Einsamkeit, Ungewissheit, Ängste: Während der Pandemie nahmen psychische Probleme zu. Welches sind die häufigsten Krankheitsbilder, wie werden sie behandelt und wo findet man Hilfe?

Eine psychische Erkrankung kann jeden treffen, das hat Corona eindrücklich gezeigt. Fehlende menschliche Kontakte und Einschränkungen der Alltagsroutine belasteten das Gemüt teilweise schwer. Manchen Studien zufolge hat sich die Anzahl Personen in schlechter psychischer Verfassung während der Pandemie verdoppelt. Insbesondere Angstzustände und Depressionen nahmen deutlich zu. Doch auch in normalen Zeiten sind psychische Leiden eine Realität und zählen zu den häufigsten Krankheiten überhaupt. In der Schweiz kämpft mindestens jede fünfte Person zumindest einmal in ihrem Leben mit einer psychischen Erkrankung. Trotzdem ist das Thema in unserer Gesellschaft noch immer ein grosses Tabu; viele Betroffene trauen sich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dabei können psychische Krankheiten oft erfolgreich behandelt werden.

Neben Gesprächstherapien existieren weitere Therapieformen mit unterschiedlichen Ansätzen: Bei der kognitiven Verhaltenstherapie zum Beispiel werden Wahrnehmungs-, Denk- und Verhaltensmuster umtrainiert, andere Methoden stellen Körper und Bewegung ins Zentrum. Daneben gibt es für einige psychische Beschwerden Medikamente. Oftmals besteht die Behandlung aus einer Kombination von Psychotherapie und Medikamenten, wobei eine Psychotherapeutin (hat Psychologie studiert) im Gegensatz zum Psychiater (hat Medizin studiert) keine Medikamente verschreiben darf. Um eine umfassende Hilfe zu gewährleisten, arbeiten die Fachleute eng zusammen.

Je früher eine Störung erkannt wird, desto besser stehen die Heilungschancen. Umso wichtiger ist es, sich mit der Situation auseinanderzusetzen und auf Warnsignale wie zum Beispiel unvollständige Erholung auch nach einem Wochenende, zunehmende soziale Isolierung, Schlaf- oder Appetitstörungen zu reagieren. Psychische Erkrankungen sind so individuell wie die Patienten selbst. Eine klinische Diagnose kann deshalb nur eine Fachärztin stellen. Dennoch gibt es Symptome, auf die man bei sich selbst oder bei nahestehenden Personen achten kann. Wir haben einige der häufigsten Krankheitsbilder für Sie zusammengefasst:

Zwangsstörung

Bei Zwangsstörungen besteht ein innerer Drang, bestimmte Dinge zu denken oder zu tun, welche einen selbst und/oder die Umgebung stark belasten. Der Betroffene muss seine Zwangshandlung ausführen, obwohl er selbst den Sinn dahinter nicht erklären kann. Das Alltagsleben ist deutlich beeinträchtigt und wird häufig von starker Angst begleitet, die sich verstärkt, wenn Zwänge unterdrückt werden.

Schizophrenie

Schizophrenie zählt zu den «psychotischen Störungen» und äussert sich durch eine sehr schwere Beeinträchtigung der psychischen, mentalen und sozialen Funktionen: Die Gedanken werden wirr, die Äusserungen zusammenhangslos. Betroffene verhalten sich unangemessen und haben eine verzerrte Wahrnehmung der Realität (z.B.Stimmenhören). Auch Antriebs- und Teilnahmslosigkeit können auftreten. Die individuell auftretenden Symptome sind sehr unterschiedlich und ändern sich im Depression Verlauf der Krankheit. Eine über Wochen bis Monate anhaltende, depressive Verstimmung: Anzeichen für eine Depression können Antriebslosigkeit, negative Gedanken und Hoffnungslosigkeit bis hin zu Selbstmordfantasien sein. Das zurzeit viel diskutierte Burnout ist keine medizinische Diagnose. Meist handelt es sich dabei um eine Erschöpfungsdepression: Betroffene fühlen einen Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung.

Bipolare Störung

Betroffene leiden unter extremen Stimmungsschwankungen. Depressive Phasen wechseln sich mit manischen Episoden (übersteigertes Hochgefühl, Rastlosigkeit) ab. Das ständige Auf und Ab zwischen den zwei Extremen erschwert die normale Alltagsbewältigung. Bipolare Störungen sind chronisch und erfordern eine lebenslange Behandlung.

Angststörungen

Unterschieden werden vier Formen:

Bei der generalisierten Angststörung ist die Angst unspezifisch und hält über längere Zeit an. Bei Panikstörungen erleiden Betroffene – manchmal aus dem Nichts – plötzliche, wiederkehrende Panikattacken. Phobien sind auf ein Objekt oder eine Situation bezogen. Belastungsstörungen als Folge eines psychischen Traumas können ebenfalls Ängste auslösen. Typische Symptome sind beispielsweise Herzrasen, Schweissausbrüche oder Schlafstörungen.

Essstörungen und Suchterkrankungen

Auch sie zählen zu den psychischen Erkrankungen und lassen sich mit professioneller Hilfe behandeln.

Hilfsangebote

Über die unterschiedlichen Hilfsangebote und Therapiemöglichkeiten informieren verschiedene Stellen, zum Beispiel: 

www.promentesana.ch

Pro Mente Sana ist eine unabhängige Organisation für psychische Gesundheit in der Schweiz. Sie ist Anlaufstelle für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung, deren Angehörige und Fachleute.

www.143.ch

Eine gute erste Anlaufstelle bei akuten Problemen ist Die Dargebotene Hand: Der Verband leistet Seelsorge per Telefon oder Internet und kann Menschen in Not auch an eine weitergehende fachliche Unterstützung verweisen.