Arteriosklerose
Synonym: Arterienverhärtung, Arterienverkalkung, Gefässverkalkung
An den Folgen von Arteriosklerose sterben in der Schweiz die meisten Menschen. Die Erkrankung kann Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen.
Bei Arteriosklerose versteifen und verengen Arterien langsam. Dadurch kann die Durchblutung so stark nachlassen, dass betroffene Organe oder Körperteile schlechter funktionieren. Im schlimmsten Fall sterben Zellen wegen Blutmangel ab, wie bei Herzinfarkten und Schlaganfällen. Sie gehören zusammen mit anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den möglichen Folgen von Arteriosklerose. Die Erkrankung ist damit für die häufigsten Todesursachen in der Schweiz und anderen Industrienationen verantwortlich.
Grundsätzlich ist Arteriosklerose ein natürlicher Alterungsprozess. Der Lebensstil in den Industrienationen begünstigt und beschleunigt aber häufig ihre vorzeitige Entstehung, dann ist Arteriosklerose eine typische Zivilisationskrankheit. Diese bezeichnen Fachleute manchmal als Atherosklerose, um die krankhafte Form vom natürlichen Alterungsvorgang abzugrenzen. In der Umgangssprache ist häufig von «Arterienverkalkung», «Arterienverhärtung» und «Gefässverkalkung» die Rede.
Die wichtigsten Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel, Bluthochdruck, erhöhte Blutzuckerwerte (Diabetes), erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipidämie) und Rauchen.
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Symptome
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Arteriosklerose kann lange Zeit ohne Symptome bleiben. Die Arterien versorgen den Körper und seine Organe mit sauerstoffreichem Blut, Sauerstoff ist nötig, damit Herz, Hirn, Leber, Nieren und Muskeln korrekt arbeiten können. Durch Arterien, die wegen Ablagerungen (Plaques) verengt sind, fliesst aber weniger Blut: Die Sauerstoffversorgung sinkt. Das verkraftet der Körper anfangs, ohne dass Beschwerden erscheinen. Sie treten erst auf, wenn bei den Empfängern der Sauerstoff zu knapp wird. Dann leidet die Funktion betroffener Organe, beispielsweise leisten Muskeln unter Sauerstoffmangel weniger. Nach kurzen Belastungen beginnen sie deshalb zu schmerzen. Zunächst verschwinden diese Schmerzen nach kleinen Ruhepausen aber wieder. Die Ablagerungen wachsen häufig nur langsam, sodass sich die Symptome der Arteriosklerose lange Zeit nicht oder nur kaum verstärken. Mit der Zeit kann der Sauerstoffmangel aber kritisch werden. Er führt dazu, dass nun auch bei sehr geringen Belastungen und in Ruhe die Muskeln schmerzen.
Manchmal brechen Plaques allerdings auf, und kleine Klümpchen lösen sich ab. Sie können Arterien völlig verstopfen – dort, wo sie entstehen, oder woanders, wenn das Blut sie fortschwemmt. Die betroffenen Gebiete erhalten nun gar keinen Sauerstoff mehr, Zellen sterben ab, sie «ersticken». Passiert das am Herzmuskel, spricht man vom Herzinfarkt, im Gehirn von einem Schlaganfall. Bestimmte Ablagerungen, die verletzlichen Plaques, können überraschend und verhältnismässig früh im Verlauf einer Arteriosklerose aufbrechen.
Prinzipiell können sich alle Arterien des Körpers durch Ablagerungen verengen oder verschliessen. Allerdings erscheint Arteriosklerose bevorzugt an bestimmten Gefässen: am Herz, im Gehirn, am Hals, im Becken, in den Beinen und den Nieren. Hier machen sich am ehesten gesundheitliche Schwierigkeiten bemerkbar – einzeln oder gemeinsam, nacheinander oder gleichzeitig. Ob, wann und wo Beschwerden durch Arteriosklerose auftreten, entscheiden die familiäre Veranlagung, der Lebensstil und die Lage der Engstellen im Körper. Zu den häufigsten Gefahren oder Komplikationen, die bei Arteriosklerose zu fürchten sind, gehören die folgenden Erkrankungen:
- Wenn Arterien verengt sind, die den Herzmuskel versorgen (Herzkranzgefässe), sprechen Ärzte von koronarer Herzkrankheit. Sobald Sauerstoffmangel im Herzmuskel zu Schmerzen und Enge-Gefühlen führt, liegt eine Angina pectoris vor (lat.: angina = Enge-Gefühl, pectus = Brust). Man unterscheidet eine stabile Form, die sich lange Zeit nicht verschlechtert. Dagegen kann ein sogenanntes akutes Koronarsyndrom, das die Krankheitsbilder instabile Angina Pectoris, Herzinfarkt und plötzlichen Herztod umfasst, das Leben unmittelbar bedrohen.
