Krätze
Synonym: Scabies, Skabies
Als Krätze (oder medizinisch Scabies und Skabies) bezeichnet man einen Befall mit Krätzmilben. Die parasitären Insekten bohren sich in die Haut. Sie lösen eine Immunreaktion aus, die bevorzugt an Stellen, wo die Haut dünn und recht warm ist, zu Juckreiz, Knötchen, Pusteln und Blasen führt. Der Juckreiz kann sich auf die komplette Haut ausbreiten und nimmt nachts zu. Krätze ist lästig, aber üblicherweise harmlos. Sie stellt keine Gefahr für die allgemeine Gesundheit dar.
Krätzmilben lassen sich durch Mittel zur äusserlichen oder innerlichen Behandlung gut vertreiben. Diese Medikamente müssen in der Schweiz speziell hergestellt oder aus dem Ausland importiert werden. Die herkömmliche Form der Krätze ist weniger ansteckend und leichter zu behandeln als etwa ein Kopflausbefall.
In den letzten Jahren haben die Fallzahlen in der Schweiz zugenommen. Es gibt aber keine genaue Statistik dazu, wie viele Menschen sich bei uns jährlich Krätzmilben zuziehen.
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Symptome
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Juckt Ihre Haut sehr stark und verstärkt sich der Juckreiz, wenn Sie im Bett liegen?Sind Knötchen oder Bläschen an Stellen mit weicher, dünner Haut zu finden?Sehen Sie feine, gebogene Linien zwischen den Fingern, Zehen und an anderen Stellen mit dünner, warmer Haut, wenn Sie sehr genau hinschauen?
Besonders der letzte Punkt spricht deutlich für einen Befall mit Krätzmilben. Allerdings sind die winzigen Linien, die durch Gänge in der Haut entstehen, leicht zu übersehen. Per Zufall entdeckt man sie selten, deshalb werden Personen eher durch den starken Juckreiz oder durch die Knötchen auf Krätze aufmerksam. Doch als Kennzeichen sind beide wenig verlässlich, solche Symptome kommen auch bei anderen Hauterkrankungen vor. Bei Krätze fehlen sie zudem in den ersten Wochen, wenn sich jemand die Erkrankung zum ersten Mal zugezogen hat.
Ein starker Verdacht ergibt sich meistens erst, wenn mehrere typische Umstände zusammenkommen. Die klassische Kombination besteht aus starkem Juckreiz, Pusteln an charakteristischen Hautstellen und dem Wissen, dass Krätze im näheren Umfeld kursiert. Doch die Symptome auf der Haut können sehr unterschiedlich ausfallen und sind teilweise nur schwach ausgeprägt. Im Einzelnen können bei Erwachsenen mit herkömmlicher Krätze folgende Merkmale auftreten:
- Befall an typischen Hautstellen: Krätzmilben mögen weiche, dünne und warme Haut. Sie befallen bevorzugt Stellen zwischen den Fingern und Zehen, im Bereich von Achseln, Ellenbogeninnenseiten, Knöcheln, Bauchnabel, Gesäss, After und Genitalien, an den inneren Fussrändern und am Brustwarzenhof. Dort sind häufig Gänge der Milben und Knötchen oder Bläschen zu finden. Bei Männern gelten längliche Knötchen am Penisschaft weitgehend als Nachweis für Krätze. Kopf, Nacken, Handflächen und Fusssohlen sind bei Erwachsenen selten betroffen.
- Unregelmässige, gebogene Linien auf der Haut: Die Linien finden sich ausschliesslich dort, wo Krätzmilben vorhanden sind. Bei einem Befall haben Menschen, deren Immunsystem normal arbeitet, aber meistens nur um zehn Krätzmilben. Die Linien sind also keinesfalls zahlreich und zudem klein, höchstens um einen Zentimeter lang. Man kann sie mit blossem Auge oft kaum entdecken, gerade bei verkratzter, geröteter oder dunkel getönter Haut. Genau genommen liegen die Linien nicht auf der Haut, sondern in ihr. Sie stammen von den Gängen, die weibliche Krätzmilben in die Hornschicht der Oberhaut bohren. Wenn man sie aufspürt, lässt sich zum Teil sogar die Milbe als dunkler Punkt an einem Ende des Ganges erkennen.
