Für die Betroffenen ist die Erkrankung oft mit hohem Leidensdruck verbunden. Hilfe bietet die richtige Basispflege, kombiniert mit einer entzündungshemmenden Therapie.
Rund 10–15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in der Schweiz leiden an einer Neurodermitis, auch atopisches Ekzem oder «atopische Dermatitis» genannt. Dabei handelt es sich um eine chronische Hauterkrankung, die typischerweise im Säuglingsalter beginnt. Sie tritt in Schüben auf und kann zu ganz unterschiedlichen Beschwerden führen, je nach Alter und Veranlagung der betroffenen Person. Dazu gehören trockene Haut, Juckreiz, Rötungen, schuppende oder nässende Stellen, Krusten- oder Knötchenbildung. Auch äussert sich die Krankheit nicht immer gleich: Von Schub zu Schub können andere und/oder stärkere oder schwächere Symptome auftreten. Mit zunehmendem Alter lassen die Beschwerden oft nach, in vielen Fällen verschwinden sie sogar ganz. Selten bleibt die Erkrankung bis ins Erwachsenenalter bestehen oder beginnt erst dann.
Oft spielt Veranlagung eine Rolle
Neurodermitis gehört zu den sogenannten atopischen Erkrankungen, auch Atopien genannt. Dabei reagiert das Immunsystem überempfindlich auf an sich harmlose Stoffe wie Pollen, Hausstaubmilben oder bestimmte Nahrungsmittel. Diese Überempfindlichkeit kann zum Teil erblich bedingt sein. Das bedeutet: Leiden andere Familienmitglieder an einer atopischen Erkrankung wie Heuschnupfen oder allergischem Asthma, ist das Risiko der Kinder erhöht, ebenfalls an einer Atopie zu erkranken.
Die Krankheit besser verstehen
Typisch für Neurodermitis ist eine gestörte Barrierefunktion der Haut. Die vor Austrocknung schützenden Hautschichten sind bei den Betroffenen löchrig wie eine Mauer, bei der die Ziegelsteine nicht gut mit Mörtel verbunden
sind. Dadurch wird die natürliche Hautflora gestört und Bakterien, Pilze und andere Reizstoffe können in die Hautschichten eindringen. Die Folge ist eine extrem trockene Haut, die durch Überreaktion des Immunsystems zu Entzündungen neigt. Neben der veränderten Hautstruktur kommt individuelle Überempfindlichkeit auf Reize wie Stress, Kälte, Hitze oder trockene Luft als Auslöser des atopischen Ekzems infrage. Auch Tabakrauch und der Kontakt mit nicht hautschonenden Pflegemitteln sowie bestimmten Textilien (z.B. Wolle) können zu einem Krankheitsschub führen. Für die Ärztin oder den Arzt ist die Suche nach den Faktoren, die zu einem atopischen Ekzem führen, oft Detektivarbeit; auch weil die Auslöser noch nicht abschliessend erforscht sind. Sie untersuchen die Haut, sprechen mit den Betroffenen und führen Allergietests durch, um herauszufinden, ob das Immunsystem bei bestimmten Reizen über reagiert. Wissen die Betroffenen erst einmal, wie es bei ihnen zu einem Schub kommt, können sie sich zukünftig besser davor schützen. Dabei kann ein Symptomtagebuch helfen, den oder die Auslöser zu finden.
Pflege – die Basis jeder Therapie
Neben der Kenntnis der Auslöser ist die Behandlung der geschwächten Hautbarriere entscheidend. Das bedeutet, nach individuellem Bedarf regelmässig einzucremen. Nur so kann der Haut zurückgegeben werden, was ihr von Natur aus fehlt. Das sind im Sommer vor allem sogenannte hydrophilere Cremes und im Winter Salben und Cremes mit höherem Fettgehalt. Kommt es trotz konsequenter Pflege wieder zu Schüben, verschreibt die Ärztin oder der Arzt häufig Salben mit sogenannten antiinflammatorischen Wirkstoffen. Diese unterdrücken die Entzündungsreaktion in der Haut und lindern den Juckreiz. Bessert sich der Hautzustand trotzdem nicht, können je nach individueller Eignung fachärztlich weitere antiinflammatorische Medikamente erwogen werden. Auch Schulungsprogramme für Sorgeberechtigte sowie je nach Auslöser eine Entspannungstechnik wie Yoga oder autogenes Training können helfen, die Beschwerden zu reduzieren. Dennoch bleibt ein Restrisiko, auch nach Abheilen einer akuten Phase im Erwachsenenalter wieder Rückfälle zu erleiden.