Täglich lösen über 110’000 Menschen in einer Schweizer Apotheke ein Rezept ein. Viele davon leben mit einer oder mehreren chronischen Krankheiten. Wie die Apotheke Betroffene unterstützen kann, zeigt Christine Meyer-Gerstl, Apothekerin in der TopPharm Apotheke Hinwil, im Interview auf.

Frau Meyer-Gerstl, mit welchen Anliegen suchen Betroffene von chronischen Krankheiten typischerweise Ihre Apotheke auf?

Viele chronisch kranke Patientinnen und Patienten benötigen ihr Leben lang mehrere Medikamente oder medizinische Hilfsmittel. Sie sind dankbar, wenn wir die benötigten Produkte für sie an Lager haben oder bei Bedarf schnell bestellen können. Gerade bei den Hilfsprodukten wie Urinbeutel oder Inkontinenzeinlagen schätzt es die Kundschaft, wenn das Personal genau weiss, was sie benötigt, und dies unkompliziert und diskret bereitstellen kann. Oft brauchen Betroffene auch Unterstützung bei der Anwendung ihrer Medikamente. Zudem kommt es vor, dass bei unseren Kundinnen und Kunden Fragen zu ihren Rezepten aufkommen. Dann suchen sie bei uns Hilfe. Ebenfalls lassen unsere Kundinnen und Kunden ab und an ihre Werte wie Blutdruck, Zucker oder Cholesterin bei uns kontrollieren.

Welche Angebote haben die TopPharm Apotheken für die Begleitung von chronisch Erkrankten?

Betroffene können mit der Vielzahl ihrer Medikamente überfordert sein. Hier bieten wir ein Coaching an, in welchem wir bei einem Gespräch im Detail erklären, welches Medikament wofür eingesetzt wird. Auch geben wir Ratschläge, und wie das Medikament am besten eingenommen wird, damit dessen Wirksamkeitsund Verträglichkeitspotential am besten ausgeschöpft werden kann. Weiter prüfen wir die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Medikamenten und nehmen, wenn nötig, mit der behandelnden Ärztin oder dem zuständigen Arzt Rücksprache. Wenn eine Person Mühe hat, die Medikamente korrekt einzunehmen, stellen wir Dosierungssysteme für sie bereit, um die Therapietreue zu verbessern. Zudem unterstützen wir unsere Kundinnen und Kunden auch bei der Anwendung von Inhalationsgeräten, Insulinpens oder anderen Anwendungsformen. Bei Bedarf bieten wir auch einen Injektionsservice* an, wenn jemand ein Medikament hat, das er zum Beispiel alle zwei Wochen spritzen muss, dies aber selbst nicht machen kann.

«Die Apotheke bietet einen niederschwelligen, unkomplizierten Zugang zu vielen Dienstleistungen im Gesundheitswesen»
Christine Meyer-Gerstl

Weshalb sind solche Angebote in der Apotheken aus Ihrer Sicht von grosser
Bedeutung?

Die Apotheke bietet einen niederschwelligen, unkomplizierten Zugang zu vielen Dienstleistungen im Gesundheitswesen – auch ohne vorherige Terminvereinbarung. Sie liegt zudem meistens zentral und ist gut erreichbar. Wir entlasten mit unserem Angebot die Hausarztpraxen und können die Kundinnen und Kunden bei ihrer Medikation unterstützen, sie aufklären und so die Therapietreue verbessern. Dies wirkt sich wiederum positiv auf den Krankheitsverlauf aus. Somit tragen Apotheken wesentlich zum Therapieerfolg bei.

Prävention ist bei chronischen Krankheiten ein zentrales Thema. In welcher Form bieten die TopPharm Apotheken hierbei Hand an?

Die Prävention von chronischen Erkrankungen wie etwa Diabetes und Herz-Kreislauf- Erkrankungen beginnt bereits in jungen Jahren. Wir bieten unserer Kundschaft den beliebten Herz-Kreislauf-Check an, bei welchem Blutdruck, Blutzucker und Lipidwerte (Cholesterin) gemessen werden. Im anschliessenden Beratungsgespräch werden die Werte besprochen und allfällige Lebensstilanpassungen diskutiert. Wir begleiten die Kundinnen und Kunden aber auch bei einer Ernährungsumstellung oder einem Rauchstopp.

Wie stellen Sie die Privatsphäre bei den Beratungen sicher?


Der Empfang unserer Kundinnen und Kunden ist in der Apotheke so gelöst, dass
zwischen den einzelnen Beratungstheken genügend Abstand ist, um die Diskretion zu gewährleisten. Für längere Gespräche und vertiefte Abklärungen oder auch etwas heiklere Themen verfügen wir über zwei separate Beratungsräume. Dort können wir mit den Kundinnen und Kunden ihre Anliegen ungestört besprechen und ihre Probleme lösen. Die separaten Räume sind rege in Gebrauch und werden von der Kundschaft sehr geschätzt.

Welches sind die grössten Herausforderungen bei der Bereitstellung von Medikamenten und Dienstleistungen für chronisch kranke Patientinnen und Patienten?


Zurzeit bereiten uns die Lieferengpässe Schwierigkeiten. Den Betroffenen zu erklären,
dass ihr Medikament im Moment nicht verfügbar ist und wir, wenn überhaupt möglich, auf eine Alternative ausweichen müssen, ist aufwendig. Gerade chronisch kranke Patientinnen und Patienten sind aber oft sehr dankbar, dass man sich bemüht, für sie eine gute Lösung zu finden. Dafür erhalten wir auch viel Lob. Eine weitere Herausforderung ist zudem die Kommunikation zwischen den verschiedenen Gesundheitsfachpersonen. Als zentrale Anlaufstelle können wir uns hier profilieren, indem wir zum Wohle der Betroffenen die Kommunikation suchen und zwischen Arztpraxen, Spitex sowie Patientinnen und Patienten koordinieren.


*Diese Dienstleistung ist nicht in jeder Apotheke möglich, aufgrund kantonal unterschiedlicher Regelungen.