APROPOS Ausgabe 4/20 -
Fieber unter der Lupe

Welche Körpertemperatur ist normal?
Normal ist eine Temperatur, bei der alle Stoffwechselprozesse reibungslos ablaufen können. Sie liegt zwischen 36,5 und 37,4 °C. Damit die Temperatur relativ konstant bleibt, bedient sich der Organismus verschiedener Tricks. Einen davon können Sie im Sommer beobachten oder wenn Sie Sport treiben: Sie schwitzen, die Flüssigkeit verdunstet auf der Haut und bildet einen kühlenden Film. Das verhindert, dass die Körpertemperatur zu stark ansteigt. Wenn es draussen kalt ist, beginnen dagegen die Muskeln zu zittern. Das produziert Wärme und hebt die Temperatur im Körper an.
Wie entsteht Fieber?
Die Temperatur des Körpers wird durch eine Art Thermostat gesteuert, das im Gehirn sitzt – der Hypothalamus. Dringen Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren in den Körper ein, reagiert das Immunsystem. Es sendet Abwehrzellen aus, die die Eindringlinge bekämpfen. Dabei entstehen Botenstoffe, die ins Gehirn wandern und dem Hypothalamus das Signal geben, die Temperatur zu erhöhen. Um das zu erreichen, kurbelt der Organismus den Stoffwechsel an, drosselt die Wärmeabgabe über die Haut und lässt die Muskeln stärker arbeiten. Am Anfang eines fieberhaften Infekts haben Sie deshalb oft kalte Füsse und Hände, vielleicht sogar Schüttelfrost und Ihre Haut ist blass. Mit steigender Körpertemperatur beginnt die Haut dann zu glühen, Puls und Atmung gehen schneller.
Welche Funktion hat Fieber?
Fieber ist eine Schutzreaktion des Körpers. Denn viele Stoffwechselprozesse laufen bei Wärme zügiger ab. So hilft die erhöhte Körpertemperatur dem Abwehrsystem, Viren und Bakterien schnell unschädlich zu machen.
Wie lässt sich Fieber zuverlässig messen?
Am genauesten können Sie die Körpertemperatur mit einem digitalen Fieberthermometer rektal (im Po) bestimmen. Daneben gibt es Ohr- und Stirnthermometer, die die Temperatur mittels Infrarotstrahlen messen. Hier kommt es jedoch zu Abweichungen gegenüber der rektalen Messung. So liegt die Temperatur im Ohr etwa 0,3 bis 0,5 °C niedriger als im Po.
Was kann ich gegen Fieber tun?
Wichtig bei Fieber ist immer, viel zu trinken, da der Körper durch das vermehrte Schwitzen Flüssigkeit verliert. Ein bewährtes Hausmittel gegen Fieber sind Wadenwickel, die bei Kindern handwarm und bei Erwachsenen kühl sein sollten. Wenden Sie die Wickel allerdings nur an, wenn Ihre Haut oder die des betroffenen Familienmitglieds warm ist.
Wann sind fiebersenkende Mittel notwendig?
Für die Anwendung von Medikamenten ist entscheidend, wie Sie sich fühlen. Ist das Fieber nur mässig hoch und sind die Beschwerden auszuhalten, muss die Temperatur nicht gesenkt werden. Bei Schmerzen und hohem Fieber helfen z.B. Präparate mit den Wirkstoffen Ibuprofen und Paracetamol. Wichtig: Ist Ihr Kind betroffen, sollten Sie die Einnahme von schmerz- und fiebersenkenden Mitteln immer mit der Ärztin oder dem Arzt absprechen.
Wann sollte ich zum Arzt gehen?
Bei unkomplizierten Infekten normalisiert sich die Temperatur in der Regel binnen weniger Tage wieder. Bei anhaltendem Fieber oder erneutem Ansteigen der Temperatur sollten Sie dagegen immer Ihre Ärztin oder Ihren Arzt um Rat fragen. Das gilt auch, wenn Sie oder ein Familienmitglied sich sehr krank fühlen, wenn es zu Verwirrtheit oder Bewusstseinsstörungen kommt und immer, wenn Fieber bei Neugeborenen oder Säuglingen unter drei Monaten auftritt.
Erkältung oder Grippe?
Erkältungen lassen sich nicht immer eindeutig von einer Grippe (Influenza) unterscheiden. Es gibt jedoch Anzeichen, die bei der Abgrenzung helfen:
- Krankheitsbeginn: Während Erkältungen schleichend beginnen, setzen die Beschwerden bei der Grippe oft ganz plötzlich ein.
- Fieber: Bei Erkältungen steigt die Temperatur meist gar nicht oder nur leicht an. Die Grippe geht dagegen oft mit plötzlichem Fieber einher, das drei bis vier Tage anhalten kann.
- Symptome: Bei der Grippe fühlen sich die Betroffenen oft sehr abgeschlagen und leiden unter starken Beschwerden wie Muskel und Gelenkschmerzen und starkem Kopfweh. Erkältungssymptome sind meistens schwächer ausgeprägt: Niesen, verstopfte Nase und Husten mit Schleimbildung.
Nicht selten greifen in der Folge einer Grippeinfektion Bakterien in das Geschehen ein, was zu einer Komplikation führen könnte und oft einer Antibiotikatherapie bedarf. Ein bestimmter Entzündungsfaktor im Blut kann bei der Unterscheidung zwischen einem bakteriellen Infekt und einem viralen Infekt helfen: das C-reaktive Protein (CRP). Der CRP-Wert steigt bei einem bakteriellen Infekt deutlich stärker an.
CRP-Wert rasch und unkompliziert in der Apotheke messen lassen
Mittels einiger Tropfen Blut aus der Fingerkuppe und eines Schnelltests kann in der Apotheke innerhalb von wenigen Minuten Ihr aktueller CRP-Wert bestimmt werden. Damit lässt sich – unter der Berücksichtigung Ihrer akuten Beschwerden – feststellen, ob es sich wahrscheinlich um eine bakterielle Infektion handelt.