Prämenstruelles Syndrom
Synonym: PMS, prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS/PMDD)
Spannungsgefühl in den Brüsten, Ziehen im Unterleib und Stimmungsschwankungen belasten viele Frauen in den Tagen vor ihrer Regelblutung. Diese Beschwerden werden unter dem Begriff prämenstruelles Syndrom zusammengefasst.
Das prämenstruelle Syndrom oder kurz PMS ist ein Sammelbegriff für eine grosse Anzahl ganz verschiedener Beschwerden. Allen gemeinsam ist, dass sie zwei Wochen bis ein paar Tage vor der Menstruation beginnen und mit Einsetzen der Blutung aufhören. Körperliche PMS-Symptome sind Brustspannen, Ziehen im Unterleib und Pickel. Psychisch-emotional drücken sich die «Tage vor den Tagen» durch depressive Verstimmungen und Reizbarkeit, gesteigerte Ängstlichkeit und Abgeschlagenheit aus.
Rund acht von zehn Frauen leiden unter prämenstruellen Beschwerden, das heisst Beschwerden vor der Menstruation. Jede zehnte Frau fühlt sich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt, bei ca. 3 von 100 Schweizerinnen sind die Symptome so stark, dass sie sich in ärztliche Behandlung begeben müssen (prämenstruelle dysphorische Störung, PMDS). Mit den Wechseljahren verschwinden die Beschwerden wieder.
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Symptome
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Fühlen Sie eine unerklärliche Traurigkeit in den Tagen vor Ihrer Monatsblutung?Spannen in dieser Zeit Ihre Brüste oder haben Sie einen gesteigerten Appetit?
Diese Beschwerden gehören zu den mehr als 150 Symptomen, unter denen Frauen in der Zeit vor ihrer Menstruation leiden. Von welchen PMS-Beschwerden Frauen geplagt werden, ist individuell verschieden. So gibt es Frauen, die ein oder zwei Symptome haben, andere wiederum berichten von zehn Beschwerden. Die Art der Symptome kann jeden Monat gleich sein, oder es können genauso jedes Mal unterschiedliche Beschwerden eintreten. Eine Frau kann in einem Monat von PMS-typischen Beschwerden geplagt werden, in einem anderen Monat dagegen nicht.
Auch die Stärke, mit der sich die Symptome einstellen, kann sich von Zyklus zu Zyklus verändern. Ab und zu können die Symptome so stark sein, dass die Frauen sich ausserstande fühlen, ihren Alltag zu bewältigen. Ihr Leidensdruck ist erheblich und belastet Arbeitsfähigkeit und zwischenmenschliche Beziehungen sehr.
Die Symptome des PMS lassen sich in körperliche und psychisch-emotionale Beschwerden unterteilen.
Typische Beispiele für körperliche PMS-Beschwerden sind:
- Mastodynie: Schmerzen, Spannungsgefühl und Berührungsempfindlichkeit in der Brust durch Flüssigkeitseinlagerung und Volumenzunahme
- Wassereinlagerung im Gewebe (Ödeme), im Gesicht, an Händen, Füssen und Beinen, Ansteigen des Körpergewichts
- Ziehen und Krämpfe im Unterleib, Unterleibs- und Rückenschmerzen
- Hautveränderungen wie Pickel
- Kopfschmerzen, Migräne begleitet von Reizempfindlichkeit auf Licht, Geräusche und Gerüche
- Übelkeit und Brechreiz, mitunter Durchfall, Blähungen
- Kreislaufbeschwerden, Schwindel, Schwächegefühl, Ohnmacht
- Heisshungerattacken genauso wie Appetitlosigkeit und Völlegefühl
Typische Beispiele für psychisch-emotionale PMS-Beschwerden sind:
- Stimmungsschwankungen
- Reizbarkeit, Wutanfälle, Aggressivität
- Ängstlichkeit, Angstzustände
- Traurigkeit, depressive Verstimmung
- Antriebslosigkeit, Interesselosigkeit, Lethargie
- Vermindertes Selbstwertgefühl
- Mangelnde Konzentrationsfähigkeit und Konzentrationsstörungen
- Gefühl von Überforderung und Kontrollverlust
- Müdigkeit, Erschöpfung
- Schlafstörungen
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Behandlung
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Nicht immer sind die prämenstruellen Beschwerden so schlimm, dass sie eine ärztliche Behandlung brauchen. Oft genügt es, wenn die betroffenen Frauen in der Zeit vor der Monatsblutung etwas mehr auf sich achten. Dazu gehören ein paar einfache Änderungen im Lebensstil: gesunde Ernährung und genügend Schlaf, entspannende Momente oder gar gezielte Entspannungsübungen, ausreichend Bewegung oder Sport – am besten an der frischen Luft.
