Heuschnupfen
Synonym: Pollenallergie, pollenbedingte allergische Rhinitis, Pollinose, Pollinosis
Die Pollen fliegen – für viele Menschen ist das die Zeit des Niesens, Schniefens und Schnupfens.
Heuschnupfen ist eine von Pflanzenpollen ausgelöste allergische Entzündung der Nasenschleimhaut. Er ist die häufigste Allergie überhaupt und tritt saisonal zwischen Frühjahr und Herbst auf, wenn die Pollen von Bäumen, Gräsern und Kräutern durch die Luft fliegen.
Typische Beschwerden sind Niesattacken, Fliessschnupfen und Jucken in Mund und Rachen. Meist geht der Heuschnupfen mit einer allergisch bedingten Erkrankung der Bindehaut und der Augenlider (allergische Rhinokonjunktivitis) einher. Wandern die Symptome in Richtung Lunge und entwickelt sich allergisches Asthma, hat ein Etagenwechsel von den oberen zu den unteren Atemwegen stattgefunden.
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Symptome
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Haben Sie Niesattacken?Juckt es in Nase, Mund und Rachen?Tränen die Augen?
Diese Symptome sind typisch für einen allergisch bedingten Schnupfen (allergische Rhinitis), der von herumfliegenden Pollen ausgelöst wird. Niesattacken, Fliessschnupfen, eine verstopfte Nase sowie Juckreiz in Mund und Rachen – manchmal auch in den Ohren – gehören zu den Beschwerden von Heuschnupfen. Dazu kommen Müdigkeit und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Meist jucken und tränen zudem die Augen, sie sind gerötet und lichtempfindlich, sogar die Augenlider können geschwollen sein (allergische Bindehautentzündung oder Konjunktivitis). Wenn Symptome an Nase und Augen gleichzeitig auftreten, sprechen die Mediziner von einer Rhinokonjunktivitis. Die Beschwerden können derart störend sein, dass an einen ruhigen und erholsamen Schlaf nicht zu denken ist.
Treten neben den beschriebenen Heuschnupfensymptomen noch Beschwerden wie Husten und pfeifender, rasselnder Atem, eventuell verbunden mit Atemnot, auf, handelt es sich möglicherweise um allergisches Asthma. Die Allergie ist von den oberen Atemwegen nach unten zur Lunge gewandert. Etagenwechsel nennen die Ärzte diese Verlagerung der Symptome.
Manchmal hören Schnupfenbeschwerden nicht auf, obwohl die Blüte- und Pollenzeit längst vorbei ist. Niesattacken, eine laufende Nase oder entzündete Augen bleiben dauerhaft das ganze Jahr über bestehen. Für so einen allergischen Dauerschnupfen lassen sich die Auslöser meist innerhalb des Hauses finden. Es sind hauptsächlich Haustiere und Hausstaubmilben, manchmal auch Schimmelpilze.
Wann handelt es sich um Heuschnupfen, wann um eine Erkältung?
Viele Symptome gleichen denen einer Erkältung, doch es gibt Unterschiede. Erkältungen kündigen sich meist mit Kopfschmerzen oder einem Kratzen im Hals an, eine Allergie beginnt urplötzlich mit Niesattacken. Der mit dem Heuschnupfen verbundene Juckreiz in Nase, Augen und Mund fehlt oft bei einer Erkältung. Zudem ist bei einem Infekt das Nasensekret sehr dickflüssig, bei Allergien dünnflüssig. Und der wichtigste Unterscheidungspunkt: Der Heuschnupfen tritt nur dann auf, wenn Pollen fliegen.
Was passiert im Körper beim Heuschnupfen?
