Weg mit den Härchen
Haarfrei soll der Intimbereich heute sein. Doch damit steigt das Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten. Was tun?

Eine glatte Bikinizone genügt heute nicht mehr. Nicht nur neben, sondern auch unter dem Slip ist seit einiger Zeit Kahl oder zumindest Teilrasur angesagt. Bei den Frauen laut Umfragen etwas häufiger als bei den Männern. Schamhaare sind vor allem bei jüngeren Leuten ein NoGo.
Kritische Ärzte warnen aber schon länger vor den Gefahren, denen haarlose Geschlechtsteile ausgesetzt sind. Schamhaar hat eine Funktion, es schützt die Genitalien vor mechanischer Reibung und sorgt bei den Frauen zudem dafür, dass weniger Bakterien und andere unliebsame Erreger in die Vagina gelangen. Eine Studie der Universität von Kalifornien hat bestätigt: Menschen, die sich regelmässig im Intimbereich enthaaren, sind doppelt so häufig von sexuell übertragbaren Krankheiten wie Herpes, Dellwarzen, Syphilis, Chlamydien, Gonorrhö (Tripper), HIV und Humanen Papillomviren (HPV) betroffen wie Menschen, die ihre Schamhaare spriessen lassen.
Empfindliche Haut
Marisa hatte sich Anfang 20 das erste Mal mit HPV angesteckt. Mehrere Monate dauerte es damals, bis sie die juckenden Genitalwarzen wieder los war, eine lokale Laserbehandlung war schliesslich erfolgreich. Seither verhielten sich die Viren ruhig. Bis sie vor einiger Zeit begann, ihren Intimbereich von einer Kosmetikerin mit Zuckergel enthaaren zu lassen, eine ähnliche Methode wie Wachsen. Bald musste sie feststellen, dass sich am Damm und beim Anus kleine Hautknötchen gebildet hatten, wie damals vor 20 Jahren. Ihre Gynäkologin bestätigte ihre Befürchtung: Die Papillomviren waren zurück. Die ärztliche Erklärung dafür: Beim Waxing oder Sugaring werden die Haare ruckartig ausgerissen, dabei kann es zu Mikroläsionen der empfindlichen Haut kommen. Solche Kleinstverletzungen erhöhen die Anfälligkeit für Feigwarzen und andere sexuell übertragbare Krankheiten.
Haare weg
Eine wirklich sanfte Methode der Körperhaarentfernung gibt es nicht, auch wenn die Werbung es gerne so hätte. Epilieren mit dem Epilierer ist vergleichbar mit der Wachs oder Zuckermethode. Bei der dauerhaften Haarentfernung mit dem Laser, bei welcher die Haarwurzel zerstört wird, können Verbrennungen auftreten. Und auch die Rasur ist keine gefahrlose Alternative. Rötungen, Brennen, Pickel, kleine Blutungen oder Schnittverletzungen treten beim Rasieren sogar noch öfter auf als bei der Haarentfernung mit Wachs, Zuckergel oder Epilierer. Dabei werden nämlich die Haare mitsamt den Wurzeln entfernt, weshalb es mehrere Wochen dauert, bis sie nachgewachsen sind. Die Rasierklinge kürzt die Haare jedoch bloss, sodass die Prozedur nach wenigen Tagen erneut nötig ist.
Keime aller Art
Eingewachsene Haare, Haarwurzelentzündungen oder kleine Abszesse sind die unangenehmen, aber vergleichsweise harmlosen Folgen der Haarentfernung. Heikler ist, dass die Haut bei allen Verfahren mechanisch gereizt und irritiert wird und damit anfälliger ist für Pilze und Bakterien. Sex ist dann sozusagen das Tüpfelchen auf dem i: In der Hitze des sinnlichen Vergnügens kommt es durch den Hautkontakt zu mechanischer Reibung, wodurch ein feuchtwarmes Milieu entsteht, in welchem sich Keime aller Art prächtig vermehren können.