Diagnose
Sind die Beschwerden allerdings so stark, dass die Betroffenen ihren Alltag kaum noch bewältigen können, sollten sie nicht scheuen, einen Arzt aufzusuchen. Gynäkologen haben heute eine ganze Reihe an Diagnosemöglichkeiten. Zuerst wird der Arzt andere Ursachen wie Schilddrüsenunterfunktion, Beginn der Wechseljahre, Endometriose und Depression ausschliessen.
Neben der Hormonanalyse des Blutes hilft dem Arzt ein Beschwerdetagebuch bei der Diagnose. Spezielle PMS-Kalender erleichtern es den betroffenen Frauen, zu notieren, welche Beschwerden wann auftreten, was sie verstärkt oder verbessert und wann die Symptome wieder abnehmen. Seit Kurzem steht Frauenärzten in der Schweiz zudem ein Diagnose-Fragebogen zur Verfügung (Screening-Instrument für prämenstruelle Symptome, SIPS). Psychologen der Universität Basel haben dieses Hilfsmittel aus dem Englischen auf Deutsch übersetzt, da vor allem die psychischen Beschwerden des PMS im deutschen Sprachraum noch wenig bekannt sind.
Therapie
Bei mehr als 150 Symptomen des PMS gibt es zahlreiche Methoden, sie zu behandeln. Dabei hängt es von der Anzahl und der Stärke ab, welche Vorgehensweise ein Arzt empfiehlt. So können einzelne Beschwerden gezielt behandelt werden. Eine andere Möglichkeit ist, quasi «im Paket» ganze Symptomgruppen zu therapieren.
- Pflanzliche Mittel (Phytotherapie): Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) ist ein anerkanntes Arzneimittel und lindert PMS-Beschwerden, zum Beispiel hilft er gegen das Spannungsgefühl in der Brust. Er wird als Tropfen, Tabletten oder Kapseln verabreicht und muss über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, um gut zu wirken. Johanniskraut (Hypericum perforatum) lindert depressive Verstimmungen, Ängste und Unruhe. Es kann jedoch auch die Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht erhöhen, und es sollten allfällige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten abgeklärt werden.
- Schmerzmittel: Gegen Kopf-, Rücken- oder Brustschmerzen helfen die gängigen Schmerzmittel. Frauen mit starken Blutungen sollten auf Tabletten mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) verzichten. ASS hat blutverdünnende Eigenschaften und kann die Regelblutung verstärken. Ibuprofen und Diclofenac sind beispielsweise gute Alternativen.
- Hormonelle Verhütungsmittel: Die Antibabypille verhindert den Eisprung (Ovulationshemmer) und damit alle PMS-Beschwerden. Es gibt Frauen, denen auch Hormonspiralen, die den Eisprung nicht unterdrücken, bei einigen Beschwerden helfen.
- Diuretika: Ausschwemmende Mittel wie Kalzium, Vitamin E und Spironolacton helfen bei Wasseransammlungen und Flüssigkeitseinlagerungen.
- Stimmungsaufhellende Mittel: Sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI: Sertralin, Citalopram, Paroxetin) kommen normalerweise bei Depressionen zum Einsatz. Sie helfen auch bei starken psychischen Beschwerden in der prämenstruellen Phase. Sie werden entweder durchgehend genommen oder nur in der zweiten Zyklushälfte, wenn die Symptome auftreten.
