Arthrose
Synonym: Gelenkverschleiss
Arthrose ist ein Verschleiss des Gelenkknorpels. Sie kann mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergehen, aber auch völlig symptomlos verlaufen. Arthrose kann an einem oder an mehreren Gelenken gleichzeitig auftreten. Am häufigsten befällt Arthrose das Kniegelenk, gefolgt von Hüft- und Daumensattelgelenk, das ist das Gelenk zwischen Daumenballen und Handwurzel. Ebenfalls häufig ist die Arthrose der Schultergelenke. Prinzipiell kann sie jedes Gelenk betreffen, auch die Wirbelsäulen- und Kiefergelenke.
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Symptome
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Haben Sie immer wieder Schmerzen in einem oder mehreren Gelenken?Sind die Gelenke manchmal steif, schwer beweglich?Sind Schmerzen und Steifigkeit in dem Moment am stärksten, in dem Sie das Gelenk aus der Ruhe heraus benutzen, etwa morgens beim Aufstehen, und klingen im Lauf der weiteren Bewegung ab?
Diese Symptome können auf eine Arthrose hindeuten, sind aber nicht beweisend dafür. Viele Menschen mit weit fortgeschrittener Abnutzung des Gelenkknorpels haben keinerlei Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen. Andere leiden unter starken Schmerzen und Steifigkeit der Gelenke bei weitgehend unversehrtem Gelenkknorpel.
Gelenkschmerzen sind oft schwer zu deuten
Was sich wie Gelenkschmerzen anfühlt, kommt meistens gar nicht aus den Gelenken, sondern aus benachbarten Teilen des Bewegungssystems, wie Muskeln, Sehnen und Bändern. Gelenkschmerzen werden wie Schmerzen an anderen Teilen des Bewegungssystems, etwa Rücken- oder Nackenschmerzen, häufig auch durch Stress und Burn-out verursacht oder sind körperlicher Ausdruck einer Depression. Man spricht dann auch von einer somatoformen Schmerzerkrankung. Weil es so viele mögliche Ursachen für Gelenkschmerzen gibt, ist es ratsam, sich ärztlich untersuchen zu lassen.
Primäre und sekundäre Arthrose
Die rein alters- und abnutzungsbedingte Arthrose bezeichnet man als primäre Arthrose. Wenn eine andere Erkrankung vorliegt, die den Gelenkverschleiss beschleunigt, nennt man den daraus entstehenden Knorpelschaden sekundäre Arthrose. Verletzungen des Gelenks, etwa durch einen Unfall, können ebenfalls eine sekundäre Arthrose verursachen.
Zu den Erkrankungen, die mit einer Arthritis (Gelenkentzündung) einhergehen und eine sekundäre Arthrose begünstigen, zählen:
- Rheumatoide Arthritis, die häufigste chronisch entzündliche Gelenkerkrankung
- Gicht, eine Stoffwechselstörung, bei der das Blut zu viel Harnsäure enthält
- Psoriasisarthritis, Entzündung von Gelenken und Sehnen, die bei manchen Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis) zusätzlich zum Hautbefall auftritt
- Gelenkinfektionen, beispielsweise mit Borrelien (Borreliose) nach einem Zeckenstich oder eine Magen-Darm-Infektion, etwa mit Salmonellen
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, die auch mit einer Arthritis einhergehen können
Auch bei der primären Arthrose kann sich das betroffene Gelenk vorübergehend entzünden. Das kann sich dann neben verstärkten Schmerzen in einer Schwellung, Rötung oder Erwärmung des Gelenks äussern.
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Behandlung
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Die einzige Massnahme, bei der zweifelsfrei nachgewiesen ist, dass sie den fortschreitenden Knorpelverlust verzögert, ist der Abschied von überschüssigen Pfunden. Besonders die Kniegelenke werden von dauerhaftem Übergewicht stark in Mitleidenschaft gezogen. Wer sein Gewicht durch Ausdauersport und eine angepasste Ernährung normalisiert, schützt damit unmittelbar seinen Gelenkknorpel. Alle weiteren Massnahmen der Arthrosebehandlung zielen darauf ab, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit wieder herzustellen.
