Unser Gehirn ist eine hochkomplexe Schaltzentrale. Mit einem gesunden und aktiven Lebensstil können wir unsere Hirnfunktionen trainieren und bis ins hohe Alter erhalten – bereits das Lesen dieses Artikels aktiviert Ihre Gehirnzellen.

Um geistig fit zu bleiben, sollten wir neugierig und interessiert durchs Leben gehen und uns immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Das Hirngewebe ist nämlich keine statische Masse, sondern kann sich gut an neue Anforderungen anpassen. Diese Flexibilität des Gehirns wird als Neuroplastizität bezeichnet. Unser Gehirn funktioniert nämlich wie ein Supercomputer: Es steuert, verarbeitet und speichert Tausende von Sinneseindrücken, die auf uns einwirken. Rund 100 Milliarden Nervenzellen, sogenannte Neuronen, senden rund um die Uhr elektrische Signale an andere Hirnzellen und verknüpfen sich über sogenannte Synapsen. Ein Neuron kann Tausende von Synapsen bilden, die via chemische Botenstoffe, die Neurotransmitter, miteinander kommunizieren. Wird das Gehirn stimuliert, zum Beispiel durch das Erlernen einer Fremdsprache, bilden sich viele neue Synapsen. Jede Aktivität animiert die Synapsen und fördert so die Vernetzung der Neuronen im Gehirn. Die Synapsen übernehmen daher eine zentrale Rolle bei der Gedächtnis- und Lernfunktion – wer seine Synapsen nicht nutzt, lässt sie verkümmern.

Baby-Neuronen und junge Synapsen

Bereits das Gehirn des Neugeborenen verfügt über rund 100 Milliarden kleine Neuronen. Diese Baby-Neuronen müssen alles neu lernen und vernetzen sich darum mit über 200 Billionen Synapsen. Bis zum 7. Lebensjahr können Kinder spielerisch eine Fremdsprache lernen, danach verlangsamt sich die Geschwindigkeit der neuronalen Entwicklung. Bereits im Alter von zehn Jahren ist das Gehirn voll ausgewachsen. Die Entwicklung des Gehirns verläuft jedoch unterschiedlich. Kinder sollten daher nach ihren individuellen Bedürfnissen und Interessen gefördert werden. Während der Pubertät bilden sich ungenutzte Synapsen zurück, Neuronen sterben ab. Für eine gesunde Hirnentwicklung sorgen viel Bewegung und Sport, weil dadurch chemische Botenstoffe ausgeschüttet werden: Noradrenalin etwa fördert die Lernfähigkeit. Bei Konzentrationsstörungen können zudem Omega-3-Fettsäuren in Form von Fischölkapseln die Gehirnfunktionen unterstützen.

Baumnüsse und Hörgeräte

Im Laufe des Lebens reduziert sich die Hirnfunktion messbar, und wir werden vergesslicher. Auch die Hör- und Sehkraft nimmt ab. Um die kognitiven Fähigkeiten im Alter zu erhalten, sollten regelmässig Augen- und Hörtests durchgeführt werden. Viele ältere Menschen tragen eine Brille, sträuben sich jedoch gegen ein Hörgerät. Wer jedoch schwerhörig ist, kann nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Dies führt zu Isolation – Einsamkeit erhöht die Gefahr einer Demenz beträchtlich. Viel Bewegung und eine nährstoffreiche Ernährung sind essenziell, um die Lebensqualität im Alter zu erhalten. Die Altersmedizin empfiehlt, täglich Baumnüsse zu essen. Sie enthalten Vitamine, Mineralstoffe und für die Gesundheit im Alter vorteilhafte, mehrfach ungesättigte Fettsäuren.

Heidelbeersaft und Grüntee

Unser Gehirnstoffwechsel ist hochaktiv und produziert Eiweissablagerungen, die den Hirnstoffwechsel behindern und vermutlich zu Alzheimer-Demenz führen können. Übermässiger Alkoholkonsum und Drogen schädigen die Nervenzellen und lassen sie absterben – das Gehirn schrumpft. Neben einem massvollen Lebensstil können wir unseren Hirnstoffwechsel mit Heidelbeeren, Heidelbeersaft und Grüntee unterstützen. Diese liefern viele Flavonoide, die als Antioxidantien unser Hirngewebe vor Giftstoffen schützen können. Ginkgo-Präparate kurbeln die Hirndurchblutung an, fördern damit den Zellstoffaustausch und können das Gedächtnis stärken.

Sport und Spiel

Unser Gehirn wiegt zwar nur 1,4 bis 1,8 Kilogramm. Es arbeitet jedoch auf Hochtouren und verbrennt dabei 20 Prozent unserer Energie in Form von Glucose. Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte versorgen das Gehirn mit Vitaminen und Mineralstoffen. Sie stabilisieren den Insulinspiegel und schützen vor Übergewicht. Vollkornprodukte, Eier und Fleisch liefern zudem Folsäure für die Bildung von Eisen – Folsäure ist wichtig für die Hirnreifung und die Leistungsfähigkeit der Nervenzellen. Damit unser Hirngewebe intakt bleibt, sollten wir uns eiweissreich ernähren, Sport treiben, viel Wasser trinken und gut schlafen. Wer gesund und unternehmungslustig ist, kann bis ins hohe Alter seine Synapsen trainieren, Neues lernen und Sozialkontakte pflegen. Gemeinsame Aktivitäten im Familien- und Freundeskreis wie Singen, Tanzen, Spielen und Wandern bringen unsere Synapsen in Schwung und fördern die Neuroplastizität von jungen und alten Gehirnen.

«Gemeinsame Aktivitäten im Familien- und Freundeskreis bringen unsere Synapsen in Schwung. Ein ideales Training für unser Hirn ist auch das Erlernen eines Musikinstrumentes.»
Dominique Götz