Spannungskopfschmerz
Synonym: Kopfschmerz vom Spannungstyp, Muskelkontraktions-Kopfschmerz, Stresskopfschmerz, psychogener Kopfschmerz, tension headache, tension-type headache, TTH
Kopfschmerzen, die wie ein Hut auf den Kopf drücken, nennt man Spannungskopfschmerzen. Sie sind die häufigsten Kopfschmerzen überhaupt.
Als Spannungskopfschmerzen werden dumpfe, ziehende oder drückende Kopfschmerzen bezeichnet, die im Allgemeinen beidseitig am Kopf auftreten. Die Schmerzen sind oft mit einem Druckgefühl – wie ein zu enger Hut – verbunden. Sie sind schwach bis mittelstark ausgeprägt und können wenige Minuten, aber auch mehrere Tage anhalten. Typisch für Spannungskopfschmerzen ist, dass körperliche Bewegung sie nicht verstärkt, sondern eventuell sogar vermindern kann.
Schätzungen zufolge leiden etwa neun von zehn Schweizer und Schweizerinnen einmal im Leben an Spannungskopfschmerzen, die Hälfte sogar einmal im Jahr. Bleiben die Schmerzen dauerhaft oder treten sie mehr als 15-mal innerhalb eines Vierteljahrs auf, sprechen Ärzte vom chronischen Spannungskopfschmerz. Davon geplagt werden etwa 3% der Bevölkerung. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.
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Symptome
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Haben Sie das Gefühl, Ihr Kopf steckt in einem zu engen Hut?Fühlen Sie beidseitig am Kopf einen dumpfen und drückenden Schmerz, der in den Nacken zieht?
Diese Symptome gehören zu den typischen Spannungskopfschmerzen. Wie die Beschwerden genau aussehen, ist von Person zu Person sehr verschieden. Auch die jeweiligen Schmerzattacken unterscheiden sich in ihrer Stärke, ihrer Dauer und den Symptomen. Doch meist sind die Beschwerden moderat, also leicht bis mittelschwer, und die Betroffenen fühlen sich in der Bewältigung ihres Alltags kaum eingeschränkt.
Kopfschmerzen vom Spannungstyp gehören, wie Migräne und Cluster-Kopfschmerz, zu den primären Kopfschmerzen: Sie sind nicht die Folge einer anderen Erkrankung, sondern die Kopfschmerzen sind die Erkrankung. Aus medizinischer Sicht sind Spannungskopfschmerzen nicht gefährlich, sie können aber chronisch werden. Kommen die Symptome oft und dauerhaft, haben sie durchaus einen Einfluss auf das Lebensgefühl der Betroffenen.
Die Kopfschmerzen sind genauer charakterisiert als:
- Nicht genau lokalisierbar im Bereich des gesamten Kopfs, beidseitig in der Schläfengegend und im Stirnbereich, aber auch an den Kopfseiten und am Hinterkopf
- Gefühl wie ein Ring, ein zu enger Hut oder gar ein Schraubstock
- Dumpf drückend, ziehend, aber nicht pulsierend
- Oft verkrampfte Nacken- und Schultermuskulatur
- Stärke schwach bis mittelstark, wie eine Störquelle im Hintergrund – selten so stark, dass die Betroffenen in ihren sozialen Aktivitäten eingeschränkt oder gar arbeitsunfähig sind
- Beginnen oft vormittags und verstärken sich zum Nachmittag hin, können aber zu jeder Tageszeit auftreten
- Erhöhen sich nicht durch körperliche Tagesroutinen, sondern können sich durch Aktivitäten sogar verbessern
- Dauer zwischen 30 Minuten und sieben Tagen
- Sehr selten begleitet von Licht- oder Lärmempfindlichkeit
- Keine Übelkeit oder Erbrechen, Appetitlosigkeit kann vorkommen
Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft IHS (International Headache Society) unterscheidet anhand der Anzahl der Attacken zwei Arten von Spannungskopfschmerzen:
- Episodischer Spannungskopfschmerz: Treten die Kopfschmerzen nur gelegentlich auf und verschwinden immer wieder, spricht man von episodischen Spannungskopfschmerzen. Kommt es bei den Betroffenen an weniger als zwölf Tagen im Jahr zu Kopfweh, gehört das zum Untertyp sporadisch auftretender episodischer Spannungskopfschmerz. Als häufigen episodischen Spannungskopfschmerz bezeichnen ihn die Mediziner, wenn er die Betroffenen monatlich mindestens 1-mal und höchstens 14-mal plagt.
