Pilzerkrankungen
Synonym: Mykosen, Pilzinfektionen, Pilzkrankheiten
Pilzerkrankungen (Mykosen) sind alle Krankheiten, die von Pilzen verursacht werden. Dabei kann es sich um oberflächliche Erkrankungen von Haut, Hautanhangsgebilden (Nägel) und Schleimhäuten handeln oder um systemische, bei denen die Erreger innere Organe oder Körperflüssigkeiten wie Blut infiziert haben.
In der Schweiz kommen am häufigsten oberflächliche Pilzerkrankungen vor, vor allem Fuss- oder Nagelpilz. Sie sind oft unangenehm, aber harmlos. Systemische Pilzerkrankungen, die auch invasive Pilzerkrankungen heissen, können teilweise zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. In Industrienationen treten sie üblicherweise nur bei Menschen auf, deren Immunsystem geschwächt ist.
Oberflächliche Pilzinfektionen sind weit verbreitet. Fusspilz zählt zu den häufigsten Infektionserkrankungen. Hierzulande erkrankt bis zu einer von fünf Erwachsenen mindestens einmal daran. Systemische Pilzerkrankungen sind im Vergleich selten.
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Formen und Erreger
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Fachleute unterteilen Pilzerkrankungen in oberflächliche und systemische, nach der Herkunft der Pilz und nach ihrer Art. Für Laien sind diese Unterteilungen kaum nützlich, sie können weder die Erreger noch ihre Herkunft anhand der Krankheitszeichen sicher erkennen. Der allgemeine Sprachgebrauch benennt daher normalerweise die Stelle, an der eine Pilzinfektion auftritt. Eine weitere sinnvolle Unterteilung trennt die betroffenen Stellen nach den befallenen Geweben.
Häufige Pilzinfektionen der Haut:
- Fusspilz (Sportlerfuss, Tinea pedis), ausgelöst durch bestimmte Fadenpilze (Dermatophyten). Fusspilz ist die häufigste Pilzinfektion der Haut. Sie beginnt in den meisten Fällen zwischen den Zehen, kann sich über die ganze Fusssohle ausbreiten und in schweren Fällen auch über den Fussrücken. Erste Anzeichen sind Juckreiz, Hautrötung und Schuppenbildung. Die Infektion kann auf die Nägel übergreifen (Nagelpilz).
- Hautpilz (Ringflechte, Tinea corporis), ausgelöst durch bestimmte Dermatophyten. Anzeichen sind leicht erhabene, kreisförmige Hautrötungen, teilweise mit Schuppen. Im weiteren Verlauf bilden sich meist gerötete Ringe, weil sich die Infektion gleichzeitig ausbreitet und in der Mitte abheilt. Grundsätzlich kann die Erkrankung an allen Hautstellen auftreten. Meistens tritt sie an feuchten, warmen Gebieten wie Hautfalten auf.
- Pilzerkrankung der behaarten Kopfhaut (Tinea capitis), ausgelöst durch bestimmte Dermatophyten. Betroffen sind häufig Kinder, unter denen sich die Erkrankung z.B. im Kindergarten oft sehr schnell verbreitet. Weil die Erreger an den Haarwurzeln tiefer in die Haut eindringen können als bei anderen Hautpilzerkrankungen, spricht man auch von tieferen Hautpilzinfektionen. Oft erscheinen kleine starke Rötungen, Knötchen oder Pusteln, Krusten und Eiter. Auch im Gesicht und an Stellen mit Bartwuchs sind diese Symptome möglich. Vereinzelt ist nicht ganz zutreffend von «Haarpilz» die Rede.
- Pityriasis versicolor (Kleienflechte, Kleienpilzflechte). Es handelt sich um eine verbreitete, harmlose Hautpilzerkrankung durch den Hefepilz Malassezia furfur, die zu hellen Hautflecken führt. Die Flecken können sich im weiteren Verlauf zu grösseren Bereichen verbinden. Gelegentlich ist für die Erkrankung der Name Tinea versicolor zu finden.
Häufige Pilzinfektionen an Schleimhäuten:
- Scheidenpilz (Scheidensoor, Vaginalsoor). Die Erkrankung ist weit verbreitet, verursacht wird sie meistens durch den Hefepilz Candida albicans. Der Erreger zählt zur natürlichen Flora der Vaginalschleimhaut. Er kann sich unter bestimmten Umständen stark vermehren und zu Krankheitszeichen führen wie Juckreiz, weissen Belägen der Schleimhaut und weissem Ausfluss.
- Eichelpilz (Penispilz, Candida balanitis). Entzündungen der Eichel sind weit verbreitet. Zu den häufigsten Anzeichen gehören Rötung und Schwellung der Eichel, Juckreiz oder Schmerzen. Ursache ist meistens mangelnde Hygiene, die zum Wachstum verschiedener Erreger führen kann. Einer davon ist Candida albicans, der bei Frauen Scheidenpilz auslöst.
