Lange galt der Winter als zeckenfreie Zeit. Zunehmend mildere Winter führen jedoch dazu, dass Zecken je nach Witterung über die Wintermonate aktiv sind. Ein Überblick über die
Gefahren, die von Zecken ausgehen können, und darüber, welche Möglichkeiten es gibt, sich davor zu schützen.

Zecken sind äusserst widerstandsfähige Tiere: Weder Hitzewellen noch Kälteperioden können ihnen etwas anhaben. So verstecken sie sich während der kalten Wintermonate an Orten, an denen es ausreichend warm und feucht ist. Sobald das Thermometer an mehreren Tagen in Folge über 7°C anzeigt, verlassen die kleinen Viecher ihre Verstecke und machen sich auf die Suche nach möglichen Opfern, einem sogenannten Wirt. Ihre Sinne helfen ihnen dabei: Sie erkennen Erschütterungen, Geruch von Schweiss und Atemluft. Zecken lauern ihren Opfern in hohen Gräsern bis zu 1,5 Metern, im Unterholz entlang von Waldrändern und -wegen, aber auch im heimischen Garten auf Farnen oder Sträuchern auf. Sobald ein Wirt – in der Form eines Menschen oder Wirbeltieres – vorbeikommt und die Zecke berührt, lässt sie sich abstreifen und krallt sich an ihrem Opfer fest. Hat die Zecke einen passenden Ort auf ihrem Wirt gefunden, reisst sie zuerst mit ihrem scherenartigen Mundwerkzeug die Haut des Wirts auf und sticht dann zu. Zecken verfügen nämlich – ähnlich wie Insekten – über einen hochentwickelten Stechapparat. Entsprechend lautet die wissenschaftlich korrekte Bezeichnung denn auch «Zeckenstich» und nicht etwa – obwohl im Volksmund weitaus häufiger verwendet – «Zeckenbiss». Während des Stechens betäubt die Zecke mit ihrem Speichel die entstandene Miniwunde und beginnt, Blut zu saugen. Die im Speichel enthaltenen Stoffe sorgen dafür, dass das Blut nicht gerinnt; gleichzeitig hemmen sie den Entzündungsprozess.

Hier stechen Zecken besonders gerne zu:

  • Haaransatz
  • Ohren-/Kopfbereich
  • Hals und Nacken
  • Schultern
  • Achselhöhlen
  • Armbeugen
  • Bauchnabel
  • Lendenbereich
  • Oberschenkel-Innenseite und Schamgegend
  • Kniekehlen

Auch wenn man ihn deshalb oft kaum oder gar nicht bemerkt: Durch einen Zeckenstich können gefährliche Krankheitserreger übertragen werden. Da gewisse Erreger erst mit der Zeit in die Wunde gelangen, sollten Sie Zecken immer möglichst rasch entfernen. Bei den von Zecken übertragenen Krankheiten sind in der Schweiz vor allem die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) von Bedeutung:

Lyme-Borreliose

Die Krankheit wird durch Bakterien aus dem Darm der Zecke, den sogenannten Borrelien, ausgelöst. Häufig erkennt man eine Infektion mittels Borrelien an der dafür typischen Wanderröte. Diese ringförmige Hautrötung kann einige Tage bis Wochen nach dem Stich um die Einstichstelle auftreten. Eine Borreliose kann unterschiedlich schwer verlaufen und verschiedene Organsysteme wie die Haut, aber auch das Nervensystem, die Gelenke und das Herz betreffen. Die Krankheit kann mittels Antibiotika behandelt werden, wenn eine Diagnose feststeht.

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems – ausgelöst durch Viren aus dem Speichel der Zecke. Bei einer Infektion zeigen sich ähnliche Symptome wie bei einer Grippe: Fieber-, Kopf- und Gliederschmerzen. Diese verschwinden in den meisten Fällen nach einigen Tagen wieder – ohne bleibende Folgen. Lediglich bei fünf bis fünfzehn Prozent der infizierten Personen verstärken sich die Symptome: Fieber, starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Nackensteifigkeit kommen hinzu. Am schwerwiegendsten sind die möglichen bleibenden Schäden bei einer Infektion des Nervensystems: Es drohen Bewusstseins- und Wahrnehmungsstörungen oder auch Lähmungserscheinungen. Im Gegensatz zur Lyme-Borreliose ist FSME jedoch nicht heilbar. Es besteht allerdings die Möglichkeit, sich mit einer Impfung vor einer Erkrankung zu schützen. Mehr zur FSME-Impfung erfahren Sie im Interview mit der TopPharm Expertin weiter unten.

Vorbeugende Massnahmen gegen Zeckenstiche:

  • Tragen Sie lange und möglichst helle Kleidung (darauf lassen sich Zecken am besten erkennen) sowie geschlossene Schuhe.
  • Stülpen Sie Socken/Strümpfe über die Hosen.
  • Sprayen Sie Ihre Kleidung und freie Hautpartien mit einem Zeckenschutzmittel ein.
  • Meiden Sie Unterholz und hohe Gräser sowie Büsche und Sträucher.
  • Suchen Sie nach jedem Aufenthalt in Wäldern/auf Wiesen Ihren Körper nach Zecken ab und entfernen sie diese; duschen Sie anschliessend.
  • Zecken an Kleidern entfernen Sie am besten mit einem Fusselroller.
  • Vorsicht auch beim Liegen im Wald, auf Wiesen sowie in Parks und im Garten!
FOKUS Zeckenstiche Danielle Arnold

Die Expertin empfiehlt:

Danielle Arnold, Apothekerin und Inhaberin der TopPharm Apotheke Siebnen, beantwortet im APROPOS-Interview die wichtigsten Fragen rund um Zeckenstiche.

