Können Sie sich auch noch an die Mittelchen erinnern, die Ihnen als Kind verabreicht wurden, wenn Sie krank waren? Ich schmecke vor allem noch den Spray gegen Halsschmerzen auf der Zunge – der roch angenehm nach Salbei. Diesen Spray benutze ich noch heute. Dass es sich dabei um ein spagyrisches Arzneimittel handelt, war mir aber lange gar nicht bewusst. Höchste Zeit also, mich schlau zu machen: Was ist eigentlich Spagyrik und wo kann sie eingesetzt werden?
Trennen und Vereinigen
Die Spagyrik ist eines der traditionsreichsten ganzheitlichen Naturheilverfahren, dessen Wurzeln bis ins antike Ägypten zurückreichen. Was sie insbesondere von anderen Bereichen der Komplementärmedizin unterscheidet, ist die aufwändige Herstellung. Der Name ist nämlich Programm: Der Begriff Spagyrik setzt sich zusammen aus dem griechischen «spao» (trennen) und «ageiro» (vereinigen). Die Wirkstoffe aus der Pflanze werden also zuerst getrennt, dann bearbeitet und anschliessend wieder zusammengeführt. Diesem komplexen Herstellungsprozess soll es zu verdanken sein, dass die Pflanze als spagyrische Essenz ihr ganzes Wirkungspotential entfalten und somit verschiedene Beschwerden lindern kann.
Sanfte Wirkungsweise und vielfältige Anwendungsmöglichkeiten
Der Herstellungsprozess soll den spagyrischen Essenzen eine gewisse Dynamik verleihen, die das natürliche Gleichgewicht wiederherstellen und im Körper Heilungsprozesse anstossen soll. Die Spagyrik versteht sich in gewissem Sinne also als «Anregung zur Selbstheilung»: Anstatt Symptome zu unterdrücken, sollen spagyrische Arzneimittel Körper, Seele und Psyche dabei helfen, mit Beschwerden umzugehen. Spagyrik kann bei vielen chronischen und akuten Krankheiten wie auch zur vorbeugenden Behandlung eingesetzt werden. Normalerweise kann sie bedenkenlos mit anderen Therapien kombiniert werden, eignet sich also auch begleitend zu einer homöopathischen oder schulmedizinisch Behandlung. Wechselwirkungen mit Medikamenten sind keine bekannt. Eingenommen werden spagyrische Arzneimittel beispielsweise in der Form von Sprays oder Tropfen, die in etwas Wasser verdünnt werden können, oder als Salben oder Tabletten. Gut zu wissen: die Behandlung ist für Menschen jeden Alters geeignet, also auch für Kinder und Kleinkinder. Sogar Ihre pelzigen Freunde können Sie damit behandeln: Die Spagyrik kann für leichte und mittlere Beschwerden auch bei Haustieren eingesetzt werden.
Umfassende Beratung ist zentral
Lassen Sie Ihre Symptome unbedingt abklären und sich eingehend beraten, um das für Sie passende spagyrische Arzneimittel zu finden. Viele TopPharm Apotheken bieten Spagyrik an und stellen auch individuelle, auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte Mischungen her. So beispielsweise auch die TopPharm Apotheke Dorenbach in Binningen BL: Die Apotheke setzt neben dem Grundsortiment einen Schwerpunkt auf Naturheilmittel. Im grossen Schaulabor können Interessierte beobachten, wie die natürlichen Wirkstoffe zu individuellen Mischungen zusammengestellt werden. «Im Bereich Spagyrik besonders beliebt bei unseren Kundinnen und Kunden sind beispielsweise Essenzen zur Stärkung des Immunsystems», erklärt Apothekerin Dr. Le-Ha Locher. «Wir haben hierzu eine eigene Hausmischung entwickelt, den «Immunsystembooster». Dieser besteht aus Essenzen, die aus verschiedenen Pflanzen gewonnen werden, denen eine immunstimulierende und -stärkende Wirkung nachgesagt wird.» Zu diesen Pflanzen gehören laut der Apothekerin beispielsweise die Bartflechte (Usnea barbata), die Abendländische Thuja (Thuja occidentalis), ein Zypressengewächs, oder auch der Gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabnum). Auch gefragt sei der hauseigene spagyrische Rachenspray, den die Apothekerin unter anderem mit Wirkstoffen aus Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus), Salbei (Salvia officinalis), Küchenzwiebel (Allium cepa) und Thymian (Thymus vulgaris) herstellt.
Wichtig: Die Spagyrik ist als alleinige Therapie nicht geeignet, um schwere und ernsthafte Erkrankungen zu behandeln – diese sollten Sie unbedingt durch eine Ärztin oder einen Arzt abklären lassen. Allenfalls kann die schulmedizinische Behandlung durch eine spagyrische Therapie begleitet werden, beispielsweise um Nebenwirkungen zu vermindern.
So entsteht eine spagyrische Essenz
Am häufigsten zum Einsatz kommt bei der Herstellung das im 19. Jahrhundert entwickelte sogenannte Zimpel Verfahren, benannt nach dem Arzt Carl-Friedrich Zimpel.
- Die Arzneipflanze wird erst im Wasser zerkleinert, mit Hefe zersetzt und vergärt – übrig bleiben sollen dabei nur die wertvollen Inhaltsstoffe der Pflanze.
- Die vergorene Flüssigkeit wird destilliert – dabei werden die ätherischen Öle gewonnen.
- Die übrig gebliebenen festen Pflanzenteile werden verbrannt – aus der Asche lassen sich die Mineralsalze lösen.
- Die Mineralstoffe werden wieder mit dem Destillat zusammengeführt.