Mumps
Synonym: Parotitis epidemica, Ziegenpeter
Mumps ist eine ansteckende Viruserkrankung. Vor Einführung der Schutzimpfung Mitte der 70er-Jahre trat Mumps viel häufiger auf als heute. Weil damals überwiegend Kinder betroffen waren, zählt man Mumps zu den Kinderkrankheiten. Er kann aber Menschen jeden Alters betreffen. Das Risiko, dass Komplikationen auftreten, steigt mit zunehmendem Alter des Erkrankten.
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Symptome
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Sind eine oder beide Wangen bei Ihnen oder Ihrem Kind schmerzhaft angeschwollen?Verstärken sich die Schmerzen durch Kauen oder bereits durch den Geruch oder Geschmack von Speisen?Hatten Sie oder Ihr Kind bereits in den Tagen davor Fieber, Schüttelfrost, Appetitlosigkeit, Kopf- oder Gliederschmerzen?
Wenn Sie alle drei Fragen bejahen, dann haben Sie möglicherweise Mumps. Typisch ist die meist beidseitige Entzündung der Ohrspeicheldrüse (Parotitis), die sich als schmerzhafte Backenschwellung im Bereich vor den Ohren äussert. Alles, was die Speichelproduktion anregt, wie Kauen, der Anblick oder Geruch von Speisen, ja sogar schon der Gedanke an Essen, kann die Schmerzen verstärken. Manchmal sind zusätzlich die Speicheldrüsen im Unterkiefer und unter der Zunge schmerzhaft geschwollen.
Sichere Diagnose nur durch eine Blutuntersuchung
Oft geht dem Mumps eine mehrtägige Phase mit grippeähnlichen Symptomen voraus. In etwa einem Drittel der Fälle bleibt die typische Speicheldrüsenentzündung aus. Vor allem bei unter Zweijährigen verläuft die Erkrankung meistens fast ohne Symptome. Bei fast der Hälfte der unter fünfjährigen Kinder äussert sich Mumps nur an den Atemwegen – in der Regel als Husten. Mumps kann leicht mit anderen Viruserkrankungen verwechselt werden, beispielsweise mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber oder der Grippe. Auch eine Ohrspeicheldrüsenentzündung kann verschiedene Ursachen haben. Sicher feststellen, ob es sich um Mumps handelt, kann man nur durch eine Blutuntersuchung.
Wann zum Arzt?
Bei Schwellungen im Wangenbereich mit Fieber ist grundsätzlich eine ärztliche Untersuchung und Behandlung ratsam. Besonders dringend gilt diese Empfehlung in folgenden Fällen:
- Fieber seit über einer Woche
- Erneuter Fieberanstieg nach zwei bis drei Wochen
- Starke Kopfschmerzen
- Starke Bauchschmerzen
- Erbrechen
- Nackensteifigkeit
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Behandlung
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Eine direkt gegen die Mumpsviren gerichtete Therapie gibt es nicht. In der Regel ist angezeigt, was der Betroffene als angenehm erlebt. Kühlpackungen wie Eisbeutel, Gelpackungen oder kühlende Wickel können Schmerzen und Schwellung der Ohrspeicheldrüsen lindern. Manche Patienten wiederum finden wärmende Auflagen oder Wickel angenehmer als kalte. Solange die Speicheldrüsen geschwollen sind, helfen Breikost und der Verzicht auf saure und stark gewürzte Speisen, Schmerzen zu vermeiden. Auch regelmässiges Zähneputzen, Munddesinfektion und Gurgeln mit warmem Salzwasser werden empfohlen.
Sind die Hoden geschwollen, sollten sie hochgelagert und gekühlt werden, etwa mithilfe eines darunter platzierten Eisbeutels. Der Betroffene liegt dazu mit gespreizten Beinen auf dem Rücken, ohne Unterhose oder belastende Bettdecken, da entzündete Hoden sehr berührungsempfindlich sind.
