Aktinische Keratose
Synonym: aktinische Präkanzerose, senile Keratose, Keratosis actinica, solare Keratose, Photokeratose, Lichtkeratose, initiales spinozelluläres Karzinom
Eine aktinische Keratose ist eine dauerhafte Schädigung der Oberhaut. Typische Anzeichen sind rotbraune, raue und schuppende Flecken an Stellen, die häufiger Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren. Dazu gehören Gesicht, Stirn, Glatze, Ohren, Décolleté und Unterarme sowie Handrücken. Auch wenn die Hautschädigung an sich gutartig ist und nur langsam fortschreitet, gilt sie als Vorstufe zu einer Art des weissen Hautkrebses, dem Plattenepithelkarzinom.
Aktinische Keratose betrifft hauptsächlich Menschen mittleren und höheren Alters und dabei vor allem diejenigen, die in Beruf und Privatleben langjährig und intensiv Sonnenlicht und UV-Strahlung ausgesetzt waren. Weil sich bei circa jedem zehnten Betroffenen die Hautschädigung zu Hautkrebs entwickelt, sollten alle Menschen eine aktinische Keratose medizinisch behandeln lassen. Nur gelegentlich bilden sich die Keratosen spontan und bei konsequentem Sonnenschutz zurück.
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Symptome
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Haben Sie gerötete Flecken mit leichten Schuppen?Befinden sich die Flecken am Kopf, an Décolleté und auf den Handrücken?
Diese Hautveränderungen können eine aktinische Keratose sein, müssen es aber nicht. Denn eine Lichtkeratose ist für den Laien nicht so einfach zu erkennen. Erste Anzeichen sind kleine rötliche Flecken, die entstehen, wenn die Haut nach zu viel Sonneneinstrahlung ausdünnt und erweiterte Blutgefässe stärker hervortreten (Fachbegriff: Teleangiektasien). Typisch für die aktinische Keratose ist, dass die Flecken meist nicht mehr von selbst abheilen, sondern dauerhaft bleiben.
Ausserdem sind für eine aktinische Keratose charakteristisch:
- Gerötete, rötliche, gelb-braune Flecken
- Feste Schuppen
- Oberflächliche Verhornungen und kleine Hauthörner
- Hautveränderungen besser tastbar als sichtbar (Gefühl, als würde man über Schmirgelpapier streichen)
- Scharf begrenzte Knötchen und Papeln
- Grösse von 0,5 bis 1 Zentimeter
- Anzeichen an sonnenexponierten Stellen wie dem Gesicht (bevorzugt auf dem Nasenrücken, der Stirn, den Ohrrändern und der Unterlippe), auf dünn behaarter Kopfhaut und auf der Glatze, an den Ohren, am Dekolleté, den Unterarmen und dem Handrücken
Eine aktinische Keratose tritt oft nicht als einzelner Fleck oder alleinige Hautschädigung auf, sondern es befinden sich z.B. auf der Kopfhaut oder im Ausschnitt kleine Gruppierungen dieser Hautveränderungen oder sie sind grossflächig verteilt (Fachbegriff: multiple aktinische Keratose).
Wann zum Arzt?
Wer eine verdächtige Hautveränderung oder Hautstelle entdeckt, die nicht mehr abheilt, sollte diese von einer Fachperson untersuchen lassen.
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Behandlung
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Jede aktinische Keratose sollte hautärztlich behandelt werden, da nicht sicher ist, aus welcher der Hautveränderungen sich Hautkrebs bildet. Um die Hautstellen zu entfernen und zu zerstören, stehen viele Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Für welche sich der Hautarzt oder die Hautärztin in Absprache mit den Betroffenen entscheidet, hängt davon ab, wo genau die Hautveränderungen zu finden sind, wie viele Läsionen es sind und wie gross sie gewachsen sind. So werden aktinische Keratosen im Gesicht anders behandelt als beispielsweise am Unterarm, da es wichtig ist, dass das Aussehen der Betroffenen nicht beeinträchtigt wird.
