Allergien
Allergien plagen viele Menschen in der Schweiz. Häufige Auslöser sind Pollen, Lebensmittel, Hausstaub oder Metalle.
Eine Allergie ist die falsche und übertriebene Abwehrreaktion des Immunsystems auf an sich harmlose Umweltstoffe. Mindestens ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung hatte schon allergische Beschwerden, die durch harmlose Pollen, Lebensmittel, Metalle und andere Allergene ausgelöst wurden.
Allergien äussern sich häufig durch Schnupfen, juckende und tränende Augen, Atemnot oder Verdauungsbeschwerden. Auch Hautveränderungen wie Rötungen, Juckreiz und Quaddeln können allergische Ursachen haben. In seltenen Fällen kann es zu einem lebensbedrohlichen allergischen Schock kommen.
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Symptome
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Allergiker kennen das: Laufende Nase, juckende Augen, Hautausschläge oder Atemnot gehören zu den Krankheitssymptomen, von denen sie geplagt sind. Die Beschwerden verteilen sich auf:
- Atemwege: Niesattacken, eine laufende Nase sowie Juckreiz in Mund und Rachen gehören zur häufigsten allergischen Krankheit, dem Heuschnupfen. Er tritt üblicherweise saisonal von Frühling bis Herbst auf. Je nachdem, welche Baum-, Gräser-, Getreide- und Kräuterpollen gerade durch die Luft fliegen, sind andere Personen betroffen. Ist der Schnupfen nicht saisonal auf eine bestimmte Jahreszeit begrenzt, sondern dauerhaft, sind wahrscheinlich Hausstaubmilben, Tierhaare oder Schimmelpilze dafür verantwortlich. Alle Allergene, die Schnupfen (allergische Rhinitis) verursachen, können ebenfalls allergisches Asthma auslösen. Die Bronchien verkrampfen sich, Atemnot und anfallartige Atembeschwerden sind die Folge. In seltenen Fällen verursachen Allergene auch Hustenreiz (akute Bronchitis).
- Augen: Juckende, tränende Augen mit angeschwollenen Lidern sind typische Allergiebeschwerden, die auf eine allergische Bindehautentzündung deuten (allergische Konjunktivitis). Die Augenleiden treten oft gemeinsam mit allergischem Schnupfen auf. Dann sprechen die Ärzte von einer allergischen Rhinokonjunktivitis.
- Haut: Die Haut reagiert mit Pusteln, Quaddeln, Rötungen, Schwellungen und Ausschlägen auf Allergene. Dabei können Hautkrankheiten wie Ekzeme (Hand-, Kontaktekzeme), Neurodermitis (atopische Dermatitis), Nesselsucht (Urtikaria) oder akute Hautausschläge durch Medikamente (Arzneimittelexantheme) entstehen.
- Verdauung: Antwortet der Magen-Darm-Trakt wiederholt mit Übelkeit und Erbrechen, Krämpfen und Durchfällen auf bestimmte Nahrungsmittel, kann eine Allergie vorliegen (Lebensmittelallergie). Häufig betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder, seltener Jugendliche und Erwachsene.
- Herz-Kreislauf-System: Stürzt der Kreislauf ab, tritt kalter Schweiss aus, handelt es sich möglicherweise um einen allergischen Schock (anaphylaktischer Schock). Auslöser können Insektenstiche (Bienen), Nahrungsmittel (Erdnüsse, Schalentiere) oder Medikamente (Penicillin) sein. Notarzt rufen!
Anaphylaktischer Schock
Ein allergischer Schock (anaphylaktischer Schock) kann das Leben bedrohen. Er macht sich sehr schnell bemerkbar. Typische Kennzeichen: Quaddeln bilden sich, der Hals schwillt zu, es kribbelt in Händen und Füssen – die Symptome für einen allergischen Schock sind vielfältig. Wichtig: Bei den ersten Schockanzeichen sofort den Notarzt rufen.
Was passiert bei einer Allergie im Körper?
