Reisedurchfall
Synonym: «Montezumas Rache», Reisediarrhoe/Reisediarrhö, engl.: traveller’s diarrhea
Bei Reisen in fremde Länder ist er keine Überraschung: der Durchfall, auch «Montezumas Rache» genannt.
Reisedurchfall (Reisediarrhoe) haben Urlauber oder Rucksacktouristen, die in ihrem Reiseland plötzlich von ungewöhnlich häufigem Stuhlgang mit nahezu flüssigem Stuhl geplagt werden. Ein Reisedurchfall ist keine eigenständige Krankheit, sondern meist die Folge einer Infektion durch Viren, Bakterien oder Parasiten.
Ein Fünftel bis die Hälfte aller Reisenden, die in asiatischen, afrikanischen und südamerikanischen Ländern unterwegs sind, bekommen im Urlaub eine Durchfallerkrankung. Während gesunde Erwachsene einen akuten Durchfall von ein paar Tagen gut verkraften, sollten Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen sich frühzeitig in ärztliche Behandlung begeben.
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Symptome
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Müssen Sie auf Ihrer Reise ungewöhnlich oft aufs stille Örtchen?Ist Ihr Stuhl dabei fast flüssig?
Wenn man mehr als dreimal am Tag im Reiseland Stuhlgang hat und der Stuhl breiig bis flüssig ist, hat einen der Reisedurchfall erwischt. Je nach Ursache können mit dem Reisedurchfall auch Symptome wie Bauchkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen verbunden sein. Bei starkem Durchfall verliert der Körper zudem eine Menge Wasser und Elektrolyte; Elektrolyte sind bestimmte Mineralstoffe, die der Körper braucht. Hat der Körper zu wenig dieser Mineralstoffe, kann es zu Kreislaufbeschwerden kommen. Weitere Begleitsymptome können Appetitlosigkeit, Fieber und Erschöpfung, eventuell auch Blut im Stuhl sein.
Durchfall auf Reisen ist vor allem dann besonders unangenehm, wenn die Beschwerden dort einsetzen, wo nicht immer eine Toilette bereitsteht – auf längeren Busreisen zum Beispiel.
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Behandlung
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Auch bei einem Reisedurchfall dauern die Beschwerden meist nur ein paar Tage an. Dabei reicht es im Allgemeinen aus, wenn sich die Betroffenen schonen und viel trinken. Tees und Elektrolytpulver gleichen den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust aus. Wer auf Nummer sicher gehen will, dem empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine definierte Mischung aus Natriumchlorid (Kochsalz), Natriumcitrat sowie Kaliumchlorid und Glukose (Traubenzucker) in einem Liter Wasser. Die sogenannten oralen Rehydratationslösungen (ORS) aus der Apotheke entsprechen diesen WHO-Empfehlungen und helfen zuverlässig.
Wer keine Elektrolytlösung zur Hand hat, kann sich diese auch selbst zusammenmischen:
- 1 Liter abgekochtes Wasser
- 1 Teelöffel Kochsalz
- 7 bis 8 Teelöffel Traubenzucker oder ersatzweise Haushaltszucker
- Orangensaft oder zerdrückte Bananen
Wie viel die Betroffenen davon trinken sollen, dazu gibt es verschiedene Tipps: ein Viertelliter pro Stunde oder nach jedem Stuhlgang ein Glas – auf jeden Fall ist der Flüssigkeitshaushalt dann wieder ausgeglichen, wenn der ausgeschiedene Urin hellgelb ist. Ist er dunkel gefärbt, fehlt es dem Körper an Flüssigkeit.
Medikamente sind bei Reisedurchfall oft wenig sinnvoll. Wenn sie die Darmtätigkeit stoppen, können sie sogar das Gegenteil dessen bewirken, was sie lindern sollen – denn sie verhindern, dass der Darm mögliche Durchfallverursacher wie Bakterien und Giftstoffe ausstossen kann. Wer allerdings als Rucksacktourist irgendwo mit dem Bus unterwegs ist, möchte auf Wirkstoffe wie Loperamid, die die Darmtätigkeit hemmen, nicht verzichten. Doch auch dann empfiehlt es sich, diese Medikamente nicht länger als ein bis zwei Tage einzunehmen.
Reisende, die vorsorglich ein Breitbandantibiotikum in ihrer Reiseapotheke dabei haben, sollten darauf achten, dass das Antibiotikum auch für Darmerkrankungen geeignet ist. Ausserdem wirken Antibiotika nur gegen Bakterien, gegen Viren sind sie wirkungslos.
Mittel gegen Reisedurchfall im Einzelnen
- Elektrolytlösungen oder orale Rehydratationslösung (ORS) nach WHO: Die ORS ist als Trinklösung, Pulver und Granulat in Apotheken erhältlich (13,5 g Glukose, 2,9 g Natriumcitrat, 2,6 g Natriumchlorid, 1,5 g Kaliumchlorid auf 1 Liter Wasser).
- Antibiotika: Von Bakterien hervorgerufener Durchfall lässt sich mit bestimmten Antibiotika gezielt behandeln; welches Antibiotikum sinnvoll ist, sollte mit dem Arzt vor der Reise besprochen sein.
- Peristaltikhemmer: Weil die Peristaltikhemmer (z.B. Loperamid) die übermässigen Eigenbewegungen des Darms bremsen, sollten sie nicht länger als ein oder zwei Tage ohne ärztlichen Rat eingenommen werden; sonst können sie zu Verstopfung und Darmverschluss führen. Ausserdem verhindern sie das Ausscheiden von Erregern.
