Tripper
Synonym: Gonokokken-Infektion, Gonorrhoe/Gonorrhö, Morbus Neisser
Tripper, in der Fachsprache auch Gonorrhoe, gehört zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Weil viele Betroffene ihre Infektion nicht bemerken, breiten sich die Erreger immer wieder aus. Sie können Unfruchtbarkeit verursachen.
Gonorrhoe entsteht durch bestimmte Bakterien (Neisseria gonorrhoeae, Gonokokken), die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden. Die Erreger befallen besonders Schleimhäute in der Harnröhre und den Geschlechtsorganen. Auch Analbereich und Rachen können betroffen sein. Gonokokken-Infektionen an den Augen kommen nicht durch sexuelle Kontakte zustande, sie treten hauptsächlich bei Neugeborenen auf.
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Symptome
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Infektionen mit Gonokokken an Geschlechtsorganen (genitaler Tripper, genitale Gonorrhoe) verlaufen teils sehr mild oder ohne jegliche Symptome. Wenn Beschwerden auftreten, sind sie bei Frauen und Männern verschieden.
Tritt bei Ihnen morgens vor dem Wasserlassen ein gelblich-grünliches Tröpfchen aus der Öffnung der Harnröhre am Penis aus und ist sonst Ausfluss sichtbar?Haben Sie leichten, milchigen Ausfluss aus der Scheide?Machen sich vor und beim Wasserlassen verstärkter Harndrang, Brennen oder Schmerzen bemerkbar?Wenn Tripper der Genitalien spürbar wird, dann meist durch Symptome wie Ausfluss, Harndrang oder Brennen. Allerdings verursachen nicht wenige Gonokokken-Infektionen der Genitalien gar keine Beschwerden. Deshalb findet häufig keine Behandlung statt. Betroffene Personen sind jedoch potenzielle Überträger der Erkrankung. Noch häufiger unbemerkt bleiben Gonokokken-Infektionen an anderen Organen als den Genitalien (extragenitale Gonorrhoe), weil sie in der Mehrheit ohne Symptome verlaufen. Doch Personen mit solchen Infektionen bilden unentdeckte Reservoirs für die Erreger. Dadurch kann sich Tripper immer wieder in der Bevölkerung ausbreiten.
Wann zum Arzt?
Gehen Sie für eine fachliche Abklärung zum Arzt, sobald Sie bei sich oder Ihrem Partner mögliche Anzeichen von Tripper entdecken. Dieser Verdacht besteht, wenn
- Juckreiz und/oder Brennen an Genitalien oder Harnröhre auftritt.
- sich die Gebärmutter entzündet hat und eitriger Ausfluss erscheint, bei akuten Entzündungen der Eileiter oder Eierstöcke oder/und weiterer Organe in der unteren Beckenregion, bei vaginalem Ausfluss und wenn Sie jünger als 30 Jahre sind sowie möglicherweise einen neuen Partner haben.
- bei Männern Ausfluss aus der Harnröhre vorliegt oder sich die Hoden zusammen mit den Nebenhoden entzündet haben (Epididymoorchitis) und Sie jünger als 40 Jahre sind.
- Ihr Partner mit Gonokokken infiziert ist oder andere sexuell übertragbare Infektionen hat.
- Neugeborene eine eitrige Bindehautentzündung haben.
Genitaler Tripper bei Männern
Rund zwei bis sechs Tage nach der Infektion entwickelt sich eine Harnröhrenentzündung (Urethritis). Sie zeigt sich durch Ausfluss von gelblichem, trübem Eitersekret, das oft morgens vor dem ersten Wasserlassen austritt (Bonjour-Tröpfchen). Häufig ist die Öffnung der Harnröhre gerötet, teils auch die Vorhaut entzündet (Balanoposthitis). Die Harnröhre kann jucken und das Wasserlassen mit starkem Harndrang, Schmerzen oder sehr schmerzhaftem Brennen verbunden sein. Wenn die Erkrankung weiter fortschreitet, können noch an anderen Stellen Entzündungen erscheinen und zu Komplikationen führen. Je nach Studie treten bei 5 bis 20 von 100 Männern mit Genitaltripper keine Symptome auf.