Bewegung ist Trumpf
Regelmässige Bewegung macht die Gelenke und Bänder robuster und elastischer, vermindert Schmerzen und fördert die Erneuerung der Gelenkschmiere. Deswegen ist bei Arthrose Bewegung Trumpf, und alle anderen Behandlungen dienen nur dazu, Bewegung wieder zu ermöglichen, beispielsweise indem sie Schmerzen lindern.
Im Rahmen der Physiotherapie wird verminderte Beweglichkeit stufenweise wieder aufgebaut. Unterstützend wirken regelmässige Bewegungsübungen wie Pilates, Yoga, Qigong und Tai-Chi. Schwimmen und Aquafitness (Körperübungen im Wasser), wie sie heute von den meisten Badeanstalten angeboten werden, sind bei Gelenkerkrankungen besonders empfehlenswert, denn das Gelenk kann im Auftrieb des Wassers fast schwerelos bewegt werden. Auch Radfahren, Gerätetraining im Fitnessstudio, Wandern, Nordic Walking und Joggen auf weichem Boden sind bei Arthrose geeignete Sportarten.
Physikalische Verfahren
Wer von Gelenkschmerzen geplagt ist, empfindet oft Wärmeanwendungen in Form von heissen Bädern, Wärmepflastern oder Heizkissen als wohltuend. Andere schwören auf Kühlung, etwa durch Kneippanwendungen, Kältepackungen oder kühlende Gele. Grundsätzlich gilt die Faustregel: Bei akutem Schmerz – etwa bei einer frischen Verletzung oder Entzündung – wirkt Kälte schmerzlindernd und abschwellend; bei chronischen, nicht-entzündlichen Gelenkschmerzen tut eher Wärme gut. Andere bei Arthrose beliebte Behandlungsmethoden, bei denen gezielte Hautreize eine wichtige Rolle spielen, sind Akupunktur, Schröpfen und das Aufsetzen von Blutegeln. Radonanwendungen wie das Einatmen der Luft in einem Radonstollen oder das Baden in radonhaltigem Wasser haben sich bei verschiedenen Gelenkerkrankungen als wirksam erwiesen. Auch Elektrotherapien wie TENS (transkutane elektrische Nervenstimulation) können mit Erfolg eingesetzt werden. Um die sichere Anwendung der Elektrizität zu gewährleisten, ist eine fachkundige Anleitung unverzichtbar. Behandlungen mit pulsierenden Magnetfeldern können ebenfalls Gelenkschmerzen lindern.
Orthopädische Hilfsmittel
Für Gehhilfen vom Spazierstock über den Rollator bis zum Rollstuhl gilt: So wenig wie möglich – um das Gehen ohne Stütze nicht zu verlernen –, doch so viel wie nötig, etwa um ein akut entzündetes oder frisch operiertes Gelenk vorübergehend zu entlasten und bei starker Bewegungseinschränkung Stürze zu vermeiden. Ähnliches gilt für gelenkstützende und -führende Hilfsmittel wie Bandagen und Orthesen sowie für gelenkschonende Schuhe, etwa mit speziellen Absätzen oder Einlagen.
Entspannung, Stressreduktion, Psychotherapie
Anhaltender Stress kann Schmerzen verstärken und erhöht das Risiko, dass Schmerzen chronisch werden. Anders herum verursachen Schmerzen Stress. Gute Schmerztherapie geht deshalb immer Hand in Hand mit Stressreduktion. Physikalische Verfahren wie Bäder und manuelle Therapien wie Massagen haben neben ihrer unmittelbaren Wirkung auf den Körper auch entspannende und stressreduzierende Effekte. Klassische Entspannungsverfahren, die sich in der Schmerztherapie bewährt haben, sind progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Vorstellungsbilder (Imagination), Meditation und MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) sowie die Feldenkrais-Methode. Bei chronischen Schmerzen können Gespräche mit einem Psychotherapeuten dazu beitragen, Schritt für Schritt eine andere Einstellung gegenüber dem Schmerz einzuüben. Das wirkt nicht nur seelisch entlastend, sondern meistens auch schmerzlindernd.
