Tiefe Beinvenenthrombose
Synonym: Phlebothrombose, tiefe Beckenvenenthrombose
Eine tiefe Beinvenenthrombose entsteht dann, wenn sich in einer tief gelegenen Becken- oder Beinvene ein Blutgerinnsel (Fachausdruck: Thrombus) bildet, das das Gefäss teilweise oder ganz verschliesst. Daraus können eine lebensgefährliche akute Lungenembolie und ein dauerhafter Schaden im tieferliegenden Venensystem entstehen. Mit ein bis zwei Erkrankten pro 1000 Menschen zählt die tiefe Beinvenenthrombose zu den häufigen Erkrankungen.
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Symptome
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Spüren Sie ein Ziehen oder Spannungsgefühl in einem Bein, so als würde etwas zerreissen?Ist Ihre Wade druckempfindlich?Schmerzt Ihre Fusssohle beim Gehen?
Dann kann es sich um eine tiefe Beinvenenthrombose handeln. Typisch sind Beschwerden, die in einem Bein auftreten, nur selten treten Thrombosen zeitgleich in beiden Beinen auf. Manche Betroffene charakterisieren den Schmerz als sehr starken Muskelkater, die betroffene Stelle ist extrem druckempfindlich. Auch Fieber und Herzrasen können auftreten. Je nach Fortschreiten der Thrombose treten die Schmerzen vor allem beim Gehen, Husten und Herabhängenlassen des Beins auf. Typisch ist eine Besserung der Symptome im Liegen und beim Hochlagern des Beins, eine Verschlechterung beim Gehen und Stehen.
Fachleute schätzen, dass rund zwei Drittel der Thrombosen, vor allem diejenige im Bereich des Unterschenkels, von den Betroffenen überhaupt nicht bemerkt werden. Mediziner sprechen dann von der sogenannten asymptomatischen Thrombose. Diese Menschen haben entweder gar keine Beschwerden oder nur sehr leichte Symptome, die nicht an eine Thrombose denken lassen. Sobald sich die Thrombose nach oben hin entwickelt und ausdehnt, treten allerdings deutliche Beschwerden auf. Das Bein schwillt an, die Haut spannt und wirkt glänzend, sie wird warm und hat einen bläulichen Schimmer. Mitunter sucht sich das Blut einen alternativen Weg. Diese Ersatzroute wird stärker durchblutet und fällt als sogenannte Warnvene am Schienbein auf.
Generell gilt: Je dicker die beteiligte Vene und damit das in ihr vorhandene Blutgerinnsel ist, umso höher ist das Komplikationsrisiko.
Wann zum Arzt?
Unbedingt noch am gleichen Tag zum Arzt sollten Betroffene, deren Bein deutlich an Umfang zugenommen hat. Als Orientierung gilt: Wenn Sie den Umfang beider Beine zehn Zentimeter ober- oder unterhalb des Knies messen – je nachdem, ob Ober- oder Unterschenkel von der Thrombose betroffen ist – und einen Unterschied von mehr als zwei Zentimetern feststellen, sollten Sie sofort zum Arzt. Begeben Sie sich sofort ins Spital, wenn ein Bein angeschwollen ist und Sie plötzlich Luftnot haben. Das kann ein Anzeichen für eine Lungenembolie infolge einer Thrombose sein.
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Behandlung
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Eine tiefe Beinvenenthrombose wird in den meisten Fällen konservativ behandelt, mitunter kann aber auch ein chirurgischer Eingriff nötig sein.
Medikamentös
Priorität hat immer eine blutverdünnende Behandlung, eine sogenannte Antikoagulation. Sie soll das Blutgerinnsel auflösen und so helfen, eine Lungenembolie zu verhindern. Die Antikoagulation wird anfangs in der Akutphase meist mit Heparinen durchgeführt, danach verschreibt der Arzt sogenannte Kumarinderivate, die auch als Vitamin-K-Antagonisten bekannt sind. Bekannte Wirkstoffe sind Phenprocoumon und Acenocoumarol in Tablettenform. Diese Medikamente müssen individuell angepasst werden, da jeder Mensch anders auf die Wirkstoffe reagiert und die Dosis entscheidend ist für die Wirksamkeit. Häufige Blutkontrollen sind daher zu Beginn der Behandlung wichtig, sodass der Arzt die Tablettengabe gegebenenfalls nachjustieren kann. Die Kumarintherapie wird meist langfristig über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten eingesetzt. So soll ein Wiederauftreten der Thrombose verhindert werden.