- Chronischer Spannungskopfschmerz: Bei regelmässig mehr als 15 Kopfschmerztagen im Monat für mehr als vier Stunden über mindestens die letzten drei Monate handelt es sich um chronischen Spannungskopfschmerz.
Begleit- und Folgesymptome
Menschen mit chronischen Spannungskopfschmerzen leiden oft unter seelischen Begleit- und Folgeerkrankungen. Aufgrund der dauerhaften Kopfschmerzen können sie z.B. Angst- und Schlafstörungen oder Depressionen entwickeln. Eine weitere Folge ist Medikamentenübergebrauch.
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Behandlung
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Episodische Spannungskopfschmerzen
Gelegentliche, episodische Spannungskopfschmerzen können die Betroffenen gut selbst behandeln, denn nur in seltenen Fällen liegen ernsthafte Erkrankungen zugrunde. Als gut wirksam haben sich lokale Öle wie beispielsweise Kopfwehöl mit Pfefferminz erwiesen. Sie werden grossflächig auf Schläfen, Stirn und Nacken aufgetragen und helfen, indem sie kühlen.
Ob jemand wegen seiner Kopfschmerzen zu Schmerzmitteln greift, hängt oft von der jeweiligen Persönlichkeit ab. Viele Menschen mit Kopfweh glauben, dass sie die Schmerzen aushalten können oder gar müssen. Das kann möglicherweise dazu führen, dass sich der Schmerz ins Gedächtnis eingräbt und sich ein Schmerzgedächtnis bildet. Dadurch können sich die Kopfschmerzen eventuell verselbstständigen.
Schmerzmittel wie beispielsweise Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen und Paracetamol haben in vielen Studien ihre Wirksamkeit bei Spannungskopfschmerzen bewiesen. Koffein soll die Effektivität erhöhen, deshalb sind Kombinationspräparate aus Schmerzmittel und Koffein erhältlich. Koffein kann ebenso gut über ein koffeinhaltiges Getränk wie Kaffee zu sich genommen werden. Grün- und Schwarztee enthalten ebenfalls Koffein, wenn auch in geringeren Mengen. Alternativen sind Cola und Energydrinks. Wirkstoffkombinationen aus ASS, Paracetamol und Koffein haben sich zwar als besonders effektiv gezeigt. In der Schweiz sind sie jedoch ausser Handel, weil die feste Kombination aus mehreren schmerzlindernden Wirkstoffen nicht modernen medizinischen Empfehlungen entspricht.
Wer allerdings häufig unter Spannungskopfschmerzen leidet und diese mit Schmerzmitteln therapiert, muss damit rechnen, dass sich Nebenwirkungen einstellen. So kann die mehrwöchige oder dauerhafte Einnahme gerade von Schmerzmitteln (Analgetika) wie ASS und Paracetamol selbst zu drückenden Kopfschmerzen führen, dem sogenannten Schmerzmittel-Kopfschmerz oder Analgetika-Kopfschmerz. Für Betroffene, die häufig oder dauerhaft von Kopfweh geplagt sind, empfiehlt es sich, zum Arzt zu gehen.
Wann zum Arzt?
Ein Arztbesuch ist dann sinnvoll, wenn die Kopfschmerzen
- an mehr als zehn Tagen im Monat auftreten.
- mit der bisherigen Selbstbehandlung nicht weggehen und/oder gar an Dauer und Stärke zunehmen.
- erstmals bei oder nach körperlicher Aktivität auftreten.
- in den Nacken ausstrahlen.
- von weiteren Symptomen wie Lähmungen, Gefühls-, Seh- und Gleichgewichtsstörungen, tränenden Augen und starkem Schwindel, Bewusstlosigkeit und epileptischen Anfällen begleitet sind.
- von weiteren Symptomen wie Lähmungen, Gefühls-, Seh- und Gleichgewichtsstörungen, tränenden Augen und starkem Schwindel, Bewusstlosigkeit und epileptischen Anfällen begleitet sind.
- mit Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, der räumlichen und zeitlichen Orientierung einhergehen.
- mit hohem Fieber verbunden sind.
- erstmals im Alter jenseits von 40 Jahren auftreten.
Chronische Spannungskopfschmerzen
Der richtige Ansprechpartner ist der Hausarzt oder ein Facharzt für Neurologie. In einem ersten Gespräch wird er nach Art, Stärke und Dauer der Kopfschmerzen fragen. Anschliessend wird er die Muskulatur an Kopf, Hals und Schulter abtasten. Relativ einfach lässt sich auch feststellen, ob der betroffene Patient unter verkrampften Kaumuskeln im Kopf leidet. Durch Druck mit dem Zeigefinger auf die entsprechenden Muskeln verspürt der betroffene Patient sofort einen Schmerzreiz. Der Arzt wird die Spannungskopfschmerzen zudem von anderen primären Kopfschmerzformen wie Migräne, Kombinationskopfschmerz (Kopfschmerzen vom Spannungstyp, die zeitweise von Migräneattacken überlagert werden) und Cluster-Kopfschmerz abgrenzen. Dabei kann ihm ein Kopfschmerz-Tagebuch des Betroffenen helfen (siehe «Nicht-medikamentöse Behandlung»).
Um andere Krankheiten auszuschliessen, wird er eventuell den Blutdruck messen, da auch ein erhöhter Blutdruck als Ursache für die Kopfschmerzen infrage kommt. Nur in seltenen Fällen und wenn die Diagnose Spannungskopfschmerz sich nicht mit Sicherheit stellen lässt, wird der Arzt mit bildgebenden Verfahren wie Computer- und Kernspintomografie (MRT) zusätzliche Informationen einholen, ob Veränderungen im Gehirn (Tumore, Blutungen, Hirnhautentzündung etc.) oder Kopfverletzungen hinter den Schmerzen stecken.
Akutbehandlung
Zur Akutbehandlung von chronischen Spannungskopfschmerzen dienen – ähnlich wie beim episodischen Kopfschmerz – Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol, eventuell verbunden mit Koffein. Bei chronischen Schmerzen empfiehlt es sich aber, diese Wirkstoffe an maximal zehn Tagen im Monat und auch nur drei Tage hintereinander zu nehmen, da es sonst als Nebenwirkung zu drückenden Kopfschmerzen kommen kann (Medikamentenübergebrauchs- oder Analgetika-Kopfschmerz).
Prophylaxe
Wer sich mit chronischen Spannungskopfschmerzen herumplagen muss, ist gut beraten, vorbeugende Massnahmen (Prophylaxe) zu ergreifen. Den meisten Studien zufolge sind die wirksamsten Medikamente dazu Mittel gegen Depressionen (Antidepressiva z.B. Amitriptylin). Diese helfen nicht nur gegen Depressionen, sondern sind bekannt dafür, dass sie chronische Schmerzen positiv beeinflussen können. Ob die Behandlung anschlägt, lässt sich erst nach etwa vier bis acht Wochen abschätzen. Noch länger braucht anscheinend das aus der Migräneprophylaxe bekannte Epilepsiemedikament Topiramat, dessen Effekt sich bei chronischem Spannungskopfschmerz erst im dritten Monat beobachten lässt.
