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APROPOS Ausgabe 2/23
«Es ist schön, die Tage und die Familienzeit etwas entspannter angehen zu können»

Im September 2022 hat die Triathlon-Olympiasiegerin Nicola Spirig ihre Karriere als Profisportlerin mit der Teilnahme am Greifenseelauf beendet. Was sich seitdem in ihrem Leben verändert hat und welche Pläne die erfolgreiche Sportlerin noch hat, verrät sie APROPOS im Interview.

Von Jasmin Geissbühler

zvg Greifenseelauf

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Nicola, wie hat sich dein Alltag seit dem Ende deiner Karriere verändert?

Der Sport nimmt sicher viel weniger Platz ein und hat auch weniger Priorität. Waren es früher drei Trainingseinheiten pro Tag, die gut geplant sein mussten, trainiere ich im Moment jeweils eine Stunde pro Tag. Dies meist früh am Morgen von 6 bis 7 Uhr, wenn die Kinder noch nicht wach sind und auch noch keine Termine anstehen. Unser Alltag ist dadurch etwas ruhiger geworden und ich habe sicher weniger Druck, weil ich nicht mehr auf Wettkämpfe hin in Topform kommen muss. Es ist schön, die Tage und die Familienzeit etwas entspannter angehen zu können. Trotzdem ist mein Alltag sehr spannend geblieben; durch verschiedene Projekte mit meiner Stiftung und der Pho3nix Foundation, Referate und meine Aufgabe bei On, eine bessere Unterstützung für Athleten aufzubauen.

Du bist nun öfters zu Hause. Wie ist das für deine Familie?

Ich war schon vorher immer zwischen den Trainings zu Hause und versuchte, die Einheiten so zu legen, dass ich möglichst viel Zeit mit meiner Familie verbringen konnte. Auch kam die Familie oft in Trainingslager mit. Aber jetzt ist es sicher entspannter für alle und weniger durchorganisiert. Ich freute mich am Ende der Karriere sehr darauf, auch einmal einen ganzen Tag mit den Kindern zu sein, ohne immer wieder für ein Training weggehen zu müssen. Und ich glaube, die Kinder und mein Mann geniessen es auch sehr, dass der Alltag entspannter ist.

Auf welchen Erfolg bist du rückblickend besonders stolz?

Wenn ich zurückblicke, sehe ich ganz viele Erlebnisse, Erinnerungen, Erfolge, Begegnungen, aber auch Rückschläge, die ich bewältigt habe und auf die ich ebenso stolz bin wie auf die erreichten Siege. Es ist also der Weg, der mich stolz macht. Ich bin stolz darauf, auf eine so lange Karriere mit einer wahnsinnigen Entwicklung zurückblicken zu können. Und darauf, dass ich mir selbst treu geblieben bin und den Sport mit Studium, Stiftungsgründung und Familie kombinieren konnte.

Gibt es trotz all deiner Erfolge etwas, das du mit dem aktuellen Wissen im Nachhinein anders gemacht hättest?

Eigentlich nicht. Es gab Verletzungen, die ich im Nachhinein sicher lieber vermieden hätte. Aber ich glaube, ich habe durch diese Rückschläge viel dazugelernt und bin stärker geworden. Es hat auch diese Zeiten gebraucht, um schliesslich über eine so lange Zeit erfolgreich zu sein. Mein Coach Brett Sutton meinte jeweils, ich wäre noch viel erfolgreicher gewesen, wenn ich früher mit ihm zu arbeiten angefangen hätte. Aber ich glaube nicht, dass ich früher in meiner Karriere schon dazu bereit gewesen wäre – und er als Coach wohl auch nicht. (Lacht.)

Welche Erkenntnisse nimmst du für dich mit von der aktiven Zeit als Profisportlerin?

Ich habe durch den Sport unglaublich viel gelernt, das mir auch im Alltag hilft. Mir ein Ziel zu setzen, Probleme zu lösen und vor allem mich auf das zu konzentrieren, was ich beeinflussen kann, nicht auf jene Dinge, die ich nicht ändern kann.

