Frühling bedeutet Neuanfang: Blätter spriessen an den Bäumen und auf den Wiesen blühen Gräser und Blumen um die Wette. Die Kehrseite davon: Auch die Pollenallergie macht sich wieder bemerkbar – laufende Nase und tränende Augen gehören zum Alltag der Betroffenen. Und als wäre das nicht genug, können bei vielen Geplagten plötzlich auch noch der beherzte Biss in den Apfel, die Gabel voller Sellerie oder eine Handvoll Nüsse allergische Reaktionen auslösen. Denn leidet eine Person an einer Pollenallergie, kann es vorkommen, dass sie auch plötzlich allergisch auf gewisse Nahrungsmittel reagiert. Man spricht in diesem Fall von einer Kreuzallergie.

Wenn das Immunsystem nicht mehr unterscheidet

Heuschnupfen – oder eben eine Pollenallergie – ist grundsätzlich nichts anderes als eine Überreaktion des Immunsystems auf einen harmlosen natürlichen Stoff: den Pollen beziehungsweise bestimmte Eiweisse auf deren Oberfläche. Diese werden als Allergene bezeichnet. Auf diese reagiert das Immunsystem von Betroffenen überempfindlich: Kommen Pollen mit den Schleimhäuten unserer Atemwege in Kontakt, zeigt sich unmittelbar eine allergische Reaktion von Schnupfen, über Atembeschwerden bis hin zu Erschöpfung und Gliederschmerzen.

Erst einmal aktiv, kann es vorkommen, dass das Immunsystem auch vor ähnlichen Allergenen anderer Stoffe nicht mehr Halt macht: Einige Nahrungsmittel haben Allergene mit einer ähnlichen biochemischen Struktur wie die von Pollenallergenen. Das Immunsystem kann die Strukturen nicht mehr unterscheiden und löst kurzerhand bei beiden eine allergische Reaktion aus. Diese wird auch Kreuzreaktion genannt.

«Einige Allergene verändern ihre Struktur, wenn sie erhitzt werden.»
APROPOS

Kreuzallergien – häufiger als gedacht

Die häufigste Allergie ist hierzulande diejenige auf Pollen: Ungefähr jede fünfte Person reagiert auf die Allergene von Bäumen, Gräsern oder Kräutern. Das grösste Risiko für eine Kreuzallergie haben Menschen, die an einer Birken-, Erlen- oder Haselpollenallergie leiden: Bei mehr als der Hälfte aller Betroffenen kommt es zu einer Kreuzallergie auf eines oder mehrere Nahrungsmittel wie zum Beispiel auf Äpfel, Aprikosen oder Nektarinen, auf verschiedene Nüsse sowie Sellerie, Soja oder
Mungbohnen.

Die Symptome sind in den meisten Fällen moderat und beschränken sich in der Regel auf die Lippen sowie den Mund- und Rachenraum. Betroffene spüren beispielsweise ein Brennen, Jucken oder Kribbeln im Mund, wenn das entsprechende Lebensmittel verzehrt wird. Teilweise können auch Schwellungen auftreten, aber nur in wenigen Fällen kommt es zu schwerwiegenden Reaktionen wie einem allergischen Schock.

Mögliche Kreuzreaktionen im Überblick

Neben Allergenen von Pollen können vereinzelt auch andere Allergene Kreuzreaktionen auf Nahrungsmittel verursachen (adaptiert nach: www.aha.ch):

AllergieMögliche Kreuzallergie
Tierallergie KatzenSchweinefleisch


Allergie auf Birken-, Erlen-, Haselpollen

Kern- und Steinobst (Äpfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen, Kirschen,
Nektarinen usw.), Baum-, Hasel- und Erdnuss, Mandeln, Karotten,
Sellerie, Kiwi, Soja- und Mungobohnen
Tierallergie VögelHühnerei (Dotter)
Allergie auf HausstaubmilbenCrevetten, Hummer, Langusten, Krebse
Allergie auf LatexAvocado, Banane, Edelkastanie, Kiwi
Allergie auf Beifusspollen (Artemisia)Gewürze, Sellerie, Karotten, Kiwi, Baum-, Hasel- und Erdnuss sowie Kern- und Steinobst
Allergie auf HanfgewächseFrüchte und Gemüse, Mandeln

Was dagegen tun?

Wie bei allen Allergien gilt auch bei der Kreuzreaktion: Das Allergen, welches die Beschwerden auslöst, sollte möglichst identifiziert und anschliessend gemieden werden. Das heisst, Zubereitungs- und Essgewohnheiten sowie der Menüplan müssen entsprechend angepasst werden. Kommt es dennoch zu Symptomen, sollte dies von einer medizinischen Fachperson diagnostiziert werden, um weitere Massnahmen zu prüfen.

Apfelkuchen statt Apfel

Will man nicht auf das geliebte Nahrungsmittel verzichten, könnte Kochen oder Backen für Abhilfe sorgen: Einige Allergene verändern ihre Struktur, wenn sie erhitzt werden. Durch diese Veränderung erkennt das Immunsystem das Allergen nicht mehr als solches und löst im Idealfall keine Überreaktion aus. Für Betroffene gilt also: lieber einmal Apfelkuchen anstatt eines rohen Apfels probieren. Auch geschälte und entkernte Äpfel sowie bestimmte Apfelsorten mit geringerem Gehalt an Allergenen können unter Umständen vertragen werden. Zudem werden manche Lebensmittel ausserhalb der Saison der kreuzreaktiven Pollen besser toleriert.