Tierallergie
Eine Tierhaarallergie oder besser Tierallergie ist eine Unverträglichkeit auf bestimmte Stoffe, die in Speichel, Hautschuppen, Schweiss, Talg, Urin und Kot von Tieren vorkommen. Tierhaare selbst sind nicht für die Allergien verantwortlich, deshalb kann ein Mensch auch auf Vögel allergisch reagieren. Aggressivste Auslöser von Tierallergien sind kleine Fellträger wie Katzen, Kaninchen und Meerschweinchen. Aber auch Hunde, Pferde und Rinder können allergische Beschwerden verursachen.
Tierallergien sind nach der Pollen- und der Hausstauballergie die drittverbreitetste Allergie in der Schweiz. Charakteristische Symptome sind Niesreiz, Schnupfen und juckende Augen. Im schlimmsten Fall kann sich allergisches Asthma entwickeln. Oft hilft gegen die Beschwerden nur, das Haustier wegzugeben. Haben die Betroffenen beruflich mit Tieren zu tun, empfehlen Fachärzte möglicherweise eine spezifische Immuntherapie, um einen Berufswechsel zu vermeiden.
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Symptome
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Haben Sie häufig Niesattacken, wenn Sie Ihre Katze im Arm halten?Jucken Ihre Augen, wenn Sie einen Hundebesitzer zu Hause besuchen?
Diese Symptome sind typisch für Tierallergien. Dazu kann ein sogenannter Fliessschnupfen auftreten, und die Schleimhäute der Nase schwellen an. Die Augen brennen und sind gerötet, es können sich Quaddeln auf den Lidern bilden.
Allerdings zeigen sich die Beschwerden bei jedem Menschen anders und sind unterschiedlich stark ausgeprägt. Meist treten die Symptome direkt nach dem Kontakt mit dem Tier auf. Ebenso können Gegenstände, mit denen das Tier Kontakt gehabt hat, allergische Symptome auslösen wie Möbel in einer Wohnung oder die Luft, wenn ein Wellensittich durch das Zimmer geflogen ist.
Auch Menschen können die Allergene übertragen. So kann jemand, der gerade aus dem Pferdestall kommt, bei einem Allergiker einen Niesanfall und andere Symptome provozieren, ohne dass der Betroffene das Pferd zu Gesicht bekommen hat. Grundsätzlich gilt: Je direkter und je länger der Kontakt mit dem Tier, desto stärker prägen sich die Symptome aus.
Etagenwechsel
Bleiben die Symptome über längere Zeit unbehandelt, treten neben den beschriebenen Symptomen auch Beschwerden wie Husten, pfeifender, rasselnder Atem auf, eventuell verbunden mit Atemnot. Dabei handelt es sich möglicherweise um allergisches Asthma, und die Allergie ist von den oberen Atemwegen nach unten zur Lunge gewandert. Etagenwechsel sagen die Ärzte zur Verlagerung der Symptome vom einen zum anderen Organ.
Die Symptome im Einzelnen:
- Nase: Niesreiz, laufende oder verstopfte Nase
- Augen: Juckreiz und angeschwollene, tränende, rote Bindehaut, geschwollene Lider
- Hals und Rachen: Kratzen im Hals, Jucken und Entzündungen
- Bronchien und Lunge: Hustenreiz, starke Hustenanfälle (ähnlich Reizhusten), im Extremfall bis zur Atemnot
- Haut: Rötung und Schwellung der Haut mit starkem Juckreiz, Bildung von Quaddeln, die auf die Bereiche begrenzt sind, die direkten Kontakt mit dem Tier hatten, z.B. durch Kratzen oder Beissen
- Im weiteren Verlauf: allgemeines Unwohlsein, Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen wie Ein- und Durchschlafprobleme, vor allem wenn das Tier im selben Zimmer (oder sogar im selben Bett) schläft, was den Körper einer immensen Menge an die Allergie auslösenden Stoffe aussetzt
Die Beschwerden sind von Tier zu Tier unterschiedlich ausgeprägt. So reagieren Betroffene auf Katzen stärker als auf Hunde. Menschen, die auf Katzen allergisch sind, sind meist auf alle Katzen allergisch, während Hundeallergiker auch nur auf eine Hunderasse, ein Geschlecht oder nur ein bestimmtes Tier reagieren können.
