Scharlach
Synonym: Scarlatina, Scharlachfieber
Scharlach ist eine fieberhafte Erkrankung, die mit Halsweh und einem typischen Hautausschlag einhergeht. Erreger von Scharlach sind Streptokokken der Serogruppe A, auch Streptococcus pyogenes genannt. Scharlach tritt überwiegend in der Altersgruppe der 6- bis 12-Jährigen auf, kann aber auch kleinere Kinder befallen und gelegentlich auch Erwachsene.
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Symptome
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Haben Ihr Kind oder Sie selbst Halsweh und Fieber?Bildet sich am ersten oder zweiten Krankheitstag ein Ausschlag aus kleinen roten Flecken am Oberkörper und breitet er sich auf den gesamten Körper, mit Ausnahme der Handinnenflächen und Fusssohlen, aus?
Das könnte auf Scharlach hindeuten. Die Erkrankung beginnt in der Regel mit Halsweh und grippeähnlichen Allgemeinsymptomen wie typischerweise hohem Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen. Die Zunge ist weisslich belegt und mit kleinen erhabenen grellroten Pünktchen übersät; man bezeichnet das auch als Himbeer- oder Erdbeerzunge. Der Rachen ist düsterrot, die Mandeln sind geschwollen, oft mit kleinen weissen Stippchen. Bereits am ersten oder zweiten Krankheitstag bilden sich stecknadelkopfgrosse, dicht nebeneinanderstehende hellrote Flecken. Die befallene Haut fühlt sich rau an; der Scharlach-Ausschlag wird auch als rote Gänsehaut beschrieben. Er beginnt am Brustkorb und breitet sich von dort auf den ganzen Körper aus. Die Leisten sind oft besonders stark betroffen, um Mund und Nase herum bleibt die Haut blass. Der Ausschlag verblasst nach sechs bis neun Tagen, das Fieber klingt ab. Danach löst sich die oberste Hautschicht vor allem von Händen und Füssen ab – ähnlich wie nach einem starken Sonnenbrand.
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Behandlung
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Behandelt man Scharlach mit einem Antibiotikum, in der Regel Penicillin, dann verkürzt man damit die Zeit, in der der Betroffene andere anstecken kann. Auch das Risiko für Komplikationen lässt sich durch eine rechtzeitige antibiotische Behandlung gering halten. Einen grossen Einfluss auf Dauer und Schwere der eigentlichen Scharlach-Symptome Halsweh, Fieber und Hautausschlag hat sie jedoch nicht. Das liegt daran, dass das Antibiotikum zwar gegen eine weitere Ausbreitung der Bakterien wirkt, nicht aber gegen die bereits von den Streptokokken ausgeschütteten Giftstoffe (Toxine). Je nach Mittel beträgt die notwendige Einnahmedauer zwischen fünf und zehn Tagen.
Sollte bei Ihnen bereits eine Allergie gegen Penicillin oder andere Medikamente festgestellt worden sein, dann ist es wichtig, Ihren Arzt darauf hinzuweisen, um erneute allergische Reaktionen zu vermeiden. Menschen mit einer Penicillin-Allergie sind oft auch gegen andere Medikamente allergisch, einschliesslich anderer Antibiotika. Man spricht dann von einer allergischen Kreuzreaktion. -
Verlauf, Komplikationen, Besonderheiten
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Die Erkrankung verläuft heute, auch dank der antibiotischen Therapie, in den meisten Fällen ohne Komplikationen. Gelegentlich kann Scharlach mit der Bildung einer Eiterkapsel (Abszess) in den Mandeln, einer Entzündung oder Vereiterung der Nasennebenhöhlen, einer Mittelohrentzündung oder einer Lungenentzündung (Pneumonie) einhergehen. Sehr selten ist eine schwere, lebensbedrohliche Verlaufsform des Scharlachs (toxischer Scharlach) mit extrem hohem Fieber, Bewusstseinstrübung, fleckenförmigen Hautblutungen (Ekchymosen), Muskelkrämpfen und Blutdruckabfall (Kreislaufschock). Zwei bis drei Wochen nach Abklingen der Symptome kann es selten zu schweren Spätkomplikationen kommen. Dazu zählen das rheumatische Fieber mit Gelenkentzündung (Arthritis) und Schädigung der Herzklappen, eine akute Entzündung des Nierengewebes (Glomerulonephritis) und eine Erkrankung des Gehirns, die sich in plötzlichen, unkontrollierten, ausladenden Bewegungen, vor allem der Hände, des Schlundes und der Gesichtsmuskulatur äussert (Chorea minor oder Chorea Sydenham, auch Veitstanz genannt). Die beschriebenen Komplikationen können nicht nur infolge von Scharlach auftreten, sondern auch im Rahmen von Streptokokkeninfektionen, die nur mit Halsweh oder auch mit anderen Symptomen einhergehen, etwa bei einer ansteckenden Borkenflechte (Impetigo contagiosa).