Warum reagieren manche Menschen mit unangenehmen Beschwerden auf an sich harmlose Stoffe wie Blütenpollen? Das hängt damit zusammen, dass das menschliche Immunsystem eine wichtige Aufgabe erfüllen muss. Es soll den Körper vor Angreifern schützen. Nimmt er nämlich einen fremden Stoff über Nase, Haut oder Magen-Darm-Trakt auf, beginnt sein Immunsystem mit der Überprüfung. Ist der fremde Stoff harmlos oder gefährlich? Entdeckt das Immunsystem Gefahr, wie zum Beispiel von Bakterien und Viren, ist es seine Aufgabe, eine Abwehrreaktion zu starten. Bei Allergikern ist das Immunsystem nicht immer in der Lage, zwischen schädlichen und unschädlichen Umweltstoffen zu unterscheiden. Es stuft manche harmlosen Substanzen wie eben die Pollen als gefährlich ein. Schon beim ersten Kontakt bildet es Antikörper, die Immunglobuline der Klasse E (IgE). Diese Phase heisst Sensibilisierung, denn noch bleiben die allergischen Beschwerden aus. Erst beim erneuten Kontakt mit dem vermeintlichen Angreifer beginnt die Abwehrarbeit, die mit Niesen und Schniefen verbunden sind. Erst wenn der Mensch zum zweiten Mal beispielsweise mit Pollen in Berührung kommt, veranlassen die IgE-Antikörper sogenannte Mastzellen zu handeln. Sie schütten Entzündungsbotenstoffe aus. Das bekannteste ist Histamin. Innerhalb von ein paar Minuten, aber spätestens nach zwei Stunden, bewirkt Histamin die typischen Beschwerden mit juckenden Augen und Schniefnasen. Damit gehört der Heuschnupfen zum allergischen Soforttyp (Typ-I-Reaktion).
Kreuzallergien
Viele Heuschnupfenpatienten leiden gleichzeitig an Nahrungsmittelallergien. Essen sie bestimmte Lebensmittel, kribbeln und jucken die Lippen und der Mundraum, sie bekommen Bauchschmerzen und Blähungen. Glück im Unglück ist: Sie haben nicht zwei Allergien gleichzeitig, sondern eine pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie. Grund dafür sind Kreuzreaktionen zwischen den Pollen und den Nahrungsmitteln, weil beide Allergene besitzen, die gleich oder ähnlich sind. Wer beispielsweise auf Frühblüher wie Birke reagiert, hat oft auch Probleme beim Biss in einen Apfel. Beifussallergiker vertragen vielfach keinen Sellerie, keine Peperoni oder rohe Karotten. Die Kreuzallergien müssen nicht immer auftreten, sie können auf die Zeit der jeweiligen Pollenflüge beschränkt sein.
Heuschnupfen bei Kindern
Schnieft Ihr Kind dauernd?Reibt es sich über Wochen immer wieder die Nase?Läuft es mit offenem Mund herum?Schnarcht es im Schlaf, weil die Nase verstopft ist?Das Leid der Kinder, die an allergischem Schnupfen erkrankt sind, ist gross. Wenn also Kinder über einen ungewöhnlich langen Zeitraum eine verstopfte Nase haben, die Augen verklebt sind, sie im Schlaf husten und morgens mit Durst aufwachen, sind das Hinweise auf eine mögliche Allergie. Manche Kinder leiden zusätzlich an Gliederschmerzen und Fieber. Meist beginnen die Beschwerden ab dem dritten Lebensjahr, oft erst im Schulalter. Wenn die Beschwerden das ganze Jahr andauern, sind nicht unbedingt Pollen die Auslöser, sondern Tierhaare, Hausstaubmilben oder Schimmelpilze.
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Behandlung
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Viele Menschen nehmen Heuschnupfen immer noch auf die leichte Schulter. Sie gehen nicht zum Arzt, obwohl sie über Jahre unter Beschwerden leiden. Dabei besteht die Gefahr, dass das Immunsystem auf immer mehr Stoffe allergisch reagiert. Zudem kann sich aus dem Heuschnupfen allergisches Asthma entwickeln. Die Krankheit wandert von den oberen Atemwegen nach unten in die Lunge, auch Etagenwechsel genannt. Etagenwechsel lassen sich eventuell vermeiden, wenn allergische Schnupfen rechtzeitig behandelt werden.