Als besonders wirksam haben sich multidisziplinäre Behandlungskonzepte erwiesen. Das sind Therapien, die Medikamente mit nicht-medikamentösen Behandlungen kombinieren. Als nicht-medikamentöse Behandlungen steigern Physiotherapie, Entspannungsübungen und regelmässiger Ausdauersport den Behandlungserfolg genauso wie Stressbewältigungs-Trainings oder Biofeedback (genauer unter «Nicht-medikamentöse Behandlung»). Wichtig dabei ist, dass die Betroffenen alle Massnahmen regelmässig ausführen, weil sie sich erst nach einigen Wochen positiv auswirken.
Medikamente im Einzelnen
- Kühlende Öle: Kopfwehöle sind in der Regel Arzneimittel zur äusserlichen Anwendung, die Pfefferminzöl enthalten. Dabei handelt es sich meist um das gewöhnliche Pfefferminzöl (Menthae piperitae aetheroleum) und das japanische Pfefferminzöl (Menthae arvensis aetheroleum). Weitere Bestandteile können beispielsweise Eukalyptusöl oder Kampfer sein. Die Öle werden grossflächig auf Schläfe und Nacken aufgetragen. Allerdings sollte das Öl nicht an oder in die Augen geraten. Auch kann es zu allergischen Reaktionen auf der Haut kommen.
- Schmerzmittel (nicht steroidale Entzündungshemmer (NSAID), Analgetika): Acetylsalicylsäure (Vorsicht: nicht bei Kindern unter 14 Jahren), Paracetamol, Ibuprofen, Naproxen und Metamizol sind gängige Kopfschmerzmittel. Die Wirkung wird durch Koffein verstärkt, so sind einige Mischpräparate im Handel. Wichtig ist, dass Betroffene Schmerzmittel an höchstens zehn Tagen im Monat einnehmen, weil es sonst zu dauerhaften Schmerzmittel-Kopfschmerzen kommen kann. Weitere Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden, Geschwüre, Blutungen und Nierenschädigungen.
- Trizyklische Antidepressiva: Bei chronischen Spannungskopfschmerzen gelten sogenannte trizyklische Antidepressiva als Mittel der ersten Wahl. Sie beeinflussen die Schmerzwahrnehmung im Gehirn und erhöhen die bei chronischem Spannungskopfschmerz oft herabgesetzte Schmerzschwelle. Die Präparate müssen langsam eingeschlichen werden, das heisst, die Einnahme beginnt mit einer geringen Dosis des Wirkstoffs, die langsam von Woche zu Woche erhöht wird. Ob die Behandlung wirkt, lässt sich erst nach etwa vier bis acht Wochen abschätzen. Allerdings können rasch Nebenwirkungen wie Verstopfung, Mundtrockenheit, Gewichtszunahme, Sehstörungen und Müdigkeit auftreten. Mittel der ersten Wahl ist Amitriptylin. Als Alternativen kommen eventuell Mirtazapin, Doxepin, Imipramin und Clomipramin zum Einsatz.
- Topiramat: Das Antiepileptikum Topiramat muss langsam aufdosiert werden, um Nebenwirkungen möglichst gering zu halten. Daher wirkt Topiramat relativ spät und ist besser zur Behandlung langer Schmerzepisoden geeignet. Gilt als Mittel zweiter Wahl. Unerwünschte Wirkungen von Topiramat sind Missempfindungen der Nerven wie Kribbeln, Ameisenlaufen oder auch ein Wärmegefühl (Parästhesien) sowie psychische und kognitive Beeinträchtigungen.
Nicht-medikamentöse Behandlung
- Akupunktur: Studien belegen, dass bei einigen Betroffenen Akupunktur sowohl akute Spannungskopfschmerzen lindern als auch die Anzahl der Kopfschmerztage verringern kann. Dabei wirkt Akupunktur nach den Regeln der traditionellen chinesischen Medizin etwas besser als eine Art «Scheinakupunktur» mit willkürlich ausgesuchten Akupunkturpunkten, die aber ebenfalls hilft.