Der Name Scharlach kommt übrigens von der leuchtend roten – scharlachroten – Farbe des Hautausschlags. Ebenfalls auf die rote Farbe bezogen, wurde die Erkrankung bereits im 16. Jahrhundert als Purpurfieber beschrieben. Der berühmte englische Arzt Thomas Sydenham (1624–1689) bezeichnete sie als febris scarlatina. Im deutschsprachigen Raum ist die Krankheitsbezeichnung Scharlach seit dem 18. Jahrhundert geläufig. Da es damals noch keine Antibiotika gab, war Scharlach eine gefürchtete, nicht selten tödlich endende Erkrankung.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Streptokokken werden über Tröpfcheninfektion oder durch engen Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, etwa in Schulen, Kindergärten oder Pflegeheimen, können die Erreger sich besonders leicht ausbreiten. Viele Menschen haben im Rachen Streptococcus-pyogenes-Keime, ohne dass sie etwas davon mitbekommen. Man spricht dann von einer asymptomatischem Besiedlung. Man schätzt, dass in den Wintermonaten, in denen sich die Erreger besonders stark verbreiten, bis zu einem Fünftel der Bevölkerung davon betroffen ist. In dieser Zeit ist auch der Scharlach am häufigsten. Zwischen einer Neuinfektion und dem Auftreten der ersten Symptome liegen in der Regel ein bis drei Tage. Neben Halsentzündungen und dem beschriebenen Scharlach-Ausschlag können Streptokokken auch eitrige Hautentzündungen im Gesicht oder an den Beinen (ansteckende Borkenflechte, Impetigo contagiosa) hervorrufen sowie eitrige Erkrankungen unter der Haut und in den Weichteilen wie Muskeln oder Bindegewebsschichten. Nicht alle Streptococcus-pyogenes-Stämme können Scharlach verursachen. Das liegt daran, dass die verschiedenen Bakterienarten unterschiedliche Giftstoffe (Toxine) ausschütten, die bestimmte Krankheitssymptome verursachen. Da es verschiedene Streptokokkenstämme gibt, ist jemand, der einmal Scharlach hatte, nicht immun gegen die Erkrankung. Er kann sich später mit einem anderen Stamm infizieren und erneut an Scharlach erkranken. Regelrechte Scharlachausbrüche mit regionaler Häufung vieler Erkrankungsfälle (Epidemien) kommen heute in der Schweiz praktisch nicht mehr vor, wohl aber in manchen osteuropäischen Ländern und in aussereuropäischen Ländern mit niedrigem Hygienestandard.
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Vorbeugung
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Gegen Streptokokken gibt es keine Impfung. Wichtige Vorbeugemassnahmen sind gründliches und mehrmals täglich wiederholtes Händewaschen, besonders nach dem Kontakt mit anderen Menschen – beispielsweise während und nach dem Aufenthalt in Kindergarten oder Schule. Das gilt natürlich ganz besonders, wenn man mit Streptokokkeninfizierten in Kontakt war. Da asymptomatische Besiedlungen so häufig sind, dass es keine realistische Chance gibt, Streptokokken komplett auszurotten, ist deren Behandlung mit Antibiotika nicht erforderlich. Damit würde man nur die Bildung antibiotikaresistenter Bakterienstämme begünstigen. Streptococcus-pyogenes-Stämme, die gegen das Standard-Antibiotikum Penicillin resistent sind, spielen in der Schweiz bislang kaum eine Rolle, vermutlich weil der Antibiotika-Einsatz bisher auf ein vernünftiges Mass beschränkt wurde. Wer an Scharlach erkrankt ist, sollte bis mindestens 24 Stunden nach Beginn der Antibiotika-Behandlung zu Hause bleiben. Das gilt ganz besonders auch für Menschen, die in einer Gemeinschaftseinrichtung tätig sind, wie Erzieherinnen, Lehrer oder Krankenschwestern.
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