- Im Gehirn können Ablagerungen, die sich von Arterienwänden gelöst haben, Gefässe verschliessen. Ebenso kann Arteriosklerose selbst grosse oder kleinere Hirnarterien stark verengen. In beiden Fällen können Hirnzellen aus Sauerstoffmangel absterben (Schlaganfall). Wenn nur sehr kleine Bereiche betroffen sind, können Gedächtnis, Lernfähigkeit und andere geistige Leistungen nachlassen (vaskuläre Demenz), ohne dass Lähmungen oder andere körperliche Behinderungen wie bei ausgeprägten Schlaganfällen eintreten.
- Die Schlagadern im Hals und ihre Verzweigungen sind Orte, wo sich häufig Engstellen durch Ablagerungen finden. Ebenso können Ablagerungen, die sich woanders gelöst haben, die Halsschlagadern blockieren. Als Folge sind Schlaganfälle möglich.
- Engstellen in den Arterien des Beckens können bei Männern zu Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion) führen. Teils tragen solchen Verengungen auch dazu bei, dass sich eine «Schaufensterkrankheit» entwickelt (periphere arterielle Verschlusskrankheit, PAVK).
- Bei Verengungen in den Arterien der Beine kann die Oberschenkel- und Wadenmuskulatur nicht mehr genug Sauerstoff erhalten. Wegen Schmerzen in diesen Muskeln müssen Betroffene nach kurzen Gehstrecken jeweils Pausen einlegen («Schaufensterkrankheit»). Später schmerzen die Beine auch in Ruhe, und Gewebe kann dort absterben.
- Ablagerungen in den Arterien der Nieren führen dazu, dass diese Organe schlechter arbeiten. Ihre Funktion kann dauerhaft nachlassen (chronische Nierenschwäche) oder im schlimmsten Fall ganz ausfallen (Nierenversagen). Zudem steigt der Blutdruck, oder schon bestehender Bluthochdruck verschlechtert sich.
- An prinzipiell allen Arterien können sich durch Ablagerungen die Gefässwände örtlich weiten. So entstehen bleibende Ausbeulungen mit spindel- oder sackförmigem Aussehen (Aneurysma, Mehrzahl: Aneurysmata). Ein Aneurysma löst zunächst meist keine Symptome aus. Wenn die Aussackung sehr gross ist, kann sie auf benachbarte Strukturen drücken und Beschwerden verursachen. Die ernstere Gefahr besteht darin, dass Aneurysmata reissen und zu lebensbedrohlichen inneren Blutungen oder Hirnblutungen führen. Das Risiko nimmt mit der Grösse der Aussackung zu. Ebenso bilden sich in Aneurysmata, die weit vom Herz entfernt sind, leicht Blutgerinnsel (Thromben). Sie können Gefässe verstopfen und die Blutversorgung von Organen blockieren. Am häufigsten finden Ärzte die Vorwölbungen an dem Teil der Hauptschlagader (Aorta), der im Bauch verläuft, gefolgt vom Brustteil der Aorta. An Hirngefässen und selten an Arterien der Arme, Beine oder inneren Organe können sich ebenfalls Aneurysmata bilden.
- An arteriosklerotischen Ablagerungen können sich Blutgerinnsel bilden. Die Gerinnsel können Blutgefässe verstopfen (Thrombose) und die Blutversorgung lebenswichtiger Organe behindern oder unterbinden. Mögliche Folgen sind Herzinfarkte, Schlaganfälle und Lungenembolien.
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Behandlung
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Die Therapie bei Arteriosklerose setzt besonders darauf, dass Betroffene ihren Lebensstil in geeigneter Weise umstellen, dann sind weitere Massnahmen oft unnötig. Ansonsten können Medikamente die Behandlung unterstützen. Allerdings entfernen oder bekämpfen die Mittel nicht die eigentlichen Ablagerungen in den Gefässen. Sie zielen entweder darauf ab, Risiken durch Arteriosklerose zu verringern (z.B. blutverdünnende Mittel). Andere Medikamente richten sich gegen Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen (Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Diabetes), die Risikofaktoren darstellen, also die Entstehung und Verschlechterung von Arteriosklerose begünstigen. Zuletzt können Chirurgen manchmal Verengungen beseitigen oder verengte Gefässstellen ersetzen.