- Schmerzmittel: Als Schmerzmittel bei Durchfall empfiehlt es sich, auf Wirkstoffe aus der Gruppe der nicht-steroidalen Entzündungshemmer (NSAID) wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Diclofenac zu verzichten, da diese die Magen- und Darmschleimhäute angreifen. Verträglicher ist beispielsweise Paracetamol.
Ungeeignet zur Therapie von Reisedurchfall ist das beliebte Hausmittel Cola und Salzstangen. Vor allem Kinder sollten bei Durchfall nicht mit Cola therapiert werden, denn die enthält sehr viel Zucker, und der führt dazu, dass der Körper Wasser in den Darm ausscheidet – damit trocknet gerade ein kleiner Kinderkörper noch mehr aus. Ausserdem regt das in der Cola enthaltene Koffein zusätzlich die Darmtätigkeit an. Salzstangen an sich schaden dem menschlichen Körper nicht. Ihr Salz gleicht das verlorene Natrium aus, jedoch fehlt dem Körper bei Durchfall auch Kalium.
Bessern sich die Beschwerden nach ein paar Tagen nicht und sind vielleicht sogar Symptome wie Fieber, Blut im Stuhl und Kreislaufprobleme dazugekommen, empfiehlt es sich, auch im Reiseland einen Arzt aufzusuchen. Bei sehr starkem, länger andauerndem Durchfall kann der Elektrolytverlust vielleicht allein durch Trinken nicht mehr ausgeglichen werden, und die Betroffenen brauchen eine Infusion.
Wann zum Arzt?
- Bei starkem Durchfall mit Krämpfen, Erbrechen und Kreislaufproblemen, der sich mit viel trinken nicht bessern lässt
- Wenn der Durchfall nach drei Tagen nicht aufhört
- Bei Fieber und Erschöpfung
- Bei Blut im Stuhl
- Bei Verdacht auf Salmonellenvergiftung oder hochansteckende Infektionen wie EHEC
- Bei Verdacht auf Krankheiten wie Typhus und Cholera
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Ein, zwei Tage Schonkost und viel trinken genügen im Allgemeinen, damit sich ein Durchfall wieder beruhigt. Hält der Reisedurchfall nach der Rückkehr an, empfiehlt es sich, bei einem Arzt eine Stuhlprobe abzugeben, um ernsthafte Tropenkrankheiten ausschliessen zu lassen.
Komplikationen
Akute, heftige Durchfallerkrankungen können wegen des Flüssigkeitsverlusts zu einer Austrocknung des Körpers (Exsikkose) führen. Neben Kreislaufbeschwerden steigt das Risiko von Thrombosen und Embolien, Nierenversagen und Schock.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Reisedurchfall kann viele Ursachen haben. Die meisten Durchfallerkrankungen werden durch Infektionen ausgelöst. Schlechtes Trinkwasser oder ungekochte Nahrungsmittel, nicht gewaschenes Obst oder Gemüse können alle möglichen Erreger übertragen.
Häufigste Ursachen für Reisedurchfall:
- Darmgrippe durch Viren oder Bakterien
- Lebensmittelvergiftungen durch Bakterien (Staphylokokken und Streptokokken)
- Infektionen bei Reisen mit Kolibakterien (Escherichia coli)
- Parasiten wie Amöben bei der Amöbenruhr
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Vorbeugung
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Um sich gegen Durchfallerreger auf Reisen zu schützen, gibt es ein paar einfache Regeln und Vorsichtsmassnahmen:
- Hygiene: Es ist ratsam, dass sich Reisende nach Benutzung einer Toilette und vor dem Essen die Hände gründlich mit Seife waschen.
- Selbst gekaufte Lebensmittel: Im Umgang mit Lebensmitteln hat sich eine einfache Formel bewährt: Koch es, schäl es oder vergiss es («Cook it, peel it oder leave it»). Selbst gekauftes Obst, Gemüse, Fleisch waschen, schälen, kochen oder braten. So können Reisende einigermassen sicher sein, zumindest über die Nahrung keine Kolibakterien zu sich zu nehmen.
- Essen und Getränke unterwegs: Salate, frisch gepresste Säfte, selbst gemachtes Eis oder Eiswürfel in Getränken an Strassenständen, in Restaurants oder Bars bergen oft das Risiko von Erregern für Infektionen, deshalb ist es ratsam, diese Speisen und Getränke zu meiden.
- Trinkwasser: Gibt es kein Trinkwasser in Flaschen zu kaufen, empfiehlt es sich, trübes Wasser zu filtern, abzukochen oder mit speziellen Fertigpräparaten (Micropur Forte, Certisil Combina) zu desinfizieren.
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TopPharm hilft!
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Ihr Gesundheits-Coach kann Sie vor Ihrer Reise beraten, in welcher Form Sie Ihre Elektrolyte bei einem Reisedurchfall am besten ausgleichen. Er kann Ihnen auch Tipps geben, welche Antidurchfallmittel für Ihre Reise geeignet sind.
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Wirkstoffe
Reiseapotheke – Tipps vom Gesundheits-Coach
Der Gesundheits-Coach Matthias Liechti von den TopPharm Apotheken Parfümerien Liechti in Reinach (BL) weiss, was in eine Reiseapotheke hineingehört.