Um eine Pollenallergie zu diagnostizieren, findet als Erstes ein Gespräch mit dem Allergologen statt. Er wird fragen, unter welchen Umständen die Beschwerden auftreten und wie lange sie andauern. Wann treten sie auf? Eher morgens oder abends? In der Wohnung oder in der Natur? Sind sie saisonal, also nur im Frühjahr, Sommer oder Herbst? Ein Allergietagebuch hilft dem Arzt bei der Diagnose. Ist das Vorgespräch (Anamnese) beendet, wird der Allergologe als Nächstes wahrscheinlich einen Hauttest, einen sogenannten Pricktest, vornehmen. Dabei tropft er verschiedene Allergene auf den Unterarm. Anschliessend wird mit einer feinen Lanzette oder Nadel die Haut unterhalb der Tropfen oberflächlich angeritzt oder eingestochen, was im Allgemeinen schmerzfrei abläuft. Bilden sich juckende Quaddeln oder Rötungen an bestimmten markierten Stellen, kann der Allergologe ablesen, welche Sensibilisierungen stattgefunden haben.
Bei kleinen Kindern verzichten die Fachärzte auf diese Hauttests und nehmen gleich einen Bluttest vor. Bluttests geben Aufschluss über das Vorhandensein von Antikörpern der Kategorie E (Immunglobulin E, IgE). Dabei kann die Gesamtmenge an IgE-Antikörpern (RIST-Test) bestimmt werden. Da die Gesamtmenge an IgE-Antikörpern nicht nur bei Allergien, sondern auch bei anderen Krankheiten erhöht ist, dient sein Wert nur als Anhaltspunkt. Bei einem zweiten Bluttest (RAST-Test) lässt sich das Blut auf spezifische Antikörper untersuchen, die gegen bestimmte Pollen gebildet worden sind.
Ist die Diagnostik schwierig, gibt es die Möglichkeit, einen Provokationstest durchzuführen. Der Mediziner versucht, unter Überwachung in einer Praxis oder Klinik eine allergische Reaktion zu provozieren. Dabei wird das Allergen beispielsweise auf die Nasenschleimhaut geträufelt.
Behandlung
Waren die Tests erfolgreich und sind die Pollen identifiziert, die den Heuschnupfen auslösen, können Gegenmassnahmen ergriffen werden. Die Therapie steht auf mehreren Beinen: Meidung (Pollenkarenz), Behandlung der Symptome mit Medikamenten und spezifische Immuntherapie. Neben der Schulmedizin gibt es zudem alternative Heilmethoden.
Pollen zu meiden, ist kaum machbar. Blühen Bäume, Gräser oder Getreide, fliegt der Blütenstaub kilometerweit über Stadt und Land. Deshalb würden sich viele Pollenallergiker am liebsten bei geschlossenen Fenstern in der Wohnung einschliessen, weil sie glauben, anders die Beschwerden nicht loszubekommen. Es gibt einige Tipps und Tricks, die helfen, die Belastung durch Pollen zu verringern (siehe «Vorbeugung»).
Medikamente
Viele Symptome lassen sich mit Medikamenten lindern. Dabei setzen die meisten Präparate an den Botenstoffen Histamin und Leukotrien an. Diese Botenstoffe werden von den sogenannten Mastzellen bei allergischen Reaktionen ausgeschüttet und sind für die Heuschnupfenbeschwerden verantwortlich. Die Medikamente haben zwei Möglichkeiten, in den allergischen Prozess einzugreifen: Entweder hindern sie die Mastzellen daran, die Botenstoffe auszuschütten, oder sie hindern die Botenstoffe daran, ihre Wirkung zu entfalten.