Abgrenzung zu anderen Allergien und Erkältungskrankheiten
Eine Tierallergie gehört zu den Allergien, die durch in der Luft herumschwirrende natürliche Stoffe ausgelöst werden (Fachbegriff: Inhalationsallergie). Alle Inhalationsallergien lösen ähnliche Beschwerden aus. Deshalb ist es nicht immer einfach, Überempfindlichkeiten gegen Tiere, Pollen, Hausstaubmilben und Schimmelpilze voneinander abzugrenzen. Ganzjährig treten neben den Tierallergien auch Hausstaubmilbenallergien und Allergien auf Schimmelpilze auf. Während Betroffene von Hausstauballergie einen Höhepunkt ihrer Beschwerden zu Beginn der Heizperiode im Spätherbst feststellen können, kommt es bei Schimmelpilzallergien hauptsächlich zu Symptomen an Örtlichkeiten wie Keller oder Komposthaufen. Heuschnupfen dagegen tritt meist dann auf, wenn es draussen blüht und die Pollen fliegen.
Gerade im Anfangsstadium einer Allergie werden schwach ausgeprägte Beschwerden häufig mit Anzeichen einer Erkältung verwechselt. Doch Erkältungen kündigen sich meist mit Kopfschmerzen oder Kratzen im Hals an, eine Allergie beginnt urplötzlich mit Niesattacken. Der Juckreiz in Nase, Augen, Mund fehlt oft bei einer Erkältung. Zudem ist bei einem Infekt das Nasensekret sehr dickflüssig, bei Allergien dünnflüssig.
Was passiert im Körper bei einer Allergie auf Tiere?
Das menschliche Immunsystem hat die wichtige Aufgabe, den Körper vor Angreifern zu schützen. Deshalb überprüft es jeden Stoff, mit dem der Körper in Kontakt kommt, ob er harmlos oder gefährlich ist.
Entdeckt das Immunsystem eine Gefahr, wie z.B. Bakterien und Viren, muss es eine Abwehrreaktion in Gang setzen. Bei Allergikern hat das Immunsystem verlernt, zu unterscheiden, was harmlos und was gefährlich ist. Deshalb stuft es unbedenkliche Substanzen wie eben die Eiweisse von Tieren als gefährlich ein. Schon beim ersten Kontakt bildet es Antikörper (Fachbegriff: Immunglobuline der Klasse E, Abk.: IgE). Diese Phase heisst Sensibilisierung und bleibt ohne allergische Beschwerden.
Erst beim erneuten Kontakt mit dem vermeintlichen Angreifer schickt das Immunsystem seine IgE-Antikörper los, sogenannte Mastzellen zum Ausschütten von Entzündungsbotenstoffen anzuregen, der bekannteste ist Histamin. Innerhalb von Minuten, aber spätestens nach zwei Stunden führt Histamin zu den typischen Beschwerden wie juckenden Augen und Schniefnase. Damit gehört die Tierallergie zum allergischen Soforttyp (Typ-1-Reaktion).
Kreuzallergien
Hund und Katze produzieren grundsätzlich verschiedene Eiweisse, einige davon können sich jedoch in ihrer Grundstruktur ähneln. Deshalb zeigen manche Menschen mit Hundeallergie auch beim Kontakt mit Katzen allergische Symptome. Wesentlich häufiger ist, dass Menschen mit Katzenallergie Beschwerden beim Kontakt mit Hunden bekommen.
Genauso kann es passieren, dass Betroffene von einer Vogelallergie, die durch Milben im Gefieder der Vögel verursacht wird, auch auf Hausstaubmilben allergisch reagieren. Diese Phänomene werden als Kreuzallergien bezeichnet.
Sehr selten leiden Tierallergie-Betroffene gleichzeitig an Nahrungsmittelallergien. Grund dafür ist ebenfalls, dass das Tier und bestimmte Nahrungsmittel ähnliche oder gleiche Allergene besitzen. Bekannt sind beispielsweise:
- Katzen-Schweinfleisch-Syndrom (engl.: cat-pork syndrome): Menschen, die allergisch auf Katzen reagieren, vertragen manchmal auch kein Schweinefleisch.