Woran erkenne ich einen Zeckenstich?

Wenn die Zecke noch am Körper ist, lässt sich der Zeckenstich gut von einem Mückenstich unterscheiden; ansonsten ist dies schwieriger, da beide um die Einstichstelle eine Rötung aufweisen können. Die Zecke sieht spinnenartig aus und hat einen kleinen Kopf. Vor dem Blutsaugen ist die Zecke oft kaum sichtbar, weil der Körper klein und hell ist; sobald sie Blut gesaugt hat, wird der Körper grösser und ändert die Farbe auf Braunschwarz.

Wie gehe ich vor, wenn mich eine Zecke gestochen hat?

Die Zecke sollte möglichst schnell entfernt werden. Dazu verwenden Sie am besten eine Pinzette oder Zeckenkarte. Vermeiden Sie ruckartige und drehende Bewegungen. Versuchen Sie, die Zecke möglichst nahe an der Haut am Kopf zu greifen, nicht am Körper – durch das Zusammendrücken kann ansonsten der Mageninhalt mit möglichen Borrelien in die Stichwunde gedrückt werden. Falls Reste des Zeckenkopfs in der Haut zurückbleiben, wird dieser normalerweise innerhalb von wenigen Tagen vom Körper selbst aus der Haut geschafft. Falls Sie nicht selbst Hand anlegen können oder möchten, können Sie die Zecke im Rahmen einer vertieften Beratung auch in der Apotheke fachmännisch entfernen lassen. Eine leichte Rötung nach der Entfernung ist normal. Desinfizieren Sie danach unbedingt die Haut und markieren Sie mit einem Stift
die Einstichstelle. Ausserdem sollten Sie das Datum der Zeckenentfernung in den Kalender eintragen und die entfernte Zecke mit einem Hilfsmittel zerdrücken oder zerquetschen – nur so wird sichergestellt, dass sie nicht nochmals stechen kann.

Welche Symptome deuten auf eine Infektion hin?

Ist die erste Rötung abgeklungen und kommt es innerhalb von vier Tagen bis vier Wochen nach dem Stich zu einer weiteren Rötung – einer sogenannten Wanderröte –, kann dies auf eine Borreliose-Infektion hindeuten. «Wanderröte» deshalb, weil die Einstichstelle meist blass ist und darum herum eine sich ausdehnende, kreisförmige Rötung entsteht. Zu den häufigsten zusätzlichen Symptomen gehören Abgeschlagenheit, grippeartige Symptome, Fieber und Kopfschmerzen. Diese Symptome können allerdings auch auf eine mögliche FSME-Erkrankung hindeuten: In dem Fall treten diese Symptome ein bis zwei Wochen nach dem Stich auf. In vielen Fällen verläuft diese Erkrankung unkompliziert und ist kaum von einem grippalen Infekt zu unterscheiden; bei einer Minderheit der Fälle kommt es jedoch zu einer zweiten Phase der Erkrankung. Damit verbunden können Nackensteifigkeit, Nacken- und Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen auftreten. Falls Sie Symptome beobachten, die auf eine FSME-Erkrankung oder Borreliose hinweisen, sollten Sie unverzüglich eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

Bei wem ist eine FSME-Impfung sinnvoll, und wann ist der ideale Zeitpunkt dafür?

Alle Personen, die sich gerne in der Natur und im Wald aufhalten, können mit der Zeckenimpfung einer FSME-Erkrankung vorbeugen. Aktuell ist die Zeckenimpfung praktisch in der ganzen Schweiz empfohlen, speziell für Personen ab sechs Jahren, die sich oft im Grünen aufhalten. Erwachsene Personen können sich unkompliziert in der Apotheke impfen lassen; Kinder müssen dazu eine kinderärztliche Fachperson aufsuchen. Der optimale Startzeitpunkt für die Zeckenimpfung ist in der kalten Jahreszeit, da dann weniger bis keine Zecken unterwegs sind und man drei Impfungen für einen langfristigen Impfschutz benötigt: Bereits einen Monat nach der ersten Impfung ist eine weitere fällig. Zwei Wochen nach dieser zweiten Impfung ist ein saisonaler Impfschutz da. Die dritte Impfung wird sechs bis zwölf Monate nach der ersten Impfung durchgeführt – damit schützt man sich anschliessend für zehn Jahre. Ab dann ist jeweils eine Auffrischimpfung alle zehn Jahre erforderlich, um den Schutz aufrechtzuerhalten. Jede Auffrischimpfung zählt – falls eine vergessen ging, machen Sie jetzt einen Termin in Ihrer Impfapotheke und holen Sie diese nach