- Antihistaminika (Histaminrezeptorblocker, Histaminrezeptorantogonisten) lassen sich sowohl zur lokalen Therapie als auch systemisch für den ganzen Körper anwenden. Gerade typische Heuschnupfenbeschwerden an Nase und Augen sprechen schnell auf Antihistaminsprays und -tropfen an. Sowohl Nasensprays als auch Augentropfen enthalten oft Konservierungsstoffe, die ebenfalls Allergien auslösen können. Ohne Konservierungsstoffe sind Augentropfen oft nur vier Wochen haltbar. Praktische Alternativen sind Einzeldosenpräparate. Antihistaminika in Tablettenform bekämpfen die Symptome über den Blutkreislauf im ganzen Körper. Deshalb helfen sie nicht nur bei Heuschnupfen, sondern lindern auch Beschwerden wie allergisches Asthma oder Nahrungsmittelallergien. Moderne Antihistaminika wie Cetirizin oder Loratadin besitzen kaum Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schläfrigkeit. Allerdings reagieren Anwender sehr unterschiedlich. Deshalb empfiehlt es sich, die Mittel auszuprobieren, bevor man am Strassenverkehr teilnimmt. Sicherheitshalber sollten sie zudem vor dem Schlafengehen eingenommen werden, da ihre Wirkung im Allgemeinen 24 Stunden andauert. Ältere Antihistaminika machen müde, was bei Kindern etwa vor dem Schlafengehen erwünscht sein kann.
- Mastzellstabilisatoren (Cromone, z.B. Cromoglicinsäure) hindern die Mastzellen daran, Histamine oder andere Botenstoffe auszuschütten. Dazu brauchen die Medikamente einen gewissen Vorlauf, das heisst, sie wirken nicht sofort, sondern mit Verzögerung. Mit der Anwendung dieser Nasensprays oder Augentropfen sollte also mindestens eine Woche vor dem erwarteten Pollenflug begonnen werden.
- Glukokortikoide (z.B. Kortison) sind Wirkstoffe, die sich chemisch von den Hormonen der Nebennierenrinde ableiten. Sie wirken stark entzündungshemmend. Deshalb finden sie auch nur bei starken Beschwerden Anwendung, vor allem, wenn Antihistaminika und Mastzellstabilisatoren zu schwach sind. Als Nasenspray benötigen sie ein paar Tage, bis sie ihre Wirkung voll entfalten. Mittlerweile gibt es auch gering dosierte Nasensprays, die nicht verschreibungspflichtig sind. Diese sollten aber über einen längeren Zeitraum nur mit fachlicher Beratung angewendet werden.
- Alpha-Sympathomimetika (z.B. Oxymetazolin, Xylometazolin) dienen als Wirkstoff in Nasensprays, die Schleimhäute abschwellen lassen. Diese Nasensprays sollen nicht länger als sieben Tage angewendet werden, da sie die Nasenschleimhäute austrocknen und zu dauerhafter verstopfter Nase führen.
- Beta-2-Sympathomimetika (z.B. Salbutamol, Fenoterol, Salmeterol) weiten die Bronchien. Sie sind in Asthmasprays gegen akute Anfälle oder in länger wirkenden Mitteln zur Dauertherapie enthalten.
- Leukotrien-Antagonisten (z.B. Montelukast) blockieren die Andockstellen der Leukotriene, sodass sie nicht mehr wirken können. Leukotriene gehören zu den Entzündungsbotenstoffen, die hauptsächlich für allergisches Asthma, aber auch für Heuschnupfen verantwortlich gemacht werden. Leuktrien-Antagonisten werden als Tabletten oder Kautabletten eingenommen und sind verschreibungspflichtig.
Spezifische Immuntherapie oder Hyposensibilisierung
Voll ausgeschrieben heisst sie allergenspezifische systemische Immuntherapie (ASIT, verkürzt auch SIT). Andere Namen sind Hyposensibilisierung, Desensibilisierung oder Heuschnupfenimpfung. Bei Ärzten gilt sie als einzige Heuschnupfentherapie, die bei der Ursache ansetzt und nicht nur Symptome behandelt. Mit langsam ansteigenden Dosen des allergieauslösenden Stoffs wird das Immunsystem daran gewöhnt, das Allergen zu tolerieren. Mehrere Gründe sprechen für eine ASIT bei Heuschnupfen:
- Die Erfolgsquote bei Heuschnupfen ist hoch (mindestens 70%).