Medikamente zum Einnehmen
Im Rahmen der Schmerztherapie können vorübergehend auch Medikamente eingesetzt werden. In der Regel genügt dabei der Einsatz eines entzündungshemmenden Schmerzmittels wie Ibuprofen, Celecoxib, Acetylsalicylsäure (ASS) und Paracetamol. Wenn das nicht ausreichend wirkt oder aus anderen Gründen nicht in Frage kommt, sowie bei akuten, starken Schmerzen, sind unter Umständen auch verschreibungspflichtige morphinähnliche Wirkstoffe (Opioide) wie Tramadol angezeigt. Pflanzliche Mittel wie Weidenrinde, Ingwer- und Teufelskrallenwurzel sind eine nebenwirkungsarme und wirksame Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln. Ob Chondroprotektiva, das heisst knorpelschützende Mittel, wie Chondroitinsulfat oder Hyaluronsäure das halten, was ihr Name verspricht, ist unklar.
Medikamente zur äusserlichen Anwendung
Über Salben, Gele oder Arzneipflaster können Arzneistoffe unmittelbar in der betroffenen Körperregion eingesetzt werden. Gele sind kühlend und wirken damit zusätzlich schmerzlindernd und abschwellend. Die Eindringtiefe des Wirkstoffs kann durch die Iontophorese, eine Form der Elektrotherapie, gesteigert werden. Je kürzer der Weg von der Hautoberfläche zum Gelenk, desto höher ist die Chance, dass genügend Wirkstoff dort ankommt. Deswegen sind äusserlich angewandte entzündungshemmende Schmerzmittel für die Behandlung von Hand- und Fingergelenken sowie von Sehnenansätzen besonders geeignet. Dabei kommen Wirkstoffe wie Diclofenac und Salicylate (chemische Verwandte der Acetylsalicylsäure) und auch pflanzliche Mittel wie Wallwurz und Arnika zum Einsatz. Hautstimulierenden Mitteln wie Capsaicin, dem Scharfmacher aus der Pfefferschote, werden ähnliche schmerzlindernde Wirkungen zugeschrieben wie anderen Reizbehandlungen, etwa der Reflexzonenmassage und der Elektrotherapie. Franzbranntwein, Pfefferminz- und Eukalyptusöl sowie Menthol wirken zunächst kühlend, dann durchblutungsfördernd und damit oft auch schmerzlindernd.
Spritzen ins Gelenk
Im Rahmen der ärztlichen Behandlung der Arthrose können Medikamente direkt ins Gelenk gespritzt werden. Dafür kommen kortisonähnliche Wirkstoffe (Glukokortikoide) in Frage, die entzündungshemmend, abschwellend und schmerzlindernd wirken. Hyaluronsäure ist ein Mittel, das die Gleitfähigkeit der Gelenkschmiere unterstützen soll. Ins Gelenk gespritzt, kann es Schmerzen lindern und die Gelenkfunktion verbessern.
Operationen
Eine operative Behandlung der Arthrose kann vor allem dann sinnvoll sein, wenn ausgeprägte Bewegungseinschränkungen oder mechanische Hindernisse im Gelenk vorliegen. Dann entfernt der Chirurg beispielsweise abgelöste Knorpelstücke, die das Kniegelenk blockieren. Bei weit fortgeschrittener Arthrose kann die Versorgung mit einem künstlichen Gelenk in Erwägung gezogen werden.
Tipp: Die Schweiz und Deutschland gehören zu den Ländern, in denen die meisten künstlichen Gelenke eingepflanzt werden. Experten zufolge ist das nicht immer sinnvoll. Wenn Ihnen eine Operation empfohlen wird, dann raten wir Ihnen, sich im Zweifelsfall eine zweite Meinung einzuholen. -
Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Die Arthrose verläuft oft in Schüben. Schmerzen, Steifigkeit und Entzündungszeichen sind dann über einige Wochen stärker; zwischen den Schüben sind viele Betroffene nahezu oder vollständig beschwerdefrei. Bewegungseinschränkungen können nach einem Schub stärker ausgeprägt sein als davor. Viele Menschen bleiben bis ins hohe Alter trotz Arthrose beweglich und weitgehend schmerzfrei. Bei anderen nehmen die Beschwerden im Laufe der Jahre zu. Unbehandelt kann das in manchen Fällen zu ausgeprägten Bewegungseinschränkungen bis hin zur Gelenkversteifung führen. Erhebliche Behinderungen in Beruf und Freizeit sind dann die Folge, bis hin zu Gehbehinderung und Schwierigkeiten beim Ankleiden und der Körperpflege.