Warum spielt der Körper verrückt, wenn man so harmlose Stoffe wie Gräserpollen einatmet oder Erdnüsse kaut? In erster Linie erfüllt das menschliche Immunsystem eine wichtige Aufgabe: Es schützt den Körper vor Angreifern. Nimmt er nämlich einen fremden Stoff über Nase, Haut oder Magen-Darm-Trakt auf, beginnt sein Immunsystem mit der Überprüfung. Ist der fremde Stoff harmlos oder gefährlich? Entdeckt das Immunsystem Gefahr, wie durch Bakterien und Viren zum Beispiel, ist es seine Aufgabe, eine Abwehrreaktion zu starten. Bei Allergikern ist das Immunsystem nicht immer in der Lage, zwischen schädlichen und unschädlichen Umweltstoffen zu unterscheiden: Es stuft manche harmlose Substanzen als gefährlich ein. Diese Phase heisst Sensibilisierung, denn noch hat sich keine richtige Allergie entwickelt. Erst beim erneuten Kontakt mit dem vermeintlichen Angreifer beginnt die Abwehrarbeit, die die allergischen Beschwerden hervorbringt.
Soforttyp-Allergien (Typ I): Bei den meisten Allergien treten die Symptome sofort auf, also innerhalb von Minuten. Das Immunsystem bildet ganz spezielle Antikörper (Immunglobulin E, IgE), die auf den Mastzellen sitzen. Haben die IgE Kontakt zu Allergenen, sorgen sie für die Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen wie Histamin. Diese Botenstoffe sind verantwortlich für die allergischen Beschwerden. Allergene sind meistens Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Nahrungsmittel und Insektengifte. Heuschnupfen, allergisches Asthma und der anaphylaktische Schock gehören zu den Soforttyp-Allergien.
Spättyp-Allergien (Typ IV): Reaktion tritt verspätet, also nach Tagen, ein. Hier kämpfen sensibilisierte Immunzellen (T-Helfer-Lymphozyten, T-Lymphozyten) gegen die Allergene. Auslöser sind meist Chemikalien (z.B. Duftstoffe in Kosmetika) und Metalle (z.B. Nickel), die nach Kontakt mit der Haut Ausschläge hervorrufen (Kontaktallergie). Aber auch Arzneimittel können eine verspätete allergische Hautreaktion verursachen. Weitere Beispiele für den Spättyp sind Allergien gegen Latex, Chlor, Reinigungsmittel und photoallergische Reaktionen.
Allergieformen
Je nach der Art und Weise, wie die eine Allergie auslösenden Stoffe in Kontakt zum menschlichen Körper kommen, lassen sich verschiedene Formen unterscheiden.
- Inhalationsallergie: Die Allergene fliegen durch die Luft (Aeroallergene) und werden durch die Atmung aufgenommen. Beispiele sind Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben, Duftstoffe.
- Kontaktallergie: Im Prinzip kann fast alles, was Kontakt mit der Haut hat, Allergien auslösen. Verbreitete Beispiele sind Latex, Nickel aus Schmuck und Bekleidung, Shampoos.
- Lebensmittel- bzw. Arzneimittelallergie: Lebensmittel- und viele Arzneimittelallergene werden durch den Mund aufgenommen. Typische Beispiele für Allergien auslösende Lebensmittel sind Nüsse, Fische, Hühnereier, Kuhmilch; für orale Arzneimittel Schmerzmittel und Antibiotika wie Penicillin.
- Insektenstichallergie: Das Allergen kommt durch Stiche in den Körper. Die häufigsten Verursacher sind Bienen, Wespen, Hummel und Hornissen beziehungsweise ihre Gifte.
- Injektionsallergie: Medikamente (z.B. Narkosemittel) und andere medizinische Substanzen (z.B. Röntgenkontrastmittel) können allergische Reaktionen auslösen, wenn sie per Injektion oder Infusion in den Körper kommen.
Kreuzallergie
Als wären die direkten Allergene nicht schon übel genug für Allergiker, sind sich die Allergien auslösenden Bestandteile (meist Eiweisse) mancher Stoffe auch noch ähnlich – so ähnlich, dass das Immunsystem sie nicht unterscheiden kann. Es kommt zu Kreuzreaktionen. Gerade bei Allergien auf Frühblüher wie beispielsweise Birkenpollen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch Äpfel, Rüebli oder Sellerie nicht vertragen werden. Latexallergiker wiederum können auch auf Lebensmittel wie Kiwis, Avocados und Bananen reagieren. Neben Kribbeln an Lippen, Gaumen und Rachen sind Bauchkrämpfe und Durchfall mögliche Folgen.
