Kinder sind wegen ihres noch unvollständigen Schutzes anfällig, sei dies ein sich noch entwickelndes Lungengewebe oder eine fehlende Immunantwort gegen das Virus. Je nach Erreger kannnach der Genesung eine spezifische Abwehrreaktion gegen die Infektion im sogenannten «Immungedächtnisses» bleiben und deshalb eine Immunität als langfristiger Schutz bewirken. Wenn zu einem Virus Impfstoffe oder andere Schutzmittel vorhanden sind, können diese zur Vorbeugung einer Infektion in Erwägung gezogen werden. Denn die Behandlung vieler viralen Kinderkrankheiten beschränkt sich auf die Linderung der Beschwerden und nicht die Bekämpfung des Virus selbst.

Nachfolgend sind wichtige virale Kinderkrankheiten aufgeführt:

Die Kinderlähmung wird durch eine Infektion mit dem Polio-Virus verursacht. Diese ist durch eine hohe Durchimpfungsrate in der Schweiz selten geworden. Die Impfung wird weiterhin allen Kindern empfohlen, da Kinderlähmung weltweit noch nicht ausgerottet ist. Polioviren werden nicht über die Luft, sondern mittels Schmierinfektion übertragen und können das Nervensystem befallen. Mögliche Verlaufsformen der Krankheit reichen von Symptomlosigkeit über Durchfall und Katarrh bis hin zu Lähmungserscheinungen.

Masern sind eine äusserst hochansteckende Erkrankung am Masernvirus. Dies kann durch direkten Kontakt oder als weitreichende Tröpfcheninfektion geschehen. Nach etwa 2 Wochen können sich Fieber, Bindehautentzündungen und Atemwegsentzündungen zeigen. Nach ein paar Tagen erscheinen die charakteristischen, dunkelroten Papeln meist auf dem Gesicht und Oberkörper, welche teilweise zu grösseren Herden zusammenfliessen können. Diese verschwinden nach ungefähr einer Woche unter Schuppenbildung wieder. Es können auch schwere Verläufe, z.B. mit Lungen- oder Hirnentzündungen, auftreten. Kindern wird eine Schutzimpfung gegen Masern empfohlen. Auch Jugendlichen und Erwachsene sollten ihren Impfstatus mit Gesundheitsfachpersonen abklären, insbesondere Frauen im gebärfähigen Alter.

Mumps ist eine hochinfektiöse Erkrankung, welche über Tröpfchen- oder Schmierinfektion mit dem Mumps-Virus ausgelöst wird. Dieses befällt nach Aufnahme über die Schleimhaut der Mund- und Nasenhöhle in erster Linie die Speicheldrüse. Deshalb zeigt sich nach ein paar Tagen mit Fieber, Kopf und Gelenkschmerzen das charakteristische «Mumps-Gesicht» respektive die «Hamsterbacken». Dies aufgrund einer Schwellung der Ohrspeicheldrüsen (welche meist zuerst einseitig auftritt), verbunden mit starken Ohrenschmerzen, und/oder Schmerzen beim Kauen oder jeglicher Kopfbewegungen. Während Mumps im Kindesalter in der Regel zu keinen erheblichen Spätfolgen führt, ist nach der Pubertät insbesondere eine Hodenentzündung bei Männern eine häufige Komplikation. Deshalb wird allen Kindern eine Schutzimpfung empfohlen. Auch Jugendliche und Erwachsene sollten ihren Impfstatus mit Gesundheitsfachpersonen abklären, insbesondere Frauen im gebärfähigen Alter.

