Herr Hauser, mit welchen Beschwerden oder Wünschen kommen Kundinnen und Kunden typischerweise zu Ihnen in die Apotheke?
Ein Grossteil der Kundinnen und Kunden kommt mit leichten Beschwerden, die sie selbst behandeln möchten, zu uns. Eine kompetente Beratung mit passenden Produktempfehlungen ist dabei gefragt. Vor allem rezeptfreie, pflanzliche oder auch homöopathische Arzneimittel werden von uns empfohlen. Je nach Gesundheitsproblem kann aber auch eine intensivere Beratung samt vertiefter Abklärung nötig sein. Meist handelt es sich in diesen Fällen um Stammkunden, die eine kontinuierliche Betreuung durch uns und den persönlichen Service schätzen. Auch die Verlaufskontrolle von Therapien ist immer häufiger gefragt, etwa die Überprüfung der Blutfettwerte oder bei einer Eisensupplementierung die entsprechenden Eisenwerte. Besonders beliebt bei unserer Kundschaft ist zudem der Allergie-Check.
Wie stellen Sie die Privatsphäre in der Apotheke bei Beratungsgesprächen sicher?
Um eine vertrauliche und professionelle Beratung sicherzustellen, verfügen wir über einen separaten Beratungsraum, in dem Gespräche über heikle oder persönliche Themen in einer
ruhigen Atmosphäre geführt werden können. Wir legen grossen Wert darauf, dass sich unsere Kundinnen und Kunden wohl und ernst genommen fühlen. Sie sollen sich auch mit sensiblen Themen vertrauensvoll an uns wenden können. Der Beratungsraum ist dafür der ideale Ort.
Welche Art von Beratungen führen Sie in diesem Raum durch?
Sobald wir merken, dass eine Beratung für die Kundin oder den Kunden unangenehm wird oder sensible Themen berührt, bieten wir direkt ein Gespräch im Beratungsraum an. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn eine junge Frau nach der «Pille danach» verlangt; eine Mutter eine Windeldermatitis bei ihrem Baby vermutet oder es um die Abklärung eines Harnwegsinfektes geht. Wir nutzen den Raum ausserdem für die Durchführung verschiedenster Dienstleistungen wie den Allergie- Check, Impfungen, Wundversorgung, vertiefte Abklärungen oder diverse Messungen im Rahmen der Gesundheitsvorsorge.
Wie funktioniert eine «vertiefte Abklärung» und was kann man sich darunter vorstellen?
Die vertiefte Abklärung stellt, wie der Name bereits andeutet, eine fundierte Beurteilung eines komplexeren gesundheitlichen Problems dar. In einem ausführlichen Gespräch werden alle akuten Symptome sowie die medizinische Vorgeschichte erfasst und dokumentiert. Dies ermöglicht eine präzise Einschätzung der gesundheitlichen Situation der jeweiligen Person. Falls erforderlich werden zusätzliche Tests wie etwa eine Blutdruck- oder Blutzuckermessung durchgeführt und die Blutfette oder der Entzündungswert (CRP) bestimmt. Basierend auf den gesammelten Informationen gibt die Apothekerin oder der Apotheker dann Empfehlungen zu Behandlungsmöglichkeiten. Dabei orientieren wir uns an vorgegebenen Algorithmen, also Handlungsabfolgen, die nach neusten wissenschaftlichen Standards mit Ärztinnen und Ärzten erarbeitet und laufend aktualisiert werden.
Welche Vorteile hat dieses Angebot für die Kundschaft?
Diese Form der Abklärung ermöglicht es uns, als Apotheke erste Anlaufstelle für die Gesundheitsprobleme unserer Kundinnen und Kunden zu sein. Ob verklebte Augen, ein leichter Harnwegsinfekt oder ein Hautekzem: Es ist nicht zwingend immer gleich ein Gang in die Arztpraxis erforderlich. Zahlreiche gängige Gesundheitsprobleme können so unkompliziert und ohne Voranmeldung direkt in der Apotheke behandelt werden.
Was aber, wenn für die Behandlung der Beschwerden ein rezeptpflichtiges Medikament nötig ist?
Seit 2019 besteht für Apothekerinnen und Apotheker die Möglichkeit, bestimmte vordefinierte verschreibungspflichtige Medikamente im Rahmen einer vertieften Abklärung und mit entsprechender Dokumentationspflicht ohne Rezept abzugeben. In diese sogenannte erleichterte Abgabe fallen Medikamente gegen häufig auftretende Beschwerden wie stärkere Schmerzen, Magen-Darm- und Atemwegsbeschwerden oder Hautprobleme. Nicht nur die Kundinnen und Kunden profitieren dabei von der sofortigen Hilfe, auch für die Arztpraxen und Notfallstationen stellt diese Möglichkeit eine Entlastung dar.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die vertiefte Abklärung?
Das ist in erster Linie abhängig vom Versicherungsmodell. Klären Sie deshalb eine allfällige Kostenübernahme sicherheitshalber im Voraus ab.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Kundinnen und Kunden zu diesem Angebot?
Die Rückmeldungen unserer Kundschaft sind durchwegs positiv. Vor allem unsere italienischen Kundinnen und Kunden kennen das Angebot der vertieften Abklärung nicht und sind sehr dankbar für die unkomplizierte und rasche Hilfe, die sie damit bei uns erhalten. Auch liegen einige Dienstleistungen wie beispielsweise Impfen und Blutentnahme in Italien nicht in der Kompetenz der Apotheke. Unser Ziel ist es, die erste Anlaufstelle für die Gesundheitsprobleme unserer Kundinnen und Kunden zu sein.