Antibiotika können Fluch und Segen zugleich sein. Während sie den eingedrungenen Infektionserregern den Kampf ansagen, geraten auch die «guten» Bakterien der physiologischen Darmflora in die Schusslinie. Als Folge tritt häufig Durchfall auf, der in den meisten Fällen aber von selbst abheilt.

Komplikationen bei der Einnahme eines Antibiotikums sind mit einer Wahrscheinlichkeit von 2 bis 25 Prozent zu erwarten. Prinzipiell kann jedes Antibiotikum Durchfall auslösen, aber die am häufigsten verschriebenen Antibiotika wie Amoxicillin, Cefixim und Clindamycin bergen logischerweise aufgrund ihrer häufigen Anwendung ein höheres Risiko. Auch wenn bei einer Antibiotika-Therapie Durchfall in jedem Alter auftreten kann, sind Kinder aufgrund häufiger Infektionskrankheiten besonders betroffen.

Es ist nicht überraschend, dass bakterizide (bakterienabtötende) oder bakteriostatische (wachstumshemmende) Wirkstoffe nicht nur die unerwünschten Bakterien dezimieren – auch die Bakterien der physiologischen Darmflora geraten ins Kreuzfeuer.

Am häufigsten sind stationäre Patienten im Spital betroffen, die ohnehin schon geschwächt sind. Neben dem gestörten Darmstoffwechsel begünstigen auch die zusätzliche Einnahme von sogenannten Protonenpumpenhemmern – also Mittel gegen Magensäure und Reflux – sowie Entzündungshemmern das Auftreten einer Infektion und damit Durchfall.

Was passiert nun genau?
Im gesunden Darm bauen die Dickdarmbakterien täglich 20 bis 50 Gramm Kohlenhydrate durch Fermentation ab. Wenn diese guten Bakterien durch Antibiotika dezimiert werden, sammeln sich die nicht resorbierbaren, unverdauten Kohlenhydrate in der Darmröhre an. Diese ziehen durch Osmose Flüssigkeit in den Darm und verursachen so Durchfall.

Unkomplizierte Durchfälle durch Antibiotika benötigen in der Regel keine spezielle Therapie. Also: abwarten und Tee trinken. Insbesondere bei Kindern und älteren Personen ist jedoch eine orale Elektrolytzufuhr eine sinnvolle Maßnahme (Normolytoral, Elotrans, Ka-Ex etc.), um das Defizit an Flüssigkeit und Salzen auszugleichen. Wenn der Durchfall nicht zusätzlich durch eine Infektion (z. B. Clostridium difficile) bedingt ist, können Durchfall-Stopper (z. B. Imodium) eingesetzt werden – sonst auf keinen Fall.

Eine gute Massnahme ist es, mit «guten» Bakterien vorzubeugen. In der Praxis hat sich die Einnahme von Probiotika (z. B. Perenterol, Omni-Biotic etc.) zusätzlich zum verordneten Antibiotikum bewährt. Sie sollen unter anderem den Abbau unverdauter Kohlenhydrate verbessern, die Darmwand stärken und so regulierend auf das Eindringen von Flüssigkeit in den Darm wirken. Zudem sollen Probiotika einen direkten Effekt auf die ungebetene Veränderung der Darmflora haben, indem sie diese wieder mit «guten» Keimen aufbauen. Probiotika gelten als sicher und moderat wirksam.