- Mundpilz (oraler Soor). Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, die meistens auf übermässiges Wachstum des Pilzes Candida albicans zurückgeht. Er findet sich bei vielen Menschen ganz natürlich auf den Schleimhäuten im Mund. Unter bestimmten Umständen wie Immunschwäche oder Antibiotikatherapie vermehrt sich der Keim stark, Merkmale dafür sind weisse Beläge auf der oft geröteten Schleimhaut. Häufig leiden Babys darunter, weil ihr Immunsystem noch nicht voll funktionsfähig ist.
Pilzinfektion der Hautanhangsgebilde:
- Nagelpilz (Onychomykose). Meistens verursachen bestimmte Fadenpilze die Erkrankung. Dann sprechen Fachleute von Tinea unguium. Ihre Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Seltener sind Hefe- oder Schimmelpilze die Verursacher.
Systemische Pilzinfektionen:
- Darmpilz. Die Erkrankung entsteht meist, wenn sich der Hefepilz Candida albicans stark vermehrt, Auslöser sind in der Regel eine Störung der Darmflora durch Immunschwäche, Medikamente oder andere Umstände. Candida albicans gehört bei der Mehrzahl der Menschen zu den natürlichen Bewohnern der Darmschleimhaut. Die Erkrankung kann zu sehr unterschiedlichen Symptomen führen, häufig sind Blähbauch, Bauchschmerzen und Völlegefühl.
- Andere systemische Pilzerkrankungen gelten als selten. Sie erscheinen üblicherweise nur bei Menschen, deren Immunsystem stark geschwächt ist oder die andere Vorschädigungen aufweisen. Dann können Pilze verschiedene Organe befallen oder eine Blutvergiftung auslösen. Schwere Verläufe, die tödlich enden, sind nicht selten. Ebenso kommen aber milde Erkrankungen vor, die manchmal chronisch werden.
Ärzten sagt eine Benennung nach betroffenen Stellen oft zu wenig aus. Zwar ist für eine Pilzerkrankung an einer bestimmten Körperstelle in den meisten Fällen ein spezieller Erreger verantwortlich, aber nicht immer. Daher ordnen Ärzte und viele Texte Pilzinfektionen nach der Art der Erreger ein. Dazu dient das DHS-System:
- D steht für «Dermatophyten». Dabei handelt es sich um sogenannte Fadenpilze, die für gut zwei Drittel aller Pilzerkrankungen verantwortlich sind, hauptsächlich für oberflächliche Erkrankungen der Haut. Anzeichen sind üblicherweise Hautrötungen, Juckreiz und teilweise Schuppen. Die häufigste Form ist der Fusspilz. Die Erkrankungen können grundsätzlich an allen Hautstellen auftreten, bevorzugt entstehen sie an feuchten, warmen Orten, etwa wo Haut auf Haut anliegt oder unter enger Kleidung. Dermatophyten sind auch die häufigsten Verursacher von Nagelpilz. Pilzinfektionen durch Dermatophyten treten auch bei sonst gesunden Menschen auf, sie infizieren sich über direkten Kontakt zu befallenen Personen, über Berührung von Gegenständen, die gemeinsam mit anderen benutzt werden (z.B. Handtücher, feuchter Boden in Schwimmbädern) oder nicht selten auch durch Haustiere wie Hunde und Katzen.
- H steht für «Hefepilze» (auch Sprosspilze genannt). Sie sind für rund ein Viertel der Pilzerkrankungen verantwortlich. Häufigster Erreger ist der Hefepilz Candida albicans, der ganz natürlich auf vielen Schleimhäuten zu finden ist, etwa in Mund, Scheide und Verdauungstrakt. Namen für Pilzerkrankungen durch Candida sind Candidose und Soor. Sie können entstehen, wenn das Gleichgewicht der Keime auf oder im Körper gestört ist z.B. durch Hormonpräparate wie die Pille, Antibiotika, Immunschwäche oder Medikamente, die die Immunabwehr hemmen (z.B. Kortison). Auf der Haut, speziell in feuchten Hautfalten, können als Krankheitszeichen nässende, gerötete Hautveränderungen erscheinen, die sich ausdehnen. Bei Kleinkindern treten gelegentlich Entzündungen im Bereich der Windeln auf, die zu Windelsoor führen können. Bei stark eingeschränkter Immunabwehr sind auch systemische Pilzerkrankungen möglich, die schwer verlaufen können.
- S steht für «Schimmelpilze». Sie verursachen etwa eine von zwanzig Pilzerkrankungen, am ehesten solche der inneren Organe bei Menschen mit sehr stark geschwächtem Immunsystem. Erkrankungen an Haut, Schleimhaut oder Nägeln durch Schimmelpilze sind möglich, aber selten. In der Regel haben Betroffene die Erreger mit der Atemluft oder mit Speisen aufgenommen. Die Infektionen breiten sich rasch im Körper aus und können tödlich verlaufen.
