Mein Schlafphasenwecker weckt mich heute um 6.30 Uhr, weil ich gerade nahe am Erwachen war. Um 7 hätte ich spätestens aufstehen müssen. Ich fülle mit einem Glas Wasser meine Flüssigkeitsreserven auf – eine App hilft mir, gute Gewohnheiten und Rituale zu entwickeln. Dann lausche ich mithilfe einer kurzen Meditation in mich. Wofür ich heute dankbar bin, notiere ich im digitalen Tagebuch. Jetzt ist Zeit fürs Frühstück: Die Overnight Oats habe ich gestern mithilfe einer Rezept-App vorbereitet. Ich bin zwar nicht auf Diät, möchte aber insgesamt etwas bewusster essen.
Um 7.30 Uhr starte ich gestärkt und positiv gestimmt in den Arbeitstag im Homeoffice: Heute soll ein wichtiger Bericht für die Geschäftsleitung fertig werden. Zum Glück erinnert mich eine Achtsamkeits-App daran, zwischendurch kurze Pausen einzulegen. Die Joggingrunde über den Mittag gibt mir frische Energie für das Meeting am Nachmittag. Ich trage sie natürlich in mein Smartphone ein und freue mich über den motivierenden Zuspruch. Am Abend esse ich mit meiner Familie und wir tauschen uns über den Tag aus. Das Smartphone verabschiedet sich in den Nachtmodus, während ich es mir mit Buch und Tee gemütlich mache.
Zahlreiche Angebote in vielen Bereichen
Zugegeben: Vermutlich sind die wenigsten von uns mit so vielen digitalen Gesundheitshelfern unterwegs. Aber das Beispiel zeigt, wie gross die Palette an Apps schon ist, um körperlich wie auch mental fitter zu werden. Sei es punkto Ernährung, Fitness, Psyche oder Schlaf: Die Angebote im Bereich der digitalen Gesundheit sind praktisch endlos. Die Schwierigkeit besteht darin, sich im Dschungel der Apps jene Perlen herauszufischen, die einem persönlich tatsächlich etwas bringen. Neben Apps für die mentale und körperliche Gesundheit gibt es auch digitale Unterstützung bei der Diagnosestellung oder bei der Fernüberwachung von Krankheiten wie Epilepsie, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden in der Testphase. Selbst einer virtuellen Erstabklärung steht heute nichts mehr im Weg, zum Beispiel in Form einer Online-Diagnose bei Hautausschlägen.
Datenschutz vorab prüfen
Nicht vernachlässigen sollte man dabei den Datenschutz. Unsere Gesundheitsdaten sind ein wertvolles Gut, und die Kehrseite vieler Apps ist der intransparente Umgang damit. Seriöse Anbieter informieren transparent darüber, welche Daten sie speichern, und geben nichts an Dritte weiter. Wenn die einzigen Informationen zur Verwendung (und Speicherung) Ihrer Daten in seitenlangen unverständlich formulierten AGB daherkommen, sollten Sie kritisch sein. Unternehmen, denen Datenschutz tatsächlich wichtig ist, übersetzen die Verordnungen in verständliche Häppchen (siehe auch separate Tipps zum Datenschutz).
Rasante Fortschritte
Doch Digital Health ist noch weit mehr als ein bunter Strauss aus Apps und Online-Plattformen. Auch in der Forschung passiert gerade enorm viel. Wie die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH in einem Bericht über die künstliche Intelligenz schreibt, explodiert das medizinische Wissen auf dem Gebiet gerade förmlich. So hat die Digitalisierung beispielsweise bei der Diagnose, in der Medikamentenentwicklung und in Bezug auf die personalisierte Medizin erhebliche Fortschritte gemacht. Besonders bildgebende Verfahren sind bei der Diagnose vielversprechend. Gut trainierte Algorithmen sind heute in der Lage, Fotos mit einer Datenbank aus Tausenden Bildern abzugleichen, um Krankheiten wie Hautkrebs zu erkennen.
Nicht zu unterschätzen ist zudem die Wirkung von elektronischen Patientendossiers: Stellen Sie sich vor, Ihre bisherigen Erkrankungen, Ihre Medikamente, Ihre Allergien, die Krankheitsgeschichte der Familie und vieles mehr sind sofort für alle relevanten behandelnden Fachleute ersichtlich. Dann wissen Apothekerinnen genauso wie die Rettungssanität, der Notarzt und sogar die Rega bei Bedarf Bescheid, ohne dass Sie Auskunft geben müssen.
Gefahr von Missbrauch
Das enorme Potenzial, das die Digitalisierung und insbesondere die künstliche Intelligenz in der Medizin an den Tag legen, wird durch die noch lückenhaften Schutzmechanismen und fehlenden Regulierungen gehemmt. Denn Informationen über unsere Gesundheit könnten schnell missbräuchlich verwendet werden. Welcher Arbeitgeber will schon jemanden einstellen, der ein erhöhtes Risiko hat, schwer zu erkranken? Das lässt sich mittels DNA-Analyse teils schon heute herausfinden, und es ist von grösster Wichtigkeit, dass diese Erkenntnisse privat bleiben. Der technologische Fortschritt wirft auch ethische Fragen auf: Möchte ich selber überhaupt wissen, wie hoch mein Krebsrisiko ist? Experten sagen dazu, dass die digitale Transformation nur ein echter Gewinn ist, wenn alle von ihr profitieren. Dafür müssten Daten Gemeingut werden. Indem Daten allen zugänglich gemacht werden, profitieren in der Versorgung auch alle von dem gewonnenen Wissen. Die Chancen der Digitalisierung in der Medizin können verbildlicht werden mit fünf Blinden, die jeweils einen Teil eines Elefanten erfühlen, aber niemand das ganze Tier erkennt. Anstelle von Teilbereichen erfassen wir den Menschen vielleicht bald als Ganzes.
Tipps zum Datenschutz bei Gesundheitsapps
Nutzen Sie das digitale Universum rund um Gesundheitsdienstleistungen, sollten Sie den Datenschutz sehr wichtig nehmen. Die folgenden Fragen helfen Ihnen dabei, seriöse Anbieter zu identifizieren:
- Welche Daten werden erhoben?
- Gibt die App meine Daten für kommerzielle Zwecke weiter?
- Befindet sich der Server, auf dem meine Daten gespeichert sind, in Europa? Oder besser noch: in der Schweiz?
- Wie gut sind die Daten vor Hackerangriffen geschützt?
- Verfügt der Anbieter über ein Zertifikat, das ihm einen guten Umgang mit Datenschutz attestiert?
Aktivieren Sie zudem nach Möglichkeit die Zwei-Faktor-Authentifizierung und schalten Sie Touch- oder Face-ID ein. Überprüfen Sie auch, ob Sie den Datenschutz individuell anpassen können.