- Der Etagenwechsel von den oberen Atemwegen zur Lunge, den viele Heuschnupfenallergiker durchlaufen, lässt sich vermeiden.
- Heuschnupfenallergiker haben kaum Möglichkeit der Karenz, da die Pollen überall herumfliegen.
- Heuschnupfenallergiker erwartet eine Erhöhung der Lebensqualität, da sie nach erfolgreicher Therapie deutlich weniger bis keine Medikamente mehr brauchen.
Die Therapie beginnt normalerweise in der pollenfreien Zeit, also im Herbst. Es gibt zwei Verfahren: Bei der subkutanen Immuntherapie SCIT wird das Allergen unter die Haut gespritzt, bei der sublingualen Immuntherapie SLIT als Tablette oder Tropfen unter die Zunge gegeben. Beide Hyposensibilisierungen dauern mehrere Jahre. Die subkutane Immuntherapie ist aufwendiger, da der Patient für jede Behandlung zum Arzt muss – am Anfang wöchentlich, bis die Erhaltungsdosis erreicht ist. Anschliessend genügt ein monatlicher oder zweimonatlicher Arztbesuch. Der Patient bleibt jedes Mal für 30 Minuten unter ärztlicher Aufsicht, um eine mögliche allergische Reaktion abzuwarten. Bis zu drei Allergenextrakte können gleichzeitig immunisiert werden. Bei der sublingualen Immuntherapie findet nur die erste Anwendung unter ärztlicher Aufsicht statt. Anschliessend kann der Patient die SLIT allein zu Hause durchführen. Es kommt immer wieder zu Nebenwirkungen wie Juckreiz im Mund oder geschwollene Schleimhäute. Die sublinguale Immuntherapie steht noch nicht für alle Pollenallergien zur Verfügung, gilt aber bei bestimmten Gräsern als besonders wirksam. Neu sind Verfahren der Kurzzeittherapie. Sie bestehen aus vier bis acht Injektionen direkt vor der Pollenflugsaison.
Alternative Methoden
Viele alternative Heilverfahren sollen bei Heuschnupfen helfen. Mit Akupunktur sollen akute Beschwerden gelindert und langfristig eine Art Desensibilisierung erreicht werden. Wenige kontrollierte Studien zeigten eine geringfügige Wirkung bei Heuschnupfen. Auch im Bereich der Homöopathie gibt es einzelne Erfolge in der Behandlung von Allergien auf einzelne Pollenarten. Methoden wie Bioresonanz, Eigenbluttherapie oder Elektroakupunktur gelten als ungeeignet oder nutzlos für die Behandlung von Pollenallergien.
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Eine allergische Krankheit kommt selten allein – zumindest wenn nicht gegengesteuert wird. Während bei Kindern die Allergiekarriere meist mit Neurodermitis beginnt, irgendwann in Asthma und später in Heuschnupfen übergeht, durchlaufen Erwachsene eine andere Entwicklung. Sie bekommen zuerst Heuschnupfen und anschliessend Asthma. Etagenwechsel nennt sich so eine Ausdehnung der Beschwerden von der oberen Etage (Nase) zu einer unteren Etage (Bronchien). Ungefähr ein Drittel der Menschen, die auf Pollen allergisch reagieren, ist davon betroffen. Viele leiden zudem an Kreuzallergien mit Lebensmitteln.
Komplikationen
Niesen und Schnupfen sind an sich nicht lebensgefährlich. Nur in ausserordentlich seltenen Fällen lösen Pollen einen anaphylaktischen Schock aus. Dann sind Schwindel, kalter Schweiss, ein zuschwellender Hals, Atembeschwerden und Ohnmacht klare Hinweise auf eine akute Notfallsituation.
