Die Blase ermöglicht uns eine kontrollierte Entsorgung des «Abfallprodukts» Urin. So können wir unbekümmert unseren Alltag bewältigen, während die Nieren Tag und Nacht ihren überlebenswichtigen Job der Urinproduktion erfüllen. Ein genauer Blick beim Wasserlassen sagt uns viel über unsere momentane Verfassung, und viele (für uns meist unerkennbare) Messwerte im Urin geben dem Arzt oder der Ärztin entscheidende Hinweise zu unserer Gesundheit.
Entsprechend lohnt sich eine Abklärung bei akuten Entzündungen und anhaltenden Problemen des Harntrakts.
Wussten Sie das?
Fassungsvermögen der Blase
Die Blase kann mehr als einen Liter Urin fassen (abhängig von der Körpergrösse). Spätestens ab einem halben Liter Urin melden Sinneszellen dem Gehirn, dass es Zeit für einen Gang zur Toilette ist.
Urinmenge
In der Regel produzieren wir ein bis zwei Liter Urin pro Tag. Bis zu einem halben Liter scheiden wir aufs Mal aus. Entsprechend gehen wir vier bis sieben Mal pro Tag auf die Toilette.
Farbe, Geruch und Inhalt des Urins
Nahrungsmittel, Medikamente, Krankheiten und die Trinkmenge verändern die Farbe und den Geruch des Urins. Ein dunkler Urin muss also nicht gleich beunruhigen und kann zum Beispiel daher kommen, dass Sie Randen gegessen haben.
Organe des Harnsystems
Nieren
Sie filtern Abfallstoffe aus dem Blut, produzieren Urin und regulieren den Wasserhaushalt sowie das Säure-Base-Gleichgewicht.
Harnleiter
Sie leiten den Urin in die Blase. Ihre
Muskulatur sorgt mit wellenförmigen Bewegungen dafür, dass der Urin
immer in die richtige Richtung fliesst.
Blase
Sie speichert den Urin. Innen ist sie mit
einer Schleimhaut abgedichtet. Sinneszellen melden dem Gehirn, wie voll
die Blase ist.Der innere und äussere Schliessmuskel sorgen dafür, dass
die Blase dicht bleibt.
Harnröhre
Durch sie wird der Urin ausgeschieden.
Die Blasenmuskulatur entspannt sich beim Füllen der Blase und zieht sich beim Entleeren zusammen. Die Schliessmuskeln der Harnröhre ziehen sich umgekehrt beim Füllen der Blase zusammen und entspannen sich beim Entleeren. In diesem automatisierten Zusammenspiel steuern wir beim Urinieren einzig das Entspannen des äusseren Schliessmuskels bewusst.
Blasenentzündung
Escherichia coli Bakterien
Krankheitserregende
Vertreter dieses Darmbakteriums sind für die allermeisten
Blasenentzündungen verantwortlich. Sie sind mobil und schwimmen nach
einer Schmierinfektion die Harnröhre entlang bis in die Blase. Die
weibliche Harnröhre ist kürzer und liegt näher am Anus als die
männliche. Deshalb leiden mehr Frauen als Männer unter
Blasenentzündungen.
Geschwächtes Immunsystem
Kälte reduziert den
Blutfluss in der Schleimhaut. Das schwächt das dortige Immunsystem
vorübergehend. Krankheiten, manche Medikamente und Hormone können das
Immunsystem im Intimbereich zusätzlich schwächen. Bakterien werden so
weniger effizient abgewehrt.
Mechanische Reizung
Häufiger Geschlechtsverkehr oder unpassende Kleidung reizen die Schleimhaut und begünstigen die Infektion durch Bakterien.
Übertriebene Hygiene im Intimbereich
Die Haut im
Intimbereich ist von schützenden Mikroorganismen besiedelt. Stark
fettlösende Seifen zerstören diese. Dadurch haben Krankheitserreger
leichteres Spiel.
Der Abfluss aus der Blase ist behindert
Verengungen,
z.B. durch Harnsteine, oder eine vergrösserte Prostata (v.a. bei
Männern im Alter) sowie Störungen der Blasenabdichtung verhindern die
vollständige Entleerung der Blase. Der sogenannte «Restharn» führt zu
einer Entzündung.
Zuckerkrankheit
Menschen mit einer
Zuckerkrankheit (insb. bei «Altersdiabetes») sind anfälliger für Infekte
und neigen im fortgeschrittenen Stadium zu Störungen der
Blasenmuskelsteuerung.
Fremdkörper
Blasenkatheter bringen ein Risiko für eine Infektion der Blase mit sich.
Die Blase schlägt Alarm: «Achtung. Auf die Toilette. Jetzt!» Manchmal kommt das so dringlich, dass der Schliessmuskel nicht mehr bis zur Toilette dicht halten kann. Betroffene klagen nicht nur über einen häufigen, sondern auch meist über einen unvermittelten, «überfallsartigen» Harndrang. Man nennt die Reizblase auch «überaktive Blase (ÜAB)».
Ursache
Mögliche Gründe für eine sogenannte überaktive Blase sind eine Entzündung oder eine Muskelstörung der Blase, hormonelle Störungen oder gar Tumore. Ebenso können psychische Faktoren und Stress die Wahrnehmung des Harndrangs stören. Meistens findet man jedoch keine fassbare Ursache für diese belastende Krankheit. Eine Reizblase kann in jedem Alter bei Frauen und Männern auftreten. Frauen sind jedoch häufiger betroffen.
Was tun?
