Alles klar, Papi?
Beruf, Familie, Partnerschaft: Männer müssen heute mehr als einer Rolle gerecht werden. Ein ausgeglichener Lebensstil schützt sie dabei vor Stress.

Den Nachwuchs zur Schule fahren, bei den Hausaufgaben helfen und abends noch eine Runde Basketball mit dem Ältesten spielen – für viele Männer ist es heute ganz selbstverständlich, aktiv an der Betreuung ihrer Kinder teilzunehmen. Traditionelle Rollenmuster, bei denen diese Aufgabe allein den Frauen vorbehalten war, gibt es kaum noch. «Frauen sind heute viel besser ausgebildet als früher, deshalb stellen sie höhere Ansprüche an die eigene Karriere und an den Partner», sagt Prof. Dr. Ulrike Ehlert von der Universität Zürich.
Gesunde Vater-Kind-Beziehung
Die Psychologieprofessorin betrachtet Männer aus der wissenschaftlichen Perspektive. In einer ganzen Reihe von Studien hat sie untersucht, wie das starke Geschlecht tickt. Daher weiss sie, dass der Kontakt zwischen Vater und Kind nicht nur wichtig für den Nachwuchs selbst ist, sondern auch das Wohlbefinden der Väter beeinflusst. «Wir haben festgestellt, dass Väter, die mit ihren Kindern und der Mutter der Kinder in einem Haushalt wohnen, die grösste Lebenszufriedenheit aufweisen.»
Single- und Patchwork-Väter sowie Väter, deren Kinder getrennt von ihnen leben, leiden dagegen häufiger unter Stress und fühlen sich stärker psychisch belastet. Bleibt der regelmässige Kontakt zu den Kindern auch nach einer Trennung der Eltern erhalten, können die negativen Effekte auf das Wohlbefinden abgemildert werden.
Anti-Stress-Strategien für Männer
- Prioritäten setzen: Schreiben Sie Ihre Aufgaben auf und überlegen Sie, was zuerst erledigt werden muss. Arbeiten Sie Punkt für Punkt auf Ihrer Liste nach Dringlichkeit ab und streichen Sie überflüssige Aufgaben.
- Einstellung überdenken: Oft ist der eigene Perfektionismus schuld, wenn die To-do-Liste immer länger wird. Fragen Sie sich: «Welche Aufgaben müssen unbedingt von mir selbst erledigt werden?», und bitten Sie Familie, Freunde oder Kollegen um Hilfe.
- In Balance bleiben: Reservieren Sie feste Termine für Auszeiten mit Familie, Freunden oder für sportliche Aktivitäten. Das schafft Verbindlichkeiten und hilft Ihnen, Arbeit und Freizeit im Gleichgewicht zu halten.
- Stresshormone abbauen: Gerade in Zeiten hoher Stressbelastung ist es wichtig, regelmässig Sport zu treiben. Denn Bewegung, ganz gleich ob Laufen, Schwimmen oder Radfahren, führt dazu, dass die körperlichen Stressantworten abnehmen.
Karriere oder Bindung?
Ob Männer ihre Rolle als Väter positiv oder negativ wahrnehmen, hat allerdings auch etwas mit unterbewussten Motiven zu tun, weiss Prof. Ehlert: «Männer, die eine starke Tendenz zur Bindung aufweisen, empfinden die Vaterschaft oft positiver als Männer, die sehr leistungsorientiert sind.» Liegt der Fokus der Männer auf der Karriere, können sie sich durch die Vaterrolle im Job herabgesetzt fühlen oder leiden unter den finanziellen Einbussen, die mit der Gründung einer Familie einhergehen. Dadurch empfinden sie die Vaterschaft oft als weniger erfüllend als Männer mit einem starken Wunsch nach Bindung.
Arbeit und Freizeit ausbalancieren
Tatsache ist: Männer müssen heute mehr Aufgaben erfüllen als früher. Während berufstätige Frauen schon immer zwischen Job und Familie hin und her balancieren mussten, ist diese Herausforderung für Männer erst in den vergangenen Jahren hinzugekommen. Verlangt es der Job beispielsweise, Überstunden zu machen oder zu reisen, können Männer ihre Vaterrolle oft nicht in dem Mass erfüllen, wie sie es gerne würden.
Die Wissenschaft interessiert sich daher immer mehr dafür, wie Männer Stress erleben. Neben der Familie ist für die meisten von ihnen der Job ein wichtiger Schwerpunkt. Häufige Stressfaktoren sind daher Über- oder Unterforderung am Arbeitsplatz, Konkurrenzsituationen oder drohende Arbeitslosigkeit. Was dagegen hilft? «Die Fokussierung auf den Beruf überdenken!», rät Prof. Ehlert.
Das entscheidende Stichwort dafür heisst Work-Life-Balance: Statt nur zu arbeiten, sollten Männer bewusst Freizeitaktivitäten in ihren Tagesablauf einplanen, z.B. in Form von Sport oder Auszeiten mit Familie und Freunden.
Stress: Alarmbereitschaft des Körpers
Gelingt es nicht, diesen Ausgleich zu schaffen, kann negativer Stress, der sogenannte Distress, mit der Zeit überhandnehmen. Der Körper schüttet vermehrt Hormone wie Adrenalin und Kortisol aus. Dadurch steigt der Blutdruck, und das Herz schlägt schneller.
Geschieht das unter Dauerstress immer wieder, bleibt der Körper in ständiger Alarmbereitschaft. Die Stresshormone und der Blutdruck sinken nicht mehr auf das normale Niveau ab. Schlafstörungen, Nervosität und Muskelverspannungen sind häufig erste Anzeichen für anhaltenden Stress. Bleibt die Situation unverändert, können sich Herz-Kreislauf-Probleme und chronische Krankheiten wie Diabetes entwickeln. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen stehen häufig mit Stress in Verbindung.
Männer sind anders gestresst
Aus Studien weiss man heute, dass Männer Stress anders wahrnehmen als Frauen. Prof. Ehlert: «Im Rahmen eines Stresstests haben wir beobachtet, dass Männer die Belastung anschliessend wesentlich geringer einschätzten als Frauen, die den gleichen Test absolviert hatten.»
Die Messung der Stresshormone ergab allerdings ein anderes Bild: Bei den Männern liess sich ein stärkerer Anstieg von Kortisol feststellen als bei den untersuchten Frauen – zumindest, wenn die Frauen im gebärfähigen Alter waren. In dieser Lebensphase sind Frauen durch das Hormon Östrogen, einen natürlichen Gegenspieler des Stresshormons Kortisol, besser vor Stress geschützt als Männer. Erst mit dem Abfall des Östrogenspiegels nach den Wechseljahren zeigen sie ähnliche physiologische Reaktionen auf Stress wie das andere Geschlecht.
Untersuchungen wie diese weisen darauf hin, dass Männer weniger sensibel auf Stress reagieren als Frauen, obwohl er sich stärker auf ihren Körper auswirkt. Daher ist es für Männer wichtig, einen ausgeglichenen Lebensstil zu führen, auch wenn sie sich nicht akut durch Stress belastet fühlen.
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