Nachwachsen lassen
Selbstverständlich soll hier jedoch weder zur Keuschheit aufgerufen noch die intime Frisurenpflege diskreditiert werden. Der Gesundheit zuliebe ist es jedoch sicher von Vorteil, Mass zu halten und der Intimzone immer wieder mal die Gelegenheit zur Erholung zu geben. Schamhaare können die sexuelle Attraktivität nämlich durchaus steigern, da sie neben dem Schutz vor Keimen die Aufgabe haben, Pheromone abzusondern, die der sexuellen Anziehungskraft dienen. Überdies gibt es Hinweise aus der Werbung und Teilen der HomoSzene, dass üppig wachsendes Haar auch zwischen den Beinen bald wieder schick sein wird.
Wie dem auch sei, wichtig ist, bei der Haarentfernung möglichst schonend vorzugehen, sodass das Risiko für Krankheiten reduziert wird.
Intimhygiene: gewusst wie
Neben einer vorsichtigen Haarentfernung beugt auch die richtige Intimhygiene Geschlechtskrankheiten vor. Frauen müssen Folgendes beachten: Eine gesunde Vagina ist dicht mit Milchsäurebakterien besiedelt, ihr pHWert tiefer als derjenige der Haut. Das saure Milieu ist wichtig für die Abwehr von schädlichen Keimen, deshalb sollen die äusseren Genitalien wenn nötig mit einem hautneutralen Tensid (waschaktive Substanz) oder einer speziellen Seife oder Duschgel gereinigt werden. Es genügt klares Wasser oder allenfalls eine spezielle Intimwaschlotion, die auf den sauren pHWert der Vagina abgestimmt ist. Solche Produkte sind in TopPharm Apotheken oder Drogerien erhältlich. Auch Schaumbäder können sich negativ auf die Scheidenflora auswirken und damit Infektionen begünstigen. Das Gleiche gilt für Intimsprays und Vaginalspülungen. Nach dem Stuhlgang ist zudem darauf zu achten, nicht in Richtung der Scheide zu wischen.
Bei Männern ist die Intimhygiene mit einem milden Duschgel in der Regel kein Problem. Wichtig ist, dass die Vorhaut am Penis zurückgeschoben und die darunterliegende Haut gründlich gereinigt wird. Anschliessend Hodensack und Analregion einseifen und abspülen.
Krankheitsanzeichen erkennen
Trotz vorsichtiger Rasur, richtiger Intimpflege sowie geschütztem Sex ist es möglich, dass man sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit ansteckt, vor allem wenn man wechselnde Sexualpartner hat. Wichtig ist daher, den eigenen Körper aufmerksam zu beobachten. Folgende Symptome können ein Hinweis auf eine Krankheit sein und einen Arztbesuch nötig machen:
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Schmerzen und Brennen in der Intimregion
- Ausfluss aus Scheide, Penis oder Po
- Schwellungen, starker Juckreiz, Bläschen oder Warzen in der Intimregion
So geht’s:
- Ideal ist es, unter der Dusche zu rasieren, da das warme Wasser die Haut weicher macht und sie so weniger anfällig ist für Mikroverletzungen.
- Längere Haare vorab am besten mit einer Schere kürzen, fürs Epilieren ist eine Länge von 5 Millimetern ideal.
- Rasierschaum oder mildes Duschgel verwenden, damit der Rasierer besser gleitet.
- Immer in Wuchsrichtung der Haare vorgehen.
- Rasierklingen regelmässig desinfizieren oder auswechseln, um Entzündungen vorzubeugen.
- Nach der Entfernung die Haut sanft trocken tupfen, nicht rubbeln.
- Zur Hautpflege danach eignen sich Lotionen mit Aloe vera, Hamamelis, pH-neutrale Lotionen oder Pflegemittel mit Dexpanthenol. Auf Produkte mit Alkohol, Parfüm oder Konservierungs- und Farbstoffen verzichten.
- Die Trockenrasur ist für die Intimzone nicht geeignet, weil sie die Haut zu sehr strapaziert.
- Für den Intimbereich dringend abzuraten ist von Enthaarungscremes, besonders bei Frauen. Die chemischen Inhaltsstoffe können die sensible Haut der Vulva empfindlich irritieren und zu starkem Juckreiz oder schmerzhaftem Ausschlag führen. Auch bei Penis und Hodensack ist Vorsicht geboten.
- Um die Haut nach der Behandlung vor unnötigen Reizungen zu schützen, am besten vor dem Schlafengehen rasieren oder epilieren und auf Sex verzichten. So können kleine Verletzungen über Nacht in Ruhe heilen.
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