Im Gesichtsbereich entscheiden sich die Ärzte deshalb oft für Behandlungen mit Gels und Cremes, weil sich damit gute kosmetische Ergebnisse erzielen lassen, auch wenn sie einen längeren Behandlungszeitraum benötigen als chirurgische oder mechanische Methoden. Zusätzlich lassen sich mit Cremes und Gels grossflächig ausgebreitete aktinische Keratosen wirkungsvoll behandeln, wo chirurgische Verfahren manchmal die Betroffenen sehr belasten können. Je nach Ausbreitung werden auch verschiedene Methoden kombiniert.
Medikamentöse Behandlung
- Diclofenac: Das Schmerz- und Antirheumamittel Diclofenac (ein nicht-steroidaler Entzündungshemmer, NSAID) hat sich als dreiprozentiges Gel kombiniert mit Hyaluronsäure bei Behandlung von aktinischen Keratosen als sehr effektiv und nebenwirkungsarm erwiesen. Morgens und abends über einen Zeitraum von 90 Tagen wird das Gel aufgetragen und leicht eingerieben. Mehreren Studien zufolge sprachen acht von zehn Betroffenen auf die Behandlung an. Nebenwirkungen sind selten und zeigen sich in leichtem Juckreiz, Rötung und trockener Haut. Wichtig ist, dass während der Behandlung auf Sonnenbäder verzichtet wird.
- 5-Fluorouracil: Der Wirkstoff 5-Fluorouracil hemmt das Zellwachstum (Fachbegriff: Zytostatikum). Örtlich als Salbe oder Lösung aufgetragen, kommt es nach einer starken entzündlichen Hautreaktion zum Absterben der veränderten Zellen und zur Abheilung. Meist dauert eine Behandlung zwischen zwei Wochen und zwei Monaten. Nebenwirkungen können unangenehme Hautreaktionen sein, deshalb ist das Mittel nicht für alle Betroffenen verträglich.
- Ingenolmebutat: Relativ neu zugelassen zur Behandlung von flachen, wenig verhornten aktinischen Keratosen ist Ingenolmebutat, ein Inhaltsstoff aus dem Milchsaft der Garten-Wolfsmilch (Euphorbia peplus). Der Wirkstoff muss nur zwei bis drei Tage lokal aufgetragen werden. Die Entzündungsreaktion, in deren Folge es zu einer Aktivierung von Immunzellen kommt, kann auch zu Schwellungen, Schmerzen und Rötungen führen.
- Imiquimod: Imiquimod aktiviert das Immunsystem, indem es zu einer Entzündungsreaktion und schliesslich zum Abheilen führt. Die Betroffenen tragen den Wirkstoff als Creme über mehrere Wochen vor dem Schlafen auf die Haut auf. Etwa acht von zehn der Behandlungen sollen zu einem vollständigen Abheilen der aktinischen Keratose führen. Als Nebenwirkung treten Rötungen und Juckreiz, Schmerzen und Brennen auf.
- Chemisches Peeling (Chemochirurgie): Bei ausgedehnten aktinischen Keratosen im Gesichtsbereich greifen Ärzte oft auf ätzende Wirkstoffe wie Trichloressigsäure oder hochprozentige Fruchtsäuren (Alpha-Hydroxy-Säuren) – auch chemisches Peeling genannt – zurück. Schmerzen, Entzündungsreaktionen und selten Narbenbildung sind unerwünschte Wirkungen.
Physikalische oder mechanische Behandlungsmethoden
- Lasertherapie: Die Lasertherapie ist vor allem bei einzelnen Hautveränderungen sinnvoll. Fast alle Fälle von aktinischer Keratose lassen sich mit dem Laser vollständig entfernen. Als Nebenwirkungen können kurzzeitig Schmerzen, Entzündungen, Veränderungen der Hautfarbe und Narbenbildung auftreten.
