Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Synonym: CED, inflammatory bowel disease (IBD)
Der Überbegriff chronisch-entzündliche Darmerkrankungen umfasst Krankheitsbilder, bei denen sich Abschnitte von Dick- und Dünndarm, aber auch andere Teile des Magen-Darm-Trakts entzünden. Diese Entzündungen verlaufen meist in wiederkehrenden Schüben. Charakteristische Beschwerden sind vor allem Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen. Zu den wichtigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gehören Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
In der Schweiz gibt es ungefähr 16’000 Menschen mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Fachleute schätzen, dass ein bis zwei von zehn Personen mit chronischem Durchfall eine mikroskopische Kolitis haben. Woher die Darmerkrankungen kommen, ist noch nicht geklärt. Wissenschaftler gehen von einem Zusammenspiel genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren aus. Die meisten Betroffenen erkranken erstmals zwischen ihrem 20. und 35. Lebensjahr.
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Symptome
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Die klassischen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können eine ganze Reihe ähnlicher Symptome verursachen, was eine Abgrenzung der beiden Krankheiten erschwert. Dazu gehören Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen, häufig mit allgemeinem Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, Fieber und Übelkeit verbunden. Sowohl Morbus Crohn als auch Colitis ulcerosa können zu einem Mangel an Elektrolyten, Eisen und Vitaminen sowie Untergewicht führen. Ausserdem sind die Entzündungswerte im Blut erhöht.
Bei beiden Darmerkrankungen gibt es Beschwerden jenseits des Magen-Darm-Trakts, wie Gelenkschmerzen, Hautveränderungen und Augenentzündungen. Diese Symptome sind allerdings bei Morbus Crohn häufig, bei einer Colitis ulcerosa eher selten. Daneben gibt es eine Reihe von Beschwerden, unten denen Betroffene bei der einen Krankheit eher leiden, während sie bei der anderen seltener in Erscheinung treten. So zeigt sich eine Colitis ulcerosa oft mit sehr häufigen, dazu blutigen Durchfällen, was bei Morbus Crohn kaum vorkommt.
Beide klassischen Darmerkrankungen brechen im Allgemeinen zwischen dem 20. und dem 35. Lebensalter aus, sie können aber auch Säuglinge und Kinder betreffen, während eine mikroskopische Kolitis hauptsächlich bei Frauen im Alter um die 65 Jahre entdeckt wird.
Chronisch-entzündliche Darmkrankheiten lassen sich nicht völlig heilen, eine Behandlung kann die Beschwerden jedoch lindern und den Entzündungsprozess bremsen. Langfristig soll die Therapie vor allem Komplikationen vermeiden und Operationen hinauszögern. Grundsätzlich unterscheiden die Ärzte zwischen der Behandlung eines akuten Schubs und einer Therapie zur Verringerung der Schübe, der sogenannten Remissionserhaltung. Von Remission sprechen die Mediziner, wenn die Symptome nachgelassen haben oder ganz verschwunden sind. Die Remissionstherapie zielt darauf, die Anzahl der Schübe zu verringern, das heisst, die Zeit zwischen den Schüben zu verlängern.
Die Krankheitsbilder im Einzelnen
- Morbus Crohn: Bei Morbus Crohn kann sich der gesamte Magen-Darm-Trakt entzünden, meist befällt er aber den unteren Abschnitt des Dünndarms (Ileitis terminalis) und auch den Dickdarm (Crohn-Colitis). Es erkranken alle Schichten der Darmwand. Charakteristisch für Morbus Crohn ist, dass die Entzündung weit voneinander entfernte Abschnitte befällt, das heisst, sie breitet sich dabei nicht kontinuierlich aus, sondern kann auch Bereiche überspringen, die gesund bleiben. Wichtigste Medikamente in der Therapie von Morbus Crohn sind Kortisonpräparate, die lokal als Kapseln oder Einlauf oder systemisch als Tabletten verabreicht werden. Wenn Kortison nicht hilft, z.B. bei einem akuten Schub mit hoher Entzündungsaktivität, kann der Arzt sogenannte Biologicals wie TNF-Blocker (Tumornekrosefaktor-Blocker, z.B. Infliximab) verabreichen. Zur Remissionserhaltung kommen Immunsuppressiva (z.B. Azathioprin) und TNF-Blocker in Frage. Operationen werden nur bei Komplikationen durchgeführt.
- Colitis ulcerosa: Colitis ulcerosa betrifft vor allem den Dickdarm, dabei breitet sich die Entzündung vom Rektum in Richtung Dünndarm aus. Es entzündet sich allerdings nur die Darmschleimhaut, im Gegensatz zu Morbus Crohn. Ein Colitis-ulcerosa-Schub beginnt oft sehr plötzlich mit heftigen Beschwerden wie häufigen Durchfällen mit Blut und Schleim. Komplikationen wie das toxische Megakolon sind lebensbedrohlich, auch ist bei Colitis ulcerosa das Darmkrebsrisiko erhöht. Um die Symptome zu lindern, werden entzündungshemmende Medikamente eingesetzt. Aminosalicylate (z.B. Mesalazin) sind die wichtigsten Medikamente – oral und rektal – in der Therapie. Bei schweren Schüben kommen auch Glukokortikoidpräparate (z.B. Budesonid), Immunsuppressiva oder TNF-Blocker zum Einsatz. Lässt sich die Entzündung nicht mit Medikamenten im Zaum halten, kann im Extremfall ein Teil des Dickdarms oder der ganze Dickdarm operativ entfernt werden.
- Colitis indeterminata: Die Abgrenzung von Morbus Crohn zu Colitis ulcerosa ist nicht immer möglich; in diesem Fall spricht man von einer Colitis indeterminata oder einer unklassifizierten chronisch entzündlichen Darmerkrankung (inflammatory bowel disease type unclassified, IBDU).
- Mikroskopische Kolitis: Als mikroskopische Kolitis werden die kollagene und die lymphozytäre Kolitis bezeichnet. Typisches Symptom sind wässrige Durchfälle, dazu kommen Bauchschmerzen und Übelkeit. Sie lässt sich nicht per Endoskopie erkennen, sondern nur anhand von Gewebeproben unter dem Mikroskop. Oft tritt schon eine Besserung ein, wenn Betroffene auf Durchfall verursachende Substanzen wie Koffein und Alkohol verzichten. Das Glukokortikoid Budesonid ist bisher der einzige zur Therapie zugelassene Wirkstoff in der Schweiz.
Die Ursachen für entzündliche Darmerkrankungen konnten bisher nicht geklärt werden. Für eine genetische Veranlagung spricht, dass chronisch-entzündliche Krankheiten vermehrt in bestimmten Familien auftreten. Ebenso zeigt sich eine Häufung in industrialisierten, westlichen Ländern und dort besonders in den Städten. Als Ursachen werden hohe Hygienestandards vor allem in der Kindheit, Ernährung, Medikamente wie Antibiotika, Giftstoffe, Viren und Bakterien angenommen. Bei bestimmten Menschen führt dieses Zusammenspiel zu einer Fehlfunktion der Immunabwehr in den Darmzellen und damit verbunden eventuell zu einer Überreaktion des Immunsystems.
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