Welche frauenspezifischen Gesundheitsfragen begegnen Ihnen in der Apotheke am häufigsten?
Wir beantworten bei uns in der Apotheke Fragen zu ganz unterschiedlichen Frauenthemen wie etwa zum Aufbau der Scheidenflora, zur Behandlung von Scheidenpilz und vaginalen Infekten sowie zu Menstruationsbeschwerden. Weiter sind die «Pille danach», die verschiedenen Verhütungsmethoden generell aber auch Blasenentzündungen und Wechseljahrbeschwerden Themen, die unsere Kundinnen beschäftigen.
Wie wirken Notfallverhütungsmittel («Pille danach») und was muss in dem Zusammenhang beachtet werden?
Die im Volksmund bekannte «Pille danach» kann die Frau in der Apotheke als eine Notfallverhütung verlangen, wenn es zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder Versagen der Verhütungsmethode gekommen ist. Damit wird grundsätzlich im weiblichen Zyklus auf hormoneller Ebene eine Verschiebung des Eisprungs erzielt. Nämlich genau um so lange, wie die männlichen Spermien im Körper der Frau überleben könnten. So kommt es nicht zu einer Befruchtung und auch nicht zu einer ungewollten Schwangerschaft. Die Notfallverhütung kann 3 bis maximal 5 Tage nach der Verhütungspanne eingenommen werden. Je eher man jedoch die «Pille danach» einnimmt,
desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht zu einer ungewollten Schwangerschaft kommt. Die Beratung sowie auch das Medikament sind rezeptfrei und auch unter 18 Jahren erhältlich. Die Einnahme erfolgt in der Regel in der Apotheke vor Ort und kann nur in begründeten Fällen zu Hause durchgeführt werden.
Was können Frauen tun, damit die vaginale Flora im Gleichgewicht bleibt und es nicht zu Beschwerden wie zum Beispiel einer Scheidentrockenheit oder einer Pilzinfektion kommt?
Scheidentrockenheit und Pilzinfektion gehen oftmals mit hormonellen Veränderungen im weiblichen Körper einher. Beispielsweise kann die Einnahme von Medikamenten wie der Pille oder Antibiotika zu einem Ungleichgewicht der Scheidenflora führen und die Scheidenschleimhaut somit anfälliger machen für Trockenheit oder gar für Infektionen. Daher ist es wichtig, den Intimbereich, genauso wie unsere Haut, mit den richtigen Mitteln zu pflegen. Das fängt bereits beim Intimwaschmittel an. Hierzu lautet mein Tipp: Weniger ist mehr. Das heisst am besten keine übermässige Hygiene im Intimbereich, welche auch zu einem Ungleichgewicht der Scheidenflora führen kann. Wenn das Bedürfnis für ein Intimwaschmittel dennoch da ist, dann sollte eines mit dem richtigen ph-Wert (2–3) gewählt werden. Produkte mit anderen ph-Werten oder mit Zusätzen wie Seife und Parfum können zu Reizungen führen. Weiter können in Form von Cremen oder Vaginalzäpfchen Produkte mit Milchsäure oder gar mit Östrogen verwendet werden, um die Scheidenschleimhaut feucht zu halten und aufbauend zu behandeln. Nicht zuletzt sind auch orale Produkte mit probiotischen Inhaltstoffen zum Aufbau der Scheidenflora möglich.
Was empfehlen Sie Frauen, die unter starken Regelschmerzen leiden?
Schulmedizinisch sind grundsätzlich Schmerzmittel der Klasse NSAR, sogenannten nicht steroidale Antirheumatika, empfehlenswert. Diese lindern den Schmerz und sind gleichzeitig auch entzündungshemmend. Beispiele dafür sind Medikamente mit den Wirkstoffen Ibuprofen und Diclofenac. Bei starken Schmerzen können diese gegebenenfalls mit dem Wirkstoff Paracetamol kombiniert werden. Dieser wirkt jedoch nicht entzündungshemmend. Komplementärmedizinisch werden Präparate mit den Pflanzen Mönchspfeffer, Schafgarbe und Frauenmantel in verschiedenen Formen empfohlen. Mönchspfeffer hat im Zyklus eine unterstützende Funktion und kann allgemein für Menstruationsbeschwerden jeglicher Art eingesetzt werden. Schafgarbe und Frauenmantel wirken entzündungshemmend und krampflösend. Nicht zuletzt kann auch Wärme in Form von Pflaster oder einer Bettflasche Wunder wirken.
Woran erkennen Frauen selbst, dass ihre Hormone möglicherweise aus dem Gleichgewicht geraten sind?
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Unwohlsein, Juckreiz oder unangenehm riechender Ausfluss im Scheidenbereich können Anzeichen sein, dass etwas im Ungleichgewicht ist. Aber auch Hautveränderungen wie Akne oder leichte depressive Verstimmungen können hormonell bedingt sein. Nicht zuletzt können auch Hitzewallungen oder Stimmungsschwankungen vor der Menstruation oder in den Wechseljahren auf hormonelle Veränderungen hindeuten.
Bei welchen Beschwerden sollte direkt eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden?
Sollten starke Schmerzen, länger andauernde depressive Verstimmungen oder Veränderungen in der üblichen Menstruation wie zum Beispiel Ausbleiben oder vermehrte Blutungen auftreten, ist ein Gang zur Gynäkologin oder zum Gynäkologen ratsam. Sollte sich bei uns im Gespräch zeigen, dass ärztlicher Rat angezeigt ist, weisen wir unsere Kundinnen ebenfalls direkt weiter. Als erste Anlaufstelle und Apotheke des Vertrauens steht für uns das Wohl der Kundinnen an erster Stelle.
Wie stellen Sie die Diskretion bei der Beratung sicher?
Da es nicht jeder Frau angenehm ist, über solch intime Themen zu sprechen, gibt es in den Apotheken die Möglichkeit, die Beratung in einem abgetrennten Beratungsraum zu führen.
Gibt es rezeptfreie Produkte, die Sie Frauen zur Unterstützung in stressigen oder belastenden Lebensphasen empfehlen?
Grundsätzlich gibt es kein spezifisches Produkt speziell für Frauen in diesen Themen. Aber es gibt sowohl auf Vitaminbasis als auch auf der pflanzlichen Ebene Produkte, welche unterstützend wirken können: zum Beispiel solche mit B-Vitaminen und Aminosäuren oder Rosenwurz, Passionsblume, Melisse, Lavendel oder Johanniskraut. Denn B-Vitamine, Aminosäuren und Rosenwurz können die Stressresistenz erhöhen und lindern Müdigkeit und Erschöpfung. Passionsblume, Melisse und Lavendel sind Pflanzen, welche beruhigend, entspannend und schlaffördernd wirken. Johanniskraut wird gegen leichte depressive Verstimmungen eingesetzt. Gerne beraten wir Frauen dazu in den Apotheken individuell, welches Produkt für sie am besten geeignet ist.