Zuviel sitzen kann schädlich sein
Im Auto, vor dem Computer, auf dem Sofa: Wir sitzen zu häufig und zu lange. Das steigert unter anderem das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Die Lösung: Mehr Bewegung im Alltag.

Wir drücken die Schulbank – im Sitzen. Nach der Schulzeit geht es beruflich für viele ins Büro – auf den Bürostuhl. Und auch privat passiert so einiges im Sitzen: Essen, Fernsehen, Autofahren und so weiter. Spätestens dann, wenn die Beine schwer werden und der Rücken schmerzt, drängt sich die Frage auf, ob das denn gut für den Körper sein kann. Fachleute sind sich einig: Der Mensch ist nicht für langes ständiges Sitzen auf dem Stuhl gemacht.
Die Verringerung der täglichen Sitz-Zeit zugunsten von Stehen oder Gehen ist günstig für den Stoffwechsel und das Herz-Kreislaufsystem, den Bauchumfang und einen niedrigeren BMI. Auch der Butzuckerspiegel und Blutfettwerte werden besser.
Langes Sitzen fördert Krankheiten
Zu langes Sitzen bedingt einen niedrigen Kalorienverbrauch, der Stoffwechsel und das Herz-Kreislaufsystem laufen auf Sparflamme. Je länger und je mehr jemand sitzt, desto höher steige das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Stoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes. Bewegungsmangel gilt als ein wichtiger Mitauslöser dieser Krankheiten.
Wer oft und vor allem lange am Stück sitzt, strapaziert aber auch seine Beinvenen: Wenn wir sitzen, versackt das Blut leichter in den Beinen und belastet die Gefässe. Das liegt daran, dass wir beim Sitzen unsere sogenannte Wadenmuskelpumpe kaum nutzen. Diese Muskelpumpe unterstützt den Blutfluss in den Beinvenen. Aktiv ist sie zum Beispiel beim Gehen: Bei jedem Schritt spannen wir unsere Wadenmuskeln an. Sie drücken dabei auf die benachbarten Venen und pumpen so das Blut aus den Beinen zurück zum Herz. Wer sitzt, lässt die Beinmuskeln allerdings ruhen, aktiviert seine Wadenmuskelpumpe kaum. Dadurch kann sich das Blut in den Beinen stauen.
Mögliche Folge sind Schwellungen der Beine. Mehr als vierstündige ruhige Sitzphasen wie beispielsweise im Flugzeug können sogar zu Gerinnselbildung und Thrombosen führen. Eine gestörte Blutzirkulation spielt ausserdem eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Krampfadern. Aber nicht jeder Vielsitzer bekommt Krampfadern: Eine anlagebedingte Bindegewebsschwäche ist definitiv Voraussetzung. Wer auf dem Stuhl sitzt, winkelt die Knie und die Hüfte an. Durch die beiden 90 Grad Winkel machen wir es dem Blut noch schwerer, zurück zum Herzen zu gelangen.
Wer Symptome wie schwere oder angeschwollene Beine, Krampfadern oder Hautveränderungen an den Beinen bemerkt, sollte sie vom Arzt abklären lassen. Er kann prüfen, ob eine Venenschwäche (Veneninsuffizienz) oder eine andere Ursache dahinter steckt – und ob eine Therapie nötig ist.
Typische Haltungsschwächen
Und nochmal schlechte Nachrichten für Vielsitzer: Auch Muskeln und Haltung leiden unter ständigem Sitzen auf dem Stuhl. Die Muskeln, die der Körper nicht braucht, baut er ab. Die Folge bei Vielsitzern, die nicht für Ausgleich sorgen: Auf lange Sicht verkümmert die Beinmuskulatur. Auch eine falsche Haltung kann zum Problem werden. Ein nach vorne geneigter Kopf und verkrampfte Schultern bei der Bildschirmarbeit belasten die Muskulatur einseitig und führen nicht selten zu Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich. Grund dafür ist die Dauerbelastung der zuständigen Haltemuskulatur, die eigentlich nur ausbalancieren, aber nicht tragen soll, berichtet Völker. Im anfänglichen Stadium sprechen Mediziner von Haltungsschwächen. Eine solche Schwäche wird dann zum Haltungsschaden, wenn sie nicht mehr umkehrbar ist. Zum Beispiel durch eine Abflachung der Bandscheiben oder eine Verformung des Skeletts.
Mehr Bewegung, einfach nebenbei
Was aber tun, wenn man um häufiges Sitzen, zum Beispiel durch einen Bürojob, nicht herumkommt? Überdramatisieren darf man Vielsitzen im Büro nicht. Schliesslich sitzen wohl die wenigsten Menschen acht Stunden ohne jede Pause auf ihrem Bürostuhl. Und es gibt praktikable Alltagstipps:
- Ändern Sie häufig Ihre Sitzposition und vermeiden Sie es, sich anzulehnen
- Suchen Sie aktiv nach Bewegungsmöglichkeiten. Das kann der Marsch zum Kollegen statt einer E-Mail oder der längere Umweg zur Kantine sein. Wer gelegentlich aufsteht und ein paar Schritte ins Nachbarbüro tut, kurbelt bereits den Kreislauf und den Blutrückfluss aus den Beinen an.
Wer länger am Stück sitzen muss, beispielsweise im Flugzeug oder bei einer Busreise, kann zwischendurch kleine Übungen für die Venen machen. So eine Gymnastik im Sitzen ist teilweise auch unauffällig am Büroschreibtisch möglich. Und falls erlaubt: Öfter mal die Füsse hoch legen. Auch das entlastet die Venen. Übrigens: Auch langes Stehen setzt den Beingefässen zu. Hier empfiehlt es sich, immer wieder ein paar Schritte zu gehen oder ab und zu kleine Beinübungen im Stehen zu machen. Wer bereits Beschwerden hat, lässt sich am besten individuell vom Arzt beraten.
Ausgleich in der Freizeit wichtig
Berufliche Vielsitzer sollten ausserdem für Ausgleich in der Freizeit sorgen: Also Sportschuhe an und raus, statt auf dem Sofa zu sitzen! Wer über 35 Jahre alt oder chronisch krank ist und neu mit dem Sport beginnt, lässt sich vor dem Start sicherheitshalber grünes Licht vom Arzt geben.
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