Ein gesunder Lebensstil ist arterienfreundlich
Was gemeinhin als gesunder Lebensstil gilt, ist auch gut für die Arterien. Es geht somit darum, sich ausreichend und regelmässig zu bewegen, das Richtige zu essen und nicht zu viel davon, normales Körpergewicht zu halten oder anzustreben, dauerhaften Stress und hohen Alkoholkonsum zu vermeiden und gegebenenfalls mit Rauchen aufzuhören. Auch Schlafmangel, nur seltene gesellschaftliche Kontakte und ein paar andere Umstände zählen zu den Risikofaktoren (siehe «Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit»).
Medikamente
Medikamente, die bei der Therapie Anwendung finden können, richten sich gegen die Risiken der Arteriosklerose oder ihre Risikofaktoren.
- Die Bildung von Blutgerinnseln können Wirkstoffe verhindern, die die Blutgerinnung hemmen. In den meisten Fällen kommen die Thrombozytenaggregationshemmer Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel zum Einsatz.
- Um erhöhten Blutdruck zu normalisieren, eignet sich die Substanzgruppe der Antihypertensiva. Zu ihr gehören etwa Wirkstoffe aus den Familien der Diuretika, Betablocker, Kalziumkanalblocker, ACE-Hemmer und Sartane.
- Erhöhte Blutfettwerte können durch sogenannte Lipidsenker gemindert werden. Unter diesen Überbegriff fallen einige Wirkstoffe aus verschiedenen Familien. Viele Betroffene nehmen Statine ein, die auch Cholesterinsynthesehemmer bzw. CSE-Hemmer heissen.
- Überhöhte Blutzuckerwerte lassen sich durch verschiedene Mittel auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Die Wirkstoffe einschliesslich des Hormons Insulin und verwandter Substanzen werden unter dem Überbegriff Antidiabetika zusammengefasst.
Operationen
Ob chirurgische Verfahren infrage kommen, hängt von mehreren Umständen ab, beispielsweise davon, welche Arterie wo betroffen ist, wie gross die Engstelle ist und wie es um den allgemeinen Gesundheitszustand der Patienten steht.
- Ballondilatation und Stent: Für eine Aufdehnung (perkutane transluminale Angioplastie, PTA) verengter Stellen steuern Chirurgen eine Art dünnen Schlauch (Katheter) durch eine Arterie zur Engstelle vor. An der Spitze des Katheters befindet sich ein kleiner Ballon. Er wird aufgepumpt, wodurch sich die Engstelle weitet. Damit sie nicht gleich wieder zugeht, wird in den meisten Fällen ein feines Gitterröhrchen (Stent) eingeführt, um die Arterie offen zu halten. Ebenso können Fachärzte Ablagerungen mit Kathetern entfernen, die winzige Messer oder Laser tragen.
- Bypassoperation: Hier legen Chirurgen eine Umleitung für den verengten Abschnitt an. Sie schneiden vor und hinter der Engstelle ein kleines Loch in die betroffene Arterie. Die beiden Öffnungen verbinden sie mit einem Ersatzgefäss – einem Stück Vene, das sie woanders entnommen haben, oder mit einem künstlichen Schlauch.
- Öffnung von Gefässen (Thrombendarteriektomie, TEA): Gefässchirurgen legen die betroffene Arterie frei, klemmen sie ab und öffnen sie durch einen Schnitt. Anschliessend schaben sie die Ablagerungen aus beziehungsweise entfernen die innere Schicht. Zuletzt wird das Gefäss wieder verschlossen, wobei manchmal ein neues Wandstück, eine Art Flicken, eingesetzt wird (TEA mit Patchplastik).
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Die Plaques oder Ablagerungen bilden sich langsam über Jahre hinweg. Sie machen den Innenraum der Arterien schleichend enger und enger. Anfangs reicht den Muskeln und anderen Organen die Blut- und Sauerstoffmenge noch aus. Später können Schmerzen bei körperlicher Belastung und andere Beschwerden einsetzen; dann hat sich der Innenraum einiger Arterien schon um mehr als die Hälfte verkleinert. Ab diesem Grad löst Mangeldurchblutung üblicherweise Symptome aus. Wenn sich Arterien um drei Viertel oder noch stärker verengt haben, sprechen Fachleute von einer «kritischen Stenose». Manchmal machen aber sogar Arterien noch keine Probleme, die zu 90% verschlossen sind. Das ist beispielsweise möglich, wenn ein Organteil von mehreren Arterien mit Blut versorgt wird. Besonders an den Beinen und Armen treten erst spät Symptome auf. Hier hilft sich der Körper selbst, indem er Blutgefässe ausbaut oder Neue als Ersatz für Verstopfte anlegt (Kollaterale).
Robuste und verletzliche Plaques
Für mögliche gesundheitliche Risiken ist auch die Art der Plaques wichtig – ihr Alter und ihre Zusammensetzung. Als besonders gefährlich und verletzlich gelten junge Plaques. Sie sind weich, reich an Fett und haben aussen nur dünne Zellkappen, die leicht aufbrechen. Wenn das passiert, bilden sich Blutgerinnsel. Sie können Arterien komplett verstopfen und unvermittelt zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen führen. Ältere Plaques enthalten viel Kalk und Fasern. Sie sind zwar oft grösser als junge, dafür aber härter und weniger verletzlich. Sie wachsen in der Regel so langsam, dass sie meistens Beschwerden auslösen, die als deutliche Signale vor drohenden Gefahren warnen. Alte Plaques werden also eher gefährlich, wenn man sie lange übersieht oder die Beschwerden ignoriert und die Arteriosklerose nicht behandelt. Überraschende Gefässverschlüsse sind möglich, aber seltener.
Wie entstehen Plaques?
Die Entstehung der Plaques ist ein komplizierter Vorgang. Wann und warum sich Fette, Zellen und Kalk an den Wänden der Arterien ablagern, wissen die Fachleute noch nicht bis ins Detail.
Manche glauben, das Übel beginne mit winzigen Einrissen an der Arterienwand. Solche Schäden können durch Strapazen wie hohen (Blut-)Druck, Blutwirbel oder aggressive Substanzen entstehen. An die Risse lagern sich Blutplättchen an. Über Umwege setzt eine Entzündung ein, und die Arterienwand baut sich um. Dabei werden gewisse Zellen zu Fresszellen (Makrophagen), die eine ganz bestimmte Form des Cholesterins aufnehmen (oxidiertes LDL-Cholesterin). Kursiert davon viel im Blut, können sich Fresszellen «überfressen» – sie quellen auf zu prallen Schaumzellen. Diese werden von einer Art Zellkapsel umwachsen, die langsam dicker wird. Für andere Fachleute fängt Arteriosklerose schon damit an, dass normales LDL-Cholesterin in die oxidierte Form umgewandelt wird. Sie betrachten Risse in der Arterienwand nur als eine von vielen Folgen der LDL-Oxidierung. Ein Teil der Experten geht noch davon aus, dass autoimmune Prozesse eine Rolle spielen – sich das eigene Immunsystem gegen Strukturen im Körper richtet und so Arteriosklerose fördert.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Die Arteriosklerose-Risikofaktoren fallen in zwei Gruppen: Gene, also die familiäre Veranlagung, das Geschlecht und das Alter bilden die «unbeeinflussbaren». Für die «beeinflussbaren» Risikofaktoren ist der Lebenswandel ausschlaggebend.
Gene, Geschlecht und Alter
Gene können bewirken, dass Menschen schneller altern und früher Altersleiden bekommen als andere. Das ist bei Zivilisationskrankheiten aber kein unausweichliches Schicksal. Wer ungünstige Gene hat und einen ungesunden Lebensstil, entwickelt wahrscheinlich rascher Arteriosklerose als jemand mit günstigen Genen und gleichem Lebenswandel. Eine gesunde Lebensweise kann das weitgehend ausgleichen: Regelmässige Bewegung, abwechslungsreiche Ernährung, normales Körpergewicht und gegebenenfalls der Verzicht auf Zigaretten verhindern oder verlangsamen, dass sich Arteriosklerose und Risikofaktoren wie erhöhter Blutdruck oder erhöhte Blutfettwerte entwickeln. Das funktioniert mit «ungünstigen» Genen wie mit «günstigen». Wenn jemand in der Familie «herzkrank» war, Bluthochdruck oder Diabetes hatte, muss also niemand hilflos zusehen, wie die Erkrankungen bei einem selbst erscheinen. Menschen mit familiärer Veranlagung sollten aber mehr aufpassen, dass ihre Werte nicht ausreissen, und früh etwas dagegen tun. Häufig können schon geringe Änderungen im Lebensstil die Werte normalisieren und den Einfluss ungünstiger Gene neutralisieren.