- Vogel-Ei-Syndrom (engl.: bird-egg syndrome): Menschen, die allergisch auf zu Hause gehaltene Wellensittiche oder Papageien sind, können ebenfalls eine Unverträglichkeit auf Hühnerfleisch und Eier entwickeln. Dabei können sowohl Hautreaktionen bei Kontakt mit rohem Hühnerfleisch vorkommen, während das Verzehren von gekochtem Hähnchen geringere Beschwerden hervorruft. Etwas häufiger sind Beschwerden nach dem Essen von (halb) rohem Eigelb.
- Rinderallergie: Hier sind Kreuzreaktionen mit rohem Rindfleisch und roher Milch bekannt. Gekocht werden die Lebensmittel in der Regel vertragen.
Essen Betroffene diese Lebensmittel, bilden sich rote und juckende Stellen und Quaddeln. Gesicht, Lippen oder Mund- und Rachenraum können anschwellen. Im Mund und auf der Zunge kommt es zu einem pelzigen Gefühl sowie Juckreiz im Rachen. Ausserdem können die Betroffenen an den üblichen Beschwerden der Rhinokonjunktivitis leiden. Im schlimmsten Fall stürzt der Kreislauf ab und kalter Schweiss bricht aus. Dann handelt es sich möglicherweise um einen allergischen Schock (Fachbegriff: anaphylaktischer Schock).
Sofort zum Arzt
Ein allergischer (anaphylaktischer) Schock kann das Leben bedrohen. Er macht sich sehr schnell bemerkbar. Zu den typischen Kennzeichen zählen: Bildung von Quaddeln, der Hals schwillt zu, es kribbelt an Händen und Füssen – die Symptome eines allergischen Schocks sind vielfältig. Wichtig: Bei den ersten Schockanzeichen sofort den Notarzt rufen.
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Behandlung
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Fachärzte für eine Tierallergie sind Allergologen. Sie werden fragen, unter welchen Umständen die Beschwerden auftreten und wie lange sie andauern. Gibt es einen bestimmten Zeitpunkt, an dem sich Symptome zeigen, z.B. eher morgens oder abends? Sind die Beschwerden dauerhaft vorhanden oder treten sie eher schubweise auf? Tauchen sie in der Wohnung oder in der Natur auf? Halten die Betroffenen Haustiere?
Ist das Vorgespräch (Fachbegriff: Anamnese) beendet, gibt es verschiedene Tests, um die Auslöser der Beschwerden zu finden:
- Prick-Test: Verschiedene Allergene werden auf den Unterarm getropft. Anschliessend wird mit einer feinen Lanzette oder Nadel die Haut unterhalb der Tropfen oberflächlich angeritzt oder eingestochen, was im Allgemeinen schmerzfrei abläuft. Bilden sich juckende Quaddeln und Rötungen an bestimmten markierten Stellen, kann der Allergologe ablesen, welche Sensibilisierungen stattgefunden haben.
- Bluttest: Bluttests geben Aufschluss über das Vorhandensein von Antikörpern der Klasse E (Immunglobulin E, IgE). Dabei kann die Gesamtmenge an IgE-Antikörpern (RIST-Test) bestimmt werden. Da die Gesamtmenge an IgE- Antikörpern nicht nur bei Allergien, sondern auch bei anderen Krankheiten erhöht ist, dient dieser Wert nur als Anhaltspunkt. Bei einem zweiten Bluttest (RAST-Test) lässt sich das Blut auf spezifische Antikörper untersuchen, die gegen die Eiweisse der Tiere gebildet worden sind.
- Provokationstest: Ist die Diagnostik schwierig, gibt es die Möglichkeit, einen Provokationstest durchzuführen. Der Mediziner versucht unter Überwachung in einer Praxis oder Klinik eine allergische Reaktion zu provozieren. Dabei wird das Allergen beispielsweise auf die Nasenschleimhaut geträufelt. Provokationstests werden aber heute eher selten durchgeführt, weil nicht abzuschätzen ist, wie stark die allergische Reaktion sein wird.
Therapie
Eine Allergie ist für Tierbesitzer immer eine traurige Angelegenheit, denn die wirkungsvollste Methode gegen die Beschwerden ist, den Auslöser zu meiden (Fachbegriff: Karenz). Der Arzt wird deshalb empfehlen, das Haustier wegzugeben. Doch die Katzen und Hunde sind ihren Besitzern meist sehr ans Herz gewachsen.