Diagnose
Beschwerden, die auf eine Reizblase
hindeuten, sollten zuerst mit dem Hausarzt bzw. der Hausärztin
besprochen werden (Befragung zu Wasserlassen, Ausschluss einer Infektion
etc.). Je nach Verdacht wird dann ein Facharzt bzw. eine Fachärztin für
Urologie beigezogen.
Verhaltenstraining
Durch Blasentraining kann die
Harndrangkontrolle verbessert werden. Beckenbodentraining stärkt die
muskuläre Blasenkontrolle. Gleichzeitig kann versucht werden, mit dem
Trink- und Essverhalten die Füllung der Blase zu steuern.
Medikamente
Es gibt verschiedene Medikamente, die der behandelnde Arzt/die behandelnde Ärztin nach Bedarf verschreiben kann.
Wer unfreiwillig Harn verliert, leidet an einer Harninkontinenz. Je nach Ursache gibt es unterschiedliche Formen. Schätzungsweise leiden mehr als 1 Million Schweizerinnen und Schweizer an Harninkontinenz.
Belastungsinkontinenz
Die Beckenbodenmuskulatur ist geschwächt. Nimmt der Druck im Bauchraum zu, ist der Verschluss der Harnröhre zu wenig dicht. Der Druck im Bauchraum steigt beispielsweise beim Niesen, Husten, Lachen und bei intensiver körperlicher Betätigung. Belastungsinkontinenz kann z.B. bei Übergewicht, Bewegungsmangel oder einer Gebärmuttersenkung gehäuft auftreten. Ein möglicher Grund für letzteres ist eine komplizierte Schwangerschaft.
Dranginkontinenz
Wer an Dranginkontinenz leidet, verspürt einen häufigen, überfallartigen Harndrang, unabhängig von der Blasenfüllung. Drang- und Belastungsinkontinenz treten häufig zusammen auf. In den meisten Fällen bleibt die Ursache unbekannt.
Überlaufinkontinenz
Der Ablauf des Urins aus der Blase ist behindert. Die Blase füllt
sich so lange, bis der Druck den Urin durch die Verengung presst. Diesem
Druck kann der Verschluss der Harnröhre nicht standhalten, führt aber
auch nicht zur kompletten Entleerung. Bei Männern kann eine vergrösserte
Prostata dafür verantwortlich sein.
Reflexinkontinenz
Das Gehirn bekommt keine Meldung mehr von der Blase und kann die Blasenmuskulatur nicht mehr ansteuern. Dies ist bei einer Querschnittlähmung der Fall.
Was tun?
Wenn Sie betroffen sind, sprechen Sie bitte mit Ihrem Apotheker oder
Ihrer Ärztin. Zusammen können Sie versuchen, die Ursachen für Ihre
Inkontinenz zu klären und die passende Unterstützung besprechen. Es gibt
viele Therapiemöglichkeiten und Hilfsmittel.
Inkontinenz ist in der
Öffentlichkeit negativ behaftet. Viele Betroffene schweigen darum und
ziehen sich mehr und mehr zurück. Man geht von einer grossen
Dunkelziffer in allen Altersgruppen aus.
Eine Entzündung der Prostata gehört zu den häufigsten Krankheiten
in der urologischen Praxis. Sie kann bei Männern jeglichen Alters akut
auftreten oder nach längerer Zeit wieder aufflammen. Typische Symptome
sind Schmerzen und Brennen beim Wasserlösen, Schmerzen in der
Leistengegend (auch beim Stuhlgang) sowie Blut im Urin. Die akute
Prostatitis ist von Fieber und Schüttelfrost begleitet.
Bei Verdacht auf eine Prostatitis sollte ein Urologe bzw. eine Urologin aufgesucht werden.
Ursache
Bakterien
Für etwa 10% dieser Entzündungen sind
Bakterien verantwortlich. Sie gelangen aufsteigend über die Harnröhre
oder absteigend von der Blase in die Prostata.
Unbekannt
Bei chronischer Prostatitis, die nicht
durch Bakterien verursacht wird, ist die Ursache oft nicht vollständig
bekannt. Eine Möglichkeit ist Druck auf die Prostata, oder selten gar
fehlgeleiteter Urin (bei Abflussstörungen der Blase). In der Folge
entzündet sich das gereizte Gewebe.
Was tun?
Akute, bakterielle Prostatitis
Der Urologe oder die Urologin verschreibt bei feststehender Diagnose Antibiotika.
Chronische Prostatitis
Hier nützen Antibiotika
nur selten. Die Ärztin bzw. der Arzt kann versuchsweise bestimmte
pflanzliche Arzneimittel und sogenannte Sympatholytika (Medikamente, die
Effekte des aktivierenden Teils des unwillkürlichen Nervensystems
abschwächen) verschreiben. Begleitend kann Beckenbodentherapie Besserung
bringen.
Der vielschichtige Muskel schliesst den Beckenkanal ab. Er hält
damit die Beckenorgane zusammen und trägt wesentlich zu deren Verschluss
bei. Wir können ihn bewusst an- und entspannen.
Wenn wir ihn
trainieren, fördert das eine gute Haltung und die Potenz bei
Erektionsstörungen. Ein Training des Beckenbodens kann zudem bei einem
Beckenschmerzsyndrom und einer Belastungsinkontinenz angewendet werden.
Eine Fachperson führt Sie in das Training ein. Sie zeigt Ihnen einfache und unauffällige Übungen für den Alltag, etwa für Wartezeiten oder kurze Pausen bei der Arbeit.
Die Gesundheitsbroschüre Wie bleibt meine Blase gesund? gibt es kostenlos in jeder TopPharm Apotheke und hier zum Herunterladen.