Polymedikations-Coaching bei mehrfacher Medikamenteneinnahme

Morgens die rosa, die grüne und die weisse Tablette und die beiden länglichen Kapseln, mittags dann die rosa und die weisse, die beiden Kapseln und die längliche gelbe mit der Bruchrille, abends dann die rosa, die grüne, eine grosse weisse, die beiden Kapseln und direkt vor dem Schlafengehen nochmal eine kleine weisse. Herz, Lunge, Blutdruck, Cholesterin, Magen, Nerven … gerade ältere chronisch Erkrankte müssen nicht selten ein halbes Dutzend oder mehr verschiedene Medikamente täglich einnehmen, in verschiedenen Dosierungen und zu unterschiedlichen Tages- und Essenszeiten. Die Begeisterung für eine solche sogenannte Polymedikation hält sich in Grenzen.
Je mehr Tabletten, desto geringer die Therapietreue
Anfangs werden noch alle Arzneien korrekt eingenommen. Im Anblick des Medikamentenbergs, der täglich bewältigt werden soll, lässt bei nicht wenigen Patienten die Therapietreue mit der Zeit jedoch nach. Sie vergessen schlicht die Einnahme, fühlen sich «eigentlich überhaupt nicht krank» und verzichten deshalb auf die Tabletten oder gönnen sich ein paar Tage «Medikamentenferien». Andere haben, bisweilen nicht ganz unberechtigt, Angst vor Nebenwirkungen und befürchten, dass mehrere Arzneimittel sich gegenseitig beeinflussen. Sie unterstellen den Arzneien Wirkungslosigkeit, verwechseln die Tabletten oder fürchten sich einfach vor der Menge an Wirkstoffen. Tatsächlich wurde in vielen Studien festgestellt, dass die Therapietreue mit der Anzahl der Medikamente immer weiter abnimmt. Anders ausgedrückt: Je mehr Pillen genommen werden sollen, desto weniger besteht die Bereitschaft, sich daran zu halten. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind nur 50 Prozent der Patienten therapietreu. Sind die Auswirkungen der Erkrankung noch akut, ist die Compliance (die Bereitschaft des Patienten zur aktiven Therapie-Mitwirkung) noch hoch. Je länger ein die Gesundheit beeinflussendes Ereignis jedoch zurückliegt, desto höher ist die Non-Compliance.
Mit der Zeit lässt’s nach
Arzneien sind dazu da, den Gesundheitszustand der Patienten zu verbessern oder zumindest das Fortschreiten einer Erkrankung aufzuhalten. Am ernsthaftesten nehmen Krebs und Magen-Darm-Patienten sowie Menschen mit HIV ihre Therapie. Vor allem bei chronischen Leiden wie Atemwegserkrankungen, Diabetes mellitus oder Bluthochdruck, also Krankheiten, deren Folgen häufig erst nach Jahren zu spüren sind, halten sich die Betroffenen jedoch oft nicht mehr an die Empfehlungen. So sollen nach fünf Jahren nur noch die Hälfte der Menschen mit Bluthochdruck die Medikamente richtig einnehmen. Solche Pausen werden bei gewissen Medikamenten vom Körper schlecht verziehen.
Lässt man beispielsweise einen hochdosierten Betablocker weg, beginnt der Blutdruck zu schwanken und steigt in der Regel wieder an. Dies kann im Laufe der Jahre wichtige Organe wie das Herz, das Gehirn, die Nieren und die Blutgefässe schädigen. Ärzte raten deshalb auf keinen Fall die Medikamente ohne Rücksprache abzusetzen. Auch bei Diabetikern lässt die Bereitschaft zur korrekten Medikamenteneinnahme häufig nach. In einer Studie mit 1300 Diabetes-Patienten aus dem Jahr 2015 wurden rund 74 Prozent der über 70-Jährigen von den Ärzten als therapietreu eingestuft. Bei den 61- bis 70-jährigen Patienten waren es 69 Prozent und bei den 40- bis 60-Jährigen nur rund 63 Prozent. Wird der Blutzucker über längere Zeit nicht richtig eingestellt, drohen diabetische Netzhautschädigungen an den Augen oder sogar Erblindung. Bei einer solchen diabetischen Retinopathie kommt es in der Netzhaut anfangs zu kleinen Aussackungen der Blutgefässe (Aneurysmen) und Ablagerungen von Fett und Eiweiss. Später wachsen neue Gefässe in die Retina, die zu Blutungen neigen. Auch Durchblutungsstörungen, wie diabetische Füsse oder die periphere arterielle Verschlusskrankheit, sind bei schlecht eingestelltem Blutzucker möglich. Zudem erhöht sich das Risiko für Nierenschäden, Schlaganfall oder Herzinfarkt deutlich. Das Tückische bei Diabetes: Bis die ersten gravierenden Schäden da sind, bemerken die Betroffenen lange Zeit kaum etwas.