Vor allem wenn Kinder unter Tierallergien leiden, sollte für die Eltern die Entscheidung klar sein. Wird das verursachende Tier nicht aus dem Haus verbannt, gehen die Eltern das Risiko ein, dass die allergischen Beschwerden ihres Kindes im Lauf der Zeit zunehmen und allergisches Asthma hinzukommt.
Ist das Tier aus dem Haus, ist das Problem mit den Allergieauslösern noch nicht endgültig gelöst. Alle Möbel und Flächen in der Wohnung benötigen eine gründliche Reinigung, um die Allergene zu beseitigen. Dennoch können sich die Auslöser noch über einen längeren Zeitraum in der Wohnung halten.
Menschen, die beruflich mit Tieren zu tun haben und allergisch reagieren, müssen unbedingt eine ärztliche Behandlung beginnen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Behandlung der Symptome und eine spezifische Immuntherapie.
Medikamentöse Therapie
Medikamente können die Ursachen der Beschwerden nicht beseitigen, aber sie können viele Symptome lindern. Antihistaminhaltige Nasensprays und Augentropfen lindern akute Symptome, während Antihistaminika in Tablettenform die Symptome über den Blutkreislauf am ganzen Körper bekämpfen. Deshalb helfen sie nicht nur bei allergischem Schnupfen, sondern auch bei Nahrungsmittelallergien.
Führt eine Tierallergie zu Juckreiz, Hautrötung und Ausschlag, können in leichten Fällen diese Beschwerden mit speziellen Cremes behandelt werden. Besondere Inhaltsstoffe wie Harnstoff (Urea) bewirken, dass die Haut mehr Feuchtigkeit speichert und weniger austrocknet. Bei wiederkehrenden Ekzemen und Juckreiz werden die Hautstellen mit kortisonhaltigen Salben und Cremes behandelt.
Die Wirkstoffe in der Übersicht:
- Antihistaminika (Histaminrezeptorblocker, Histaminrezeptorantagonisten): Typische Beschwerden an Nase und Augen sprechen schnell auf Antihistaminsprays und -tropfen an. Tabletten mit modernen Antihistaminika wie Cetirizin und Loratadin führen kaum zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schläfrigkeit. Allerdings reagieren Anwender sehr unterschiedlich. Deshalb empfiehlt es sich, die Mittel auszuprobieren, bevor man am Strassenverkehr teilnimmt. Sicherheitshalber sollten sie zudem vor dem Schlafengehen eingenommen werden, da ihre Wirkung im Allgemeinen 24 Stunden andauert. Der gezielte Einsatz von älteren Antihistaminika als Schlafmittel bei Kindern sollte nur in Einzelfällen und unter Befolgen der Alters- und Gewichtsbeschränkungen erfolgen.
- Glukokortikoide (z.B. Kortison): Kortisonpräparate wie Glukokortikoide sind Hormone der Nebennierenrinde oder leiten sich chemisch von Nebennierenrindenhormonen ab. Sie wirken stark antiallergisch und entzündungshemmend. Sie sind Bestandteile von Salben (Fachbegriff: Dermakortikoide oder topische Glukokortikoide), Nasensprays und Inhalationslösungen. Auch wenn ein Teil der Salben und Nasensprays mit einer geringen Dosierung an Glukokortikoiden nicht verschreibungspflichtig ist, sollten die Mittel über einen längeren Zeitraum nur nach fachlicher Beratung angewendet werden, da eine zu lange Anwendung z.B. zu Hautschädigungen führen kann.
- Beta-2-Sympathomimetika (z.B. Salbutamol, Fenoterol, Salmeterol): Die Mittel weiten die Bronchien. Sie sind in Asthmasprays gegen akute Anfälle oder in länger wirkenden Mitteln zur Dauertherapie enthalten.
- Leukotrienantagonisten (z.B. Montelukast): Die Wirkstoffe blockieren die Andockstellen bestimmter Botenstoffe (Fachbegriff: Leukotriene). Leukotrienantagonisten wie Montelukast werden als Tabletten oder Kautabletten einmal täglich eingenommen und sind verschreibungspflichtig. Die für Asthmapatienten übliche Inhalation entfällt, deshalb werden diese Arzneimittel gern bei Kindern eingesetzt. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Hautausschlag, Infektionen der oberen Atemwege und Fieber.
