salben, Cremes und Tabletten erhältlich.
- Salben und Gels mit Heparin und Hirudin: Heparin und Hirudin hemmen die Blutgerinnung, dadurch sinkt das Risiko von Thrombosen.
- Diuretika: Bei starken Ödemen erhalten Patienten oft Diuretika, also entwässernde Medikamente.
Medizinische Verfahren
Die Verödung arbeitet nur mit Spritzen, bei den anderen Verfahren sind Schnitte nötig. Es handelt sich also um kleine invasive Eingriffe oder Operationen. Grundsätzlich unterscheiden sich solche, bei denen Krampfadern entfernt werden, von solchen, bei denen die betroffenen Venen im Körper zurückbleiben. Venenerhaltende Methoden haben den Vorteil, dass die Gefässe später notfalls für andere Eingriffe wie Bypass-Operationen zur Verfügung stehen. Zu den verbreiteten Verfahren zählen folgende:
- Verödung, Sklerotisierung, Sklerotherapie: Hier erhalten die Patienten Injektionen mit Verödungsmitteln direkt in die betroffenen Venen. Bei Krampfadern handelt es sich üblicherweise um schaumige Verödungsmittel, beispielsweise mit dem Wirkstoff Polidocanol. Verödungsmittel lösen eine künstliche Entzündung der Venenwände aus. Die Wände verkleben, sodass kein Blut mehr durch die Gefässe fliessen kann. Die Venen verkümmern, und der Körper baut die Reste ab. Haupteinsatzgebiet der chemischen Verödung sind Seitenastvarizen. Meistens sind mehrere Sitzungen erforderlich, um die Krampfadern zu beseitigen. Nach den Behandlungen tragen die Patienten in der Regel für ein paar Tage Kompressionsstrümpfe. Bewegung unterstützt den Erfolg der Behandlung. Nach wenigen Jahren muss die Therapie häufig wiederholt werden, weil Krampfadern zurückkehren.
- Stripping, Teilstripping: Unter den Operationen ist Stripping, das «Ziehen» von Krampfadern», aktuell am gängigsten. Dabei trennen Ärzte die Krampfadern vom restlichen Venensystem ab und ziehen sie anschliessend durch kleine Schnittöffnungen heraus. Es können Teile oder die gesamten Stammvenen entfernt werden, je nach Ausmass der Schädigung. Das venöse Blut sucht sich neue Wege im Körper. Nach dem Eingriff tragen die Patienten für mehrere Wochen Kompressionsstrümpfe.
- Kältetherapie, Kältetechnik, Kryomethode, Vereisung: Hier führen die Ärzte eine Kältesonde in die Stammvene ein. Sie friert an die Sonde an und wird mit ihr herausgezogen.
- CHIVA-Verfahren: Hier binden Ärzte betroffene Stammvenen an bestimmten Stellen mit Fäden ab. Diese Blockaden verhindern, dass Blut in die falsche Richtung fliesst und versackt. Durch Seitenäste kann das Blut weiterhin das Gewebe versorgen und muss sich keine neuen Wege suchen; die Krampfadern können sich zurückbilden. Die Patienten müssen nach der Operation für einige Tage Kompressionsstrümpfe tragen. Zum Teil sind zusätzliche Eingriffe als Ergänzungen nötig oder Verödungen von Seitenästen.
- Laser- oder Radiowellentherapie: Ärzte führen hier Sonden in die Krampfadern ein, weshalb Fachleute von «endoluminalen» Verfahren sprechen. Die Sonden geben Laserstrahlen oder Radiowellen ab. In beiden Fällen entsteht Hitze und die Venen veröden, ähnlich wie es bei der Sklerotisierung durch Chemikalien geschieht.