Bei Fieber ist ohnehin Bettruhe angezeigt. Bei Kleinkindern, älteren Personen, Menschen mit Lungen-, Stoffwechsel- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird empfohlen, ab 39 °C das Fieber zu senken, entweder mit kalten Wadenwickeln oder medikamentös, etwa mit Paracetamol oder Ibuprofen. Diese Medikamente können auch den Schmerz in Speicheldrüsen oder Hoden lindern. Acetylsalicylsäure (ASS) kommt bei Kindern unter zwölf Jahren nicht zur Behandlung von Mumps oder anderen Virusinfektionen infrage, wegen des Risikos des seltenen, aber schwerwiegenden Reye-Syndroms mit Leber- und Gehirnschäden. Im Zweifelsfall sollten Sie bei hohem Fieber Ihren Haus- oder Kinderarzt zu Rate ziehen.
Tipp: Essen und Trinken sind bei Mumps wegen den geschwollenen Speicheldrüsen schmerzhaft. Es ist aber wichtig, reichlich zu trinken, vor allem, wenn der Betroffene Fieber hat. Die beste Flüssigkeitszufuhr ist also immer die, die am wenigsten Beschwerden bereitet. Probieren Sie es mit warmem Kamillentee in kleinen Schlucken; er wird auch von Kindern am ehesten angenommen und entfaltet eine milde entzündungshemmende Wirkung. Eisgekühlte Getränke ohne Kohlensäure oder das Lutschen kleiner Eisstückchen können zwar ebenfalls abschwellend und schmerzlindernd wirken, werden aber nicht von allen als wohltuend empfunden. -
Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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In der Regel liegen zwischen der Ansteckung mit dem Mumpsvirus und dem Auftreten der ersten grippeähnlichen Symptome (Inkubationszeit) zwei bis drei Wochen. Nach wenigen Tagen kommt es dann bei einem Teil der Erkrankten zur typischen Ohrspeicheldrüsenschwellung, oft zunächst nur einseitig und später beidseitig. Diese dauert zwischen drei und acht Tagen an. Das Fieber klingt meist schon innert drei bis vier Tagen ab.
Nur selten schwerwiegende Komplikationen
Im Kindesalter verläuft Mumps meistens ohne Komplikationen. Mit zunehmendem Lebensalter steigt das Komplikationsrisiko etwas an. Folgende Komplikationen wurden beschrieben:
- Bei bis zu 10 von 100 Fällen geht Mumps mit einer Hirnhautentzündung (Meningitis) einher, die jedoch ohne Spätfolgen ausheilt. Meist tritt sie vier bis fünf Tage nach der Ohrspeicheldrüsenentzündung auf und hält sieben bis zehn Tage an.
- Bei etwa 1 von 100 Mumpskranken kommt es zu einer Gehirnentzündung (Enzephalitis); in 1,5% der Fälle verläuft diese tödlich. Männer sind davon etwas häufiger betroffen als Frauen.
- In 4 von 100 Fällen beeinträchtigt Mumps vorübergehend das Gehör im oberen Frequenzbereich, also für hohe Töne. Bei 1 von 20’000 Mumpserkrankten bleibt eine dauerhafte Taubheit auf einem Ohr zurück.
- Eine ein- oder beidseitige Hodenentzündung (Orchitis) tritt bei männlichen Erwachsenen und Jugendlichen in 15 bis 30% der Fälle auf. Bei Jungen vor der Pubertät ist sie selten. Der Hoden schwillt an, schmerzt und ist verstärkt druckempfindlich. Die Hodenentzündung tritt meist vier bis acht Tage nach der Speicheldrüsenentzündung auf und klingt nach ein bis zwei Wochen wieder ab. Oft kommt es zu einer leichten Schrumpfung des Hodens (Atrophie). Eine Hodenentzündung kann die Spermaqualität dauerhaft beeinträchtigen. Die Zeugungsfähigkeit bleibt dabei aber meist erhalten.
- Bei bis zu 30% der geschlechtsreifen weiblichen Jugendlichen und Frauen geht Mumps mit einer schmerzhaften Entzündung der Brustdrüse (Mastitis) einher, bei 5 von 100 mit einer Eierstockentzündung. Letztere kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Der komplette Verlust der Fruchtbarkeit infolge von Mumps ist aber auch bei Frauen selten.