Seit einiger Zeit werden als Alternative zu den Kumarinen auch sogenannte direkte orale Antikoagulantien (DOAK) verschrieben. Wirkstoffe sind Apixaban, Rivaroxaban oder Dabigatran. Sie ersparen zwar die häufige Blutuntersuchung, sind bei Medizinern aber umstritten, da aussagekräftige Studien und langfristige Erfahrungen mit diesen Wirkstoffen noch fehlen.
In akuten Fällen eines Gefässverschlusses wird eine Lysetherapie eingesetzt. Dabei werden über einen venösen Zugang Medikamente gegeben, die den Thrombus innerhalb weniger Stunden auflösen sollen. Dafür wird beispielsweise das Enzym Urokinase oder der Wirkstoff Alteplase verwendet. Das Risiko innerer Blutungen ist bei einer Lysetherapie hoch, daher wird sie nur in besonders schweren Thrombosefällen angewandt. Alternativ wird stationär auch hochdosiertes Heparin über eine Infusion gegeben oder unter die Haut gespritzt.
Kompression
Zusätzlich zur medikamentösen Therapie wird eine Thrombose meist mit Kompressionsstrümpfen behandelt. Diese sehr engen Strümpfe üben Druck auf die Vene aus und verhindern, dass sie weiter ausleiert und sich das Blut stauen kann. Das Blut kann wieder besser fliessen, die Flüssigkeitseinlagerungen im umgebenden Gewebe gehen zurück. Damit ein Kompressionsverband oder ein Kompressionsstrumpf gut funktioniert, muss er individuell angepasst werden. Wie Sie einen Kompressionsstrumpf richtig anziehen, zeigt Ihnen Ihr Arzt oder Apotheker. Da es einiges an Kraft braucht, um einen Kompressionsstrumpf über das Bein zu ziehen, ist eine sogenannte Anziehhilfe sinnvoll. Wichtig ist es, die Kompressionsstrümpfe von den Stützstrümpfen zu unterscheiden. Letztere üben deutlich weniger Druck auf die Beine aus, sind aber bei leichteren Venenleiden eine sinnvolle Hilfe und haben eine vorbeugende Wirkung.
Chirurgisch
In seltenen Fällen wird das Blutgerinnsel während einer Operation herausgeschnitten oder mit einem in die Vene eingeführten Katheter herausgelöst. Diese Methoden werden vor allem bei sehr ausgeprägten Thrombosen angewandt.
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Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Die weitaus meisten tiefen Beinvenenthrombosen entstehen in der unteren Hohlvene. Experten schätzen, dass etwa ein Drittel dieser tiefen Venenthrombosen im Becken auftreten und zwei Drittel in den Beinen.
Setzt sich ein Blutgerinnsel an einer Venenwand fest, wächst es mit der Zeit und droht, die Vene völlig zu verschliessen. Manchmal gelingt es jedoch dem körpereigenen Gerinnungssystem ganz allein, das Gerinnsel über Tage und Wochen hinweg aufzulösen. Mediziner gehen davon aus, dass dies recht häufig geschieht, der Betroffene merkt meist nichts davon.
Löst sich der Thrombus jedoch nicht von allein auf, wächst er immer weiter. Dabei kann es passieren, dass der Blutstrom Teile des Gerinnsels abreisst. Das passiert vor allem zu Beginn einer Thrombose, da das Gerinnsel dann noch nicht fest mit der Gefässwand verwachsen ist. Diese Stückchen werden über den Blutkreislauf bis zur Lunge transportiert und bleiben dort in kleinen Gefässen stecken. Eine solche Lungenembolie kann sich durch Atemnot, Husten, Herzklopfen und Schmerzen in der Brust bemerkbar machen. Handelt es sich um eine ausgedehnte Lungenembolie, kann das Herz versagen. Es versucht, gegen den Widerstand des gestauten Bluts anzupumpen und bricht dann überfordert zusammen.