- Gerötete Knötchen, Pusteln oder Bläschen auf der Haut: Nach einiger Zeit bildet die Haut kleine gerötete Erhebungen oder Bläschen. Sie entstehen, weil das Immunsystem auf die Milben, ihre Kotballen (Fachbegriff: Skybala) und ihre Eier reagiert. Die Immunreaktion verursacht oft einen starken Juckreiz, weshalb Betroffene die Knötchen oder Bläschen häufig aufkratzen. Das kann zu Verletzungen der Haut, Schuppen, Krusten, Hautschäden und eitrigen Infektionen führen. Bis sich die typischen Hautveränderungen und der Juckreiz entwickeln, dauert es beim ersten Befall mit Krätzmilben zwei bis sechs Wochen. So lange braucht das Immunsystem, um auf die Parasiten und ihre Produkte zu reagieren. Man spricht von einer «verzögerten Immunreaktion». Wenn sich Menschen zum zweiten Mal Krätzmilben zuziehen, erinnert sich das Immunsystem an die Parasiten und reagiert schneller: Die Symptome erscheinen innert weniger Tage.
- Örtlicher und allgemeiner Juckreiz, der bei Wärme zunimmt: Die Haut juckt teilweise stark, und dies nicht nur an befallenen Hautstellen. Der Juckreiz tritt auch in Regionen auf, die gar nicht von Milben befallen sind. Er nimmt nachts im Bett stark zu. Der Juckreiz ist, wie die Veränderungen der Haut, eine Folge der verzögerten Immunreaktion. Kratzen fühlt sich kurzzeitig zwar gut an: Doch es führt dazu, dass sich der Juckreiz verstärkt und das Risiko für Hautschäden und Infektionen steigt.
- Hautrötung: Die juckenden Bereiche der Haut sind gerötet und können auch leicht brennen.
- Grossflächige Hautausschläge: Bei längerem Befall kann ein Hautausschlag an vielen Hautbereichen erscheinen.
Säuglinge und Kleinkinder zeigen meist Abweichungen, was die befallenen Hautstellen und die Symptome angeht. Anders als bei Erwachsenen sind häufig auch der behaarte Kopf, das Gesicht, die Handflächen und Fusssohlen, Knie, Kniekehlen und Unterschenkel betroffen. Auf der Haut bilden sich vielgestaltige, meist stark ausgeprägte Veränderungen. Neben Knötchen sind oft Bläschen, Blasen und Pusteln zu sehen. Hautausschlag kann auf der gesamten Haut erscheinen. Manchmal gilt Krätze bei Säuglingen und Kleinkindern als eine Sonderform.
Sonderformen der Krätze
- Gepflegte Krätze (auch gepflegte Skabies, Scabies inkognita): Wenn Befallene häufig baden, intensive Körperpflege betreiben und Kosmetika einsetzen, kann die Zahl der Milben auf einige wenige sinken. Die Veränderungen der Haut fallen dann sehr schwach aus, und man spricht von einer gepflegten Krätze. Juckreiz ist dennoch meist vorhanden. Es sieht aber so aus, als habe er keine konkrete Ursache, weil ja kaum Hautveränderungen zu finden sind. Gepflegte Krätze ist schwer zu diagnostizieren. Selbst Ärzte übersehen sie oft oder halten sie für eine andere Erkrankung. Deshalb trägt diese Form nach Ansicht einiger Fachleute dazu bei, dass Krätze immer wieder und heutzutage vermehrt auftritt.
- Borkenkrätze (auch disseminierte Skabies, Krustenskabies, Scabies crustosa oder Scabies norvegica): Hierbei handelt es sich um eine seltene, besonders heftige und besonders ansteckende Form. Die Haut ist oft am ganzen Körper gerötet. Auf grossen Flächen bilden sich Schuppen, an den Handflächen und Fusssohlen dicke Hornhautschichten. Besonders an Handgelenken, Handrücken, Fingern und Ellenbogen entstehen oft bis zu 15 Millimeter dicke Borken. Darunter ist die Haut feucht-glänzend und rot. Auch andere Körperregionen können betroffen sein. In der Hornhaut erkrankter Personen befinden sich teilweise einige hundert Milben – also mehr als zehnmal so viele wie bei anderen Formen. Ursache ist meistens ein geschwächtes Immunsystem z.B. durch Aids, Diabetes mellitus, Leukämie oder langfristige Einnahme von bestimmten Medikamenten wie etwa Glukokortikoiden (z.B. Kortison) und Zytostatika. Schon kurze Berührungen können zur Ansteckung führen. Der Juckreiz ist oft nur schwach oder gar nicht vorhanden. Die Therapie besteht in der Regel aus einer Kombination von äusserlichen und innerlichen Behandlungen. Patienten mit Borkenkrätze müssen im Spital behandelt werden.