Spezifische Immuntherapie oder Hyposensibilisierung
Hyposensibilisierung, Desensibilisierung oder Allergie-Impfung gilt bei Fachleuten als einzige Therapie, die bei der Ursache ansetzt und nicht nur Symptome behandelt (Fachbegriff: allergenspezifische systemische Immuntherapie, Abk.: ASIT oder SIT). Eine Hyposensibilisierung funktioniert so, dass mit langsam ansteigenden Dosen an allergieauslösendem Stoff das Immunsystem daran gewöhnt wird, das Allergen als harmlosen Stoff zu tolerieren.
Dazu wird das Allergen unter die Haut gespritzt (Fachbegriff: subkutane Immuntherapie, Abk.: SCIT), anfangs wöchentlich, bis die Erhaltungsdosis erreicht ist. Anschliessend genügt ein monatlicher oder zweimonatlicher Arztbesuch. Der Patient bleibt jedes Mal für 30 Minuten unter ärztlicher Aufsicht, um eine mögliche allergische Reaktion abzuwarten.
Für diese Therapie gilt als Faustregel, dass die Symptome seit mindestens zwei Jahren bestehen müssen und es nicht möglich ist, die Auslöser ausreichend zu meiden. Das ist vor allem bei Menschen der Fall, die berufsbedingt mit Tieren zu tun haben, wie Landwirten, Tierpflegern und Tierärzten. Zudem können besonders stark von Tierallergien Geplagte für eine Hyposensibilisierung infrage kommen, weil sie sich gegen nicht vorhersehbare Zufallskontakte mit dem betreffenden Allergen, z.B. durch Begegnungen mit Tierbesitzern, wappnen können.
Die Wirksamkeit einer spezifischen Immuntherapie ist hauptsächlich bei Katzenallergien untersucht. Sie erfordert ein hohes Mass an Geduld, weil sie meist über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren mit einem regelmässigen Gang zum Arzt verbunden ist.
Alternative Methoden
Die Wirksamkeit von Akupunktur bei allergischem Schnupfen wurde in einigen Studien untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass Akupunktur nicht nur bei saisonalen allergischen Beschwerden wie dem Heuschnupfen hilft, sondern auch bei dauerhafter allergischer Rhinitis.
Inwieweit homöopathische Mittel wirklich helfen, ist wissenschaftlich nicht belegt. Die Behandlung zeigt aber in der Regel keine Nebenwirkungen. Methoden wie Bioresonanz, Eigenbluttherapie und Elektroakupunktur gelten als ungeeignet oder nutzlos für die Behandlung von Tierallergien.
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Krankheitsverlauf und Heilungsprognosen bei Tierallergien hängen ganz entscheidend vom Verhalten der Betroffenen ab. Sind sie bereit, die Ursache ihrer Allergie zu meiden und auf ihre Haustiere zu verzichten, lassen sich die Beschwerden meist vermindern oder verschwinden ganz. Bleiben die Betroffenen aber uneinsichtig und behalten ihr Haustier, dann können sich im Extremfall aus einer Tierallergie weitere Allergien und allergisches Asthma entwickeln.
Kommt für die Betroffenen eine spezifische Immuntherapie infrage und halten sie diese auch die drei Jahre durch, steigen ihre Chancen, dass die Symptome nachlassen.
Komplikationen
Niesen und Schnupfen sind an sich nicht lebensgefährlich. Wird auf eine Tierallergie allerdings nicht reagiert, kann Asthma die Folge sein. In äusserst seltenen Fällen kann ein Asthmaanfall lebensbedrohlich werden (Fachbegriff: Status asthmaticus). Bei einem Status asthmaticus helfen keine Medikamente mehr. Der Gasaustausch in der Lunge kann versagen, Betroffene bekommen zu wenig Sauerstoff. Die Situation wird lebensbedrohlich.
Sofort zum Arzt
Bei schwerer Luftnot und wenn die vom Arzt verordneten Medikamente nicht mehr wirken, unbedingt den Notarzt rufen. Es herrscht akute Lebensgefahr.
Nur in ausserordentlich seltenen Fällen lösen Ausscheidungen der Tiere einen anaphylaktischen Schock aus (siehe Kapitel «Kreuzallergien»).