- Externe Valvuloplastie (EVP): Dieses Verfahren ist nur bei leichten Krampfadern an Stammvenen geeignet. Es erreicht, dass die Venenklappen das Gefäss wieder verschliessen. Dazu verengen Ärzte die grosse Vene der Leiste, indem sie eine Manschette aus Kunststoff um das Gefäss legen. Die Manschette verringert den Durchmesser wieder auf das normale Mass, so können die Klappen anschliessend ihre Funktion wieder erfüllen.
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Krampfadern sorgen zunächst nur für ein kosmetisches Problem: Die oft verfärbten sichtbaren Blutgefässe stören die Attraktivität. Betroffene müssen aber damit rechnen, dass ihr Venenleiden fortschreitet. Wie schnell, hängt von der Veranlagung, der Menge an Risikofaktoren und ihrer Bedeutung ab. Als erste spürbare Beschwerden sind schwere, müde Beine und ein Spannungsgefühl in den Beinen typisch. Nachts kommt es häufiger zu Wadenkrämpfen. Manche Betroffene plagt Juckreiz. In der Hitze nimmt die Stärke der Beschwerden üblicherweise zu. Sie lässt nach, wenn Betroffene liegen, ihre Beine hochlegen oder sich bewegen.
Der Überdruck macht die Wände der Venen porös. Aus dem Blut gelangt Flüssigkeit ins Gewebe, dieses schwillt durch die Flüssigkeitsansammlung an. Der Blutstau in den Venen stört den Austausch von Nährstoffen, Sauerstoff und Abfallstoffen. Weil Sauerstoff fehlt, ist der Stoffwechsel der Haut gestört; sie kann sich bräunlich verfärben, verhärten, entzünden und sehr dünn und trocken werden («Pergamenthaut»). Wunden schliessen sich noch, aber zunehmend langsam und irgendwann gar nicht mehr. An den Beinen finden sich offene Geschwüre, die leicht von Bakterien infiziert werden. Bei älteren Patienten können lebensbedrohliche Blutungen auftreten.
Als Komplikationen bei einem ausgeprägten Krampfaderleiden können sich Entzündungen oberflächlicher Venen (Venenentzündung, Varikophlebitis) entwickeln, Beinvenenthrombosen und selten lebensbedrohliche Lungenembolien.
Auf den Zusammenhang von Krampfadern mit den anderen Venenleiden und mögliche Komplikationen geht der Übersichtstext «Venenleiden» genauer ein.
Krampfadern verkrampfen sich nicht und entstehen auch nicht durch Krämpfe. Früher nannte man sie wegen ihrer Form «Krummadern». Im Althochdeutschen, das damals viele Menschen in Mitteleuropa sprachen, heisst «krümmen» aber «krimpfan». Daraus hat sich mit der Zeit die Bezeichnung Krampfader entwickelt.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Wie bei vielen Erkrankungen unterscheiden die Fachleute auch bei Krampfadern eine primäre und sekundäre Form.
Primäre Krampfadern entstehen wahrscheinlich, weil die Venenwände und -klappen durch eine angeborene Bindegewebsschwäche zu schlaff sind oder weil sie im Alter schlaff werden. Neuere Studien deuten an, dass die Vererbung eine geringere Rolle spielt, als bisher gedacht. Dagegen ist die Bedeutung der Risikofaktoren offenbar grösser als bislang vermutet. In allen Einzelheiten kennen Fachleute die Ursachen noch nicht. Primäre Krampfadern machen mehr als neun von zehn Fällen aus.
Sekundäre Krampfadern gehen auf gesundheitliche Störungen zurück, die den Blutfluss in den Beinvenen verändern. Beispielsweise kann ein Blutgerinnsel eine tiefe Leitvene im Bein oder Becken verstopfen oder ein Tumor den Strom des Bluts behindern. Dann sucht sich das Blut Umwege. Weil die Ausweichvenen nicht gross genug sind, weiten sie sich und werden zu Krampfadern. Manchmal spielt auch ein Anstieg des Blutdrucks in den Beinvenen infolge einer Herzschwäche oder einer Schwangerschaft eine Rolle. Abseits von den Beinen kann eine Leberzirrhose Krampfadern in der Speiseröhre und im Magen verursachen.