- Photodynamische Therapie (PDT): Eine PDT funktioniert in zwei Schritten. Zuerst bekommen die aktinischen Keratosen eine mehrstündige Vorbehandlung mit Cremes oder Gels, die spezielle Wirkstoffe (5-Aminolävulinsäure, Methyl-5-amino-4-oxopentanoat) enthalten. Sie erhöhen die Empfindlichkeit der geschädigten Hautzellen gegenüber Licht. Im zweiten Schritt wird die Haut mit einer Lichtquelle bestrahlt und mögliche Krebszellen abgetötet.
- Curettage (auch Kürettage): Die oberflächliche chirurgische Abtragung mit einem «scharfen Löffel» oder einer Curette heisst Curettage. Die Vorteile sind, dass es dazu oft keine örtliche Betäubung braucht und sich die aktinische Keratose meist vollständig ablöst. Mögliche Nebenwirkungen sind Blutungen und Narbenbildung.
- Herausschneiden der Hautbereiche (Exzision): Eine Exzision ist dann die erste Wahl bei der Behandlung, wenn der Arzt ausschliessen will, dass sich schon ein Plattenepithelkarzinom gebildet hat. So kann er das entfernte Gewebe feingeweblich untersuchen lassen.
- Vereisen (Kryotherapie): Zur Kryotherapie wird flüssiger Stickstoff mit einer Temperatur von bis zu –196 °C verwendet, weshalb es zu Nebenwirkungen wie Blasenbildung, leichten Schmerzen und anschliessend beim Abheilen auch zu Narbenbildung und Veränderung der Hautfarbe kommen kann. Die Erfolgschancen der Kryotherapie sind hoch, auch wenn bei jedem zehnten Betroffenen die aktinische Keratose in den nächsten Monaten wiederkehrt.
- Entfernung durch elektrischen Strom: Kleinere aktinische Keratosen können mittels elektrischer Stromimpulse (Elektrodesikkation) mit geringem Aufwand zerstört werden.
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Aktinische Keratosen sind gutartige Hautveränderungen, die meist einen guten Verlauf zeigen. Voraussetzung dafür ist, dass die Betroffenen sie rechtzeitig behandeln lassen, denn die aktinische Keratose gilt als Krebsvorstufe (Fachbegriff: Präkarzinom). Unbehandelt kann sich die sonst oberflächliche Hautveränderung auf darunterliegende Hautschichten ausbreiten und sich in eine Art von weissem Hautkrebs wie einem Plattenepithelkarzinom weiterentwickeln.
Komplikationen
Da aktinische Keratosen als Krebsvorstufen gelten, können sie in ein bösartiges Plattenepithelkarzinom, der weissen Hautkrebsart in der Stachelzellschicht (auch Keratinozyten), übergehen. Diese Entwicklung trifft ungefähr jeden zehnten Betroffenen innerhalb von zehn Jahren, wenn er die aktinische Keratose unbehandelt lässt. Bei Menschen mit einer Immunsuppression ist fast jeder Dritte betroffen. Je mehr dieser Hautveränderungen ein Mensch hat, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit einer folgenden Krebserkrankung. Zudem neigen Plattenepithelkarzinome in seltenen Fällen dazu, Tochtergeschwulste zu bilden (Metastasen).