Daher gehört jeder Verdacht auf eine Thrombose in die Hände einer Fachperson. Nur ein Arzt kann feststellen, ob es sich um eine oberflächliche oder tiefe Venenthrombose handelt und die nötigen Behandlungsschritte veranlassen.
Sehr selten verschliessen sich alle Venen eines Beins auf einmal. Ärzte sprechen dann von einem «Phlegmasia coerulea dolens». Es handelt sich dabei um einen Notfall, da das Bein aufgrund der Nichtversorgung des Gewebes abzusterben droht. Hier muss das Blutgerinnsel sofort in einer Operation entfernt werden.
Auch wenn eine Thrombose bei rechtzeitiger Behandlung meist folgenlos abheilt, leiden viele Betroffene langfristig unter Störungen des Blutabflusses. Der Fachausdruck lautet postthrombotisches Symptom, welches vor allem durch verschiedene Venenleiden gekennzeichnet ist.
In manchen Fällen kann sich nach einer schweren Beinvenenthrombose ein sogenanntes «offenes Bein» (Fachausdruck: Ulcus cruris) bilden. Es handelt sich dabei um tiefsitzende, schlecht heilende Wunden, meist um den Knöchel herum. Sie entstehen, wenn sich im Gewebe Stoffwechselprodukte anlagern, die durch den vom Gerinnsel verursachten Blutstau nicht mehr abtransportiert werden können.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Im Blut befinden sich Substanzen, die die Gerinnung fördern, und solche, die die Gerinnung hemmen. Durch verschiedene Einflüsse kann das natürliche Gleichgewicht dieser Stoffe durcheinandergebracht werden. Zum Beispiel durch eine Narkose oder die Antibabypille. Dann kann ein Blutgerinnsel (Fachausdruck: Thrombus) in einer Vene entstehen.
Wird eine Vene über längere Zeit abgeklemmt, zum Beispiel beim langen Sitzen im Flugzeug, kann dies den Blutfluss behindern und zu einer Gerinnselbildung führen. Dieses Gerinnsel verstopft die Vene ganz oder teilweise. Es kommt zum Rückstau des Bluts, die Vene weitet sich und im umliegenden Gewebe sammelt sich Flüssigkeit. Dadurch schwillt das Bein an, die Haut spannt und schimmert bläulich.
Risikofaktoren
Gefördert werden Venenleiden an den Beinen durch eine ganze Reihe von Risikofaktoren:
- Erbliche Faktoren: Die Häufung von Venenleiden in bestimmten Familien legt den Schluss nahe, dass Krampfadern, Thromboseneigung oder chronische Venenschwäche oft erblich bedingt sind.
- Weibliches Geschlecht: Frauen sind wegen des besonderen Aufbaus ihres Bindegewebes öfter von Venenschwäche betroffen. Ausserdem spielen hormonelle Einflüsse z.B. in der Schwangerschaft eine Rolle. Die Antibabypille soll ebenfalls das Risiko von Venenleiden erhöhen.
- Lebensalter: Mit dem Alter sinkt die Elastizität des Bindegewebes. Ausserdem bewegen sich viele ältere Menschen weniger als in früheren Jahren.
- Übergewicht: Je höher das Gewicht eines Menschen ist, desto mehr werden die Beinvenen belastet.
- Berufliche Situation: Tätigkeiten im Stehen und Sitzen fördern Venenschwäche, weil die Muskelpumpe zu wenig aktiviert wird und die Schwerkraft den Rückfluss des Bluts behindert.
- Bewegungsmangel: Bewegungsmangel lässt die Muskeln erschlaffen, und die Muskelpumpe arbeitet nicht mehr richtig.
- Lebensstil: Rauchen wirkt sich negativ auf die Durchblutung des gesamten Körpers aus und erhöht das Risiko für Thrombosen. Sehr starker Alkoholkonsum kann zu Leberzirrhose und zu Krampfadern in der Speiseröhre und im Magen führen.
