Es gibt unterschiedliche Gründe für Müdigkeit. Meist stecken seelische Probleme wie eine Depression oder Angststörungen dahinter, seltener organische Ursachen. Daher ist das wichtigste Werkzeug für Patienten mit dem Symptom Müdigkeit die genaue Anamnese – also eine sorgfältige Abklärung im Gespräch. Folgende grobe Ursachen lassen sich einteilen:

Müdigkeit bei seelischen Erkrankungen: Stress, Belastung am Arbeitsplatz, Schichtarbeit, niedriges Einkommen und Tabakkonsum sind deutliche Einflussfaktoren.

Müdigkeit bei chronischen Erkrankungen: Müdigkeit tritt häufig bei Krankheiten wie Parkinson, Herzschwäche, Multipler Sklerose, Niereninsuffizienz oder Krebs auf. Sie entsteht nicht nur durch die Erkrankung selbst, sondern auch durch eine reaktive Depression, chronische Schmerzen, Bewegungsarmut oder gestörten Schlaf.

Müdigkeit durch Medikamente: Besonders Benzodiazepine und zolpidemartige Wirkstoffe, aber auch Neuroleptika, Antidepressiva, Antihistaminika, Medikamente gegen Bluthochdruck und Parkinson sowie Opiate gegen starke Schmerzen können Müdigkeit verursachen.

Müdigkeit durch Eisenmangel und Blutarmut: Eine Anämie – insbesondere Eisenmangelanämie – ist eine häufige Ursache. Typische Begleitsymptome sind verminderte Belastbarkeit, Herzklopfen, Muskelschmerzen, Konzentrationsstörungen und Rhagaden (Mundwinkelrisse).

Müdigkeit bei Stoffwechselerkrankungen: Vor allem bei Diabetes Typ 2 und Schilddrüsenunterfunktion tritt Müdigkeit auf. In seltenen Fällen kann Müdigkeit das einzige Symptom eines noch unerkannten Diabetes mellitus sein, oft in Kombination mit starkem Durst und vermehrtem Wasserlassen.

Müdigkeit nach Infekten: Eine sogenannte Fatigue ist nach Infektionen wie Long Covid, echter Grippe (Influenza) oder Pfeifferschem Drüsenfieber bekannt. Eine postvirale Müdigkeit verschwindet in der Regel nach einigen Wochen wieder.

Müdigkeit durch Amalgam, Elektrosmog oder Nährstoffmangel: Eine Müdigkeit durch Amalgam konnte wissenschaftlich nicht belegt werden. Bei einer ausgewogenen Ernährung tritt ein Nährstoffmangel kaum auf. Bei bestimmten Krankheiten oder durch Medikamente wie PPI kann es jedoch zu einem Vitamin-B12-Mangel kommen, bei fehlender Sonnenexposition auch zu einem Vitamin-D-Mangel.

Müdigkeit bei Schlafapnoe und Schlafstörungen: Längere Atemaussetzer im Schlaf führen zu einem Abfall der Sauerstoffkonzentration im Blut, zu gestörtem Schlaf, Bluthochdruck und Tagesmüdigkeit. Es besteht ein klarer Zusammenhang mit Übergewicht.

Wichtig ist, den Teufelskreis aus Bewegungsarmut als Folge der Müdigkeit und deren Auswirkungen – wie Muskelabbau, Konditionsverlust, zunehmende Schmerzen und schlechtere Stimmung – zu durchbrechen. Eine spezifische medikamentöse Therapie gegen «normale» Müdigkeit gibt es nicht. Die Ursachen müssen gründlich abgeklärt und gezielt behandelt werden.