Das Ohr ist eines unserer wichtigsten Sinnesorgane. Funktioniert es nicht mehr richtig, wirkt sich dies unmittelbar auf unser Wohlbefinden aus. Eine Auswahl an gängigen Ohrenbeschwerden und wie sich diese behandeln lassen.

Entzündung des äusseren Gehörgangs

Sie äussert sich in den meisten Fällen durch Ohrenschmerzen. Ergänzend dazu können weitere Symptome wie Juckreiz, Austritt von Sekret oder gar eine Hörminderung auftreten. Die Entzündung wird meist durch eine bakterielle Infektion ausgelöst. In seltenen Fällen können auch Pilze, Viren oder Allergien dafür verantwortlich sein. Sie ist mit Medikamenten (je nach ärztlichem Befund z.B. desinfizierende Tropfen oder entzündungshemmende Salben) in der Regel gut behandelbar. Für die Dauer der Behandlung sollte das Ohr zusätzlich gut vor Wasser geschützt werden.

Mittelohrentzündung

Typisch für eine Mittelohrentzündung sind oft starke Ohrenschmerzen und ein vermindertes Hörvermögen sowie «Ohrklopfen». Weiter kann es zu Ausfluss aus dem Ohr, Fieber und in seltenen Fällen auch zu einem Drehschwindel kommen. Besonders häufig von Mittelohrentzündungen betroffen sind Kinder. Verursacht wird die Entzündung durch Viren und Bakterien aus dem Nasen- Rachen-Raum, die über die sogenannte Ohrtrompete ins Mittelohr gelangen. Behandelt wird eine Mittelohrentzündung mit schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten. Je nach ärztlichem Befund kann auch eine Antibiotikatherapie und/oder abschwellende Nasensprays sowie schmerzstillende Ohrentropfen nötig sein. Ergänzend können Sie auf Zwiebelsäckchen – ein bewährtes Hausmittel bei Mittelohrentzündungen – zurückgreifen: Dafür werden geschnittene, erwärmte und ausgedrückte Zwiebeln in ein Stofftuch gewickelt und auf das betroffene Ohr gelegt.

Paukenerguss

Ein Paukenerguss äussert sich hauptsächlich durch ein Druckgefühl im Ohr. Dieses entsteht durch die Ansammlung von Flüssigkeit hinter dem Trommelfell. Oft führt ein Paukenerguss auch zu einem verminderten Hörvermögen. Schwindel und Ohrengeräusche können ebenfalls als weitere Symptome hinzukommen. Ursächlich für den Paukenerguss ist häufig ein Schnupfen oder ein grippaler Infekt. Entsprechend heilt dieser in den meisten Fällen mit dem Abklingen des Schnupfens / des grippalen Infekts von selbst ab. Unterstützend können abschwellende Nasentropfen oder -sprays eingesetzt werden. Sie helfen, den Abfluss der angesammelten Flüssigkeit über die Ohrtrompete zu ermöglichen. Dabei ist unbedingt die Einnahmeempfehlung zu beachten: Wenn abschwellende Nasenpräparate länger als rund zehn Tage angewendet werden, kann sich eine Abhängigkeit entwickeln.

Trommelfellriss

Ein Riss im Trommelfell ist meist mit einem kurzen, stechenden Schmerz verbunden, dem ein Hörverlust folgt. Ebenfalls kann es manchmal zu leichten Blutungen aus dem Gehörgang kommen. Ein Trommelfellriss kann durch die Einwirkung von spitzen, aber auch stumpfen oder glühenden Gegenständen auf das Trommelfell verursacht werden. Eine Infektion oder eine vorangegangene Mittelohrentzündung sind weitere mögliche Gründe. Oder es kommt durch eine plötzliche Druckveränderung im Gehörgang, wie dies etwa beim Tauchen (zu schnelles Auftauchen) der Fall sein kann, zu einem Riss des Trommelfells. Die meisten Trommelfellverletzungen heilen in der Regel innert weniger Tage bis Wochen von alleine ab. Eine Operation ist nur in einigen wenigen Fällen erforderlich. Bis das Trommelfell wieder intakt ist, sollten Betroffene das Ohr möglichst trocken halten, beim Duschen eine Haube tragen oder wasserabweisende Ohrstöpsel verwenden und auf Schwimmen sowie Tauchen verzichten.

Die Expertin empfiehlt:

Ohrenbeschwerden können Sie auch in der Apotheke abklären lassen. APROPOS hat Annina Heuss, Apothekerin und Inhaberin der TopPharm Birs Apotheke in Birsfelden, dazu befragt.

Frau Heuss, welche Art von Ohrenbeschwerden kann ich bei Ihnen in der Apotheke abklären lassen?

Wir können viele Arten von Ohrenbeschwerden bei uns in der Apotheke abklären, behandeln und nötigenfalls bei schweren Fällen die Betroffenen an den Arzt oder die Ärztin weiterleiten. Dies können zum Beispiel leichte Ohrenschmerzen im Aussenohr oder Juckreiz im Gehörgang sein. Auch wenn jemand Mühe mit dem Druckausgleich hat oder sich ein Ohrenpfropf im Gehörgang befindet, können wir dies abklären und behandeln. Besteht der Verdacht auf eine Mittelohrentzündung, kann dies ebenfalls bei uns abgeklärt werden.

Wie gehen Sie bei der Abklärung konkret vor?

Durch gezieltes Befragen können wir sehr viele Ohrenerkrankungen erkennen und richtig einordnen. Die Befragung findet in einem separaten, diskreten Beratungsraum statt und wird mithilfe eines medizinisch validierten Algorithmus durchgeführt und dokumentiert. Bei Bedarf können wir mit einem sogenannten Otoskop in den Gehörgang schauen und je nach Bild, das sich uns zeigt, das weitere Vorgehen mit der betroffenen Person besprechen. Falls der Gehörgang durch einen Ohrenpfropf verstopft ist und wir deshalb bei der Otoskopie nicht viel sehen können, gibt es auch die Möglichkeit, bei uns das Ohr professionell spülen zu lassen. Je nach Diagnose geben wir im Anschluss die passenden Medikamente ab und dürfen in bestimmten Fällen auch ein rezeptpflichtiges Medikament abgeben. Bei Bedarf verweisen wir die Betroffenen an eine Ärztin oder einen Arzt. Einen Follow-up-Termin zu vereinbaren, gehört bei uns immer auch dazu. Wir fragen nach etwa drei Tagen nach, wie die Therapie angeschlagen hat und ob es allenfalls noch weitere Abklärungen benötigt.

Portraitfoto von Annina Heuss