Serum, Lotion, Creme, Öl – wenn sinkende Temperaturen draussen und trockene Heizungsluft drinnen unserer Haut zusetzen, wollen wir sie mit wohltuenden Produkten verwöhnen. Doch was dem Teint Frische verleihen soll, kann manchmal genau das Gegenteil bewirken. Dann nämlich, wenn übermässige Pflege die natürliche Schutzbarriere unserer Haut zerstört. Bildet sich von heute auf morgen ein rötlicher Ausschlag im Gesicht, liegt womöglich eine periorale Dermatitis, umgangssprachlich auch  Mundrose genannt, vor. Die Hautkrankheit ist ungefährlich und nicht ansteckend, wird von Betroffenen jedoch als äusserst unangenehm empfunden und ist mit einem langen Heilprozess verbunden.

«Übermässige Pflege kann zu einer perioralen Dermatitis führen.»
Marlies Selfert

Erkennen

Auf den ersten Blick wird periorale Dermatitis oft mit Akne oder Rosazea verwechselt. Der rötliche Hautausschlag kann praktisch über Nacht entstehen und zeichnet sich durch bläschenartige Verdickungen (Papeln) aus. An den betroffenen Stellen brennt  und spannt die Gesichtshaut; teilweise kommt es zu Schuppenbildung und Juckreiz. Ihren Namen verdankt die Hauterkrankung der Tatsache, dass sie meist zu Beginn perioral – also rund um den Mund – auftritt. Ein weiteres typisches Merkmal: Der  Ausschlag reicht nicht ganz an die Lippen heran. Ein schmaler Streifen um die Lippen herum bleibt unbetroffen. Auch an den Nasenflügeln, am Kinn, auf der Stirn oder um die Augen können sich die Hautveränderungen ausbreiten.

Verstehen

Die genauen Ursachen der Mundrose sind unklar. Als Auslöser stehen jedoch Pflege- und Beautyprodukte stark im Verdacht – zumindest, wenn sie übermässig angewendet werden. Was Frische und Feuchtigkeit verspricht, kann für die empfindliche  Gesichtshaut zu viel des Guten sein. Im Zusammenhang mit perioraler Dermatitis spricht man deshalb auch oft von «Stewardessenkrankheit». Denn nicht nur kämpfen Flugbegleiterinnen mit reichhaltigen Cremes gegen die trockene Luft über  den Wolken und sind berufsbedingt stark geschminkt. In Duty-free-Shops rund um die Welt kommen sie auch mit zahlreichen Kosmetikartikeln und Gratis-Müsterchen in Kontakt. Ständig neue Inhaltsstoffe reizen jedoch die Haut, und eine übermässige Pflege lässt die Hornschicht aufquellen. Ist die Schutzbarriere einmal gestört, verursachen Eindringlinge wie Viren oder Bakterien Entzündungen, und die Haut verliert Flüssigkeit.

Reagieren

Trocknet die Haut aus und spannt sie, greifen wir zur Feuchtigkeitscreme. Im Fall einer perioralen Dermatitis ist dies jedoch die falsche Reaktion. Je mehr Sie Ihre Haut pflegen, desto höher wird das Risiko einer aufflammenden Mundrose. Die Symptome verschlimmern sich, da die intensive Pflege die Haut immer weiter schädigt. Es entsteht ein Teufelskreis aus Hautreizung, Spannungsgefühl und der erneuten Anwendung von Pflegeprodukten. Um aus dieser Sackgasse auszubrechen, hilft nur eine   Nulltherapie, bei der die Haut von den Inhaltsstoffen entwöhnt wird. Will heissen: Finger weg von sämtlichen Tiegeln im Spiegelschrank! Ihr Gesicht sollten Sie zudem ausschliesslich mit lauwarmem Wasser reinigen. Schwarzteeumschläge können zudem  dem Juckreiz entgegenwirken. Die im Schwarztee enthaltenen Gerbstoffe wirken entzündungshemmend und mildern das Spannungsgefühl. Auf gar keinen Fall verwenden sollten Sie Kortisoncremes. Diese führen nur kurzfristig zu einer Besserung. Setzt man sie ab, kehrt der Ausschlag noch stärker zurück. Die Behandlung einer Mundrose erfordert viel Geduld und Disziplin. Bis die Symptome vollständig abgeklungen sind, dauert es mindestens sechs Wochen. 

Nicht vergessen

Jedoch ist Überpflege nicht der einzige Auslöser für eine Mundrose. Auch Stress, Hormonschwankungen oder eine Infektion mit Hefepilzen könnten hinter der Erkrankung stecken. Kinder können ebenfalls betroffen sein, oft bei der Anwendung von Sonnenschutzmitteln mit physikalischem Filter. Auch erneute Krankheitsschübe sind möglich. Also fahren Sie die Beauty-Routine langfristig einen Gang zurück und setzen Sie auf milde Produkte. Ganz nach dem Prinzip: Weniger ist mehr.

Die Expertin empfiehlt

Regula Stiefel, Pharma-Assistentin in der TopPharm Zentrum Apotheke Muhen, verrät, wie es gar nicht erst zu einer perioralen Dermatitis kommt.

Frau Stiefel, wie lässt sich eine Mundrose konkret verhindern? 

Nach dem Prinzip «Weniger ist mehr»: Am besten verwendet man Produkte aus der gleichen Linie, denn diese sind aufeinander abgestimmt. Zudem empfiehlt es sich, Kosmetika zu verwenden, die dem Hauttyp entsprechen; mit Vorteil Produkte, die ohne Konservierungsund Duftstoffe sowie ohne komedogene (die Poren verstopfende) Inhaltsstoffe auskommen. Neue Produkte immer zuerst für ein paar Tage in der Ellenbeuge testen.

Welche Pflegeroutine empfehlen Sie?

Eine gründliche, aber milde Reinigung ist sehr wichtig. Am Abend ist dies unbedingt notwendig, damit insbesondere das Make-up gründlich entfernt ist. Anschliessend eine Nachtpflege auftragen und eventuell zusätzlich eine Augenpflege. Für den Tag empfehle ich eine gut schützende Tagespflege, am besten mit integriertem UV-Schutz. Zudem einmal wöchentlich ein Peeling und eine Feuchtigkeitsmaske anwenden, damit die Haut tiefengereinigt ist. Durch die Maske erhält die Haut ausserdem wieder neue Frische.