Pseudoallergien
Pseudoallergien fühlen sich wie Allergien an, sind aber keine – denn nicht das Immunsystem mit seinen Antikörpern ist für die Unverträglichkeit verantwortlich. Warum die Mastzellen trotzdem Histamin ausschütten, ist noch nicht genau geklärt. Die Symptome aber ähneln echten Allergien: Juckreiz im Mund, Hals, gegebenenfalls am ganzen Körper, Hautausschläge, Schwellungen im Mund und Rachen, Asthmaanfälle und Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Auslöser von Pseudoallergien sind Zusatzstoffe in Lebensmitteln wie Farb- und Konservierungsstoffe, aber auch natürliche Aromastoffe in Obst, Gemüse und Gewürzen oder bestimmte Eiweisse wie Histamin. Histamin befindet sich in allen «alten» Lebensmitteln wie Hartkäsesorten, Salami, geräuchertem Schinken. Pseudoallergien unterscheiden sich auch darin von Allergien, dass die Beschwerden erst nach einer bestimmten Menge der Auslöser auftreten.
Berufsbedingte Allergien
Viele Menschen entwickeln während der Berufsjahre Allergien. Coiffeusen reagieren beispielsweise auf Haarfärbemittel allergisch, Bäcker auf Mehl und Schreiner auf Beize. Am häufigsten treten Kontaktekzeme und Asthma auf. Typisch für derlei Allergien ist, dass sie am Wochenende oder im Urlaub abklingen.
Für Berufsanfänger ist es ein Worst-Case-Szenario: Endlich können sie eine Ausbildung in ihrem Traumjob beginnen und dann spielt der Körper verrückt. Für Allergiker empfiehlt es sich daher, vor der Berufswahl abzuklopfen, womit sie im Arbeitsalltag konfrontiert sind. Gehören Staub oder Chemikalien, Tiere oder Pflanzen dazu, sollten vor dem Jobbeginn ein Praktikum und der Rat eines Allergologen vorliegen.
Kinder und Allergien
Viele Kinder leiden an Allergien. Je nach Alter können die Allergien sich bessern oder ganz verschwinden. Sie können aber auch ein Leben lang bleiben und Allergien gegen weitere Auslöser nach sich ziehen. Über die Veranlagung zu einer Allergie entscheiden die Gene. Hat ein Elternteil Allergien, liegt die Chance bei 30%, dass das Kind die Veranlagung erbt. Sind beide Eltern Allergiker, steigt die Wahrscheinlichkeit auf 50% an. Die Mediziner sprechen von Atopie, wenn ein Kind mit einer erhöhten Bereitschaft zu bestimmten allergischen Krankheiten zur Welt kommt. Zu diesen Krankheiten des sogenannten atopischen Formenkreises gehören Neurodermitis, Heuschnupfen (allergische Rhinitis) und allergisches Asthma.
Viele Allergien entwickeln sich schon im Säuglingsalter und sind der Beginn einer langen «allergischen Reise». Ein erster Hinweis ist eine Neurodermitis, die zwischen dem zweiten und dem sechsten Lebensmonat auftritt. Wenn das Kind älter wird, verschwinden die juckenden Ekzeme häufig wieder. In der nächsten Phase – im Schulalter – reagiert das Immunsystem eventuell auf Pollen, das Kind erkrankt an Heuschnupfen. Irgendwann kann noch allergisches Asthma dazukommen. Hier sprechen die Ärzte vom «Etagenwechsel», weil die Krankheit von den oberen Atemwegen (Nase) zu den unteren (Bronchien) wechselt. Liegt laut Ärzten ein «atopischer Marsch» vor, folgt auf die frühkindliche Neurodermitis erst das Asthma, anschliessend kann Heuschnupfen dazukommen.
Wann zum Arzt?
- Ein Kleinkind hat ein juckendes Ekzem.
- Das Vorschulkind hat Hustenattacken mit Atemnot.
- Das Schulkind leidet an Heuschnupfensymptomen.
Früherkennung hilft, therapeutisch gegenzusteuern! Selbst bei Babys und Kleinkindern lassen sich Tests auf Antikörper (Immunglobulin) machen, die harmlose Substanzen attackieren. Dazu brauchen Kinderärzte heute nur einen Blutstropfen von der Fingerkuppe, um eine generelle Sensibilisierung zu entdecken oder gar einige Allergene zu bestimmen. Neben der Meidung der Allergene (Karenz), können auch bei Kindern spezifische Immuntherapien (Hyposensibilisierung) helfen, die allergische Reise zu unterbrechen.