- Nodöse und bullöse Skabies: Beide Formen jucken stark. Bei der nodösen Krätze bilden sich auf der Haut grössere, bräunlich-rötliche Knötchen. Sie können nach einer erfolgreichen Behandlung noch lange bleiben und jucken. Die bullöse Form kommt vorwiegend bei Kindern und Jugendlichen vor. Hier bilden sich viele Bläschen statt der Knoten.
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Behandlung
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Auf einen Verdacht folgen meist Untersuchungen, um die Krätzmilben sicher nachzuweisen. Dafür schaben Ärzte an verdächtigen Stellen entweder mit einem Skalpell etwas Haut ab oder nehmen eine Probe mit einem Klebeband. Anschliessend suchen sie unter dem Mikroskop nach Milben, Kotballen oder Eiern. Alternativ kann eine Dermatoskopie (auch Auflichtmikroskopie) stattfinden. Mit dem entsprechenden Gerät, einem Dermatoskop, lässt sich die Hautoberfläche auf Krätzmilben absuchen, ohne sie zu verletzen. Manchmal begnügen sich Mediziner auch damit, dass sie mit blossem Auge Milbengänge an typischen Stellen sehen und zudem starker Juckreiz vorliegt. Bei engen Kontaktpersonen von Betroffenen ist eine Behandlung oft sinnvoll, obwohl (noch) keine Symptome vorliegen. Das soll verhindern, dass sich die Krätze weiter ausbreitet und sich Befallene nach einer Therapie erneut die Milben zuziehen.
Krätze lässt sich gut mit Medikamenten behandeln. Leider sind alle empfohlenen Mittel bei uns in der Schweiz entweder gar nicht im Handel oder nur in ungeeigneter Form. Die Medikamente müssen also speziell angefertigt oder importiert werden, üblicherweise aus Deutschland oder Frankreich. Das heisst auch, dass die Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen müssen. Zum Teil springen die Kantone dafür ein.
Als Wirkstoffe der ersten Wahl gelten Permethrin zur äusserlichen Anwendung und, wenn diese Behandlung nicht infrage kommt, Ivermectin zum Einnehmen. Die anderen Therapiemöglichkeiten gelten als aufwendiger, weniger zuverlässig oder unwirksam.
Hinweise zur äusserlichen Behandlung
Bei äusserlichen, örtlichen Behandlungen gegen Krätze gibt es einige Dinge zu beachten:
- Die Einwirkzeiten der Mittel sind unbedingt einzuhalten. Wenn die Gefahr besteht, dass Patienten bewusst oder unbewusst Mittel von der Haut entfernen, sollten sie Baumwollhandschuhe tragen. Das kann beispielsweise der Fall sein bei starkem Juckreiz, bei Menschen mit Demenz oder bei Kindern. Wenn Patienten sich die Hände waschen wollen, sollten sie diese anschliessend erneut eincremen.
- Eine zweite Person sollte helfen, damit das Mittel an alle Körperstellen kommt. Die Helfenden sollten zur Sicherheit Handschuhe tragen, bei Kindern und pflegebedürftigen Patienten zusätzlich noch langärmelige Kleidung oder Schutzkittel.
- Für die Patienten ist es von Vorteil, wenn sie vor der Behandlung ihre Nägel kürzen, duschen oder ein Bad nehmen, und das Mittel danach erst etwa eine Stunde später auftragen lassen. Dann hat der Körper seine normale Temperatur wieder erreicht und die Haut ist sicher trocken.
- Wenn Schuppen auf der Haut vorhanden sind, ist es gut, sie vor der Behandlung zu entfernen. Dann wirken die Mittel besser.
- Ältere Kinder und Erwachsene erhalten die Mittel lückenlos auf die Haut am gesamten Körper bis hinauf zum Unterkiefer. Am Kopf wird nur der Bereich hinter den Ohren eingecremt, es sei denn, dass im Gesicht verdächtige Hautveränderungen zu sehen sind. Dann muss auch hier Creme aufgetragen werden, Mund- und Augenpartie werden ausgespart.