Anaphylaktischer Schock
Ein allergischer Schock (anaphylaktischer Schock) kann das Leben bedrohen. Er macht sich sehr schnell bemerkbar. Zu den typischen Kennzeichen zählen: Quaddeln bilden sich, der Hals schwillt zu, es kribbelt in Händen und Füssen – die Symptome für einen allergischen Schock sind vielfältig. Wichtig: Bei den ersten Schockanzeichen sofort den Notarzt rufen.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Nicht etwa das Heu, das dem Heuschnupfen seinen Namen gegeben hat, ist für Niesen, Schniefen und Husten verantwortlich. Es sind Pflanzenpollen von Bäumen, Gräsern, Getreide und Kräutern in der Luft, auf die die Allergiker reagieren. Obwohl es in der Schweiz ca. 3500 verschiedene Pflanzen gibt, lösen nur etwa 20 allergische Beschwerden aus. Das beginnt fast schon im Winter, wenn Frühblüher wie Erle und Hasel zu blühen anfangen. Wer darauf allergisch reagiert, kann sich im Frühsommer auf eine freie Nase freuen. Jetzt sind Gräser, Getreide und Kräuter an der Reihe, ihre Pollen zu verteilen und Heuschnupfen auszulösen. Die Blütezeit kann sich den ganzen Sommer bis Ende Oktober hinziehen.
Die wichtigsten Pollen sind:
- Bäume: Birke, Buche, Eiche, Erle, Esche, Espe, Hasel, Kastanie, Kiefer, Linde, Platane, Pappel, Ulme, Weide
- Getreide/Gräser: Flughafer, Gerste, Glatthafer, Honiggras, Hundszahngras, Knäuelgras, Lolch, Mais, Rispengras, Roggen, Ruchgras, Hoher Schwingel, Straussgras, Weizen, Wiesenfuchsschwanz, Wiesenlieschgras
- Kräuter: Ambrosia, Beifuss, Gänsefuss, Sauerampfer, Wegerich
Wann genau welche Pollen unterwegs sind, darüber geben Pollenflugkalender im Vorfeld Aufschluss. Allerdings weiss bei Erstellen eines solchen Kalenders niemand genau, ob ein milder Winter herrschen und wann genau welche Pflanze blühen wird. Deshalb können die Kalender nur einen Überblick über Hauptblütezeit, Nebenblüte und Vorkommen geben. Tagesaktuelle Vorhersagen machen zum Beispiel die Wetterdienste von MeteoSchweiz. Für Smartphone- und Tabletnutzer gibt es bestimmte Apps mit Pollenflugdaten.
Heuschnupfen ist die häufigste Allergie in der Schweiz, zwischen 15 und 20 von 100 Menschen sind davon betroffen. Die Anzahl der Erkrankten steigt. Das kann daran liegen, dass immer weniger Kinder auf einem Bauernhof aufwachsen. Bauernhofkinder leiden seltener an allergischen Atemwegserkrankungen, obwohl sie viel mit Tieren, Dreck und Mist zu tun haben. Die Theorie geht davon aus, dass ein trainiertes Immunsystem früh lernt, wogegen es sich zu wehren hat und wogegen, wie Blütenpollen, eben nicht.
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Vorbeugung
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Die Meidung der herumfliegenden Pollen ist für die Allergiker nicht so einfach. Mit einer klugen Planung von Alltag und Freizeit lassen sich vorbeugende Massnahmen ergreifen, sich die Pollen ein wenig «vom Leib zu halten».
- Ferienplanung: Für Menschen, die stark unter Heuschnupfen leiden, empfiehlt es sich, dann zu verreisen, wenn Pflanzen blühen, auf die sie allergisch reagieren. Es gibt sicherlich Reiseziele, wo es diese Pflanzen nicht gibt. In den Alpen nimmt in 1500 bis 1800 Meter Höhe die Pollenkonzentration ab, allerdings sind die Pollenflugzeiten auf Alpennordseite und Alpensüdseite unterschiedlich. Die Gräser der Almwiesen blühen nur kurz (dafür intensiv), sodass ab Juli in 2000 Meter Höhe eine quasi pollenfreie Zone beginnt. Wer nicht gern in die Berge reist, kann auch an Küsten und auf Inseln, vorzugsweise mit Nordwestausrichtung, seine Ferien verbringen.