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Behandlung
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Die beste Therapie gegen Allergien ist, Pollen, Hausstaub oder anderen Auslösern ganz aus dem Weg zu gehen. Dazu ist es nötig, die Auslöser zu kennen. Um herauszufinden, welche in Frage kommen, ist oft einige Detektivarbeit nötig – die möglichen Übeltäter gehen in die Tausende. Der erste Schritt, das Allergen aufzuspüren, ist die genaue Beobachtung der Beschwerden. Welche Beschwerden treten auf? Wann treten sie auf? Unter welchen Umständen? Wo sind sie schlimmer, in der Wohnung, an der Arbeitsstelle oder in der Natur? Gibt es bestimmte Tageszeiten, an denen die Beschwerden stärker sind? Nach dem Essen? Sind sie gar abhängig von Jahreszeiten? Leben Haustiere in der gemeinsamen Wohnung? Ein Allergietagebuch hilft dem Arzt, gezielter nach dem Auslöser zu suchen.
Die ärztliche Diagnostik verläuft im Allgemeinen in vier Stufen. Nach dem ersten Gespräch mit dem Patienten erfolgen Hauttests, Labortest und – falls nötig – ein Provokationstest. Die gängigsten Hauttests sind der Pricktest für Soforttyp-Allergien (Pollen, Tierhaare) und der Epikutantest für Spättyp-Allergien (Nickel, Duftstoffe). Beim Pricktest werden Allergenextrakte in Tropfen auf den Unterarm aufgetragen. Anschliessend wird mit einer kleinen Lanzette einen Millimeter tief in die Haut unter dem Tropfen gestochen. Nach einer halben Stunde überprüft der Arzt, ob sich Quaddeln oder Pusteln gebildet haben. Beim Epikutantest bekommen die Patienten Pflaster mit allergenhaltigen Pellets auf den Rücken geklebt. Nach ein, zwei oder drei Tagen liest der Arzt die Reaktionen ab.
Im Labor lassen sich anhand einer Blutprobe bestimmte Antikörper wie IgE untersuchen. Dabei gibt der Gesamt-IgE-Wert Aufschluss über eine grundsätzliche Sensibilisierung, während der Nachweis allergenspezifischer Antikörper Rückschlüsse auf Blütenpollen- und Nahrungsmittelallergien zulässt. Beim Provokationstest versucht der Mediziner unter Überwachung in einer Praxis oder im Spital eine allergische Reaktion zu provozieren.
Sind die Auslöser einer Allergie enttarnt, kann die Therapie beginnen. Diese erfolgt in drei Schritten: Meidung des Auslösers, Medikamente zur Linderung und eventuell Immunisierung. Karenz, also den Auslöser meiden, kann bei Allergien gegen Haustiere helfen, indem man sich von ihnen trennt. Es kann bei Lebensmitteln helfen, indem bestimmte Produkte aus dem Speiseplan verbannt werden. Bei den überall herumfliegenden Pollen ist die Karenz dagegen schwierig bis unmöglich. Hier ist es nur möglich, die Belastung durch Pollen zu senken und dadurch die Beschwerden zu verringern. So kann es sein, dass der Allergiker um Medikamente nicht herumkommt, um die Beschwerden zu lindern. Dabei unterscheiden sich lokale Anwendungen wie Nasensprays, Augentropfen, Cremes, Salben, Asthmasprays von systemischen mit Tabletten und Injektionen. Hauptsächlich werden eingesetzt:
- Antihistaminika verringern die Abgabe und Wirkung des Botenstoffs Histamin, sie kommen in Tabletten, Salben, Augentropfen und Nasensprays zum Einsatz. Moderne Antihistaminika machen im Gegensatz zu den früheren Generationen nicht mehr müde.
- Mastzellstabilisatoren (Cromone) hemmen den Botenstoff Histamin, dienen der Prophylaxe bei Allergien und Asthma und werden mit Nasensprays, Augentropfen und Inhalationen verabreicht.
- Glukokortikoide (z.B. Kortison) sind Wirkstoffe, die sich von den Nebennierenrinden-Hormonen ableiten. Sie werden in Cremes gegen Ekzeme, in Nasensprays bei allergischem Schnupfen oder Inhalationssprays bei Asthma eingesetzt.
- Beta-2-Sympathomimetika weiten die Atemwege, sie sind in Asthmasprays gegen akute Anfälle oder in länger wirkenden Mitteln zur Dauertherapie enthalten.
Die einzige Therapie, die direkt an der Ursache von Allergien ansetzt, ist die spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt. Ziel der Behandlung ist es, den Körper immer mehr an das Allergen zu gewöhnen. Um das zu erreichen, bekommt der Patient langsam ansteigende Dosen des Allergens entweder unter die Haut gespritzt (subkutan) oder als Tabletten beziehungsweise Tropfen unter die Zunge verabreicht (sublingual). Die spezifische Immuntherapie ist erfolgreich bei Allergien des Soforttyps (Heuschnupfen, Schimmelpilze, Insektengifte).
Alternative Heilmethoden
Es gibt viele alternative Therapieformen, die bei Allergien helfen sollen. Für Homöopathie, Akupunktur oder Entspannungstechniken lassen sich in wissenschaftlichen Untersuchungen Hinweise finden, dass sie bei bestimmten Erkrankungen wirken. Andere Methoden wie Bioresonanz oder Elektroakupunktur dagegen gelten als ungeeignet für die Behandlung von Allergien.
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Eine allergische Krankheit kommt selten allein, zumindest wenn nicht gegengesteuert wird. Während bei Kindern die Allergiekarriere mit Neurodermitis beginnt, irgendwann in allergisches Asthma und später in Heuschnupfen übergehen kann, durchlaufen allergische Erwachsene eine andere Entwicklung. Sie bekommen zuerst Heuschnupfen und anschliessend Asthma. Etagenwechsel nennt sich so eine Ausdehnung der Beschwerden von der oberen Etage (Nase) zu einer unteren Etage (Bronchien). Ungefähr ein Drittel der Pollenallergiker sind davon betroffen.
Komplikationen
Reagiert ein Immunsystem mit einer maximalen Überempfindlichkeit auf eine bestimmte Substanz, sprechen die Ärzte von einem anaphylaktischen Schock. Dieser Schock ist akut lebensbedrohlich. Zu den häufigsten Auslösern gehören:
- Medikamente wie Penicillin, Insulin, Kontrastmittel und Acetylsalicylsäure (ASS)
- Insektengifte von Bienen, Wespen, Hornissen
- Lebensmittelallergene aus Nüssen, Meeresfrüchten, Eiern
- Inhalationsallergene wie Pollen, Tierhaare, Hausstaub, Schimmelpilze
Der anaphylaktische Schock wird in vier Schweregrade unterteilt. In Schweregrad I existiert noch keine akute Lebensgefahr, die allergische Reaktion zeigt sich hauptsächlich durch Schwindel, Kopfschmerzen und auf der Haut durch Quaddeln. Kommen steigender Herzschlag, leichte Atemnot und Übelkeit oder Erbrechen hinzu, liegt Schweregrad II vor. Dieser Zustand kann sich aber schnell zuspitzen, wenn sich die Symptome von Schweregrad III zeigen: Die Bronchien verkrampfen, und es besteht die Gefahr des Erstickens. Der absolute Extremfall zeigt sich in Schweregrad IV mit Atem- und Herz-Kreislauf-Stillstand. Diese Schweregrade müssen nicht nach einander ablaufen, die Symptome können parallel auftreten, oder es können auch Phasen übersprungen werden. Bei Gefahrenzeichen sollten Betroffene kein Risiko eingehen und sofort einen Notarzt rufen.
Allergiker, die bekanntermassen auf bestimmte Stoffe stark reagieren, sollten ein Notfall-Set bei sich tragen. Die Zusammensetzung bestimmt der Allergologe. Meist sind Antihistaminika, Kortisonpräparate und eventuell eine Adrenalin-Notfallspritze in so einem Set enthalten.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Mindestens ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung hat schon Erfahrungen mit Allergien gemacht. Um sich gegen Allergien wirkungsvoll zu schützen, ist es wichtig, ihre Auslöser zu kennen. Nur wer die Allergene kennt, auf die der eigene Körper reagiert, kann selbst handeln: den Kontakt vermeiden, vorbeugende Massnahmen ergreifen und die richtige Therapie finden.
- Arzneimittel: Alle Arzneimittel können allergische Reaktionen verursachen, ebenfalls verbreitet sind Pseudoallergien. Besonders häufig sind Allergien gegen Salben, Antibiotika wie Penicillin, Schmerz- und Rheumamittel (Acetylsalicylsäure, Diclofenac) und Röntgenkontrastmittel. Am meisten reagiert die Haut sofort auf Salben mit Kontaktekzemen oder als Spättypus mit roten, juckenden Flächen (Arzneimittelexantheme). Schwellungen der Schleimhäute und in schweren Fällen Atem- und Kreislaufprobleme bis zum anaphylaktischen Schock gehören zu den Folgen von Arzneimittelallergien.