Der Übergang zwischen aktinischer Keratose und Spinaliom ist fliessend, es gibt bestimmte Anzeichen dafür:
- Verhärtungen und übermässige Verhornung der Haut (Hyperkeratose)
- Blutungen und Rötungen der befallenen Haut
- Flächenwachstum der aktinischen Keratose und Geschwürbildungen
- Schmerzen
Besonderheiten
Es ist möglich, dass sich aktinische Keratosen spontan zurückbilden. Oft ist diese Zurückbildung auch Folge von konsequent angewendetem Sonnenschutz der geschädigten Haut. Genauso können aber auch die verschwundenen Hautveränderungen nach einem Jahr wieder zurückgekommen.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Aktinische Keratosen werden von starker UV-Strahlung verursacht, die immer wieder und ausdauernd auf die Haut einwirkt. Dabei kann die Hautschädigung genauso auf die UV-Strahlung von zu ausgedehnten Sonnenbädern zurückgehen wie ihre Ursache auch in den künstlichen UV-Strahlen von Solarien liegen kann. Normalerweise kann sich die oberste Hautschicht ganz gut wehren: Sie repariert Schädigungen selbst und bessert Veränderungen aus. Ist die Belastung durch die UV-Strahlung aber zu hoch, kommt sie mit der Reparatur nicht mehr nach. Krankhafte Hautzellen bleiben nicht nur, sie vermehren sich, bis die aktinische Keratose entsteht.
Risikofaktoren
Als Risikofaktoren gelten unter anderem Hellhäutigkeit, häufige Sonnenbrände in der Kindheit, Kahlköpfigkeit und das männliche Geschlecht. Menschen, die sich in der Freizeit oder berufsbedingt viel im Freien aufhalten, haben ein höheres Risiko für aktinische Keratose genauso wie passionierte Solariumgänger.
Risikofaktoren im Einzelnen:
- Männliches Geschlecht
- Erhöhtes Alter
- Freizeitgestaltung mit viel UV-Strahlung
- Heller Hauttypus mit rötlichen oder blonden Haaren und hellen Augen
- Beruf im Freien, z.B. Bauern, Bergführer, Bauarbeiter
- Immunsuppression, z.B. nach Organtransplantation oder aufgrund einer HIV-Infektion
- Erbkrankheiten wie verminderte Hautpigmentierung (z.B. Albinismus) oder Defekt des Hautreparatursystems (z.B. Mondscheinkrankheit)
- Geografische Lage (Australien, Nähe zum Äquator)
- Eventuell auch eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus
Häufigkeit
Früher trat eine aktinische Keratose hauptsächlich in höherem Lebensalter über 50 Jahren auf. Deshalb werden die typischen Hautveränderungen auch als senile Keratose oder Altersverhornung bezeichnet. Durch veränderte Freizeitgewohnheiten wie verstärkte Aktivitäten im Freien, Sonnenbaden und vermehrte Besuche im Solarium sind heute zunehmend auch jüngere Menschen um die 30 Jahre betroffen.
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Vorbeugung
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Einer aktinischen Keratose lässt sich sehr gut durch den vernünftigen Umgang mit Sonnenbestrahlung und künstlichem UV-Licht vorbeugen (siehe auch Sonnenbrand). Dazu gehört:
- Meiden von Mittagssonne (zwischen 11 und 15 Uhr)
- Verzicht auf Solariumsbesuche
- Bei Sonnenschein Schatten aufsuchen, Sonnenschutzkleidung und Sonnenhut tragen
- Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor und UV-A- beziehungsweise UV-B-Schutz in geeigneter Menge auftragen
- Vor allem bei Kindern auf Sonnenschutz achten
- Bei Outdoor-Berufen sich für Sonnenschutz (Sonnensegel, Verringerung der Arbeitszeiten in der Mittagssonne) einsetzen
- Regelmässiger Selbst-Check der Haut
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TopPharm hilft!
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Bei der Wahl des richtigen Sonnenschutzmittels ist Ihr persönlicher Gesundheits-Coach ein sehr wertvoller Ansprechpartner. Er kann Ihnen helfen, Ihren Hauttyp zu ermitteln und so genau das optimale Mittel für Ihre Haut zu finden. Ausserdem weiss er, wann und wie oft Sie den Sonnenschutz auftragen sollten. Zudem erhalten Sie auch Auskunft darüber, ob Medikamente, die Sie einnehmen, womöglich Ihre Haut empfindlicher für UV-Strahlung machen.
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Wirkstoffe
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