- Lüften: Es ist sinnvoll, dann zu lüften, wenn wenig Pollen fliegen. Da in der Stadt die Pollen vor allem abends unterwegs sind, ist es von Vorteil, morgens zwischen sechs und acht Uhr die Fenster zu öffnen. Auf dem Land ist es genau umgekehrt. Hier schwärmen die Pollen morgens aus, also ist abends ab sieben Uhr die beste Zeit zum Lüften.
- Pollenschutzgitter: Spezielle Netze oder Gaze an den Fensterrahmen halten über 80% der Pollen ab. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie auch Fliegen und Mücken abfangen.
- Pollenfreies Schlafzimmer: Falls Sie es sich aussuchen können, sind Räume an der windabgewandten Hausseite die besten Schlafzimmer. Während der Pollenzeit empfiehlt es sich, Wäsche nicht im Freien zu trocknen. Genauso wichtig ist es, Strassenkleidung nicht im Schlafzimmer aufzubewahren und abends vor dem Zubettgehen die Haare zu waschen. Blühende Pflanzen gehören nicht in Schlafzimmer.
- Pollenfreie Wohnung: Bei Wind ist es sinnvoll, die Fenster zu schliessen. Viel Staubsaugen hilft, Teppiche und Möbel während der Blütezeit von Pollen frei zu halten. Optimal ist es, wenn der Staubsauger mit einem Filter für Schwebstoffe ausgestattet ist. Geräte wie Ventilatoren, Klimaanlagen oder Luftbefeuchter bleiben besser aus, denn sie wirbeln Luft in der Wohnung auf.
- Freizeitaktivitäten: Wer Aktivitäten im Freien nach den Pollenflugvorhersagen richtet, kann allergische Belastungen verringern. Sonnenbrillen schützen die Augen zusätzlich. Bei warmem und windigem Wetter während der Pollenzeit sind körperliche Anstrengungen wie Sport und Gartenarbeiten wenig empfehlenswert. Geniessen lassen sich Outdooraktivitäten nach einem langen Regen, denn er reinigt die Luft von Pollen. Kurze heftige Schauer oder Gewitter dagegen können Pollenkörner aufquellen und platzen lassen, sodass die Pollenkonzentration in der Luft steigt.
- Autofahren: Geschlossene Fenster halten das Innere des Autos frei von Pollen. Für die Lüftung gibt es Pollenfilter zum Nachrüsten.
- Nasenduschen: Nasenduschen mit Koch- oder Meersalzlösung reinigen die Nase von Pollen. Das kann bei akutem Heuschnupfen angenehm sein. Ob sich dadurch Beschwerden wirklich bessern, ist unter Fachleuten umstritten. Weil Salz die Schleimhäute reizen kann, sollten Nasenduschen nur stattfinden, solange es kein starkes Brennen auslöst. Längere Behandlungen sollten nur nach Rücksprache mit dem Allergologen erfolgen.
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TopPharm hilft!
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Eine Übersicht zum Thema, viele Tipps und einen Pollenkalender finden Sie im kleinen Ratgeber «Pollenallergie» von TopPharm.
Ihr persönlicher Gesundheits-Coach weiss, welche Nasensprays und Augentropfen Ihnen helfen. Er kann Tipps geben zu Anwendung und Dosierung von Antihistaminika oder dazu, welche verträglicher sind als andere. Wenn er von ungewöhnlichen allergischen Beschwerden erfährt, wird er Betroffene sofort zum Arzt schicken, falls das notwendig ist.
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Wirkstoffe
Heuschnupfen – Tipps vom Gesundheits-Coach
Der Heuschnupfen, auch Pollenallergie genannt, ist die häufigste allergische Erkrankung in unseren Breitengraden. Apothekerin Karin Fünfschilling von der TopPharm Sonnen Apotheke & Drogerie in Niederglatt gibt hilfreiche Tipps, um die Symptome des Heuschnupfens zu lindern.