Männliches Geschlecht galt lange als Risikofaktor für Arteriosklerose. Doch inzwischen zeichnet sich ab, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern nicht öfter, sondern nur früher auftreten – im Schnitt ungefähr zehn Jahre. Frauen liegen bis zu den Wechseljahren klar zurück. Dann holen sie auf und überholen die Männer letztlich sogar. Das Risiko hat sich weitgehend angeglichen. Dazu hat wohl beigetragen, dass die Zahl der Raucherinnen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stärker wuchs als die der Raucher.
Mit zunehmendem Alter finden Ärzte bei Personen auch mehr Arterien mit Ablagerungen. Bei Männern nimmt die Häufigkeit ab dem 45. Lebensjahr deutlich zu, bei Frauen nach dem 50. Geburtstag. Bei Menschen über 75 Jahren lassen sich mit bestimmten Untersuchungsmethoden in grosser Mehrheit ältere, kalkreiche Ablagerungen nachweisen. Aber nur ein Teil der Seniorinnen und Senioren hat deswegen gesundheitliche Probleme. Arteriosklerose ist eine Alterserscheinung, was ein Spruch so ausdrückt: «Ein Mensch ist so alt wie seine Gefässe».
Der moderne Lebensstil
Das Leben in der Überflussgesellschaft der Industrienationen verleitet viele Menschen zu einem ungesunden Lebensstil. Sie bewegen sich zu wenig, essen zu viel, zu fett, zu süss oder salzig. Uralt ist Tabakkonsum, der aber oft entscheidenden Anteil an der Entstehung von Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat. Die wichtigsten Arteriosklerose-Risikofaktoren sind:
- Erhöhter arterieller Blutdruck
- Erhöhte Blutzuckerwerte
- Erhöhte Blutfette
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Rauchen
Speziell die letzten drei Faktoren sind keine zufälligen Erscheinungen, sie ergeben sich nie ohne eigenes Zutun. Für Arteriosklerose spielen Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen aber eine entscheidende Rolle. Wer sie bekämpft, kann grosse Erfolge erzielen: Laut Untersuchungen sinkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen, die sich zwei- bis dreimal wöchentlich mindestens 30 Minuten bewegen, um durchschnittlich rund 35%. Denselben Effekt bewirkt Rauchverzicht bei Rauchern. Personen, die ihre Ernährung so umstellen, dass sie weniger tierische Fette und Salz enthält, können ihr Risiko um 15% verringern. Kleine Änderungen zeigen oft gute Wirkungen – wenn man sie angeht. Gesund zu bleiben, hat jeder zu weiten Teilen selbst in der Hand.
Häufigkeit
Die Häufigkeit von Arteriosklerose nimmt mit dem Alter zu. In hohem Alter haben fast alle Einwohner von Industrienationen Ablagerungen in den Arterien, ohne zwangläufig darunter zu leiden. Mehr Aussagekraft haben deshalb Zahlen zu den Folgen der Arteriosklerose, den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In der Todesursachenstatistik des Bundesamts für Statistik stehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf Platz eins. Sie machen rund ein Drittel aller Todesfälle aus (2012 – Frauen: 35,6%, Männer: 31,7%). Mangeldurchblutung führt jährlich zu 30’000 schmerzhaften und teils gefährlichen Attacken am Herz oder zu Herzinfarkten. Hinzu kommen 16’000 Schlaganfälle pro Jahr, die ebenfalls zumeist auf Arteriosklerose zurückgehen, und weitere Erkrankungen wegen Durchblutungsmangel. Er kommt bei 60-Jährigen in vier von fünf Fällen durch Arteriosklerose zustande, bei 90-Jährigen in neun von zehn Fällen.