Risikofaktoren
Für Krampfadern sind einige Risikofaktoren bekannt. Laut jüngeren Studien haben sie einen grossen Einfluss auf die Entstehung, womöglich einen grösseren als erbliche Faktoren.
Strittig ist die Bedeutung der Ernährung. Einige Experten raten dazu, sich so zu ernähren, dass keine Verstopfung auftritt. Das ist allgemein sicher vorteilhaft. Es gibt aber keine konkreten Daten dazu, ob es einen Einfluss auf das Risiko für Krampfadern hat. Hämorrhoiden, die bei Verstopfung leicht entstehen, sind keine Krampfadern. Indirekt beeinflusst eine ungesunde Ernährung das Krampfaderrisiko aber allemal, weil sie eher zu Übergewicht führt als ein ausgewogener Speiseplan.
- Familiäre Veranlagung zur Bindegewebsschwäche: Wenn das Bindegewebe schwach ist, sind die Wände der Venen weniger stabil. Nach neueren Untersuchungen ist die angeborene Bindegewebsschwäche möglicherweise nur in einem von fünf Fällen von Krampfadern ausschlaggebend.
- Weibliches Geschlecht: Weibliche Geschlechtshormone aus der Familie der Östrogene verringern die Elastizität der Venenwände. Darüber hinaus haben Frauen eine stärkere Neigung für Bindegewebsschwäche als Männer.
- Alter: Während des Alterungsprozesses verlieren die Wände der Venen ganz natürlich an Elastizität und leiern leichter aus. Ausserdem bewegen sich viele ältere Menschen nicht mehr so viel wie in jungen Jahren.
- Bewegungsmangel: Eine schwache Beinmuskulatur bedeutet eine schwache Wadenmuskelpumpe. Ohne ihre Unterstützung müssen die Venen und ihre Wände stärkere Belastungen aushalten. Weiter erhöht Bewegungsmangel das Risiko von Übergewicht, Bluthochdruck und anderen Umständen, die den Kreislauf zusätzlich belasten.
- Übergewicht: Hohes Körpergewicht übt Druck auf die Venen aus, sodass sie sich eher weiten.
- Sitzende und stehende Tätigkeiten: Im Sitzen und Stehen treibt die Schwerkraft das Blut nach unten in die Beine, dadurch steigt der Innendruck in den Venen. Ihre Wände geben eher nach, wenn der erhöhte Druck lange andauert.
- Schwangerschaft: In der Schwangerschaft stellt der weibliche Körper mehr Progesteron her. Das Hormon entspannt die Wände der Venen und kann zur Dehnung der Gefässe führen. Zudem drückt die vergrösserte Gebärmutter oder manchmal auch das Baby im Mutterleib auf Venen und behindert den Blutstrom in ihnen.
- Antibabypille: Die Pille greift in den Hormonhaushalt ein, was als unvorteilhaft für die Venenfunktion gilt. Minipillen auf der Basis von Gestagen gelten hier als vorteilhafter im Vergleich zu anderen, da sie kein erhöhtes Thromboserisiko mit sich bringen.
- Enge Kleidung: Kleidung, die sehr eng anliegt, kann den Blutfluss in den Venen stören.
- Hohe Absätze: Laut Studien vermindern hohe Absätze die Arbeit der Wadenmuskelpumpen.
- Bestimmte Krankheiten: Manche Erkrankungen wie etwa Herzschwäche und Leberzirrhose führen häufig zu einem erhöhten Druck in den Venen.
- Rauchen: Nikotin schädigt die Gefässe und Gefässwände. Zudem ist es ein bekannter Thrombose-Risikofaktor.