Genitaler Tripper bei Frauen
Bei Frauen erscheinen Symptome später, wahrscheinlich etwa zehn Tage nach der Infektion. Sie fallen zudem meist milder aus – oft so mild, dass die Erkrankung nicht erkannt wird. Fachleute schätzen, dass die Hälfte bis zwei Drittel aller betroffenen Frauen die Infektion anfänglich nicht bemerken. Sie kann sich ausbreiten und chronisch werden. Die Harnröhreninfektion zu Beginn verursacht in der Regel nur leichtes Brennen beim Wasserlassen; Schmerzen sind selten, Harndrang und Ausfluss können auftreten. Wenn sich der Gebärmutterhals entzündet (Zervizitis/Cervicitis), kann es zu Scheidenausfluss kommen.
Gonokokken-Infektion des Enddarms und des Rachens
Rektaler Tripper (rektale Gonorrhoe), also Tripper im Bereich des End- oder Mastdarms (Rektum), entsteht durch Analverkehr oder durch Kontakt der Analregion mit abfliessenden Genitalsekreten. Bei Frauen bleiben Symptome in mehr als 90% der Fälle aus, bei Männern ebenfalls häufig. Die unbemerkten Erreger können zu wiederholten Infektionen führen. Männer können eine Entzündung des Enddarms entwickeln (Proktitis), bei der Schmerzen, schmerzhafter Stuhlgang und Ausfluss möglich sind.
Rachentripper (pharyngeale Gonorrhoe) kommt durch Oralverkehr zustande. Bei Betroffenen sind zudem meistens auch die Genitalien oder der Enddarm von Gonokokken befallen. Rachentripper verläuft üblicherweise ohne Symptome. Die Erregerreservoirs im Mund können für wiederholte Infektionen bei Partnern sorgen.
Gonokokken-Infektion der Augen
Augentripper (okulare Gonorrhoe, Ophthalmo-Blennorrhoe, Gonoblennorrhoe) bekommen hauptsächlich Neugeborene, die sich im Mutterleib oder häufiger während der Geburt bei der Mutter angesteckt haben. Deshalb erhalten Kinder infizierter Mütter direkt nach der Entbindung Augensalben, die Antibiotika enthalten. Teilweise bieten Ärzte die Behandlung auch prophylaktisch an. Selten entsteht Augentripper bei infizierten Erwachsenen durch Selbstansteckung, etwa wenn sie sich mit kontaminierten Fingern die Augen reiben. Symptome können ausbleiben, aber ebenso mild oder schwer ausfallen. Sie ähneln denen einer Bindehautentzündung: Die Lider schwellen an, die Bindehaut rötet sich, Eiter bildet sich und kann die Lider verkleben. Die Erkrankung führt schnell zu Komplikationen an der Hornhaut des Auges, wodurch Betroffene an Sehkraft verlieren oder erblinden können. Eine Behandlung muss stattfinden, so schnell es geht. In Entwicklungsländern führen Gonokokken-Infektionen von Neugeborenen häufig zu Erblindung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass etwa eine von zehn krankheitsbedingten Erblindungen auf Augentripper zurückgeht.
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Behandlung
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Ärzte fragen zunächst nach Symptomen und dem Sexualverhalten (Häufigkeiten, wechselnde Partnerschaften, Orientierung etc.). Danach legen sie Kulturen mit den Erregern an, um diese mikroskopisch zu bestimmen und ihre Antibiotikaresistenzen oder -empfindlichkeiten mit einem Antibiogramm zu ermitteln. Weil sich Gonokokken meist an mehreren Stellen des Körpers finden, ist es sinnvoll, für das Probenmaterial mehrere Abstriche zu machen – von Harnröhre, After, Rachen und bei Frauen noch vom Gebärmutterhals. Bei positiven Befunden sollten Tests auf weitere sexuell übertragbare Krankheiten (engl.: STD = sexually transmitted diseases) erfolgen, zumindest auf Chlamydien, Syphilis und HIV. Gerade Infektionen mit Chlamydien ähneln Tripper teilweise so stark, dass sie äusserlich nicht auseinanderzuhalten sind. Bis zu ein Drittel der Tripper-Erkrankten haben zusätzlich eine Infektion mit Chlamydien, die üblicherweise gleich mitbehandelt wird.