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Die Beschwerden des prämenstruellen Syndroms können schon 14 Tage vor der Monatsblutung einsetzen oder erst 3 Tage davor beginnen. Wann genau die Symptome auftreten, ist von Frau zu Frau verschieden. Meist bessern sich die Symptome mit Einsetzen der Menstruation oder verschwinden ganz. Mit den Wechseljahren hören die PMS-Beschwerden ganz auf.
Komplikationen
Bei einer kleinen Gruppe von Frauen sind Lebensqualität und Leistungsfähigkeit so sehr eingeschränkt, dass Fachleute von einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS oder engl.: premenstrual dysphoric disorder, PMDD) sprechen. Dazu gehören schwere psychische Symptome wie eine depressive Grundstimmung, Reizbarkeit und Anspannung. Viele Betroffene reagieren ungewohnt aggressiv und streiten sich mit Partner und Familie, Freunden und Kollegen. Dazu kommt die verstärkte Neigung zum sozialen Rückzug von allen Aktivitäten.
Während das prämenstruelle Syndrom nicht als Krankheit gilt, ist die PMDS als eigenständige affektive Störung anerkannt. Dazu müssen folgende Kriterien erfüllt sein:
- Die Symptome sind in der Woche vor der Regelblutung vorhanden und in der Woche danach wieder weg (On/Off-Phänomen). Sie müssen bei zwei aufeinanderfolgenden Zyklen auftauchen.
- Die Beschwerden beeinträchtigen alle sozialen Beziehungen und Aktivitäten und schränken die Leistungsfähigkeit bei der Arbeit oder in der Schule stark ein.
- Die Symptome hängen nicht mit einer anderen psychiatrischen Krankheit zusammen.
Sobald die Beschwerden eine Stärke angenommen haben, die den Alltag und das Leben der betroffenen Frauen nachhaltig beeinflussen, ist es für die betroffenen Frauen sinnvoll, sich in ärztliche Behandlung zu begeben.
Wann zum Arzt?
Wenn in den Tagen vor der Menstruation Beschwerden wie Depressionen, Aggressionen und Reizbarkeit so stark werden, dass die Betroffenen ihren Alltag kaum noch schaffen, sollten sie sich nicht scheuen, einen Arzt aufzusuchen.
Fachärzte für PMDS sind Psychiater oder gynäkologische Endokrinologen. Viele Spitäler in der Schweiz bieten in Hormonsprechstunden eine kompetente Beratung zu hormonellen Störungen an. Therapien setzen möglicherweise mit stimmungsaufhellenden Mitteln wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern oder Hormonpräparaten zur Zyklussteuerung an.
Besonderheiten
Einige Symptome beim PMS gleichen denen der Schwangerschaft im frühen Stadium. Dazu gehören beispielsweise Heisshungerattacken, Ziehen im Unterleib, angeschwollene Brüste und Stimmungsschwankungen. Andere Beschwerden dagegen gibt es nur bei einer Schwangerschaft, wie die Morgenübelkeit, leicht erhöhte Temperatur und Dauermüdigkeit. Schwangerschaftstests oder die nächste Menstruation bringen Gewissheit.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Was genau zu den Beschwerden des prämenstruellen Syndroms führt, ist nicht geklärt. Weibliche Hormone scheinen eine entscheidende Rolle dabei zu spielen, denn es leiden nur Frauen unter PMS, die auch eine Monatsblutung haben. Wird die Menstruation verhindert, bleiben auch die prämenstruellen Beschwerden aus. Dennoch ist noch unverständlich, warum die eine Frau vom PMS betroffen ist und eine andere mit völlig gleicher Hormonzusammensetzung sich pudelwohl fühlt.
Fachmediziner gehen davon aus, dass das prämenstruelle Syndrom mehrere Ursachen haben muss. Sie sprechen von multifaktoriellem Entstehen oder multifaktorieller Genese. Der Fachausdruck heisst psychoendokrine Dysfunktion und beschreibt eine Fehlfunktion, deren Ursachen in der Psyche, im Nervensystem und in der hormonellen Steuerung zu finden sind.