- Nach der Einwirkzeit können die Patienten das Mittel abwaschen. Sie sollten zudem die Kleidung wechseln und ihr Bett frisch beziehen.
Mittel zur äusserlichen Behandlung
- Permethrin: Das Mittel erster Wahl kann bei Säuglingen ab dem dritten Lebensmonat zum Einsatz kommen. Ärztliche Aufsicht und Beratung ist empfohlen, auch für einen Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit, der grundsätzlich möglich ist. Der Wirkstoff gilt als gut verträglich, Nebenwirkungen sind selten. Bei normaler, unkomplizierter Krätze halten die meisten Fachleute eine einmalige Behandlung für ausreichend. Sie umfasst, wie oben angegeben, die gesamte Haut von Nacken und Unterkiefer bis zu den Zehen. Die Creme soll mindestens acht Stunden einwirken. Am besten trägt man sie abends auf, lässt sie über Nacht auf der Haut und duscht sie morgens ab. Leider ist in der Schweiz aktuell keine Creme im Handel mit der nötigen Konzentration von 5% Permethrin. Gut ausgestattete Apotheken können entsprechende Mittel oft selbst herstellen.
- Benzylbenzoat: Dieser Wirkstoff muss an drei Tagen hintereinander am ganzen Körper ausser im Gesicht aufgetragen werden. Am vierten Tag waschen oder duschen ihn die Patienten ab. Wegen des Aufwands und der etwas schwächeren Wirkung ist Benzylbenzoat bei uns wenig gebräuchlich. Weil das Mittel aber wenig kostet, ist es in Osteuropa und vielen Entwicklungsländern verbreitet. Stillende Frauen dürfen es nicht anwenden. Als Nebenwirkungen sind Hautreizungen, Überempfindlichkeitsreaktionen und allergische Reaktionen bekannt. Erwachsene verwenden üblicherweise Emulsionen mit 25% Wirkstoff, Kinder solche mit einem Gehalt von 10%. In der Schweiz sind keine Mittel mit dem Wirkstoff im Handel. Sie müssen aus dem Ausland importiert werden.
- Crotamiton: Hier muss die Behandlung am ganzen Körper, wie oben beschrieben, an drei bis fünf aufeinanderfolgenden Tagen stattfinden. Danach wird die Therapie durch Waschen oder Duschen beendet. Crotamiton wirkt gegen Krätzmilben deutlich schwächer als Permethrin, dafür soll es den Juckreiz lindern und gegen bakterielle Entzündungen der Haut helfen. In der Schweiz ist seit 2012 kein Crotamiton-Präparat mehr im Handel.
- Weitere Mittel gegen Krätze: Die anderen Mittel gegen Krätze gehören aus unterschiedlichen Gründen nicht zu den Mitteln erster oder zweiter Wahl. Dazu zählen schwefelhaltige Präparate und Wirkstoffe, die einen unangenehmen Geruch haben. Teebaumöl soll gegen Krätzmilben wirken; wie gut, ist aber nicht ausreichend untersucht. Zu den Nutzen und Risiken von anderen pflanzlichen Mitteln gibt es keine oder nicht genügend Daten. Wegen seiner Nebenwirkungen ist Lindan, das früher oft gebräuchlich war, nicht mehr im Handel.
Patienten mit starken Beschwerden erhalten zusätzlich manchmal Mittel zur Linderung. So lassen sich Entzündungen der Haut örtlich mit Glukokortikoiden (z.B. Kortison) behandeln und bakterielle Infektionen der Haut äusserlich mit Antibiotika. Es gibt auch Mittel, die starken Juckreiz mildern können.
Mittel zur innerlichen Behandlung
Der Wirkstoff Ivermectin ist in der Schweiz nicht zugelassen. Viele Fachleute nennen ihn als Mittel der Wahl, wenn eine Behandlung mit Permethrin ungünstig, unmöglich oder ohne Aussicht auf Erfolg erscheint. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn Personen Medikamente erhalten, die ihr Immunsystem unterdrücken. Auch für Menschen mit Demenz oder geistigen Behinderungen ist Ivermectin eine Option. Bei diesen Patienten besteht die Gefahr, dass sie äusserlich angewendete Wirkstoffe wegwischen, bevor sie lange genug eingewirkt haben. Patienten mit Borkenkrätze erhalten ebenfalls meistens Ivermectin, oft in Kombination mit einer äusserlichen Permethrin-Therapie. Ein weiteres Einsatzgebiet sind Betroffene, bei denen Permethrin die Krätzmilben nicht beseitigt hat.