Eine weitere Unterteilung richtet sich nach der Herkunft der Erreger. Von exogenen oder primären Mykosen spricht man, wenn eine Kontaktinfektion stattgefunden hat: Die Betroffenen haben sich bei anderen Menschen, bei Tieren oder an kontaminierten Stellen angesteckt, wie beispielsweise an Fussböden in Gemeinschaftsduschen oder Umkleiden. Bei endogenen oder opportunistischen Pilzerkrankungen sind die Verursacher natürlich auf der Haut oder im Körper vorkommende Pilze. Diese können es ausnutzen, wenn das Gleichgewicht der Mikroorganismen, die Menschen besiedeln, gestört ist. Auslöser können Behandlungen mit Antibiotika sein oder Schwächungen des Immunsystems wie etwa durch gewisse Erkrankungen (z.B. HIV-Infektion, Diabetes mellitus), Chemotherapie, bei Organtransplantationen und extremer Mangelernährung.
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Symptome
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Die Symptome von Pilzerkrankungen können sehr unterschiedlich ausfallen, je nachdem welche Hautpartien, Körperteile oder Organe betroffen sind. Selbst an einer Stelle können verschiedene Erreger unterschiedliche Beschwerden auslösen. Häufige Anzeichen auf der Haut sind Juckreiz und Rötungen, die sich teilweise leicht erheben. Auf Schleimhäuten bilden sich in vielen Fällen weisse Beläge auf gerötetem Untergrund.
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Behandlung
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Wenn zweifelsfrei eine Erkrankung durch Pilze vorliegt, erfolgt eine Behandlung mit Mitteln gegen Pilze (Antimykotika). Es stehen mehrere Wirkstoffe zur Verfügung, wegen Resistenzen eignen sich nicht alle für jede Pilzerkrankung beziehungsweise bei allen Erregern. Im Fall oberflächlicher und tieferer Pilzerkrankungen der Haut reicht es mehrheitlich aus, diese Medikamente örtlich einzusetzen. Viele Pilzinfektionen sind hartnäckig, sodass sie regelmässige Anwendungen über längere Zeit erfordern. Wenn die Erkrankung trotz konsequenter Behandlung mit geeigneten Mitteln nicht verschwindet, wenn sich befallene Zonen ausweiten oder grossflächig sind, müssen Betroffene oft Antimykotika einnehmen. Bei systemischen Pilzerkrankungen ist eine innerliche Behandlung die Regel.
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Ursachen, Risikofaktoren und Häufigkeit
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Ursachen können eine Ansteckung sein oder Umstände, die es bereits vorhandenen Erregern erlauben, sich übermässig zu vermehren. Als Auslöser kommen etwa Medikamente (z.B. Antibiotika, Kortison) und Immunschwäche durch Erkrankungen, medizinische Behandlungen, extreme Fehlernährung oder Stress infrage.
Die Risikofaktoren unterscheiden sich. Zu Pilzerkrankungen können beispielsweise sowohl übertriebene (z.B. Scheidenpilz) als auch mangelnde Hygiene (z.B. Eichelpilz) führen. Auf der äusseren Haut ist Feuchtigkeit ein Risikofaktor.
Pilzerkrankungen zählen zu den häufigsten Infektionen überhaupt. Fachleute gehen davon aus, dass fast zwei Milliarden Menschen einmal im Leben daran leiden. In den Industrienationen sind harmlose Erkrankungen wie Fusspilz und Nagelpilz am weitesten verbreitet, ernste Pilzerkrankungen kommen eher in Entwicklungs- und Schwellenländern vor. Experten rechnen damit, dass rund um den Globus jährlich etwa 1,5 Millionen Menschen durch Pilzerkrankungen sterben.
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Vorbeugung
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Gegen Pilzerkrankungen der Haut beugt man vor, indem man Stellen trocken und sauber hält, die sonst zu Feuchtigkeit neigen. Das gilt besonders für die Zwischenräume der Zehen etwa nach dem Duschen oder nach Besuchen im Schwimmbad oder in der Sauna. Für andere Pilzerkrankungen gibt es keine generellen Schutzmassnahmen.
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TopPharm hilft!
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Pilzerkrankungen der Haut sind oft leicht zu erkennen. Wenn die Erkrankung diagnostiziert wurde, lassen sich viele oberflächliche Pilzinfektionen mit Cremes oder Lotionen heilen, die frei verkäuflich erhältlich sind. Hier kann Ihnen Ihr Gesundheits-Coach wertvolle Tipps geben.
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Wirkstoffe
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Bei Infektionen durch Pilze kommen in den meisten Fällen auch Mittel zum Einsatz, die gezielt gegen Pilze wirken – Antipilzmittel, auch Antimykotika genannt. Zwischen den Wirkstoffen bestehen Unterschiede, einige werden nur lokal auf der Haut angewendet, andere auch systemisch, also in Form von Tabletten und Injektionen.