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Ursache für Tierallergien sind bestimme Eiweisse, die an den Hautschuppen und Haaren von Katzen, Hunden und Meerschweinchen kleben. Diese Allergene verteilen die Tiere durch Putzen und Lecken mit ihrem Speichel oder durch ihren Urin und durch Sekrete ihrer Haut- und Talgdrüsen. So geraten sie in die Luft der Wohnräume, auf Polstermöbel oder beim Streicheln auf die Menschen.
Doch die Allergiegeplagten müssen nicht einmal selbst mit den Tieren in Kontakt gekommen sein, um eine Unverträglichkeit zu entwickeln. Tierbesitzer, die Haare und Hautschuppen ihrer Lieblinge an ihren Kleidungsstücken tragen, verteilen die Allergene überall, z.B. im Kino und Theater oder in Schulen und Kindergärten. So gibt es auch hohe Konzentrationen an Tiereiweissen in öffentlichen Verkehrsmitteln und Gebäuden.
Im Prinzip kann jedes Tier mit Fell oder Federn eine Allergie auslösen. Die häufigsten Auslöser einer Tierhaarallergie sind Katzen und Hunde, weil sie die häufigsten Haustiere sind. Zu den weiteren Tierarten zählen Meerschweinchen, Goldhamster, Kaninchen, Mäuse, Ratten, Pferde, Rinder und Vögel. Manchmal zeigt sich eine Tierhaarallergie sogar beim Kontakt mit Gegenständen wie Rosshaarmatratzen, Kamelhaardecken, Wollteppichen, Angorapullovern oder Fellhandschuhen.
- Katzen: Allergische Reaktionen auf Katzen sind besonders häufig. Der Grund dafür ist, dass Katzenallergene besonders gute Schwebeeigenschaften besitzen und sich leicht verbreiten. Kastrierte Kater und weibliche Katzen sondern weniger Allergene ab, sie verursachen dennoch bei den meisten Betroffenen allergische Beschwerden. Auch wird immer wieder mit speziellen Rassen wie Cornish Rex, Sphynx und Nacktkatzen versucht, fellarme Katzen zu züchten und zu verkaufen. Inwieweit diese Züchtungen dem natürlichen Verhalten und Wohlbefinden von Katzen gerecht werden oder ob es sich dabei um Qualzuchten handelt, sollten die Tierfreunde selbst entscheiden.
- Raubkatzen: Eine Katzenallergie besteht nicht nur gegen Hauskatzen. Auch Raubkatzen wie Tiger und Löwen produzieren dasselbe Allergen. Menschen, die eine Katzenallergie haben, können daher auch im Zoo oder im Zirkus Beschwerden bekommen.
- Hunde: Allergien auf Hunde fallen meist weniger stark aus als Allergien auf Katzen, weil die Hundeallergene wesentlich schwerer sind als Katzenallergene. Sie verbinden sich nicht so leicht mit Staubpartikeln und schweben schlechter durch die Luft. Alle Hunderassen haben die gleichen Allergene, doch geben unterschiedliche Rassen und Geschlechter verschiedene Mengen davon ab. Deshalb reagieren Betroffene vielleicht auf einen Dackel, während ein Cockerspaniel keine Beschwerden auslöst. Die Haarlänge spielt beim Allergiepotenzial einer Rasse keine Rolle. Kurzhaarige Pudel verbreiten zum Beispiel wesentlich mehr Allergene als ein altenglischer Hirtenhund. Komplett allergenfreie Hunderassen gibt es nicht.
- Meerschweinchen, Hamster, Kaninchen, Mäuse: Kleine Nager können ebenfalls starke Allergien auslösen. So kann ein im Urin der Meerschweinchen vorkommendes Eiweiss heftige allergische Beschwerden verursachen. Wüstenspringmäuse, Zwergkaninchen und Goldhamster haben ebenfalls Allergene in Urin, Hautschuppen und Fell.
- Reptilien und Schildkröten: Bei den Reptilien wiederum stecken die Allergene vor allem in den Hautschüppchen und den Sekreten bzw. in der Einstreu des Käfigs.
- Pferde: Die Allergene von Pferden kommen in Hautpartikeln, Schleimhäuten und im Urin der Tiere vor. Sie können über die Luft und in der Kleidung weitergetragen werden. Eine Allergie gegen Pferde muss nicht nur bei Reitern vorkommen, sie kann auch die Ursache in einer Rosshaarmatratze haben. Besondere Vorsicht ist bei Impfstoffen (z.B. bei einer Diphterie-Impfung) geboten, die Pferdeserum enthalten.
- Rinder: Eine Allergie gegen Rinder ist sehr selten, aber für betroffene Landwirte ein echtes Problem. Nicht nur dürfen sie selbst nicht mehr in den Stall, Angehörige und Mitarbeitende tragen die Allergene auch mit ins Haus.
- Vögel: Eine gewisse Sonderstellung nehmen Vögel ein, denn bei ihnen kommen neben Allergenen aus den Federn und dem Kot auch Vogelmilben als Allergenquelle infrage. Durch das Schlagen der Flügel verteilen sich die allergenen Partikel in der Luft und werden so einfacher von den Betroffenen eingeatmet. Eine weitere Quelle für Allergiker ist Vogelfutter. Einige sensibilisierte Menschen können Atemnotanfälle erleiden, vor allem nach dem Reinigen des Vogelkäfigs.
Risikofaktoren
Über die Veranlagung zu einer Allergie entscheiden die Gene. Hat ein Elternteil Allergien, liegt die Chance bei 30%, dass das Kind die Veranlagung erbt. Sind beide Eltern Allergiker, steigt die Wahrscheinlichkeit auf über 50% an. Die Mediziner sprechen von Atopie, wenn ein Kind mit einer erhöhten Bereitschaft zu bestimmten allergischen Krankheiten zur Welt kommt. Zu diesen Krankheiten des sogenannten atopischen Formenkreises gehören auch die Neurodermitis, allergische Rhinitis und allergisches Asthma.
Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, haben das geringste Risiko, an Allergien zu erkranken. Dieser sogenannte Bauernhof-Effekt beruht Experten zufolge darauf, dass das Immunsystem der Bauernhofkinder durch Spielen im Dreck und Kontakt mit einer Vielzahl an Erregern lernt, zwischen notwendiger Abwehr und gesunder Toleranz von Stoffen zu unterscheiden. In den Städten dagegen wachsen die Kinder unter zu sauberen Bedingungen auf, was das menschliche Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringt.
Ein entscheidender Faktor für das Entwickeln einer Sensibilisierung (und später vielleicht einer Allergie) auf Tiere ist deren Vorkommen im grösseren Lebenszusammenhang wie Wohnviertel oder Schule. So gilt heute als sicher, dass es für das Entstehen einer Allergie egal ist, ob Menschen von klein auf mit einer Katze aufwachsen oder nie Tiere im Haushalt hatten. Der Grund dafür nennt sich passiver Transfer der Allergene: Durch Tierbesitzer verteilen sich die Allergene überall ganz von selbst.
Häufigkeit
Die Tierallergie ist nach den Allergien gegen Pollen und die Hausstaubmilben die dritthäufigste Allergie. Schätzungen zufolge ist jeder zehnte Schweizer allergisch gegen Tiereiweisse. Allerdings ist nicht jede Tierallergie gleich häufig: So gibt es zum Beispiel mehr Katzenallergiker als Betroffene, die allergisch auf Hunde- oder Pferde reagieren. Dies mag auch daran liegen, dass es in der Schweiz dreimal so viele Hauskatzen wie Hunde gibt.
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Vorbeugung
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Es gibt keine Massnahmen, die vorbeugend gegen die Entstehung einer Tierallergie helfen – ausser vielleicht, mit den Kindern auf einen Bauernhof zu ziehen. Dies gilt selbst für den Kontakt mit Tieren: Wenn kein erhöhtes Allergierisiko besteht (etwa durch erbliche Vorbelastung), gibt es keinen Grund, aus Sorge vor einer möglichen Tierallergie vorbeugend auf Haustiere zu verzichten.
Besteht bereits eine Allergie, Asthma oder Neurodermitis in der Familie, so ist es ratsam, in Haushalten mit Säuglingen oder kleinen Kindern kein Haustier anzuschaffen. Dies gilt vor allem für Katzen und kleine Nager. Ob die Haltung von Hunden ein Risiko darstellt, ist nicht erwiesen.
Einige Massnahmen, um für Betroffene die Belastungen zu verringern:
- Nach Möglichkeit auf Haustiere verzichten, auch auf Tiere, gegen die keine Allergie besteht.
- Polstermöbel und Matratzen mit Rosshaarfüllungen, Pelze, Textilien aus Angora-, Alpaka- und Schafwolle und aus Kamelhaar sowie Federbetten aus dem Haus verbannen oder in Encasings einpacken oder durch Polyesterfüllungen ersetzen (siehe «Hausstaubmilbenallergie»).
- Bei einer Pferdeallergie vor einer Impfung den Arzt darauf hinweisen, manche Impfstoffe werden mit Pferdeserum hergestellt.
- Auf das Rauchen verzichten, weil die permanente Reizung der Atemwege durch Zigarettenrauch die Schleimhäute für Allergene angreifbarer macht.
- Nicht unnötig Allergene in die Wohnung tragen, Strassenschuhe in einem Raum ausserhalb des Lebensbereichs ausziehen.
Wenn man gegen ein fremdes Tier allergisch ist
Wenn Kinder unter Tierallergien leiden, sollten sie nicht neben Klassenkameraden sitzen, die Katzen oder Hunde im Haus haben. Sie sollten auch keine Katzen und Hunde streicheln oder mit ihnen spielen und vor allem nicht bei anderen Kindern übernachten, die Haustiere besitzen.
- Tierhalter bitten, ihr Tier nicht mit zu Treffen zu bringen.
- Je nach Stärke der allergischen Beschwerden einen Tierhalter bitten, Kleidung zu tragen, die keinen Kontakt zum Tier hatte.
- Unter Umständen vor einem geplanten Besuch in einem Haushalt mit Haustieren Antihistaminika einnehmen.
Wenn man gegen sein eigenes Tier allergisch ist
Haben Sie nur mässige Beschwerden bei einer Tierallergie und können sich nicht vorstellen, auf Ihr Tier zu verzichten, können Sie versuchen, die Konzentration an Allergenen im Haushalt so gering wie möglich zu halten.
- Das Tier nicht auf das Sofa und andere Sitzmöbel lassen, auf denen Sie sitzen wollen.
- Das Tier keinesfalls ins Schlafzimmer lassen. Absolutes Tabu ist, dass das Tier im gleichen Bett schläft. Auch wenn das nicht der Fall sein sollte, muss die Bettwäsche regelmässig gewechselt werden, da die Allergene durch die Luft übertragen werden und sich auf den Überzügen niederlassen.
- Nach dem direkten Kontakt mit den Tieren die Hände gründlich waschen.
- Sich nicht von einem Hund ablecken oder von einer Katze kratzen lassen.
- Kleider mit einem Kleiderroller reinigen (keine Kleiderbürste verwenden).
- Kissen und Decken, auf denen das Tier gelegen hat, nicht mehr verwenden. Die Allergene verschwinden nicht vollkommen durch das Waschen und bleiben zum Teil noch über Jahre im Stoff.
- Die Wohnung sollte regelmässig gesaugt werden, am besten täglich. Am besten wird ein Staubsauger mit speziellem Filter verwendet (HEPA-Filter Stufe 11, im Baumarkt erhältlich). Der Boden sollte zudem feucht gewischt werden.
- Polstermöbel und Teppichböden regelmässig absaugen.
- Regelmässig lüften.
- Die Pflege und Reinigung von Tier und Käfig sollte eine andere Person übernehmen und dazu am besten ins Freie gehen.
- Bei einer Katzenallergie den Kater kastrieren lassen. Dann produziert er weniger Allergene.
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TopPharm hilft!
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Bei Verdacht auf eine Tierallergie kann Ihr Gesundheits-Coach Sie in vielerlei Hinsicht beraten:
- Er hat einen TopPharm Ratgeber zum Thema Allergien zur Hand
- Sie können bei Ihrem Gesundheits-Coach einen Prick-Test durchführen lassen. Dieser zeigt auf, ob Sie Sensibilisierungen auf Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Nahrungsmittel oder Latex haben.
- Ihr Gesundheits-Coach gibt Ihnen ebenfalls Auskunft darüber, welche Medikamente Ihnen gegen akute Beschwerden Ihrer Allergie helfen und wann Sie einen Facharzt aufsuchen sollten.
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