Es gibt einige Studien zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von Ivermectin. Es wirkt im Schnitt leicht schwächer als Permethrin, aber etwas besser als Benzylbenzoat. Gegenüber Permethrin ist Ivermectin etwas besser verträglich. Rund einer von hundert Anwendern bekommt leichte Nebenwirkungen, meistens eine vorübergehende Zunahme des Juckreizes. In Frankreich sind gegen Krätze seit mehr als 15 Jahren Tabletten mit 3 Milligramm Ivermectin im Handel. In Deutschland ist der Wirkstoff seit 2016 zur Behandlung von Krätze zugelassen.
In der Schwangerschaft und Stillzeit ist die Behandlung mit Ivermectin aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt. Auch Kinder mit einem Körpergewicht von weniger als 15 Kilo sollten Ivermectin nicht erhalten.
Nach der Behandlung
Nach erfolgreicher Behandlung können der Juckreiz und die Veränderung auf der Haut noch für mehrere Wochen anhalten. Fachleute sprechen von einem postskabiösen Ekzem, das weiter unten unter «Komplikationen» beschrieben ist. Zum Teil lässt sich dieses vorbeugen, indem man die Haut nach äusserlichen Behandlungen gründlich mit Salben oder Cremes pflegt. Diese Massnahme kann auch ein Exsikkationsekzem verhindern, also Hautreizungen und Juckreiz durch Austrocknung.
Nach einer korrekten Behandlung können Kinder wieder in den Kindergarten oder in die Schule und Erwachsene wieder zur Arbeit. Allerdings sollten die Patienten noch auf enge Körperkontakte und Geschlechtsverkehr verzichten. Oft ist es ratsam, dass sich enge Kontaktpersonen wie Eltern, Pflegepersonal und Partner ebenfalls einer Therapie unterziehen. Sonst können sie Krätzmilben zurück- und weitergeben.
Zur Kontrolle des Behandlungserfolgs sollten bis sechs Wochen nach einer Therapie Untersuchungen stattfinden.
Resistenzen gegen die anerkannten Mittel sind fast keine bekannt. Wenn eine lokale Behandlung versagt, liegt das fast immer an Behandlungsfehlern oder daran, dass sich die Patienten erneut Krätze von unbehandelten nahen Kontaktpersonen einfangen.
Kontaktpersonen und Umgebung
Enge Kontaktpersonen sollten sich einer Behandlung unterziehen, im besten Fall am gleichen Tag wie die Patienten und dies auch dann, wenn sie keine Symptome zeigen. Juckreiz und Hautveränderungen erscheinen beim ersten Befall verspätet. Weil zur Übertragung längerer enger Kontakt nötig ist, benötigen entferntere Kontaktpersonen keine parallele Behandlung.
Nur Textilien und Gegenstände, mit denen Patienten lange engen Körperkontakt hatten (z.B. Kleidung, Bettwäsche, Handtücher, Stofftiere, Pantoffeln), brauchen eine Behandlung. Um die Milben abzutöten, eignen sich eine mindestens zehn Minuten dauernde Wäsche bei 50 °C, dichtes Verpacken oder Einschweissen in Plastiksäcke und anschliessendes Lagern bei 21 °C für 72 Stunden. Bei höheren Temperaturen und geringer Luftfeuchtigkeit, etwa direkt an heissen Heizkörpern, genügen 48 Stunden. Einfrieren in der Gefriertruhe für mehrere Stunden funktioniert wahrscheinlich ebenfalls.
Betten brauchen nur einen frischen Überzug. Bei Matratzen sowie Gegenständen, zu denen Patienten nur kurzen Kontakt hatten, ist gar keine Behandlung nötig.
Wegen der geringen Ansteckungsgefahr sind weitere Massnahmen nicht erforderlich. Wer will, kann aber Polstermöbel, Kissen und Decken absaugen, auf denen sich Patienten mit blosser Haut aufhielten. Der Filter sollte danach entsorgt werden.
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Durch eine geeignete Therapie verschwindet Krätze in der Regel vollständig. Allerdings können Juckreiz und Hautreizungen noch mehrere Wochen andauern (siehe unten).