- In etwa 4% der Fälle tritt eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) auf. Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Fettstühle können darauf hinweisen. Meistens heilt die mumpsbedingte Pankreatitis ohne bleibende Schäden aus. Selten kommt es in der Bauchspeicheldrüse zu einer Störung der Hormonbildung und dadurch zu einem Diabetes mellitus.
Ebenfalls selten sind folgende Komplikationen:
- Nierenentzündung (Nephritis)
- Gelenkentzündung (Arthritis)
- Blutarmut (Anämie)
- Herzmuskelentzündung (Myokarditis) mit Herzrhythmusstörungen
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Mumps wird überwiegend durch Tröpfcheninfektion übertragen, das heisst, der Kranke gibt beim Husten, Niesen oder Sprechen feine virushaltige Sekrettröpfchen an die Luft ab, die von anderen eingeatmet werden. Seltener geraten die Erreger über infizierte Gegenstände in den Mund anderer, etwa über Speichel an Spielzeug oder Trinkgefässen.
Mumps ist, bereits zwei Tage bevor die ersten Symptome auftreten, für andere ansteckend. Bis zu neun Tage nach dem Auftreten der Ohrspeicheldrüsenschwellung besteht Infektionsgefahr. Auch in Fällen, in denen die Erkrankung sehr mild verläuft oder sogar gänzlich unbemerkt bleibt, ist sie ansteckend. Wer Mumps bereits durchgemacht hat, ist in aller Regel lebenslang dagegen geschützt.
In der Schweiz ist die Zahl der Mumpserkrankungen seit 2001 um 90% zurückgegangen und wird auf etwa 1000 Erkrankte pro Jahr geschätzt (Stand: Januar 2013).
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Vorbeugung
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Die einzige wirksam vorbeugende Massnahme gegen Mumps ist die Schutzimpfung. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt sie im Rahmen der Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Auch eine Vierfachkombination – gegen MMR und Windpocken – ist verfügbar. Die erste Impfung sollte im Alter von 12 Monaten erfolgen, die zweite zwischen 15 und 24 Monaten. Durch die zweimalige Impfung wird der Impfschutz deutlich verbessert. Dieser hält in der Regel lebenslang an, was eine Mumpserkrankung allerdings nicht hundertprozentig ausschliesst. Eine Nachimpfung bei Personen, die weder Mumps durchgemacht haben noch zweifach geimpft sind, ist jederzeit möglich. Wer nicht gegen die Erkrankung immun ist und Kontakt mit einem Mumpskranken hatte, der kann den Ausbruch der Erkrankung eventuell noch verhindern, indem er sich – möglichst innert drei Tagen – noch impfen lässt (Riegelungsimpfung).
Um zu vermeiden, dass andere angesteckt werden, sollten Mumpskranke bis zum Abklingen der Symptome, mindestens aber neun Tage nach Auftreten der ersten Symptome das Haus hüten.
Impfung meist gut verträglich
Die MMR-Kombinationsimpfung wird normalerweise gut vertragen. Besonders nach der ersten Dosis kann es gelegentlich – bei etwa 5 bis 15 von 100 Geimpften – zu «Impfmasern» kommen, mit leichtem Fieber, flüchtigem Ausschlag und erkältungsähnlichen Symptomen. Diese Symptome bilden sich innerhalb weniger Tage zurück. Es besteht dabei keine Ansteckungsgefahr.
Auch allergische Reaktionen können in seltenen Fällen auftreten. Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten. So wurde beispielsweise eine Hirnentzündung nur bei einem von einer Million Geimpften beobachtet.
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TopPharm hilft!
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Ihr Gesundheits-Coach berät Sie gern, wenn es um ein geeignetes Hilfsmittel geht, etwa um geschwollene Wangen oder Hoden zu kühlen. Auch einen milden Kräutertee, den Sie Ihrem mumpsgeplagten Kind einflössen können, und ein mildes Mittel für die schonende Mundpflege sucht er gern für Sie aus. Zudem weiss er, ob und welche Mittel gegen Schmerzen und Fieber bei Ihnen infrage kommen. Auch ob Sie diese bedenkenlos mit anderen Medikamenten kombinieren können, die Sie eventuell bereits einnehmen, können Sie von ihm prüfen lassen.
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Wirkstoffe
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Fiebersenkende Mittel
Pflanzliche Mittel