- Ausdauersport: Regelmässiges Joggen, Schwimmen, Walken, Velofahren – zwei- bis dreimal die Woche – bewirkt, dass im Gehirn verstärkt die körpereigenen Schmerzstiller Endorphine ausgeschüttet werden.
- Biofeedback: Beim Biofeedback bekommen die Kopfschmerzgeplagten eine Rückmeldung zu Körperfunktionen, die ihnen normalerweise nicht bewusst sind. Es eignet sich also besonders für Menschen, die bei Kopfschmerzen unter unbewussten Muskelverspannungen leiden. Sie können lernen, diese bewusst wahrzunehmen und Entspanntheit von Angespanntheit zu unterscheiden. In Kombination mit Entspannungstechniken gibt Biofeedback Rückmeldung, ob und wie die jeweilige Technik erfolgreich ist.
- Entspannungsübungen: Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Yoga und autogenes Training gelten als gute Möglichkeiten Spannungskopfschmerzen vorzubeugen. Autogenes Training eignet sich auch zur Akutbehandlung, weil die enthaltene Kopfübung zur Stirnkühlung führt.
- Kopfschmerz-Tagebuch: Es ist sinnvoll, im Kopfschmerz-Tagebuch eine ganze Reihe von Selbstbeobachtungen festzuhalten. Dazu gehören die Stärke der Schmerzen in der subjektiven Einschätzung (Skala: 0 = keine Schmerzen, 10 = stärkste/unerträgliche Schmerzen), die Dauer und Einschränkung der Lebensqualität, Massnahmen dagegen und Erfolg (z.B. Art und Menge der Schmerzmittel, physikalische Massnahmen) sowie mögliche Auslöser und Begleitsymptome. Die Betroffenen lernen so mehr über ihre persönlichen Stressfaktoren und Trigger und darüber, wie sie ihnen gezielt entgegenwirken können. Ausserdem kann das Kopfschmerz-Tagebuch dem Arzt bei der Diagnose helfen.
- Multimodale Schmerztherapie: Bei Übergebrauch von Kopfschmerzmedikamenten kann eine multimodale Schmerztherapie nötig sein, die ärztliche, psychologische und physiotherapeutische Interventionen miteinander verbindet.
- Physikalische Massnahmen: Mit einfachen Mitteln wie Kältereizen auf der Stirn und Wechselbädern für die Füsse, heissen Kompressen im Nacken, einer heissen Dusche oder einem warmen Vollbad mit medizinischen Badezusätzen aus Fichtennadeln und Rosmarin für die Durchblutung können sich leichte Kopfschmerzen gut selbst behandeln lassen. Baldrian und Hopfen wirken zur Beruhigung, Arnika und Heublume gegen die Schmerzen.
- Physiotherapie, Manualtherapie und Massage: Neben der therapeutischen Behandlung zur Besserung der Beschwerden können die Betroffenen auch Übungen erlernen, wie sie selbst ihre verspannten Muskeln dehnen. Eine weitere Selbsthilfe ist die Eigenmassage durch Zeige- und Mittelfinger oder dem Handballen mit kreisenden Bewegungen einen leichten Druck auf die Schläfen ausüben.
- Schmerzpsychotherapie: Unter psychotherapeutischer Anleitung lernen die Betroffenen Strategien zur Verbesserung der Entspannungsfähigkeit und Körperwahrnehmung, der Bewältigung von Schmerz-, Stress- und Konfliktsituationen, aber auch den Umgang mit Begleitsymptomen wie Angstkontrolle.
- Stressbewältigungstraining: In speziellen Trainings erfahren die Teilnehmenden, wie sie Stresssituationen am besten im Vorhinein erkennen und sich frühzeitig dagegen wappnen.
- Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): TENS gilt als einfach handhabbare, ungefährliche und nebenwirkungsarme Therapiemethode vor allem für Betroffene, die kaum auf andere Therapien reagieren. Die Geräte, ein wenig grösser als ein Mobiltelefon, können die Betroffenen selbst zu Hause bedienen. Zwei oder vier selbstklebende Elektroden verbinden die TENS-Geräte mit der Haut. Diese leiten einen schwachen Strom durch die Haut in das Gewebe. Meistens spürt der Patient den Strom nur als Kribbeln. Das erregt bestimmte Nervenfasern, die im Rückenmark eine Schaltstelle blockieren – und zwar genau jene Schaltstelle, die Schmerzreize ins Gehirn leitet.
Homöopathie
Wenn Betroffene gute Erfahrungen mit homöopathischen Mitteln gemacht haben, empfehlen Fachleute, diese im Rahmen eines mehrdimensionalen Behandlungskonzepts gegen Spannungskopfschmerzen einzusetzen, auch wenn bisherige Untersuchungen keinen Hinweis auf eine prophylaktische Wirksamkeit gegen Kopfschmerzen ergeben haben.
Spannungskopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen
Sind Kinder und Jugendliche von Spannungskopfschmerzen betroffen, können belastende Situationen aus Familie oder Schulalltag eine Rolle spielen. Gerade Stress in der Schule und hoher Erwartungsdruck der Eltern führen bei Kindern und Jugendlichen oft zu Kopfschmerzen. Diese Umstände lassen sich nicht immer auflösen. Es hat sich aber gezeigt, dass ein geregelter Lebensrhythmus mit angemessener Freizeit, ausreichend Schlaf und körperlicher Aktivität im Freien vielen Schulkindern bereits hilft.
Für Schmerzmittel gilt die Empfehlung, Medikamente an Kinder und Jugendliche nur bei mittelschweren Kopfschmerzen zu geben. Acetylsalicylsäure (ASS) kommt bei Kindern überhaupt nicht infrage, da sie das sogenannte Reye-Syndrom auslösen kann. Das ist eine Erkrankung von Gehirn und Leber, die lebensbedrohlich werden kann. Paracetamol und Ibuprofen sind in kindertauglichen Verabreichungsformen und Dosierungsempfehlungen im Handel.
Viele Entspannungsmethoden wie z.B. progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, autogenes Training und auch Yoga gibt es mit kindgerechten Anleitungen, die sich durch Fantasie- und Entspannungsreisen den Bedürfnissen der kleinen Kopfschmerzgeplagten anpassen lassen. Auch TENS soll bei Kindern mit Spannungskopfschmerzen helfen (Funktionsweise siehe oben). Selbst wenn die Studienlage dazu nicht eindeutig ist, ist die Methode einfach zu bedienen und bleibt ohne Nebenwirkungen.
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Meistens beginnen Spannungskopfschmerzen in frühen Jahren, ungefähr zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr, aber auch Kinder oder ältere Menschen können betroffen sein. Gelegentliche, episodische Spannungskopfschmerzen verlaufen im Allgemeinen unkompliziert. Oft verschwinden die Schmerzen von selbst. Bei 3 bis 12 von 100 Betroffenen allerdings wird der Spannungskopfschmerz chronisch. Bei genauso vielen Kopfschmerzgeplagten verschwinden die Beschwerden auch wieder spontan.
Komplikationen
Komplikationen beim gelegentlichen Spannungskopfschmerz sind selten, da er mit leichten Schmerzmitteln gut behandelbar ist. Erst mit steigender Häufigkeit der Schmerzattacken steigt der Leidensdruck der Betroffenen. Dazu gehört, dass häufiger Schmerzmittelgebrauch zu weiteren Kopfschmerzen führen kann. Chronische Spannungskopfschmerzen stellen für die Betroffenen nicht nur eine dauerhafte Schmerzbelastung dar, sondern private wie berufliche Aktivitäten leiden darunter. Mehr als sechs von zehn Betroffenen haben psychische Folgeerkrankungen, dabei handelt es sich meist um depressive Verstimmungen, einige Panikattacken und Angststörungen.