Ohne Behandlung entwickelt sich meist eine chronische Krätze. Dabei kann die Zahl der Milben an einem Patienten in den ersten Monaten auf hundert oder mehr ansteigen. Danach hält das Immunsystem die Parasiten in Schach und ihre Anzahl sinkt auf ungefähr zehn. Dieser Zustand und die Krätze dauern an. Eine Gefahr für die allgemeine Gesundheit ergibt sich dadurch nicht. Intensive Hautpflege kann die Milbenzahl noch tiefer senken. Dann sprechen Fachleute von gepflegter Krätze, einer Sonderform.
Es sind Fälle bekannt, in denen Krätze spontan von allein abgeheilt ist. Sie gelten als selten.
Eine Verschlimmerung ist möglich, wenn das Immunsystem stark geschwächt wird, etwa durch Medikamente oder weitere Erkrankungen. Dann kann sich eine schwere, hoch ansteckende Borkenkrätze entwickeln.
Komplikationen
Krätze kann zu Komplikationen führen, die hauptsächlich durch das Verhalten der Betroffenen und als Folge von Therapien entstehen.
- Hautschädigungen durch Kratzen: Durch aufgekratzte Haut gelangen Substanzen und Keime leichter in den Körper. Das Risiko von Reizungen und Infektionen steigt. Extremes Kratzen kann dazu führen, dass Narben zurückbleiben.
- Entzündungen der Haut, postskabiöses Ekzem: Vom postskabiösen Ekzem sprechen Fachleute, wenn der Juckreiz und die Knötchen bleiben, obwohl eine Therapie gegen die Krätzmilben erfolgreich war. Das Ekzem kann sich zunächst dadurch entwickeln, dass noch Bestandteile der Milben und ihrer Ausscheidungen in der Haut zurückbleiben. Dann dauert auch die Reaktion des Immunsystems an. Die juckenden Hautveränderungen können nahtlos übergehen in eine Hautreizung als Folge äusserlicher Behandlungen. Dabei ist die Haut gerötet, meist trocken und rissig. Hautpflege nach der Therapie kann einem Exsikkationsekzem vorbeugen. Bei starker Ausprägung helfen äusserliche Glukokortikoide (z.B. Kortison).
- Infektionen der Haut: Aufgekratzte oder rissige Haut ist anfällig für bakterielle Infektionen. Die können in schweren Fällen zu Abszessen, Entzündungen der Lymphgefässe und Blutvergiftungen führen. Je nach Schwere kommen Antibiotika äusserlich oder innerlich zum Einsatz.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Verursacher der Krätze sind die winzigen Krätzmilben, die auch Skabiesmilben heissen. Ihr wissenschaftlicher Name lautet Sarcoptes scabiei. Die Weibchen sind etwa 0,3 bis 0,5 Millimeter gross, die Männchen nur 0,2 bis 0,3 Millimeter. Die Parasiten aus der Familie der Spinnentiere begatten sich auf der Hautoberfläche, anschliessend sterben die Männchen. Nur die Weibchen bohren sich in die Haut, wo sie Gänge anlegen. Pro Tag legen sie ein bis vier Eier und scheiden Kotballen aus. Üblicherweise bleiben die Weibchen in den Hautgängen, dort können sie 30 bis 60 Tage überleben. Die Larven, die aus den Eiern schlüpfen, kehren an die Hautoberfläche zurück. Dort verkriechen sie sich beispielsweise in Hautfalten und entwickeln sich innert zwei bis drei Wochen zu geschlechtsreifen Milben.
Zur Übertragung sind längere direkte Hautkontakte von mindestens fünf bis zehn Minuten nötig. Typische Situationen sind etwa gemeinsames Spielen, Körperpflege, Kuscheln, zusammen in einem Bett schlafen und Intimverkehr. Die Kontakte müssen lange dauern, weil sich Krätzmilben nur sehr langsam fortbewegen. Entsprechend stecken sich üblicherweise nur Mitglieder einer Familie an oder andere Gruppen von Menschen, die den Lebens- und Wohnraum teilen. Oft handelt es sich um Eltern mit kleinen Kindern, Menschen aus Partnerschaften und um Pflegebedürftige und ihre Pfleger. Erheblich grösser ist das Übertragungsrisiko bei der Borkenkrätze aufgrund der viel höheren Milbenbelastung.
