Akutes Nierenversagen
Synonym: akute Niereninsuffizienz
Akutes Nierenversagen ist eine Form des Nierenversagens, bei der die Nierenfunktion innert Stunden oder weniger Wochen schnell nachlässt. Beim chronischen Nierenversagen dauert das meist Monate bis Jahre. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass sich die Nierenschäden bei der akuten Form grundsätzlich rückgängig machen lassen.
Fachleute unterscheiden nach der Art der Ursachen drei Formen:
- Bei prärenal ausgelöstem akutem Nierenversagen ist der Auslöser eine starke Abnahme des Blutvolumens. Ursachen dafür können beispielsweise Blutungen durch Unfälle oder Operationen, Verbrennungen, starker Durchfall und Blutvergiftungen (Fachbegriff: Sepsis) sein. Die Behandlung besteht darin, das verlorene Blut und die verlorene Flüssigkeit zu ersetzen, um den Kreislauf zu stabilisieren. Parallel findet eine ursächliche Behandlung statt, sofern möglich – also etwa bei bakteriellen Infektionen mit Antibiotika.
- Bei (intra-)renal ausgelöstem akutem Nierenversagen liegt die Ursache in den Nieren selbst. Gründe für entsprechende Schäden am Nierengewebe können etwa Medikamente, Entzündungen und Infektionen sein. Die Therapie zielt vornehmlich auf die Symptome ab und darauf, die schädlichen Faktoren zu beseitigen, sofern diese Möglichkeit besteht.
- Bei postrenal ausgelöstem akutem Nierenversagen ist der Abfluss des Harns durch Hindernisse stark eingeschränkt. Häufige Ursachen sind zum Beispiel Harnsteine und bei Männern eine gutartige Vergrösserung der Prostata. Auch Engstellen in den Harnleitern und Tumore können den Harnabfluss behindern. Oft lassen sich die Hindernisse in Operationen entfernen.
Je nach Form und Gesundheitszustand der Betroffenen lässt sich akutes Nierenversagen vollständig beheben. Dann erholen sich häufig auch die Nieren wieder komplett. Oft ereignet sich akutes Nierenversagen aber bei Patienten mit schweren Erkrankungen oder auf der Intensivstation. Von diesen Betroffenen überlebt weniger als die Hälfte.
Akutes Nierenversagen ist recht selten. In den Industrienationen kommt es im Schnitt etwa zu ein bis zwei Fällen auf tausend Personen pro Jahr.