Fast die Hälfte der Abtreibungen «nicht sicher»
Keine Verhütungsmittel und ungewollt schwanger – das stürzt Frauen in armen Ländern oft in Verzweiflung. Millionen wissen sich dann nur durch Abtreibung zu helfen – aber das ist oft lebensgefährlich.
Fast die Hälfte der jährlich knapp 56 Millionen Abtreibungen weltweit wird laut Weltgesundheitsorganisation WHO mit unsicheren Methoden durchgeführt. In 25,5 Millionen Fällen seien Frauen mit Praktiken konfrontiert, die als fragwürdig oder gefährlich erachtet werden, heisst es in einer Studie von WHO und dem amerikanischen Guttmacher-Institut im Fachblatt «The Lancet».
Fast jeder unsichere Schwangerschaftsabbruch wurde in Afrika, Asien und Lateinamerika durchgeführt, insgesamt 97%. Prekär sei die Lage vor allem in den 62 Ländern, die Abtreibungen verbieten oder nur zulassen, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Dort fänden drei Viertel der Eingriffe nicht mit sicheren Methoden statt. Wo die Gesetze liberaler sind, in 57 Ländern, würden hingegen 9 von 10 Abtreibungen nach den WHO-Standards durchgeführt.
Veraltete und gefährliche Methoden
Die Studie unterscheidet zwischen problematischen («less safe») und gefährlichen («least safe») Abtreibungen. In die erste Kategorie fallen Eingriffe, die entweder von Laien oder aber von ausgebildetem Personal mit überholten Methoden wie Ausschabung der Gebärmutter vorgenommen werden. Gut 17 Millionen solcher Fälle gibt es laut der Studie weltweit.
Sehr gefährlich seien von Laien durchgeführte Abtreibungen mit eingeführten Instrumenten, durch Einnahme von Ätzmitteln oder Kräutergebräu. In diese Kategorie fallen 8 Millionen Abbrüche.
Das Risiko schwerer Komplikationen sei bei medizinisch korrekten Abtreibungen eigentlich sehr gering, so die Studie. Kaum Probleme gebe es in Industrieländern, wo der Eingriff weitgehend legal sei und es eine gute Gesundheitsversorgung gebe.
In Westeuropa würden 6,5% der Abtreibungen nicht nach besten Standards durchgeführt, in Osteuropa 14,2%. Am schlimmsten sei die Lage in Afrika ausserhalb von Südafrika. 75% der Abtreibungen seien dort problematisch oder gefährlich.
Politik und Behörden sind gefordert
Regierungen und Behörden müssten mehr tun, um ungewollte Schwangerschaften und gefährliche Abtreibungen zu vermeiden, heisst es in der Studie. Zum Beispiel, indem sie junge Menschen sexuell aufklären, Familienplanung anbieten, Verhütungsmethoden bereitstellen und Abtreibungen erlauben, so dass diese von medizinischem Personal mit anerkannten Methoden durchgeführt werden können.
Die Studienautoren betonen, dass es gerade in Ländern, in denen Abtreibungen verboten sind, schwierig sei, zuverlässige Daten zu bekommen. Viele Frauen trauten sich nicht, über das Thema zu reden.
Quelle: SDA