Was macht Triathlon als Sport heute für dich aus?

Triathlon hat mein Leben definitiv verändert und ist meine Leidenschaft. Für mich ist Triathlon durch die drei Disziplinen eine sehr abwechslungsreiche Sportart, in der man sicher viel Ausdauer braucht. Aber es spielen auch Aspekte wie Taktik, Stehvermögen und Vielseitigkeit eine Rolle. Mit dem neuen Mixed Team Relay, einer Teamstaffel mit je zwei Frauen und Männern, kam dann auch noch der Teamaspekt dazu.

Aufgrund deiner langjährigen Erfahrungen im Profisport hast du sicherlich ein paar nützliche Tipps punkto Trainingsgestaltung und Motivation für die Freizeitsportlerinnen unter unseren Lesern?

Regelmässiges, konstantes Training ist das A und O sowohl im Profisport als auch auf allen Leistungsebenen der Freizeitsportler. Es bringt mehr, zwei bis drei kürzere Trainings zu absolvieren als ein langes. In Gruppen oder mit der Kollegin macht es normalerweise mehr Spass und es ist viel einfacher, sich zu überwinden, da man eine fixe Zeit im Kopf hat und Menschen, die auf einen warten, um gemeinsam Sport zu treiben. Ich finde Intervalltrainings sehr sinnvoll (das kann auch auf tiefstem Niveau sein, zum Beispiel 1 Min. laufen, 1 Min. marschieren), weil sie den Körper fordern und Leistungsfortschritte bringen, aber auch abwechslungsreich und darum motivierend sind.

Daniel Vazquez

Du engagierst dich mit der Nicola Spirig Stiftung dafür, dass Kinder aus allen sozialen Schichten sportlich aktiv sein können. Was hat dich dazu bewegt, die Stiftung zu gründen?

Ich wollte meine Goldmedaille von den Olympischen Spielen in London nutzen, um Kinder zu einem gesunden Lebensstil zu motivieren. Sport hat mich ganz viele Fähigkeiten gelehrt, die mir auch immer wieder helfen, meinen Alltag gut zu bewältigen, und ich bin sicher, dass der Sport als Lebensschule auch vielen Kindern eine Hilfe sein wird. So organisieren wir einerseits eine Triathlonserie für Kinder im Alter von 5 bis 13 Jahren mit zehn Rennen in der ganzen Schweiz verteilt, andererseits machen wir Projekte mit Schulen und bieten online Schritt-Challenges und Übungsvideos an.

Wie können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen, Freude an sportlichen Aktivitäten zu finden?

Indem sie ihnen die Möglichkeit geben, verschiedene Sportarten kennenzulernen und sich mit ihnen zusammen bewegen, sodass sie Sport mit schönen Erlebnissen mit der Familie verbinden.

Wie sieht es punkto Sport bei deinen Kindern aus? Welche Sportarten sind bei ihnen hoch im Kurs?

Sie gehen wie viele Kinder ins Kinderturnen und in die Jugi, spielen Unihockey, schwimmen, reiten, fahren Ski. Für uns ist es schön, wenn sie Spass haben, sich zu bewegen.

Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Welche Pläne hast du für die kommenden Jahre?

Ich freue mich sehr, Projekte wie jene mit meiner eigenen Nicola Spirig Stiftung, unserer Kinderserie und der Pho3nix Foundation, die Arbeit mit On und andere Projekte, die gerade im Entstehen sind, weiter voranzutreiben und zu entwickeln. Ich finde es auch gut, dass noch nicht alles fix ist und Neues entstehen kann. Ich werde sicher in verschiedener Weise mit dem Sport verbunden bleiben. Daneben freue ich mich extrem, in den nächsten Jahren Zeit mit den Kindern zu verbringen und sie auf ihrem eigenen Lebensweg zu unterstützen.