Die Behandlung der Erkrankten und ihrer Sexualpartner erfolgt mit Antibiotika. Wegen zunehmender Resistenzen der Gonokokken kommen einige Wirkstoffe (z.B. Penicilline, Ciprofloxazin, Cefixim), die bisher als Standard galten, nicht mehr oder nur noch in Ausnahmen (z.B. bei Unverträglichkeiten, Allergien) und bei erwiesener Empfindlichkeit der Erreger in Betracht. Zudem gehen Fachleute mehr und mehr dazu über, die Mittel per Injektion oder Infusion zu verabreichen statt als Tabletten. Die Eidgenössische Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG) des Bundesamts für Gesundheit (BAG)empfiehlt derzeit eine einmalige intramuskuläre Injektion von Ceftriaxon und zusätzlich die Einnahme von Azithromycin. Viele Fachleute raten zu einem Kontrolltermin eine Woche nach der Behandlung, um deren Erfolg zu prüfen. Bei Augentripper und generalisierter Gonorrhoe (siehe «Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten») erhalten Patienten die Medikamente in der Regel für mehrere Tage. Wenn diese Mittel nicht anwendbar sind, versuchen Ärzte meistens, festzustellen, für welche Antibiotika die vorhandenen Keime empfindlich sind, und setzen dann entsprechende Wirkstoffe ein.
Behandlung und Untersuchung der Sexualpartner
Die EKSG rät weiter dazu, alle Sexualpartner der letzten 60 Tage auf Gonokokken zu testen und sofort wie Erkrankte zu behandeln, also noch bevor Ergebnisse vorliegen. Dadurch wird verhindert, dass sich Partner immer wieder gegenseitig anstecken (Pingpongeffekt) oder die Erreger an andere weitergeben. Bis zum Verschwinden aller Krankheitssymptome, aber mindestens bis eine Woche nach Beginn der Behandlung soll auf Sex verzichtet werden oder es müssen zumindest Kondome verwendet werden.
Behandlung und Untersuchung in der Schwangerschaft
Die Empfehlung der EKSG gilt auch für schwangere Patientinnen. Schwangere sollten aber besonders auf Anzeichen einer Gonokokken-Infektion achten und im Zweifel rasch fachlichen Rat suchen. Speziell im ersten Trimester können Komplikationen das Leben des Fötus gefährden.
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Bei rechtzeitiger und angemessener Behandlung heilt unkomplizierter Tripper üblicherweise nach einigen Tagen aus, Schäden bleiben keine zurück. Ohne Behandlung kann die Infektion auf andere Organe übergreifen und Komplikationen verursachen.
Bei Männern können selten Entzündungen der Prostata (Prostatitis) und der Nebenhoden (Epididymitis) auftreten. Letztere kann zu Unfruchtbarkeit führen, wenn sich Kanälchen in den Nebenhoden verschliessen.
Bei Frauen entzünden sich selten die grossen Scheidenvorhofdrüsen (Bartholin-Drüsen, Bartholinitis). Ebenfalls auftreten können Entzündungen der Gebärmutter (Endometritis) sowie der Eileiter und Eierstöcke (Adnexitis) und weiterer Organe des kleinen Beckens. Dabei verwachsen und verkleben manchmal Eileiter, was Unfruchtbarkeit nach sich ziehen kann.