- Duftstoffe: Parfüms, Waschmittel, aber auch Duftstoffe in der Luft von Räucherstäbchen, aus Raumsprays oder Raumerfrischern sind bekannte Allergene. Beim direkten Hautkontakt kann es zu Juckreiz, Rötung und Schwellung kommen. Beim Einatmen entstehen Kopfschmerzen, Übelkeit, Atemnot, im schlimmsten Fall Asthmaanfälle.
- Hausstaubmilben: Es ist der Kot der Hausstaubmilben, auf den Allergiker mit ähnlichen Symptomen wie auf Pollen reagieren. Schnupfen, tränende, juckende Augen und eventuell Husten sind typische Beschwerden. Juckreiz der Haut, Ausschlag und Nesselfieber können hinzukommen.
- Insektengifte: Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen spritzen bei einem Stich Giftstoffe in den Körper, die allergische Reaktion erfolgt innerhalb von Minuten. Juckreiz und/oder Quaddeln, Anschwellen von Gesicht und Hals sind Alarmzeichen, sofort einen Notarzt zu verständigen.
- Kälte: Kalte Luft, Wind oder gar Eiswassser verursachen bei vielen Menschen Juckreiz und Quaddeln, eine sogenannte Kälteurtikaria. Die «Kälteallergie» gehört zu den Pseudoallergien.
- Lebensmittel: Nüsse, Fische, Hühnereier, Kuhmilch, aber auch alle anderen Nahrungsmittel werden nicht von allen Menschen vertragen. Eine Allergie liegt dann vor, wenn das Immunsystem Antikörper ausbildet. Diese reagieren bei Kontakt meist sofort, spätestens nach 24 Stunden, mit Juckreiz, Quaddeln, Schwellungen, Bauchkrämpfen, Übelkeit oder Blutdruckabfall bis zum anaphylaktischen Schock. Viele Pollenallergiker entwickeln Kreuzallergien: Ihr Immunsystem schlägt Alarm, wenn sie Lebensmittel zu sich nehmen, deren Eiweisse den Proteinen der die Allergie auslösenden Pollen ähneln. Viele der oben genannten Beschwerden lassen sich auch auf Unverträglichkeiten auf bestimmte Lebensmittel zurückführen (Laktose-, Histaminintoleranz, Fruktosemalabsorption, Zöliakie).
- Pollen: Jegliche Art von Blütenpollen kann Allergikern zu schaffen machen. Frühblüher (Haselnuss, Erle, Birke), Gräser, Kräuter und Getreide sind Auslöser für Jucken in Nase, Mund, Rachen, Augen und Ohren, es folgen Niesanfälle, tränende und geschwollene Augen, Müdigkeit. Vier von zehn Pollenallergikern leiden ausserdem an allergischem Asthma.
- Schimmelpilze: Sie leben auf Nahrungsmitteln, in feuchten Ecken, hinter Tapeten und Verkleidungen, auf verwesenden Pflanzenresten. Ihren Weg in den Körper finden sie durch die Atmung (inhalativ) oder über das Essen (nutritiv). Die Beschwerden reichen von Schnupfen, Husten, Nesselfieber bis zu Atemnot. Im Magen-Darm-Trakt verursachen Schimmelsporen Übelkeit bis zum Erbrechen, Schmerzen, Blähungen und Durchfall.
- Sonne, Licht: Eine «Sonnenallergie» oder «Lichtallergie» gibt es im medizinischen Sinne nicht. Juckreiz, Quaddelbildung, Bläschen nach dem Sonnenbad lassen sich auf Ursachen zurückführen, bei denen das Immunsystem keine entscheidende Rolle spielt. Die häufigste ist die polymorphe Lichtdermatose (PLD) mit Bläschen, Pickelchen und Pusteln an nicht an Sonne gewöhnten Hautpartien, die «Mallorca-Akne» mit kleinen entzündlichen, akneartigen Knötchen und photoallergische Reaktionen; wobei bestimmte Arzneimittel, Kosmetika und UV-Filtersubstanzen bei Sonnenbestrahlung meist ein bis drei Tage später allergische Reaktionen hervorrufen.