Röteln oder «Rubella» ist eine Erkrankung durch eine Tröpfcheninfektion mit dem Röteln-Virus, welche in der Regel leicht verläuft. Jedoch stellt das Röteln-Virus für ungeborene Kinder von nicht geimpften Frauen eine ernst zu nehmende Gefahr dar. Bei Kindern beginnt ein paar Wochen nach der Infektion eine fiebrige Phase mit geschwollenen Lymphknoten am Hals, Halsschmerzen und Husten. Nach etwa 2 Tagen erscheinen im Gesicht die Ersten der charakteristischen hellroten Papeln, welche sich über fast den ganzen Körper ausbreiten können und meist nach 3 Tagen zu verschwinden beginnen. Kindern wird eine Schutzimpfung gegen Röteln empfohlen. Auch Jugendlichen und Erwachsene sollten ihren Impfstatus mit Gesundheitsfachpersonen abklären, insbesondere Frauen im gebärfähigen Alter.

Das sogenannte respiratorische Synzytial-Virus, kurz 'RSV', löst vor allem bei Früh- und Neugeborenen ernsthafte Erkrankungen aus, aber auch bei älteren Menschen. Es ist bei Säuglingen die bei weitem häufigste Infektion der unteren Atemwege und der häufigste Grund für Entzündungen der Lungenkanäle (also eine → akute Bronchitis und/oder Bronchiolitis). Bei Neugeborenen unter 6 Lebensmonaten kann RSV zu einer → Lungenentzündung führen. Ein charakteristisches Anzeichen ist Atemnot, was bei drei Prozent der Kleinkinder Grund für eine Spitaleinweisungen darstellt. Das RSV-Virus verbreitet sich in der kalten Jahreszeit über eine Tröpfcheninfektion, ähnlich der → Grippe- und Erkältungsviren. Deshalb helfen die gleichen vorbeugenden Verhaltensweisen auch bei RSV, wie das Angehörige mit Husten und Fieber Abstand zu Neugeborenen halten sollten.

Windpocken – Varizellen oder auch «wilde Blattern» genannt – sind eine hochansteckende Erkrankung durch das Varizella-Zoster-Virus (kommt besonders häufig in den Wintermonaten oder im Frühjahr vor), welche meist im Kindesalter auftritt. Nebst Fieber und Kopfschmerzen zeigen sich, beginnend am Rumpf, die charakteristischen Blattern: rundliche rote Papeln, welche sich rasch in entzündliche, sekret gefüllte Pusteln entwickeln, und die Haut fast wie eine Sternenkarte aussehen lassen. Bei gesunden Kindern dauert es etwa 10 Tage. Nach dem Abheilen der Pusteln besteht die Gefahr, dass das Immunsystem nicht alle Viren vernichten kann, und die Infektion zu einem späteren Zeitpunkt als → Gürtelrose reaktiviert werden kann. Deshalb wird bei Säuglingen eine Impfung gegen Windpocken empfohlen, wie auch jungen Erwachsenen bis 40 Jahre, die noch keine Windpocken hatten und deshalb noch nicht geschützt sind.

Was Sie tun können:

  • Prüfen Sie Ihren Impfstatus oder lassen Sie diesen durch Gesundheitsfachpersonen prüfen. Es ist nie zu spät, Impfungen nachzuholen.
  • Achten Sie speziell in der kalten Jahreszeit auf die gängigen Regeln zum Selbstschutz gegen Atemwegserkrankungen.
  • Sorgen Sie mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen und genügend Bewegung für ein funktionierendes Immunsystem.

Schon gewusst?

Eine Herdenimmunität ist die kollektive Immunität gegen einen Krankheitserreger in der Gesamtbevölkerung, welche durch eine hohe Durchimpfungs- oder Infektionsrate ermöglicht wird. Gerade bei Neugeborenen ist eine Impfung teilweise noch nicht möglich, und ein entsprechender Schutz dieser empfindlichen Bevölkerungsgruppe ist unter anderem von der Herdenimmunität abhängig.

Da die Durchimpfrate in der Bevölkerung noch nicht für alle der zum Teil hochansteckenden Kinderkrankheiten ausreicht (z.B. bei den Masern), kommt es immer wieder lokal zu Ausbrüchen.

Um eine Infektion möglichst zielgerichtet zu behandeln, ist es absolut zentral, zwischen Viren und Bakterien unterscheiden zu können. Dies sind die grundlegendsten Unterschiede:

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