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APROPOS Ausgabe 1/23
Narben – Zeichen gelebten Lebens

Glatt und makellos? Wunden heilen selten komplett spurlos. Wie Narben entstehen und was sich tun lässt, wenn sie jucken, schmerzen oder stören.

Von Mirjam Oertli

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Der Ausrutscher beim Gemüserüsten, die Schürfung vom Velounfall oder der Einschnitt einer Operation: Wer lebt, sammelt Wunden. Und aus Wunden werden Narben. Immer dann zumindest, wenn eine Verletzung das Gewebe bis zur zweiten Hautschicht, der Lederhaut, beschädigt. Was sich dann in Gang setzt – die Wundheilung –, gleicht einem ausgeklügelten Reparaturplan. Er sorgt dafür, dass sich die Körperoberfläche schnellstens wieder schliesst. Und zurück bleibt am Ende «nur» die Narbe.

Was wir in der Hand haben – und was nicht

Wie sich eine Narbe entwickelt, können wir nicht vollumfänglich beeinflussen. Wer unter einer Wundheilungsstörung leidet, wird eher Probleme erleben. Je älter wir zudem werden, desto schlechter heilen unsere Wunden. Auch Art, Tiefe und Stelle der Verletzung sowie der Hauttyp des Patienten bzw. der Patientin entscheiden mit, wie gut die Wunde heilt und wie reibungslos sich die Narbe bildet.  Wundinfektionen stellen eine erhöhte Gefahr für eine unschöne Narbenbildung dar und sollten durch entsprechende Wundhygiene vermieden werden. Schmerzt eine Narbe auch nach Wochen der Wundheilung noch oder dehnt sich gar aus, sollte man sie ärztlich beurteilen lassen. Mit einer passenden Therapie kann ihr zu Leibe gerückt werden. Bei überschiessenden Narben kommt etwa die Injektion von Kortison infrage. Es wirkt entzündungshemmend und bremst das Zellwachstum. Bei kraterartigen Narben können die feinen Nadelstiche des Microneedling die Kollagenproduktion anregen. Auch Laser- oder Kältetherapien werden zur Narbenbehandlung eingesetzt. Und manchmal ist ein chirurgischer Eingriff angezeigt, um eine Narbe «abzuschleifen» oder «auszuschneiden». Gerade bei bewegungseinschränkenden Narben können zudem physio- oder ergotherapeutische Behandlungen Probleme lindern. Manche Menschen sprechen überdies auf komplementäre oder alternative Methoden der Narbenentstörung an, wie Homöopathie, Schröpfen, Craniosacral- oder Neuraltherapie.  Nicht alles haben wir in der Hand. Dennoch können wir vieles tun, um Wundheilung und Narbenbildung positiv zu beeinflussen (siehe Tipps). Und uns darüber hinaus vielleicht mit einem Zitat des Schriftstellers John Steinbeck trösten: «Am Leben zu sein, heisst, Narben zu tragen.»

Laura Schnell: Fotograf Christoph Läser Die Expertin empfiehlt:

Laura Schnell, Apothekerin und Geschäftsleiterin der TopPharm Limmatplatz Apotheke in Zürich, gibt Tipps zum Umgang mit Narben:

Frau Schnell, welchen Narbenproblemen begegnen Sie im Apothekenalltag?

Häufig hören wir von juckenden oder von verfärbten Narben. Wenn eine Narbe juckt, ist die umliegende Haut oft schlicht zu trocken. Eine regelmässig aufgetragene Narbencreme ist da der beste Rat. Gegen Verfärbungen helfen pigmentaufhellende Produkte.

Was empfehlen Sie, wenn eine Narbe schmerzt?

Wenn die Schmerzen stark sind oder die Narbe schlecht verheilt, legen wir Betroffenen den Arztbesuch nahe. Ansonsten bieten sich Silikonpflaster oder -gels an. Sie machen harte Narben weicher und elastischer, was Schmerzen lindern kann. Nötig sind dabei aber eine regelmässige Anwendung und Geduld.

Und welches ist Ihr wichtigster Tipp?

Am wichtigsten ist es, möglichst früh mit der Massage einer Narbe zu beginnen: Sobald die Fäden gezogen sind, die Wunde verschlossen ist und nicht mehr nässt, sollte man sie zweimal täglich massieren. Je früher man anfängt und je ausdauernder man dranbleibt, umso besser wirkt es sich auf das Hautbild aus.