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Vorbeugung
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Arteriosklerose vorzubeugen, heisst nichts anderes, als gesund zu leben. Damit nimmt auch die Gefahr stark ab, dass sich Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen entwickeln. Dazu muss man die entsprechenden Werte aber kennen und regelmässig messen lassen – denn Menschen mit erhöhten Werten bemerken davon ja lange nichts, nur Messungen können sie aufzeigen. Sobald Werte zu hoch liegen, sollten Betroffene versuchen, sie zu normalisieren. In der Behandlung und der Vorbeugung steht gesund zu leben an vorderster Stelle. Medikamente können für Risikopatienten (z.B. nach Herzinfarkten) zur Vorbeugung gegen solche gefährlichen Ereignisse sinnvoll sein. Bei Gesunden überwiegen eher die Nachteile. Ähnlich haben Nahrungsergänzungsmittel in Studien keine Vorteile bezüglich des Herz-Kreislauf-Risikos bewirkt. Die wichtigsten Massnahmen gegen Arteriosklerose und Erkrankungen, die sie begünstigen, sind:
- Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Diabetes behandeln: Die Erkrankungen sollten so konsequent behandelt werden, dass sich die Werte möglichst normalisieren. Ein gesunder Lebensstil sollte die Therapie unterstützen.
- Gesunde Ernährung: Ausgewogene, abwechslungsreiche Speisen sollten in Mengen auf den Tisch kommen, die nicht zu Übergewicht führen. Problematisch sind viele industriell verarbeitete Lebensmittel (z.B. Fertiggerichte), hier stecken in kleinen Bissen oft viele Kalorien. Zudem enthalten solche Speisen meist viele ungünstige gesättigte Fettsäuren und viel versteckten Zucker oder Salz. Auch Süssgetränke und Energydrinks erhöhen die Gefahr von Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besser ist es, reichlich frische Lebensmittel zu verwenden und zu essen (z.B. Früchte, Gemüse, Vollkornprodukte, [Fett-]Fisch, mageres Fleisch, magere Milchprodukte). Gesättigte Fettsäuren in der Nahrung sollte man durch ungesättigte zu ersetzen versuchen. Fett sollte weniger als 30% der Kalorien in der Nahrung ausmachen. Für Menschen mit erhöhtem Blutdruck empfiehlt es sich, die Salzaufnahme zu drosseln.
- Ausreichende und regelmässige Bewegung: Regelmässigkeit bringt mehr als hohe Intensitäten. Für Herz und Kreislauf ist es besser, viermal pro Woche 30 Minuten bei mittlerer, gleichmässiger Belastung zu trainieren als einmal zwei Stunden mit voller Kraft. Die Anstrengung sollte zur individuellen Belastbarkeit passen, im Zweifel sind Gesundheits-Checks ratsam. Je jünger man zu trainieren beginnt, desto besser ist der Effekt. In Vereinen, Sport-, Freizeit- oder Herzgruppen fällt regelmässiges Training meist leichter. Jede Bewegung ist besser als gar keine! Statt den Lift zu nehmen, kann man die Treppe wählen. Statt direkt beim Theater zu parkieren, kann man das Auto weiter entfernt abstellen und ein paar Schritte gehen. Es gibt viele Möglichkeiten, Bewegung in den Alltag einzubauen.
- Übergewicht reduzieren: Das Körpergewicht sollte sich im Normalbereich bewegen; es ist mehr als ratsam, Übergewicht abzubauen. Auf dem richtigen Weg dahin ist, wer sich gesund ernährt und sich regelmässig bewegt.
- Verzicht auf Zigaretten: Nikotin erhöht die Gefahr von Bluthochdruck, Arteriosklerose, Schlaganfällen, Herzinfarkten, Herzrhythmusstörungen und anderen Erkrankungen. Im Rauch von Zigaretten, Zigarren und Pfeifen befinden sich etwa 4000 weitere Substanzen, die viele Gesundheitsrisiken steigern, etwa die Gefahr von Lungenerkrankungen (z.B. COPD) sowie von Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Lungen-, Magen-, Nieren-, Blasen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ein Rauchstopp lohnt sich immer: Selbst nach vielen Jahren kann sich der Körper oft noch davon erholen. Wer aufhören will, sollte alle sinnvollen Hilfsmittel nutzen (z.B. Schulungen, Nikotinpräparate, Entwöhnungstabletten), um die Erfolgschancen zu maximieren.