Mehr Wissen durch Polymedikations-Coaching und NetCare
In der Schweiz wird seit einigen Jahren in TopPharm Apotheken und anderen Apotheken ein Polymedikations- Coaching angeboten, der genau solche Fragen beantwortet. Die Experten können Auskunft über die Verträglichkeit und die Dosierung der jeweiligen Medikamente geben, Probleme bei der täglichen Anwendung lösen und bei Bedarf Wochendosiersysteme bereitstellen. Eine solche vertrauliche Beratung findet in einem separaten Betreuungszimmer der Apotheke statt und dauert zirka 20 Minuten. Die Apotheker und Apothekerinnen diskutieren mit den Kunden auch sehr konkret darüber, ob sie die Medikamente richtig anwenden, ob sie die Einnahme hin und wieder vergessen und ob das Verhalten der Patienten mit den ärztlichen Therapieempfehlungen übereinstimmt.
Therapietreue
Wer seine Behandlung gewissenhaft umsetzt, kann mit einer höheren Wirksamkeit der Medikamente und einer besseren Gesundheit rechnen. Auch NetCare-Beratungen können unkompliziert in der Apotheke durchgeführt werden. Ob ein gerötetes Auge, Rückenschmerzen, Verdacht auf Blasenentzündung oder andere Beschwerden – all diese Symptome werden diskret im Beratungsraum analysiert und das weitere Vorgehen kann besprochen werden.
Aufklären, informieren – und vertrauen
Experten sind sich einig, dass der erste Schritt zu einer besseren Therapietreue eine ausführliche Beratung ist. Viele Patienten verlassen die Praxis, ohne recht zu wissen, was der Arzt eigentlich gesagt hat. Deshalb wurde vor einiger Zeit der Begriff der «Adhärenz» eingeführt. Dabei soll es weniger um das Befolgen von Vorgaben gehen als vielmehr um eine partnerschaftliche Kommunikation zwischen Arzt und Patient und das Einhalten des mit dem Therapeuten vereinbarten Behandlungsplanes. Wer mehr über die Erkrankung und die Zusammenhänge einer Therapie weiss, ist auch eher bereit, die notwendigen Medikamente einzunehmen.
- Weshalb muss ich bestimmte Medikamente nehmen?
- Welchen Nutzen bringen sie mir?
- Warum unterschiedliche Tabletten?
- Sind die Substanzen miteinander verträglich?
- Wie und in welchen zeitlichen Abständen sollten sie eingenommen werden?
- Stimmen die Dosierungen?
Genau solche Auskünfte werden gerne in den Apotheken gegeben. Tatsächlich ergab die Analyse verschiedener Adhärenz-Studien durch amerikanische Wissenschaftler, dass nicht Ärzte/Ärztinnen und Pflegefachleute, sondern Apothekerinnen und Apotheker den besten und zuverlässigsten Einfluss auf die Therapietreue haben. Suchten die Pharmazeuten nämlich regelmässige Gespräche mit chronisch Kranken oder veranstalteten Infoabende in der Apotheke, etwa für Diabetiker, konnte die Therapietreue massiv und nachhaltig gesteigert werden.
TopPharm hilft
Die Mitarbeitenden in den TopPharm Apotheken – die Gesundheits-Coachs – sind die erste Anlaufstelle bei allen Fragen rund um Ihre Gesundheit. Persönlich, kompetent und diskret.