Besonderheiten
Bei Frauen können sich die Spannungskopfschmerzen durch eine Schwangerschaft verbessern oder gar verschwinden. Einige Frauen leiden aber während einer Schwangerschaft verstärkt unter Spannungskopfschmerzen. Es empfiehlt sich, eventuelle Schmerzmittel mit dem Frauenarzt abzusprechen.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Woher Spannungskopfschmerz kommt, ist noch nicht geklärt – und das obwohl Kopfschmerzen vom Spannungstyp die häufigsten Kopfschmerzen überhaupt sind. Der Name kommt daher, dass Wissenschaftler früher annahmen, dass Verspannungen der Muskulatur in Nacken, Hals und Schultern direkt zu Kopfschmerzen führen. Heute gehen die Mediziner davon aus, dass eine ganze Reihe von Faktoren das Kopfweh verursachen. Eine Annahme ist, dass die verkrampfte Nackenmuskulatur wieder und wieder Schmerzrezeptoren und Schmerzzentrum im Gehirn aktiviert, bis diese völlig überempfindlich reagieren und auch harmlose Reize als Schmerzen wahrnehmen. Auch psychosomatische Ursachen wie Stress, zu wenig Schlaf, Fehlhaltungen der Halswirbelsäule, nächtliches Zähneknirschen und fieberhafte Infekte werden als Auslöser diskutiert.
Risikofaktoren
Obwohl die genauen Abläufe, die zur Entstehung von Spannungskopfschmerz führen, noch unklar sind, gibt es einige bekannte Risikofaktoren:
- Stress, Umbruch- und Konfliktsituationen
- Zu viel Alkohol und/oder Nikotin
- Mangelnde körperliche Bewegung
- Fieberhafte Infekte
- Muskuläre Fehlbelastung wie Sitzen vor dem Bildschirm, zu lange Autofahrten usw.
- Genetische Faktoren: Beim episodischen Spannungskopfschmerz sind genetische Faktoren weniger wichtig, beim chronischen Spannungskopfschmerz ist das Erkrankungsrisiko dreimal so hoch, wenn bereits ein Familienangehöriger daran leidet.
Häufigkeit
Spannungskopfschmerzen kommen sehr häufig vor: Etwa neun von zehn Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben darunter. Die Hälfte der Erwachsenen bekommt mindestens einmal im Jahr Spannungskopfschmerzen, bei Kindern und Jugendlichen ist ungefähr ein Fünftel betroffen. 2 bis 3 von 100 Menschen werden von chronischen Spannungskopfschmerzen geplagt.
Als Folge der chronischen Kopfschmerzen und des damit verbundenen Schmerzmittelgebrauchs: Die Schätzungen gehen davon aus, dass 1 bis 2 von 100 Menschen an Analgetika-Kopfschmerzen leiden.
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Vorbeugung
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Betroffene können Spannungskopfschmerz mit ein paar Änderungen der Lebensgewohnheiten zumindest teilweise entgegenwirken. Dazu gehört z.B. das Einbinden von Ausdauersport in den Alltag. Zwei- bis dreimal in der Woche joggen, Velo fahren oder schwimmen wirkt erfolgreich gegen Spannungskopfschmerzen. Stärkung und Dehnung der Schulter- und Rückenmuskulatur durch spezielle physiotherapeutische Übungen sind ebenfalls eine gute Prophylaxe sowie regelmässige Entspannungsübungen.
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Wirkstoffe
Kopfschmerzen – Tipps vom Gesundheits-Coach
Kopfschmerzen haben viele Gesichter. Wer regelmässig darunter leidet, sollte das nicht auf die leichte Schulter nehmen, betont Apothekerin Caroline Erni von der TopPharm Morgental Apotheke und Drogerie Parfümerie in Zürich. Sie weiss, was längerfristiger hilft als eine Schmerztablette.