Schwindel ist nicht gleich Schwindel
Unter Schwindel leiden viele Menschen. Meistens lassen sich keine Ursachen finden, doch Möglichkeiten zur Behandlung gibt es dennoch.

Schwindel bringt die Welt ins Wanken: Viele Betroffene verlieren ihre Unbeschwertheit. Besonders Menschen, die unter starken, überraschenden Schwindelanfällen leiden, ziehen sich viele aus Angst oft aus dem öffentlichen Leben zurück. Ausserdem kommt Schwindel selten allein. Meistens begleiten ihn weitere Beschwerden wie etwa Übelkeit, Benommenheit, Schweissausbrüche oder Hörverlust. Woher Schwindel kommt, bleibt in zwei von drei Fällen leider ein Geheimnis. Zum Glück gibt es trotzdem Mittel und Methoden, die helfen können. Davor sollten die Form des Schwindels und mögliche Ursachen gut abgeklärt sein.
Im Alter ist jeder zweite betroffen
Im Kern besteht unser Gleichgewichtsapparat aus dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr, dem Gleichgewichtsnerv und den zuständigen Bereichen im Gehirn. Aus dem Innerohr fliessen Signale über den Nerv ins Gehirn, das unsere Körperposition im Raum berechnet. Dazu verwendet es noch weitere Daten – etwa aus den Muskeln, Gelenken und Augen. Wenn sich die Informationen widersprechen oder Teile des Gleichgewichtsapparats nicht korrekt arbeiten, entsteht als Symptom oft Schwindel. Die Gründe können banal sein, etwa eine falsch eingestellte Brille oder Schlafmangel. Ebenso kommen Infektionen, Entzündungen, Durchblutungsstörungen, Verletzungen, Schlaganfälle, Tumore, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Blutarmut, Medikamente, Mangelerscheinungen und einige andere als körperliche Ursachen in Betracht. Nicht zuletzt erscheint Schwindel noch häufig bei Angststörungen und Depressionen.
Schwindel ist weit verbreitet, besonders im Alter. Einer von fünf Erwachsenen spürt mindestens einmal im Monat Schwindel. Ab einem Alter von 75 Jahren klagt jede zweite Person regelmässig über Vertigo, so der Fachbegriff. Bei einem von zwei Betroffenen vermuten Fachleute psychische Ursachen, bei weiteren zweien finden sie körperliche. In den übrigen sieben von zehn Fällen ist kein triftiger Anlass zu entdecken. Doch Therapien können auch hier Schwindelanfälle abschwächen, schneller beenden und ihnen vorbeugen. Vorher sollte jedoch geklärt sein, dass keine ernste Störung hinter dem Schwindel steckt. Hinweise liefern oft Begleitsymptome wie beispielsweise Übelkeit, Erbrechen, Unruhe, Herzrasen, Schweissausbrüche, Ohrgeräusche, Hör-, Seh- und Schluckstörungen, Kopfschmerzen und Taubheitsgefühle. Die Art der Beschwerden kann auf bestimmte Ursachen hinweisen und andere ausschliessen.
Seegang, Karussell oder Aufzug?
Auch Bewegungen oder andere Auslöser, der Verlauf der Anfälle, ihre Dauer und die Form spielen eine Rolle für die Diagnose. Schwindel ist nicht gleich Schwindel! Bei Drehschwindel haben Betroffene den Eindruck, dass es sie dreht oder sich die Umgebung um sie herum. Sie klagen häufig über Übelkeit. Einige berichten von Gefühlen wie auf dem Karussell. Menschen mit Schwankschwindel meinen zu schwanken oder, dass die Welt um sie herum schwankt wie ein Schiff bei Seegang. Vielen wird schwarz vor Augen. Sie befürchten, ohnmächtig zu werden. Bei Liftschwindel spürt man Hebe- und leichte Fallgefühle wie in einem Aufzug. Benommenheitsschindel ähnelt Schwankschwindel. Betroffene fühlen sich zusätzlich unsicher, wackelig und taumelig.