Dennoch scheinen auch Alltagsverhalten, andere Krankheiten und psychische Belastungen einen Einfluss auf Auftreten und Stärke der Beschwerden zu haben.
Die möglichen Ursachen in der Übersicht:
- Hormone (Prolaktin): Es wird vermutet, dass ein erhöhter Prolaktinspiegel eine Rolle beim PMS spielt. Prolaktin ist das weibliche Hormon, das für das Wachstum der Brustdrüse und die Milchproduktion während der Stillzeit verantwortlich ist.
- Hormone (Östrogen/Progesteron): Ebenso scheint es Frauen zu geben, die besonders sensibel darauf reagieren, dass in der zweiten Zyklushälfte der Pegel des Geschlechtshormons Östrogen sinkt und der Anteil des Gelbkörperhormons Progesteron (ein Gestagen) steigt.
- Hormone (Serotonin): Ein weiterer Ansatz ist, dass die Veränderungen der Geschlechtshormone während des weiblichen Zyklus sich auf die Produktion und Aktivität von anderen Hormonen und Botenstoffen auswirkt, vor allem auf den Neurotransmitter Serotonin. Serotonin gilt als verantwortlich für gute Laune und Gelassenheit, dämpft Angstgefühle und Aggressionen. Ausserdem spielt Serotonin eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Schlaf/Wach-Rhythmus.
- Schilddrüse: Eventuell kann eine Störung der Schilddrüsenfunktion einen Einfluss haben.
Risikofaktoren
Viele Faktoren scheinen zu beeinflussen, wie stark Frauen unter PMS-Symptomen leiden. Ein besonderes Risiko, von prämenstruellen Beschwerden geplagt zu werden, trifft Frauen, die
- gerade unter Stress leiden, sei es bei der Arbeit oder im Privaten wie Partnerschaft, Familie und Freundeskreis.
- sich unausgewogen ernähren mit zu viel Koffein, Zucker und Alkohol.
- zu wenig Schlaf bekommen.
- sich zu wenig bewegen.
- rauchen.
- familiär mit psychischen Erkrankungen vorbelastet sind.
Häufigkeit
Rund acht von zehn Frauen leiden unter Beschwerden in der Zeit vor der Menstruation. Mindestens jede zehnte Frau fühlt sich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt, bei 3 von 100 Schweizerinnen liegt eine ernst zu nehmende affektive Störung mit depressionsähnlichen Gefühlen vor. Frauen zwischen 30 und 40 Jahren leiden am häufigsten unter dem PMS. Mit den Wechseljahren verschwinden die Beschwerden wieder.
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Vorbeugung
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Eine gezielte Vorbeugung gegen die PMS-Beschwerden gibt es nicht, denn die genauen Ursachen sind nicht geklärt. Dennoch scheint sich eine Verminderung der Risikofaktoren lindernd auf die Beschwerden auszuwirken. Dazu gehört eine Umstellung der Ernährung: Weniger Salz und Zucker, weniger Koffein und Alkohol zu sich zu nehmen, kann möglicherweise zu einer Verbesserung beitragen. Gleichzeitig sollen mehr Mineralien wie Magnesium, B-Vitamine und ungesättigte Fettsäuren beispielsweise aus Meeresfischen die Stimmung verbessern.
Ausreichende Bewegung und Sport helfen nicht nur, das eingelagerte Wasser im Körper schneller abzutransportieren. Gemässigtes Ausdauertraining löst Krämpfe und bewirkt die Ausschüttung von «Glückshormonen» (Endorphinen). Ebenso fördert regelmässige Bewegung die Bildung von Serotonin, was zusätzlich die Stimmung aufhellt und ein Gefühl der Zufriedenheit auslöst.
Zum Stressabbau eignen sich Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation und autogenes Training. Diese Methoden lassen sich einfach in Kursen erlernen, die überall angeboten werden.
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Wirkstoffe