Ein- bis dreimal unter 100 Erkrankten breitet sich Tripper über die Blutbahn im ganzen Körper aus (disseminierte Gonorrhoe, generalisierte Gonorrhoe), Frauen sind stärker gefährdet. Betroffene bekommen Fieberschübe, blutige Pusteln auf der Haut, Gelenkschwellungen und -entzündungen (Arthritis), besonders an Armen und Beinen. Sehr selten befallen die Erreger auch Herz, Hirnhaut oder Knochen. Eine körperweite, systemische Entzündung mit Gonokokken (Gonokokken-Sepsis) kann lebensbedrohlich sein.
Besonderheiten
Die Bakterien, die Tripper auslösen, heissen sowohl Gonokokken als auch Neisseria gonorrhoeae, nach ihrem Entdecker, dem deutschen Dermatologen Albert Neisser (1855–1916).
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Tripper kommt fast immer durch Sexualkontakte zustande (Ausnahmen: Augentripper bei Neugeborenen und durch Selbstansteckung). Gonokokken können die Schleimhäute von Gebärmutterhals, Harnröhre, Anus, Mund und Rachen besiedeln. Sie werden durch direkte Kontakte von infizierten Schleimhäuten auf gonokokkenfreie übertragen. Andere Ansteckungswege sind weitgehend ausgeschlossen, weil die hoch spezialisierten Gonokokken ausserhalb des Körpers schnell absterben und Tripper nur bei Menschen vorkommt. Bei Kindern, die älter als ein Jahr sind, werfen Infektionen mit Gonokokken immer den Verdacht auf, dass Missbrauch die Ursache ist.
Risikofaktor Nummer eins ist ungeschützter Sex. Die Gefahr, sich anzustecken, wächst weiter durch bestimmte Vorlieben (Anal-, Oralverkehr) und häufig wechselnde Sexpartnerschaften. Deshalb sind junge Menschen stärker gefährdet. Viele Frauen und Männer haben Gonokokken, aber keine Symptome. Ihr Anteil steigt offenbar mit der Zahl ihrer Partner. So fanden westeuropäische Erhebungen bei 5 bis 10 von 100 Prostituierten Reservoirs mit Gonokokken in Mund und/oder After. Unter homosexuellen Männern sind die Erreger ähnlich verbreitet. Neue und wechselnde Partnerschaften erhöhen somit das Ansteckungsrisiko.
Häufigkeit
Tripper nimmt weltweit und in der Schweiz zu. Fachleute bezeichnen den Anstieg als besorgniserregend, auch weil die Erreger immer resistenter gegen viele Antibiotika werden. Bei uns ist Tripper meldepflichtig. Die nationalen Fallzahlen liegen leicht über dem westeuropäischen Schnitt und steigen seit zehn Jahren an. Im Jahre 2003 wurden in der Schweiz 531 bestätigte Fälle gemeldet, bis 2012 erhöhte sich diese Zahl auf 1512. Tripper ist bei uns also deutlich häufiger als Syphilis (2012: 543 bestätigte Fälle) und HIV-Infektionen (478 Fälle), aber seltener als Ansteckungen mit Chlamydien (8038 Fälle). Vier von fünf Erkrankten hierzulande sind Männer. Die meisten davon sind zwischen 25 und 34 Jahren alt, wohnen in städtischen Gebieten und infizieren sich bei Gelegenheitspartnern oder -partnerinnen. Am stärksten gefährdet sind homosexuelle Männer.
Global rechnet die WHO mit jährlich mehr als 100 Millionen neuen Gonokokken-Infektionen.
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Vorbeugung
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Kondome verringern die Ansteckungsgefahr deutlich, schützen aber nicht vollständig. Oralverkehr kann auch ohne Kontakt zu Sperma oder Blut zur Infektion führen. Die beste Vorbeugung sind feste Beziehungen. Wer bei sich Juckreiz, Brennen, Ausfluss oder ähnliche verdächtige Symptome feststellt, sollte sich auf Gonokokken untersuchen lassen, um selbst Komplikationen zu vermeiden und um andere zu schützen. Bei häufig wechselnden Sexualpartnerschaften empfiehlt sich einmal jährlich eine Prüfung auf Gonokokken.
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Wirkstoffe