Weil Krätzmilben unter anderem beim Geschlechtsverkehr weitergegeben werden, zählt die Krätze auch zu den sexuell übertragbaren Krankheiten (eng.: STD = sexually transmitted diseases).
Bei der herkömmlichen Raumtemperatur von etwa 21 °C und normaler Luftfeuchtigkeit sind Krätzmilben nicht länger als 48 Stunden infektiös. Die Parasiten überleben keinen Tag, wenn die Temperatur bei 34 °C liegt. Temperaturen von 50 °C überstehen sie höchstens zehn Minuten.
Die Übertragung durch Textilien wie etwa Kissen und Decken ist selten.
Risikofaktoren
- Längerer enger Körperkontakt ist der bedeutendste Risikofaktor. Am häufigsten ist Krätze in Europa dort verbreitet, wo Menschen nahe beisammen leben, wie etwa in Kindergärten, Seniorenwohnheimen, Einrichtungen für Behinderte, Gefängnissen, Sammelunterkünften und Obdachlosenasylen.
- Mangelnde Hygiene gilt gemeinhin als Risikofaktor für eine Ansteckung. Nicht wenige Fachleute halten das allerdings für ein unberechtigtes Vorurteil. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass bei mangelnder Körperhygiene die Zahl der Krätzmilben in der Haut etwas höher ist als bei guter Körperpflege.
- Trockene Haut erleichtert es Krätzmilben, in die oberste Schicht der Haut einzudringen.
- Temperatur und Luftfeuchtigkeit haben einen Einfluss auf die Ansteckungsgefahr. Hohe Temperaturen und geringe Luftfeuchtigkeit sind ungünstig für Krätzmilben.
Häufigkeit
Wie häufig Krätze in der Schweiz vorkommt, ist nicht genau bekannt, es gibt dazu keine gesonderten Zahlen. Laut Zeitungsberichten gehen allein am Universitätsspital Basel wöchentlich ein bis zwei Fälle ein.
In den letzten Jahren haben die Fallzahlen zugenommen, was teilweise auch am höheren Verbrauch der entsprechenden Medikamente zu erkennen ist. Fachleute nennen für die Zunahme zwei Gründe. Einerseits wird Krätze gelegentlich bei Untersuchungen an Flüchtlingen gefunden; in den Sammelunterkünften finden Krätzmilben gute Bedingungen, um sich auszubreiten. Als zweiter Grund gilt die «gepflegte Krätze», die gerade in Industrienationen nicht selten vorkommt. Ärzte halten diese Sonderform wegen der schwachen Symptome oft für eine andere Hautkrankheit, eine angemessene Behandlung findet zu spät oder gar nicht statt. Dadurch haben die Krätzmilben mehr Chancen, sich zu verbreiten.
Krätze gibt es weltweit. In einigen tropischen Ländern sind laut der Weltgesundheitsorganisation bis zu 15 der Bevölkerung von Krätzmilben befallen. Die Zahl der Erkrankungen soll weltweit bei 300 Millionen liegen.
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Vorbeugung
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Allgemein gegen Krätze vorzubeugen, ist schwer. Gute Körperhygiene und Hautpflege sind zwar empfehlenswert, haben wahrscheinlich aber nur einen geringen Einfluss auf das Ansteckungsrisiko.
Längere enge Körperkontakte zu vermeiden, ist nur dann sinnvoll, wenn man sicher weiss, dass jemand befallen ist. Meistens findet eine Übertragung aber statt, wenn die befallenen Personen noch gar keine Symptome haben.
Betroffene können andere Menschen schützen, wenn sie zeitig angemessene Therapien machen. Das empfiehlt sich auch für Personen, die längeren engen Hautkontakt zu erkrankten Menschen haben. Sie sollten sich zumindest fachlich beraten lassen.
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TopPharm hilft!
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Die besten Mittel gegen Krätzmilben sind bei uns nur in ungeeigneter Form im Handel. Ihr persönlicher Gesundheits-Coach kann aber geeignete Arzneien herstellen oder besorgen, oder er erklärt Ihnen, wie Sie an diese Mittel kommen. Darüber hinaus gibt er gern Tipps zur richtigen Anwendung oder dazu, was Kontaktpersonen von Betroffenen beachten sollten. Gern berät er Sie auch zu Mitteln gegen Entzündungen der Haut, Juckreiz, Hautinfektionen und zur Hautpflege.
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Wirkstoffe