Wahrscheinlich haben auch Sie bereits die Erfahrung gemacht: Viele Menschen können nicht mehr alles essen und Familienmitglieder oder Freune weisen Sie bei Einladungen darauf hin, dass sie zum Beispiel keine Milchprodukte oder keine Teigwaren und kein Brot essen können oder auf bestimmte Früchte verzichten müssen. In vielen Restaurants gibt es bereits alternative Menüs für Personen mit einer Lebensmittelintoleranz.
Unterschied Intoleranz und Allergie
Nahrungsmittelintoleranzen sind relativ häufig: Rund 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind davon betroffen. Im Gegensatz zu einer Lebensmittelallergie sind Intoleranzen jedoch nicht lebensbedrohlich. Als Nahrungsmittelintoleranz werden verschiedene körperliche, nicht allergisch bedingte Reaktionen auf Nahrungsmittel zusammengefasst.
Auswirkungen im Alltag
Oft lösen Milchprodukte (Laktose), Früchte (Fruktose, Sorbit), Brot und Teigwaren (Gluten) oder fermentierte Nahrungsmittel (Histamin) Verdauungsprobleme aus. Seltener verursachen auch Gemüse (Oligosaccharide), Kaffee (Koffein) oder alkoholische Getränke (Sulfite) die Probleme, unter Umständen verstärkt durch den Alkohol an sich.
Die Beschwerden können sehr vielseitig sein und hängen nicht nur von den konsumierten Lebensmitteln, sondern oft auch von der verzehrten Menge ab. Häufig kommt es zu Magen-Darm-Beschwerden, bei denen man nicht sofort an eine Unverträglichkeit denkt: Bauchschmerzen, Krämpfe, Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit und Blähsucht. Aber auch bei Kopfweh, Atembeschwerden, Schnupfen oder Hautausschlägen kann eine Intoleranz dahinterstecken. Die Beschwerden treten innert Stunden nach dem Essen auf; zu Beginn oft minim – mit einer Verschlimmerung im Laufe der Zeit.
Eine sorgfältige Abklärung hilft weiter
Es ist nicht einfach, eine Intoleranz nachzuweisen. Die Ärztin wird daher eine Anamnese durchführen, sie erfragt die Beschwerden und die (Leidens-)Geschichte des Patienten und zeichnet diese auf. Dabei kann zum Beispiel ein detailliertes Ess- und Symptomtagebuch weiterhelfen. Darin wird notiert, welche Lebensmittel man gegessen hat und ob eine körperliche Reaktion erfolgt ist. Mit einem H2-Atemtest (Wasserstoff-Atemtest) kann zum Beispiel eine Laktose-, eine Fruktose- oder eine Sorbitintoleranz festgestellt werden.
Mögliche Therapien
Sobald klar ist, welche Lebensmittel Probleme bereiten, sollten diese beschwerdeauslösenden Nahrungsmittel nicht mehr gegessen werden. Allenfalls kann während einer spezialisierten Ernährungsberatung die individuelle Toleranzgrenze ermittelt werden. Bei Laktoseintoleranz kann die Einnahme des Enzyms Laktase in Tablettenform helfen.
Was ebenfalls helfen kann
- Auf versteckte Inhaltsstoffe achten, zum Beispiel Sorbitol in Arzneimitteln
- Individualisierte Ernährung mit ausreichender Zufuhr der erforderlichen Nährstoffe
- Probiotika können sich positiv auf den Darm auswirken
Laktoseintoleranz
Der Mangel des Enzyms Laktase im Dünndarm ist die Ursache, dass
beim Verzehr von laktosehaltigen Milchprodukten der Milchzucker
unverdaut in den Dickdarm gelangt. Das Enzym spaltet den Zweifachzucker
Laktose (Milchzucker) in seine zwei Einfachzucker auf, welche dann ins
Blut gelangen. Wenn der Milchzucker anstatt ins Blut unverdaut in den
Dickdarm gelangt, bilden sich Gase. Die Gase und die Wasseransammlung
führen zu Symptomen wie Blähungen, Bauchkrämpfen, Durchfall,
Gasproduktion und Ähnlichem.
Fruktoseintoleranz
Fruktose ist ein Einfachzucker, der in vielen Lebensmitteln in
unterschiedlicher Menge vorhanden ist. Viele Früchte und alle Produkte,
in denen Früchte verarbeitet wurden, sind besonders fruktosereich.
Fructose wird über die Dünndarmschleimhaut ins Blut transportiert.
Diesen Transport übernehmen spezielle Eiweisse der Darmwand. Bei einer Fruktoseintoleranz sind
die Transporteiweisse je nach Ausprägung mehr oder weniger defekt.
Dadurch wird Fruktose nicht oder nur zu geringen Anteilen aus dem
Dünndarm entfernt. Sie gelangt in den Dickdarm, wird fermentiert und die
entstehenden Gase führen zu starken Blähungen.
Histaminintoleranz
Histaminreiche Nahrungsmittel wie zum Beispiel reifer Käse, Wurst
oder Rotwein können bei Personen mit einer Histaminintoleranz Reaktionen
auslösen, die auf den ersten Blick an eine Allergie
erinnern. Zugrunde liegt jedoch nicht eine Allergie, sondern ein
Ungleichgewicht zwischen aufgenommenem resp. körpereigenem Histamin und
dessen Abbau. Dies kann Beschwerden wie Magen-Darm-Probleme, Durchfall, Kopfschmerzen, Nasenlaufen, tiefen Blutdruck und Hautreaktionen auslösen.
Weitere Informationen zu Magen und Darm finden Sie auch in unserer Gesundheitsbroschüre.