Die Pubertät stellt alles Bekannte auf den Kopf. Der Körper verändert sich und auch die Gefühle spielen verrückt. Sich hin und wieder traurig, unsicher oder überfordert zu fühlen, gehört in dieser Lebensphase dazu. Wenn negative Emotionen länger anhalten oder sehr ausgeprägt sind, können jedoch auch Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen dahinterstecken.

Wie kann sich eine depressive Verstimmung äussern?

Jugendliche sprechen Sorgen und Probleme unter Umständen nicht direkt an, zeigen aber oft Veränderungen in ihrem Verhalten. Bei einer depressiven Verstimmung kann eines oder mehrere der folgenden Anzeichen über Wochen anhalten:
• Dauerhafte Niedergeschlagenheit oder Hoffnungslosigkeit
• Verändertes Essverhalten
• Interessensverlust
• Rückzug von Familie und Freunden
• Konzentrationsprobleme und Leistungsabfall in der Schule
• Schlechter, nicht erholsamer Schlaf 

Wodurch steigt der Druck auf Jugendliche?

Bei der Frage, warum psychische Erkrankungen in dieser Altersgruppe so stark zugenommen haben, sind sich Fachleute nicht einig. Manche sehen den zunehmenden Leistungsdruck in Schule und Ausbildung als Hauptbelastung: Nicht nur Prüfungen verursachen Stress, auch der Umgang mit Mitschülerinnen und -schülern, anderen Auszubildenden oder Lehrpersonen setzt jungen Menschen zu. Andere machen die Abfolge mehrerer Krisen in kurzer Zeit für den Anstieg psychischer Erkrankungen verantwortlich: Coronapandemie, Klimawandel, Krieg in Europa – diese globalen Herausforderungen lösen Ohnmachtsgefühle aus und können Jugendlichen die Zuversicht nehmen. Auch die ungesunde Nutzung sozialer Medien kann belastend wirken – durch ständigen Vergleich, Cybermobbing und den Druck, präsent zu sein.

Bei anhaltenden oder schwerwiegenden Symptomen ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Was können Eltern tun?

Wenn Eltern Veränderungen bei ihrem Kind bemerken, ist es wichtig, aufmerksam zu beobachten: Wie lange, wie oft und wie intensiv treten diese auf? Offene Gespräche helfen, die Perspektive des Kindes zu verstehen, und zeigen ihm, dass seine Gefühle ernst genommen werden. Wichtig ist, auf die Sorgen des Kindes einzugehen, ohne sofort zu bewerten oder einseitige Lösungsvorschläge zu machen.

Gleichzeitig können klare Strukturen und Rituale Sicherheit geben. Regelmässige gemeinsame Mahlzeiten oder kleine Ausflüge stärken die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Dennoch stösst die Unterstützung innerhalb der Familie oft an Grenzen. Bei anhaltenden oder schwerwiegenden Symptomen ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der erste Schritt kann ein Gespräch mit der Hausärztin/dem Hausarzt oder einem kinder- und jugendpsychiatrischen Beratungsdienst sein. In der Schweiz gibt es zahlreiche spezialisierte Anlaufstellen.

Weitere psychiatrische Erkrankungen, welche bei Jugendlichen auftreten können:

  • Angststörungen
  • Schizophrenie
  • Essstörungen
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Suchterkrankung (z.B. Alkohol, Drogen)

Angebote für Jugendliche und Eltern:

  • Pro Juventute bietet rund um die Uhr Beratung per SMS und Chat unter der Notrufnummer 147. Weitere Informationen finden Sie auf 147.ch und projuventute.ch.
  • Die Dargebotene Hand stellt emotionale Erste Hilfe bereit. Sie ist erreichbar unter der Notrufnummer 143, per Chat oder E-Mail auf 143.ch.
  • Institut Kinderseele Schweiz berät Jugendliche und Eltern per Telefon oder E-Mail. Mehr Informationen unter kinderseele.ch.
  • feel-ok.ch bietet ein internetbasiertes Interventionsprogramm sowie Tipps und Hintergrundwissen für Jugendliche und Eltern.