- Alkohol: Starker Alkoholkonsum erhöht das Leberzirrhose-Risiko. Die Erkrankung kann zu Krampfadern in der Speiseröhre und im Magen führen.
Häufigkeit
Krampfadern sind bei uns weit verbreitet – allerdings schwanken die Zahlen sehr stark, weil sich viele Betroffene nicht behandeln lassen und häufig nicht genau zwischen Besenreisern und Krampfadern unterschieden wird. Fachzentren für Gefässchirurgie gehen davon aus, dass in der Schweiz fast eine von drei Personen Krampfadern hat (30%). Einige Fachleute rechnen damit, dass sogar die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung betroffen ist. Bei Frauen sind Krampfadern doppelt bis dreifach so oft anzutreffen wie bei Männern.
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Vorbeugung
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Selbst bei einem erhöhten Risiko lassen sich Venenleiden verhindern. Einerseits geht es darum, alle beeinflussbaren Risikofaktoren zu meiden oder ihren Einfluss möglichst stark abzuschwächen. Darüber hinaus lassen sich spezielle Übungen für die Venenfitness gut in den Beruf und Alltag einbauen.
- Es gibt bestimmte Übungen, die die Muskelpumpen aktivieren. Die Übungen funktionieren im Sitzen, Stehen, Liegen (z.B. Fusswippe, Oberschenkelpresse, Pedalofahren).
- Beine hochlegen: Die Beine über den Tag verteilt immer wieder einmal für kurze Zeit hochzulegen, entlastet die Venen und kann verhindern, dass Füsse und Unterschenkel anschwellen.
- Langes Stehen und Sitzen möglichst meiden. Wenn das nicht geht, ist es vorteilhaft, zumindest jede halbe Stunde die Position zu verändern, regelmässig die Beine hochzulegen und Venenübungen zu machen.
- Heisse Temperaturen meiden: Bei Hitze erweitern sich die Venen unter der Haut, und der Druck auf Venenwände nimmt zu. Deshalb sollten Personen mit einer Veranlagung für Krampfadern längere Einwirkungen von grosser Wärme und Hitze möglichst meiden. Als unvorteilhaft gelten etwa Saunieren, ausgedehnte Sonnenbäder und Aufenthalte in heissen Regionen.
- Regelmässige Wechselduschen, Wechselbäder, Massagen wie unter «Behandlung» erwähnt.
- Sich regelmässig bewegen und am besten solche Aktivitäten ausüben, die die Waden trainieren wie z.B. Wandern, Tanzen, Joggen, Walken und Schwimmen.
- Übergewicht meiden.
- Sparsam mit Alkohol umgehen.
- Nikotin meiden.
- Flache Schuhe und lockere Kleidung tragen, denn Absätze hindern die Muskelpumpe am Arbeiten, enge Hosen schneiden in Kniekehlen und Leisten ein und behindern die Blutzirkulation.
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TopPharm hilft!
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Bei Krampfadern und anderen Venenleiden kann Ihr Gesundheits-Coach Sie in vielerlei Hinsicht kompetent unterstützen. Er berät Sie optimal zu Salben und Cremes, die bei Krampfadern hilfreich sind. Er hält eine Auswahl an Strümpfen in verschiedenen Farben, Grössen und Kompressionsklassen bereit. Der persönliche Gesundheits-Coach hilft Ihnen, das passende Modell auszuwählen, nachdem er Ihre Beine vermessen hat, und gibt Ihnen Tipps zur korrekten Benutzung der Strümpfe. Darüber hinaus gibt er Ihnen gern Hinweise zur richtigen Pflege der Strümpfe und dazu, wie Sie die Haut Ihrer Beine vor dem Austrocknen bewahren.
Ein kleiner Ratgeber «Gesunde Beine & Füsse» liegt in Ihrer TopPharm Apotheke bereit, der neben Tipps zu Venenleiden viel Nützliches rund um die Pflege Ihrer Füsse enthält.
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