- Weitere Krankheiten und Infektionen: Einige Erkrankungen oder Infektionen erhöhen den Blutdruck und das Risiko von anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dazu gehören Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose), chronische Nierenschwäche (chronische Niereninsuffizienz), Gicht, Schlafstörungen, besonders Schnarchen mit Atemstillständen (Apnoe) und Zahnfleischentzündungen (Parodontitis).
- Stress vermeiden oder abbauen: Hoher Arbeitsdruck, Mobbing, Ängste, Sorgen ums Geld oder um nahestehende Menschen, Schlafmangel, Lärm und viele andere Umstände können stressen. Langfristig schadet das oft dem Herz und den Gefässen. Stress kann den Schlaf stören, das Immunsystem schwächen, die Menge von Entzündungssubstanzen im Blut erhöhen und zu vermehrten Ablagerungen an Gefässwänden führen. Wenn sich Stress nicht vermeiden lässt, sollte man versuchen, alltägliche Stresssituationen zusammen mit anderen Beteiligten (z.B. Arbeitskollegen, Familie, Partner) abzumildern. Zum Stressabbau eignen sich etwa Entspannungstechniken.
- Lebensrhythmus einhalten: Schichtarbeiter bekommen öfter Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfälle und Herzinfarkte als andere Menschen. Sie leiden zudem häufiger unter Schlafstörungen und Depressionen. Ein regelmässiger Tagesablauf schont den Organismus.
- Soziale Kontakte pflegen: Menschen, die allein leben und viel allein sind, haben ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko. Soziale Kontakte sind wichtig für die körperliche und geistige Gesundheit.
- Erholsam schlafen: Durch Ein- und Durchschlafstörungen sowie nicht erholsamen Schlaf steigt das Risiko von Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall. Besonders gefährlich sind Schlafstörungen mit nächtlichen Atemaussetzern (Apnoe).
- Depressionen vermeiden oder behandeln lassen: Laut Studien haben depressive Menschen gegenüber gesunden ein um 30 bis 50% höheres Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko.
- Vorsicht bei Alkohol, Kaffee und Drogen: Bei Alkohol ist Zurückhaltung angebracht, neuere Studien haben schon bei geringen Mengen Nachteile für Herz und Gefässe festgestellt. Darum haben einige medizinische Fachgesellschaften die «sichere» Obergrenze für Männer auf täglich 25 Gramm gesenkt und für Frauen auf 20 Gramm. Zwei Tassen Kaffee pro Tag gelten allgemein als ungefährlich. Ob grössere Mengen schädlich sind, darüber streiten Wissenschaftler noch. Zu Cannabisprodukten (z.B. Haschisch, Marihuana) gibt es keine wirklich aussagekräftigen Studien. Doch der Rauch gilt als reicher an Kondensaten als Tabakrauch und ist somit sehr wahrscheinlich schädlicher für Lunge und Gefässe. In den USA ist einer von vier tödlichen Herzinfarkten unter 18- bis 45-Jährigen die Folge von Kokainkonsum. Während der ersten Stunde danach ist das Infarktrisiko 24-fach erhöht. Kokain verdoppelt zudem das Schlaganfallrisiko. Amphetamine (Aufputschmittel) und chemisch verwandte Substanzen (z.B. Ecstasy, Crystal Meth) können Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes verstärken, aber möglicherweise auch ihre Entstehung unterstützen.
- Achtung bei einigen Medikamenten: Gewisse Mittel gegen Depressionen (Antidepressiva) und Rheumamittel können das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Wenn Blutwerte den normalen Bereich übersteigen, sollten Betroffene ihren Arzt über alle Medikamente informieren, die sie aktuell verwenden. Häufig finden sich Alternativen, die keinen oder einen geringeren Einfluss auf die Risikofaktoren haben.
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TopPharm hilft!
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Bei Ihrem Gesundheits-Coach können Sie spontan und diskret Ihre Werte (Blutzucker, Blutfette, Blutdruck) messen lassen. Er kann Ihnen auch eine kurze Einschätzung dazu geben. Falls die Ergebnisse unklar oder bedrohlich sind, wird er Sie an Fachärzte verweisen. Ihr Gesundheits-Coach kann auch kompetente Ratschläge geben, wie man seinen Lebensstil geschickt auf «gesund» umstellt. Gerade wenn es darum geht, künftig auf Nikotin zu verzichten, kann er einige Mittel empfehlen, mit denen die Erfolgschancen steigen.
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Wirkstoffe