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Eigentlich ist Gelenkknorpel eines der robustesten Körpergewebe. Er hält Druckbelastungen bis zu 2000 Kilopascal – entsprechend dem Zehnfachen des Drucks in einem Autoreifen – problemlos aus. Da aber die Lebenserwartung der Menschen seit über hundert Jahren kontinuierlich zugenommen hat, übersteigt sie mittlerweile die Haltbarkeitsdauer des Gelenkknorpels. Geschädigter Gelenkknorpel kann sich nur sehr langsam regenerieren, und mit zunehmendem Alter schwindet diese Fähigkeit weiter. Auch die Gleitfähigkeit der knorpelschützenden Gelenkschmiere nimmt mit dem Alter ab. Zudem ist unser heutiger Lebensstil nicht gerade gelenkfreundlich: Bewegungsmangel, Über- und Fehlernährung und besonders das daraus entstehende Übergewicht treiben den schleichenden Gelenkverschleiss voran. Verletzungen erhöhen ebenfalls das Arthroserisiko. Auch dauerhafte Fehlbelastungen tragen dazu bei, beispielsweise bei Fliesenlegern, weil sie ständig im Knien arbeiten und damit ihre Kniegelenke überlasten. Vermutlich sind die Stabilität und die Erneuerungsfähigkeit des Gelenkknorpels durch genetische Faktoren mit bedingt. Vererbte Arthroseformen mit ausgeprägten Gelenkschäden bereits in jungen Jahren sind jedoch sehr selten. Ob angeborene Fehlbildungen, etwa des Hüftgelenks, oder Fehlstellungen der Knochen das Arthroserisiko erhöhen, ist strittig.
Sehr viele Menschen haben Arthrose. Die Häufigkeit steigt mit dem Lebensalter an. So haben sieben von zehn Menschen in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen und praktisch alle über 80-Jährigen eine Kniegelenksarthrose.
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Vorbeugung
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Wer Übergewicht vermeidet, bremst den zunehmenden Knorpelverlust; das gilt nicht nur für Menschen, die bereits unter Arthrosebeschwerden leiden, sondern auch vorbeugend. Vermutlich tragen reichlich Bewegung und eine ausgewogene Ernährung ebenfalls dazu bei, die Gelenke gesund zu erhalten. Wer genügend trinkt, fördert damit die Bildung von Gelenkschmiere. Das ist wichtig, um den Knorpel vor Reibungsschäden zu bewahren und mit Nährstoffen zu versorgen.
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TopPharm hilft!
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Sie wollen prüfen, ob Ihnen überschüssige Pfunde auf die Gelenke drücken? Dann geben Sie einfach Ihre Grösse und Ihr Gewicht in den BMI-Rechner von TopPharm ein, und schon kennen Sie Ihren persönlichen Body Mass Index (BMI), eine wichtige Kenngrösse für Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit). Wer sich daraufhin zum Abnehmen entschliesst, der findet wertvolle Tipps in der TopPharm-Broschüre «Kleiner Ratgeber: Gesund abnehmen».
Es gibt heute eine grosse Bandbreite entzündungshemmender Schmerzmittel. Diese unterscheiden sich zwar kaum in ihrer Wirksamkeit bei Arthrose, sehr wohl aber hinsichtlich ihrer Verträglichkeit und Sicherheit bei bestimmten Erkrankungen, beispielsweise des Magen-Darm-Trakts, des Herzkreislaufsystems und der Nieren. Fragen Sie Ihren TopPharm Gesundheits-Coach, welches Schmerzmittel für Sie besonders geeignet ist und ob es verträglichere pflanzliche oder äusserlich anzuwendende Alternativen dazu gibt. Wenn Sie bereits Medikamente einnehmen, dann hilft Ihnen der TopPharm Polymedikations-Check, herauszufinden, welche synthetischen oder pflanzlichen Mittel bedenkenlos damit kombinierbar sind.
Der Gesundheits-Coach berät Sie auch gern zum Thema orthopädische Hilfsmittel, etwa wenn es um den Verleih einer Gehhilfe geht oder um das Anpassen einer Bandage.
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Wirkstoffe
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Entzündungshemmende Schmerzmittel
Opioide
Glukokortikoide
Pflanzliche Mittel zum Einnehmen
Pflanzliche Mittel zur äusserlichen Anwendung
Durchblutungsfördernde, stimulierende und wärmende Mittel
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Weitere Informationen
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Heim, Thomas: Arthrose – Beweglich bleiben. Stiftung Warentest, Berlin 2014