- Tierhaare: Katzen oder Kaninchen, Hamster oder Meerschweinchen, die Springmaus oder das Pony – alle Haustiere können Allergien auslösen. Dabei sind nicht die Haare das Problem, sondern Ausscheidungen wie Speichel, Talg, Schweiss und Urin. Deshalb sorgen auch nicht behaarte Tiere wie Kanarienvögel, Wellensittiche oder Papageien manchmal für Überempfindlichkeitsreaktionen. Häufigste Beschwerden sind Dauerschnupfen, Bindehautentzündung und Asthma.
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Vorbeugung
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Grundsätzlich gilt: Ob in Familien mit oder ohne Allergien – Schwangere, Stillende und Kinder sollten sich ausgewogen und nährstoffreich ernähren, dabei möglichst schadstofffreie oder -arme Lebensmittel zu sich nehmen. Diäten während der Schwangerschaft sind zu vermeiden. Auch mögliche Allergien auslösende Lebensmittel einfach wegzulassen, hat keinerlei vorbeugende Effekte. Dagegen wirkt sich Fisch im Speiseplan sowohl in der Schwangerschaft als auch während der Stillzeit positiv aus.
Eine Stillzeit von vier Monaten ist eine optimale Vorbeugung gegen Allergien, das haben viele Studien bewiesen. Ist es nicht möglich, überhaupt oder so lange zu stillen, sollten Risikobabys mit hydrolysierter oder hypoallergener Nahrung aus vorverdauter Kuhmilch gefüttert werden. Speziallebensmittel auf Sojabasis sind nicht zu empfehlen. Nach vollendetem viertem Lebensmonat brauchen Kleinkinder mehr Nährstoffe. Deshalb ist es wichtig, mit Beikost zu füttern. Länger und ausschliesslich zu stillen, hat sich in Studien für Babys mit Allergierisiko als nicht sinnvoll erwiesen.
Ebenso wie bei den Müttern in der Schwangerschaft hilft es den Kindern nicht, im ersten Lebensjahr auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten, die eventuell Allergien verursachen könnten. Fisch wird ausdrücklich empfohlen als Vorbeugung gegen alle atopischen Krankheiten wie Heuschnupfen, Neurodermitis und allergisches Asthma. Nach dem ersten Lebensjahr gibt es keine Nahrungsmittelempfehlungen, ausser: ausgewogen, nährstoffreich und nicht zu viel. Übergewichtige oder fettleibige Kinder sind viel gefährdeter, Asthma zu bekommen, als normalgewichtige Kinder.
Ob Haustiere etwas damit zu tun haben, dass ein Kind grundsätzlich Allergien bekommt, ist umstritten. Genauso wenig gibt es Belege dafür, dass Allergien sich durch die Anschaffung eines Haustiers verhindern lassen. Besteht kein erhöhtes Allergierisiko, sollten Kinder nicht auf ihre pelzigen Freunde verzichten müssen. Sind die Kinder durch die Eltern vorbelastet, wird empfohlen, auf die Anschaffung von Katzen zu verzichten.
Tabakrauch, Schimmel und Innenraumluftschadstoffe (z.B. von neuen Möbeln, Maler- und Renovierungsarbeiten) erhöhen das Allergierisiko bei Kindern. Deshalb ist es wichtig, dass alle Kinder – nicht nur die mit Allergierisiko – in einem guten und gesunden Klima aufwachsen. Dazu gehören gut durchlüftete Räume ohne Tabakrauch und andere Belastungen.
Dass Impfungen das Allergierisiko bei Kindern erhöhen, dafür gibt es keinerlei Belege. Daher raten Fachleute, alle Kinder, auch Risikokinder, nach den Empfehlungen des Schweizer Bundesamts für Gesundheit (BAG) impfen zu lassen.
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TopPharm hilft!
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Welche Augentropfen oder Nasensprays bei Heuschnupfen oder Tierhaarallergie Reizungen und Schwellungen lindern, dazu gibt Ihnen Ihr persönlicher Gesundheits-Coach gern Tipps. Ebenfalls weiss er, ob und wann es sinnvoll ist, zu Tabletten wie Antihistaminika zu greifen, oder wie Sie ein optimales Notfall-Set zusammenstellen.
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Wirkstoffe
Rote Augen – Tipps vom Gesundheits-Coach
Rote Augen kommen im Sommer häufig vor. Annina Heuss von TopPharm health & go in Basel weiss, was Sie dagegen tun können..