Wer kennt es nicht: An einem kalten Winterabend auf den Bus zu warten, kann sich wie eine kleine Ewigkeit anfühlen. Zuerst werden Hände und Füsse kalt. Und dann kriecht die Kälte auch noch unangenehm durch alle Kleidungsschichten. Die Rückenmuskeln angespannt, die Schultern nach oben gezogen – aber der Bus ist immer noch nicht in Sicht. Schliesslich zittert’s und fröstelt’s am ganzen Körper.
Deshalb frösteln wir
Frösteln mag wie eine lästige Begleiterscheinung in der kalten Jahreszeit wahrgenommen werden. Und doch ist es überlebenswichtig. Denn unsere Zellen und Organe haben eine innere Betriebstemperatur von rund 37 Grad Celsius – bei dieser Temperatur können sie ihre Aufgaben am besten wahrnehmen. Fällt die Körpertemperatur ab, kann es schnell einmal gefährlich werden: Die Nervenreflexe verlangsamen sich, das Bewusstsein ist eingeschränkt und im schlimmsten Fall treten Herzrhythmusstörungen auf.
Damit es nicht so weit kommt, hat unser Körper einen ausgeklügelten Mechanismus entwickelt. Und der funktioniert so: In unserer Haut liegen freie Nervenendigungen (sogenannte Thermorezeptoren), die wie Temperaturfühler funktionieren. Sobald sich deren Umgebungstemperatur ändert, leiten sie ein Signal an unser Gehirn weiter. Übrigens sind die Fühler nicht gleichmässig auf dem Körper verteilt: Nahe des Körperkerns – also zum Beispiel im Brustraum oder am Hals – gibt es mehr von den Rezeptoren als an den Händen und Füssen. Daher können unsere Hände auch mal kalt sein, ohne dass wir dies gleich wahrnehmen. Das Gehirn hat bei diesem Mechanismus eine zentrale Funktion: Es verfolgt laufend alle Rückmeldungen der Thermorezeptoren im Körper. Sinkt die Körpertemperatur aufgrund der Kälte, sendet das Gehirn Signale zurück in den Körper. Die Signale aktivieren unsere Muskeln, welche wiederum wie Heizkörper funktionieren: Indem sie sich anspannen und zittern, wird Wärme produziert.
Die Forschung hat gezeigt, dass sich der Mensch durchaus an die Kälte anpassen kann.
Das hat es mit der Hühnerhaut auf sich
Die Hühnerhaut ist ein Überbleibsel aus der Zeit, als Vorfahren des Menschen noch stark behaart waren. Sie entsteht, wenn die kleinen Muskeln an den Haarwurzeln aktiviert werden. Die Härchen richten sich dadurch auf. Dies hat zur Funktion, die freigesetzte Wärme aus den Muskeln zurückhalten. Der Schaltkreis, der uns erwärmen soll, ist somit zwar ziemlich ausgeklügelt, nur leider nicht besonders effektiv, weshalb wir auf isolierende Kleidung angewiesen sind.
Allerdings hat die Forschung gezeigt, dass sich der Mensch durchaus an die Kälte anpassen kann. So wurde zum Beispiel bei indigenen Bevölkerungsgruppen in der Arktis ein erhöhter Grundumsatz gemessen. Das heisst, dass deren Körper automatisch mehr Wärme produziert. Ob dies eine Akklimatisation an die Kälte ist oder aufgrund von mehr körperlicher Tätigkeit zustande kommt, ist aber nach wie vor nicht ganz geklärt. Aufgrund unserer heutigen Lebensweise – mit funktionaler Kleidung und geheizten Räumen – spricht man anstelle von einer Anpassung an die Kälte eher von einer möglichen Gewöhnung. So zeigten Studien zum Beispiel, dass Menschen, die sich vermehrt der Kälte aussetzten, später zu zittern anfingen als solche, die kein Kältetraining machten.
So schützen Sie sich vor der Kälte
- Setzen Sie auf gute Kleidung: Unser Körper produziert zwar Wärme, diese wird aber konstant über die Haut wieder abgegeben. Daher ist eine isolierende Kleiderschicht nötig. Tragen Sie am besten funktionale Kleidung, die Wind und Wasser abweist. Auch ein dicker Schal wirkt oft Wunder, da sich viele Thermorezeptoren am Hals und im Brustraum befinden.
- Gehen Sie nach draussen: Indem wir uns der Kälte aussetzen, kann sich unser Körper bis zu einem gewissen Grad daran gewöhnen. Bewegen Sie sich daher täglich draussen. Bei einem Winterspaziergang zum Beispiel wird der Kreislauf angeregt und die Muskulatur aktiviert – beides wärmt.
- Und wenn gar nichts mehr hilft: Wärmen Sie sich von innen. Dies gelingt am besten mit heissem Tee oder einer dampfenden Suppe. Auch eine warme Bettflasche auf dem Bauch kann helfen.