Medizinische Untersuchungen empfehlen sich, wenn Schwindel aus unerklärlichen Gründen neu auftritt oder die Anfälle wie aus heiterem Himmel einsetzen. Gleiches gilt, wenn Schwindelgefühle oft wiederkehren oder lange andauern. Auch bei starken Begleitsymptomen wie Schmerzen, Fieber, Hörstörungen, Atemnot und sonstigen sollte zügig eine Abklärung stattfinden. Einige Beschwerden können auf gefährliche Ursachen hinweisen! Schwindel und Lähmungen kommen häufig bei Schlaganfällen vor. Hier handelt es sich um medizinische Notfälle, bei denen jede Sekunde zählt. Die besten Anlaufstellen für gezielte Untersuchungen zu Ursachen sind Schwindelambulanzen mit verschiedenen Fachärzten.
Das Gleichgewicht ist lernfähig
Egal woher der Schwindel kommt – Gleichgewichtstraining bietet sich immer an. Denn der Gleichgewichtsapparat ist lernfähig: Gewisse Übungen im Liegen, Stehen und Sitzen verbessern die Balance, und dadurch lassen Schwindelgefühle oft deutlich nach. Manchmal bleibt das Training die einzige Therapie, manchmal unterstützt es andere Behandlungen. Wer frühzeitig zu üben beginnt, beugt mit dem Training sogar vor, dass überhaupt Schwindel auftritt. Anleitungen für geeignete Übungen geben viele Schwindelambulanzen aus und finden sich auch auf einigen Websites.
Schwindel ohne ersichtliche Ursache hängt oft mit Kreislaufschwäche und niederem Blutdruck zusammen. Den Kreislauf bringen Spaziergänge in Schwung. Der Blutdruck sinkt, wenn dem Körper Flüssigkeit fehlt und wenn sich bei Wärme die Blutgefässe weiten. Menschen mit Schwindel sollten mehr als andere darauf achten, ausreichend zu trinken. Durch Schwitzen in der Hitze, intensiven Sport und Durchfälle verliert der Körper besonders viel Flüssigkeit und Elektrolyte. Unter solchen Umständen können Präparate mit Mineralien und Elektrolyten sinnvoll sein. Sonst verhindert eine ausgewogene Ernährung üblicherweise, dass Mangelzustände auftreten. Diabetiker mit Schwindel sollten darüber hinaus Unterzuckerung vermeiden.
Medikamente und Pflanzen können helfen
Mittel, die gegen Schwindel helfen können, heissen Antivertiginosa. Sie lindern Schwindel und Übelkeit oder fördern die Durchblutung. Infrage kommen Substanzen aus Wirkstofffamilien wie den Antihistaminika, Antiemetika, Histaminagonisten und Calciumkanalblockern. Einige Betroffene machen gute Erfahrungen mit Pflanzen oder pflanzlichen Präparaten. Am weitesten verbreitet sind Ginkgo und Ingwer. Doch positive Wirkungen bei Schwindel werden einer ganzen Reihe an Kräutern nachgesagt: Melisse, Lavendel, Frauenmantelkraut, Nelkenwurz, Schafgarbe, Pfingstrosenwurzel, Ehrenpreis, Gartenraute, Thymian – um nur ein paar zu nennen. Auch die Alternativmedizin bietet homöopathische Mittel und Schüssler Salze, die zur Behandlung von Schwindel vorgesehen sind.
Beratungen zum besten Mittel und seiner Anwendung sind empfehlenswert: Einige können Mundtrockenheit und Müdigkeit hervorrufen, andere eignen sich nicht zur Dauerbehandlung oder ihre Wirkung ist unsicher. Oft ist auch Geduld gefragt: Viele Behandlungen fruchten erst nach Wochen oder Monaten. Andererseits verschwindet Schindel manchmal über Nacht und vereinzelt sogar ganz von allein.
Häufigste Formen mit bekannter Ursache
- Gutartiger Lagerungsschwindel, Ablagerungen im Innenohr, Therapie Lagerungstraining.
- Phobischer Schwankschwindel, psychische Störung, psych. Gespräche, Verhaltenstherapie
- Zentraler Schwindel, Störung im Gehirn, Therapie der ursächlichen Erkrankung
- Verstibuläre Migräne, Migräne mit Schwindel, Therapie der Migräne
- Morbus Menière, möglicherweise Stauung von oder Übermass an Lymphflüssigkeit, Medikamente, Übungen, evtl. Operation
- Neuritis vestibularis, vorübergehende Nervenentzündung, Medikamente