Wenn Sie bei Magenkrämpfen oder einer Erkältung schon mal eine Tasse Tee getrunken haben, dann wissen Sie: Es fühlt sich alles gleich nicht mehr ganz so schlimm an. Denn das heisse Getränk kurbelt die Durchblutung an und wärmt den Körper von innen heraus. Damit Beschwerden wie Husten oder Bauchschmerzen mit der Zeit nachlassen, ist jedoch mehr nötig: Im Tee müssen die richtigen Heilkräuter enthalten sein und die Wirkstoffmenge muss stimmen. Darauf ist bei Arzneitees Verlass, denn sie unterliegen denselben strengen Kriterien wie andere pflanzliche Arzneimittel.
Arzneitee richtig anwenden
Verwenden Sie Arzneitees wie Arzneimittel, also immer so, wie es in der Packungsanweisung angegeben ist. Wenn Ihre Beschwerden sich verschlimmern oder nach zwei Wochen nicht abgeklungen sind, sollten Sie eine Apothekerin oder einen Arzt um Rat fragen. Bei Kindern gilt: Nicht jeder Tee ist für jedes Alter geeignet. Achten Sie daher auf die Altersempfehlung im Beipackzettel oder fragen Sie in der Apotheke nach. Auch wenn Sie schwanger sind oder stillen, sollte die Anwendung von Arzneitees immer genau erwogen werden.
Arzneitee richtig zubereiten
- Tee mit kochendem Wasser übergiessen, um die Wirkstoffe herauszulösen und Keime abzutöten.
- Teetasse abdecken, damit flüchtige Bestandteile wie ätherische Öle nicht verloren gehen.
- Tee nach Packungsanweisung ziehen lassen. Die richtige Ziehzeit ist wichtig, um den optimalen Wirkstoffgehalt des Tees zu erreichen.
- Zubereiteten Tee immer möglichst rasch trinken, damit sich darin keine Keime vermehren können.
Für Magen und Darm
Fenchel
Die ätherischen Öle der Fenchelfrüchte sind wohltuend bei leichten Magen-Darm-Beschwerden mit Krämpfen, Völlegefühl und Blähungen. Fencheltee kann schon bei Säuglingen angewendet werden. In Verdauungstees ist Fenchel oft mit Heilkräutern wie Kümmel und Anis kombiniert.
Kamillenblüten
Die Blüten der Kamille wirken entzündungshemmend auf Haut und Schleimhaut. Als Tee getrunken, helfen sie bei Magenkrämpfen und bei Entzündungen der Magenschleimhaut (Gastritis). Gurgeln mit dem Tee lindert Entzündungen in Mund und Rachen. Kleine Verletzungen der Haut heilen durch Betupfen mit frisch zubereitetem Kamillentee schneller ab. Vorsicht: Bei einer Allergie gegen Korbblütler dürfen Sie Kamillenblüten nicht anwenden.
Bei Husten und Schnupfen
Malvenblätter
Malvenblätter (Käslikraut) enthalten Schleimstoffe, die sich wie eine schützende Schicht auf die gereizte Schleimhaut der Atemwege legen. Dadurch wirken sie lindernd bei trockenem Reizhusten und bei Schleimhautentzündungen in Mund und Rachen.
Thymian
In Arzneitees wird das Thymiankraut, also die getrockneten Blüten und Blätter des Thymians, verwendet. Es
verflüssigt Schleim, der sich in den Atemwegen angesammelt hat, und hilft so bei krampfartigem und festsitzendem Husten. Ätherische Öle wie Thymol hemmen die Vermehrung von Bakterien und Viren in den Atemwegen.
Lindenblüten
Lindenblüten sind ein bewährtes Mittel bei fieberhaften Erkältungskrankheiten und Reizhusten. Sie wirken schweisstreibend und lindern den Hustenreiz. Zudem enthalten die Blüten Schleimstoffe, die trockenen Reizhusten lindern.
Für Schlaf und Nerven
Passionsblume
Das Kraut der Passionsblume wirkt sanft beruhigend, fördert den Schlaf und lindert Ängste. Es hilft auch gegen Stresssymptome wie Herzklopfen, Schwindel und Schweissausbrüche. In Tees wird das Kraut oft mit anderen beruhigenden Heilkräutern wie Baldrian und Melisse kombiniert.
Lavendelblüten
Die duftenden Blüten des Lavendels stecken voller ätherischer Öle, die eine beruhigende Wirkung auf Körper und Geist haben. Lavendelblütentee hilft bei innerer Unruhe und Einschlafstörungen, ist aber auch bei nervösen Darmbeschwerden wohltuend. Vorsicht: Bei empfindlichen Personen können Cumarine in Lavendelblüten zu Kopfschmerzen führen.
Für Nieren und Harnwege
Brennnesselblätter
Brennnesseln wirken harntreibend: Sie schwemmen Krankheitskeime und kleine Ablagerungen (Nierengriess) aus dem Körper und lindern gleichzeitig Entzündungen. Daher ist Brennnesselblättertee ein bewährtes Mittel gegen Harnwegsinfektionen. Wichtig: Achten Sie bei der Behandlung darauf, viel zu trinken, und wenden Sie den Tee nicht bei eingeschränkter Herz- oder Nierenfunktion an.
Der Experte empfiehlt:
Marco Ferrari, Inhaber der TopPharm Apotheke Ferrari in Oftringen, erklärt für APROPOS die Unterschiede zwischen Lebensmittel und Arzneitees.
Für Arzneitees gelten strenge Zulassungsanforderungen wie bei pflanzlichen Arzneimitteln und sie werden auch zu diesen gezählt. Sie sind daher sehr viel strenger kontrolliert als Lebensmitteltees. Für Arzneitees ist zum Beispiel ein deutlich höherer Gehalt an Wirkstoffen vorgeschrieben. So muss ein Pfefferminztee (geschnitten) aus der Apotheke mindestens 0,9 Prozent ätherisches Minzöl enthalten, für einen klassischen Pfefferminztee aus dem Lebensmittelbereich sind 0,6 Prozent ausreichend. Genau festgelegt ist auch, welche Pflanzenteile für welchen Tee verwendet werden dürfen. Kamillentee aus der Apotheke besteht beispielsweise nur aus den arzneilich wirksamen Kamillenblüten und enthält keine Teile des Krauts, wie es bei Lebensmitteltees erlaubt ist. Arzneitees werden zudem auf Rückstände wie Pestizide, Schwermetalle und mikrobielle Verunreinigungen kontrolliert und dürfen bestimmte Höchstmengen nicht überschreiten. Das gilt auch für Pyrrolizidinalkaloide. Das sind Inhaltsstoffe, die von bestimmten Pflanzen gebildet werden und die bei regelmässiger Aufnahme grösserer Mengen zu Leberschäden führen können. Sie gelangen unter anderem über die Verunreinigung des Saatguts mit diesen Pflanzen in den Tee. Deshalb findet bei Arzneitees auch eine Saatgutkontrolle statt. Das alles sind Qualitätsmerkmale, die Arzneitees auszeichnen und sie sicher und verlässlich in ihrer Wirkung machen.