- Bestimmte Krankheiten: Herzschwäche und Leberzirrhose sind zwei der Krankheiten, die zu einem erhöhten Druck in den Venen führen können.
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Vorbeugung
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Selbst bei einem erhöhten Risiko lassen sich Venenleiden gut verhindern. Wer ein paar Tipps beherzigt, kann allerlei Beschwerden rund um Bein und Knöchel vorbeugen. Dazu gehören ein paar Änderungen des Lebensstils bezüglich Kleidung, Ernährung und Freizeitgewohnheiten. Spezielle Übungen für die Fitness der Venen und Muskelpumpen können Betroffene gut in ihren Beruf und Alltag einbauen. Um generell mehr in Bewegung zu kommen, findet sich für jeden Geschmack die richtige Ausdauersportart.
Hier die Tipps im Einzelnen:
- Übungen: Es gibt bestimmte Übungen, die die Muskelpumpen aktivieren. Die Übungen funktionieren im Sitzen, Stehen, Liegen (z.B. Fusswippe, Oberschenkelpresse, Pedalofahren) und lassen sich prima in den Alltag einbauen.
- Bewegung: Die Muskelpumpe gut in Schwung bringen Ausdauersportarten wie (Nordic) Walking, Wandern, Laufen, Schwimmen, Velofahren, Tanzen, Langlaufen und Golfen.
- Langes Sitzen oder Stehen vermeiden: Stehen und Sitzen verstärken das Absacken des Bluts in den Beinen. Wer viel stehen muss, sollte immer wieder ein paar kurze Übungen einbauen oder sich kurz hinsetzen. Bei Tätigkeiten im Sitzen empfiehlt es sich, öfter mal aufzustehen und eine kleine Bewegungseinheit einzulegen.
- Beine hochlegen: Immer wieder auf den Tag verteilt kurz die Beine hochlegen hilft den Füssen und Unterschenkeln beim Abschwellen.
- Flache Schuhe und lockere Kleidung: Absätze hindern die Muskelpumpen am Arbeiten, enge Hosen schneiden in Kniekehlen und Leisten ein und behindern die Blutzirkulation. Deshalb empfiehlt sich bei Venenschwäche das Tragen bequemer Kleidung und flacher Schuhe.
- Heisse Temperaturen meiden: Bei Veranlagung zu Krampfadern sollte grosse Wärme oder Hitze (heisse Aussentemperaturen, Sauna, ausgedehnte Sonnenbäder) gemieden werden, da die Gefässe sich dabei stark erweitern und sich der Blutfluss verlangsamt.
- Kältereize suchen: Wechselduschen – des ganzen Körpers oder nur der Füsse – und Kneippen in kühlen Gewässern verbessern die Blutzirkulation.
- Übergewicht reduzieren: Wer langfristig Gewicht verlieren will, kommt um eine Ernährungsumstellung nicht herum. Die Ernährung sollte ballaststoffreich mit viel frischem Obst und Gemüse sein.
- Nikotinverzicht.
Reisetipps
Für Menschen mit Venenproblemen sind lange Reisen mit Bus, Zug, Auto oder Flugzeug besonders strapaziös. Wer Stützstrümpfe hat, sollte diese schon morgens direkt nach dem Aufstehen anziehen. Mit lockerer Kleidung ohne einschneidende Bündchen reist es sich bequem. In Bus, Zug und Flugzeug ist es sinnvoll, immer wieder aufzustehen und umherzugehen. Auch Übungen im Sitzen wie Beinwippen und Fusskreisen lassen sich auf einer Fahrt immer wieder einbauen. Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann öfter einen Halt einlegen und dabei einige Schritte gehen.
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TopPharm hilft!
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Ihr persönlicher Gesundheits-Coach berät Sie gern zu Venenleiden. Er empfiehlt entzündungshemmende Medikamente und schmerzlindernde Salben und überlegt gemeinsam mit Ihnen, welche pflanzlichen Mittel dabei helfen können, Ihre Venen zu stärken.
Ein kleiner Ratgeber «Gesunde Beine & Füsse» liegt in Ihrer TopPharm Apotheke bereit, der neben Tipps zu Venenleiden viel Nützliches rund um die Pflege Ihrer Füsse enthält.
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