Der Sommer könnte so schön sein – wenn nur diese Hitze nicht wäre! Immer häufiger bescheren uns die Monate von Juni bis September Rekord-Hitzeprioden. Hitzewellen sind, vereinfacht gesagt, mehrere Tage am Stück über 30 °C. Viele Menschen leiden dann unter Kreislaufbeschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schwindel. Forschende des Universitätsspitals Zürich (USZ) haben herausgefunden, dass Hitzewellen auch zu einer Zunahme von Notfallaufnahmen aufgrund von Magen-Darm-Erkrankungen führen können: Je länger eine Hitzewelle andauerte, desto höher war das Risiko für notfallmässige Spitaleintritte durch Magen- Darm-Infektionen.
Hitze als Stressfaktor
Die Forschenden des USZ bringen ihre Beobachtungen mit den Hitzewellen in Zusammenhang. Sie folgern, dass Hitze zu vermehrter körperlicher Belastung führen kann. Neben anderen stressbedingten Komplikationen können so auch Schübe von Magen- Darm-Erkrankungen zunehmen. Schon länger ist zudem bekannt, dass Magen, Darm und Psyche sich gegenseitig beeinflussen. So kann etwa Stress zu Übelkeit, Appetitlosigkeit, Sodbrennen und Schmerzen führen. Selbst Durchfall oder Verstopfung können ihre Ursache in körperlicher oder seelischer Anspannung haben.
Leichtes Spiel für Bakterien
Auch die im Darm ansässigen Bakterien, das sogenannte Mikrobiom des Darms, können auf äussere Veränderungen reagieren. Entsteht hier ein Ungleichgewicht, nimmt also die Zahl nützlicher Keime wie Milchsäurebakterien ab, können sich potenziell schädliche Bakterien ausbreiten und so zu Darmbeschwerden wie Blähungen, Völlegefühl, Durchfall oder Verstopfung führen. Hinzu kommt, dass sich bei warmen Temperaturen krank machende Keime in und auf Lebensmitteln meist leichter vermehren können als im Kühlen. Dazu gehören Campylobacter und Salmonellen, die unter anderem in nicht ausreichend gegartem Fleisch und Eiern, Rohmilch oder verunreinigtem Wasser zu finden sind. Sie zählen zu den häufigsten Auslösern von Magen-Darm- Infektionen.
Die vier häufigsten Erreger meldepflichtiger Magen-Darm-Infekte
häufigster Erreger von Lebensmittelinfektionen in der Schweiz (7000–8000 Fälle jährlich); kommt vor in rohen Eiern, nicht ausreichend erhitztem Fleisch (vor allem Poulet), verunreinigtem Wasser, Rohmilch(-produkten); löst Durchfälle, Unwohlsein und Fieber aus.
1200–2000 Fälle jährlich; kommt vor in rohen Eiern, nicht ausreichend erhitztem Fleisch (vor allem Poulet), verunreinigtem Wasser, Rohmilch(-produkten); führt oft zu abrupt einsetzenden Durchfällen, manchmal mit Erbrechen, Übelkeit, Fieber.
bis zu 1000 Fällen jährlich; dieser Bakterienstamm von sogenannten enterohämorrhagischen Escherichia coli (E. coli) wird über unzureichend gekochtes Fleisch, Gemüse, Früchte, Rohmilch(-produkte) und verunreinigtes Wasser übertragen; löst heftige Bauchkrämpfe und teilweise blutiger Durchfall aus.
bis zu 100 Fällen jährlich; kommt vor in Fleisch, Wurstwaren, Fisch, Rohmilch(-produkten) und vorgeschnittenen Salaten; oft milder Verlauf mit grippeähnlichen Symptomen; gefährlich für Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Schwangere, ältere Menschen und Neugeborene.
Kühler Kopf, ruhiger Bauch
Um sich vor hitzebedingten Verdauungsbeschwerden zu schützen, helfen oft schon ein paar einfache Regeln:
- Wärme meiden: Halten Sie sich an heissen Tagen bevorzugt drinnen auf oder suchen Sie draussen einen kühlen, schattigen Ort auf.
- Genügend trinken: Wasser ist wichtig für zahlreiche Stoffwechselprozesse. Bei einer Dehydrierung gerät auch die Verdauung durcheinander und Magen-Darm- Beschwerden werden begünstigt.
- Leichte Mahlzeiten wählen: Um Magen und Darm nicht unnötig zu belasten, sollten Sie an heissen Tagen leicht verdauliche oder kalte, erfrischende Speisen zu sich nehmen. Dazu gehören mageres Fleisch oder Fisch, frisches Obst, Früchte und gegartes Gemüse.
- Lebensmittel richtig lagern: Bewahren Sie leicht verderbliche Lebensmittel wie Eier, Rohmilch(-produkte), Fleisch und Fisch auf dem Weg vom Supermarkt nach Hause oder der Fahrt zur Grillparty in einer Kühltasche auf. Zu Hause die Lebensmittel umgehend im Kühlschrank lagern und rechtzeitig verbrauchen.
Was hilft bei Durchfall und Übelkeit?
Wenn Sie trotz aller Vorsicht ein Magen- Darm-Infekt erwischt hat, achten Sie auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser, Tee oder speziellen Elektrolytmischungen aus der Apotheke. Halten Sie sich zudem an die Anweisung der Gesundheitsfachpersonen bei Arzneimitteln, die den Durchfall stoppen. Diese unterdrücken die natürliche Darmbewegung; dadurch können die Erreger nicht aus dem Körper ausgeschieden werden.
Sollten sich die Beschwerden innerhalb von drei Tagen nicht bessern, oder haben Sie Symptome wie Fieber oder Blut im Stuhl, suchen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf!